Und wenn dies sichtbar passiert, nutzt man dann heutzutage dennoch nicht mehr den "Umweg" mit Umkanthilfe über den Stemmschwung?Martina hat geschrieben:... dann erfolgt eine Gewöhnung an diese Bewegung. D.h. der Skifahrer lernt, dass er genau in dem Moment, wo der Ski flach gestellt ist, mit der Hüfte wieder zurück zum Berg muss - und eben keinesfalls über diesen Punkt heraus.
Vom Schneepflug in den Parallelschwung
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Wie gesagt - meiner Erfahrung nach passiert es kaum (mehr), da der Parallelschwung nicht extra gelernt werden muss. An Stellen (meist im Steileren), wo sich der Fahrer eine parallele Kurven noch nicht zutraut, nutzt er den Pflug, an anderen geht es parallel. Der Fahrer überlegt sich das im Normalfall nicht bewusst, meist wird gar nicht gemerkt, dass schon parallel gefahren wird - und dass er den Parallelschwung in zunehmend steileren Gelände beherrscht.
Aber wenn es passieren sollte, das jemand diese "Hemmung" entwickelt oder wenn jemand in den Unterricht kommt, weil er sie hat, dann wäre der Stemmschwung eine Möglichkeit, denke ich.
Allerdings unterscheidet meiner Erfahrung nach ein Skifahrer auf diesem Niveau vom Fahrgefühl her kaum zwischen Stemmschwung und Pflugschwung. Es geht eher um parallel oder nicht.
Es ist für Leute, die dieses Problem haben, meist eine grosse Erleichterung, wenn man sagt: "Dann mach die Kurve halt mit Pflug!" (und vorher: stell dich mal normal grad auf die Ski!). Sie haben nämlich oft das Gefühl, dass sie in steilerem Gelände gar keine Kurve hinkriegen und queren die ganze Piste, der Hintern gegen den Berg gedreht, verkrampft und verängstigt, dass die Ski zu rutschen anfangen könnten.
Aber wenn es passieren sollte, das jemand diese "Hemmung" entwickelt oder wenn jemand in den Unterricht kommt, weil er sie hat, dann wäre der Stemmschwung eine Möglichkeit, denke ich.
Allerdings unterscheidet meiner Erfahrung nach ein Skifahrer auf diesem Niveau vom Fahrgefühl her kaum zwischen Stemmschwung und Pflugschwung. Es geht eher um parallel oder nicht.
Es ist für Leute, die dieses Problem haben, meist eine grosse Erleichterung, wenn man sagt: "Dann mach die Kurve halt mit Pflug!" (und vorher: stell dich mal normal grad auf die Ski!). Sie haben nämlich oft das Gefühl, dass sie in steilerem Gelände gar keine Kurve hinkriegen und queren die ganze Piste, der Hintern gegen den Berg gedreht, verkrampft und verängstigt, dass die Ski zu rutschen anfangen könnten.
Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Meine Erfahrung ist die: der Skifahrer lernt, wie er mit seitlich bzw. seitlich vorwärts parallel rutschenden/driftenden Ski umgeht, dabei das Tempo und den Kantengriff steuern kann.Martina hat geschrieben:Meine Erfahrung ist folgende:
Wenn man intensiv Seitrutschen übt, wo man eben nicht umkantet, sondern nur abkantet (flach stellt), dann erfolgt eine Gewöhnung an diese Bewegung. D.h. der Skifahrer lernt, dass er genau in dem Moment, wo der Ski flach gestellt ist, mit der Hüfte wieder zurück zum Berg muss - und eben keinesfalls über diesen Punkt heraus.
Selbstverständlich gehört sie dazu - habe ich das irgendwo anders beschrieben? Bitte zusammenhängend lesen: "schräg vorwärts, Anhalten über Hüftknick und stärkeres Aufkanten und Querstellen der Ski -- Übungen zum Abrutschen und parallelem Abbremsen zum Hang durch stärkeres Querstellen und Druckaufbau, ggf. mit seitlichem Hüftknick" (stärkeres Querstellen ergibt bei nur seitlichem Rutschen keinen Sinn, also kann nur Schrägfahrt gemeint sein!)Martina hat geschrieben:Ein Hockeystop ist übrigens ein Stoppschwung, kein Seitrutschen. Die Kurve gehört dort dazu (zumindest in der englischen/amerikanischen Skiterminologie).
Das ist doch gerade der Trick: zuerst wird das Abbremsen beim seitlichen Abrutschen durch Hüftknick/Aufkanten geübt - dann beim seitlichen Abrutschen vorwärts, schon dabei entsteht ein kleiner Parallelschwung zum Hang. Dann das Ganze mit zunehmendem Tempo aus der Schrägfahrt am Hang mit immer weniger Drift - das ergibt einen Hockeystop zum Hang. Dann wird das Ganze als Anhaltemanöver nach einem Pflugschwung mit anschließendem Parallelfahren geübt (d.h. Pflugbogen - parallel fahren, parallel driften, parallel anhalten. Manchmal wird dabei schon spontan ein Parallelschwung gefahren). Und schließlich - im optimalen Gelände, d.h. in einem ganz leichten Tal - wird der Parallelschwung aus der Geradeausfahrt mit flachgestellten Ski zum Hang gemacht. Dann ist Schritt 1 vollbracht. Das Umkanten ist - zum gefühlten 123456. Mal - erst der zweite Schritt!
das liegt vielleicht daran, dass du vorher gerade das Abbremsen und Kontrollieren nicht genügend geübt hast, denn derjenige der weiß, wie er parallel rutschende Kanten dosieren und dadurch bremsen kann, hat keine Angst vor dem Umkanten, jedenfalls nicht bei mir. Vielleicht fehlt dir auch das geeignete Gelände: gerade fürs Umkanten ist ebenfalls eine leichte Talform optimal, da man zu beiden Seiten den Hang "hochfahren" kann und (eine Erfahrung, die man am besten schon vorher im Pflug gemacht hat) weiß, dass die Beschleunigung beim Überqueren der Fallinie nicht uferlos und bedrohlich wird, sondern durch den Gegenhang wieder abgebremst wird. Eine "Kipphemmung" kommt dadurch erst gar nicht auf und man kann sich an höhere Geschwindigkeiten herantasten und anschließend auch im Flachen und dann am Hang den Parallelschwung mit Umkanten fahren, sozusagen ohne es zu merken.Martina hat geschrieben: Ist das mal so eingeschliffen, ist es schwierig, sich dann für die Kurve über diesen Punkt hinaus zu bewegen. Es gibt eine Sicherheit im abbremsen, aber nicht im "loslassen" (umkanten), zumindest bei den meisten Leuten.
Wenn ich so aus der Distanz betrachte, wie sehr die Geländeform den Lernfortschritt begünstigt, sollte vielleicht man darüber nachdenken, einige Lektionen in die Halfpipe zu verlegen ...

Begründung? (Vorsicht, evtl. FangfrageMartina hat geschrieben: ins etwas steilere Gelände. Da beschäftige ich mich intensiver mit dem beugen-strecken der Beine.

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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
noch ein starkes Argument dafür, als Vorbereitung auf den Parallelschwung seitliches Abrutschen zu üben...Martina hat geschrieben: queren die ganze Piste, der Hintern gegen den Berg gedreht, verkrampft und verängstigt, dass die Ski zu rutschen anfangen könnten.
Und natürlich ist der Stemmschwung keine Schande und es ist völlig normal, dass der Parallelschwung sich mit fortschreitendem Können des Fahrers immer steilere Hänge "erobert" und den Stemmschwung zurückdrängt, bis auf allen Pisten parallel geschwungen werden kann. Das machen Kinder sowieso unbewusst richtig: sie fahren den Schwung so wie sie es für richtig, also für sich selbst beherrschbar halten.
Der Parallelschwung unterscheidet sich außerdem so deutlich vom Pflug und Stemmschwung, dass ich es - zumindest bei Erwachsenen - gut finde, dass man es als Skifahrer/schüler auch erkennt und wahrnimmt (und auch "Parallel-Ehrgeiz" entwickelt).
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Du wirst keinen Stoppschwung rein über "Hüftknick/Aufkanten" herbeiführen können und ein Hockeystopp enthält schon per definitionem eine Menge Drift!!chianti hat geschrieben:Das ist doch gerade der Trick: zuerst wird das Abbremsen beim seitlichen Abrutschen durch Hüftknick/Aufkanten geübt - dann beim seitlichen Abrutschen vorwärts, schon dabei entsteht ein kleiner Parallelschwung zum Hang. Dann das Ganze mit zunehmendem Tempo aus der Schrägfahrt am Hang mit immer weniger Drift - das ergibt einen Hockeystop zum Hang.
Wichtig finde ich dagegen die von Dir angesprochene Geländewahl bei solch einer Vorgehensweise!
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
das ist klar - und dadurch, dass sich der Hockeystop aus dem Stoppen im seitlichen Abrutschen (sozusagen 100% Drift) über das Stoppen im seitlichen Vorwärtsrutschen (quasi "60%" Drift), Stoppen aus dem Geradeausfahren mit wenig ("30%") Drift zum Stoppen aus der parallelen Geradeaus-Schrägfahrt ("0%" Drift) entwickelt, kennt der Skischüler das Bewegungsmuster des Hockeystop gar nicht anders denn als gedrifteten Parallelschwung.LincolnLoop hat geschrieben: Du wirst keinen Stoppschwung rein über "Hüftknick/Aufkanten" herbeiführen können und ein Hockeystopp enthält schon per definitionem eine Menge Drift!!
Geländewahl ist sowieso nicht zu unterschätzen. Eine leichte Talform hilft überhaupt bei Vielem, z.B. entsteht beim Pflug der Gegendruck des Geländes schon bei sehr geringer Verlagerung des KSP, wodurch die Drehung fast von selbst weitergeht und der Skischüler gar nicht erst auf die Idee kommt, sich nach außen lehnen zu müssen ...LincolnLoop hat geschrieben:Wichtig finde ich dagegen die von Dir angesprochene Geländewahl bei solch einer Vorgehensweise!

Die Methode funktioniert aber auch ohne "Halfpipe" - man kann die Temposicherheit und das erste Umkanten auch im Flachen bzw. kaum geneigten Gelände lehren. Dann geht der Weg eben nach den Abrutsch- und Stopp-Übungen über Parallelschwünge aus flachgestellten Ski in beide Richtungen ("einer links, einer rechts") über Schwünge zum Hang mit minimal aufgekanteten driftenden Ski ("nach links, noch einer nach links") zum Umkanten und Queren der Fallinie ("und zu Abwechslung mal nach rechts"). Je höher das sicher beherrschte Tempo, desto leichter fällt es insgesamt. Darum gehören auch Übungen zur Stabilität und Balance zur Vorbereitung auf den Parallelschwung.
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Nein, wirklich nicht.chianti hat geschrieben:noch ein starkes Argument dafür, als Vorbereitung auf den Parallelschwung seitliches Abrutschen zu üben...Martina hat geschrieben: queren die ganze Piste, der Hintern gegen den Berg gedreht, verkrampft und verängstigt, dass die Ski zu rutschen anfangen könnten.
Leute, die so in den Unterricht kommen (und glaub mir, so ist noch nie jemand gefahren, der von Anfang an bei mir gelernt hat - bei dir hoffentlich auch nicht), sind schon dermassen auf dem "Holzweg", dass in dem Moment abrutschen lernen nicht sinnvoll weiter führt.
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Danke Martina, ich kapiere jetzt, dass der Übergang Pflug-Parallelschwung ein bewusstes Berg-seitiges Ausstemmen weitestgehend ersetzen kann, als akzentuierte Lösung/Umprogrammierung bei ausgeprägter Kipphemmung aber noch OK wäre. Die Eigensteuerung kurzer Carving-Ski ist ja auch im Pflug schon so stark spürbar, dass man direkter die Rückmeldung erhält, dass das Umkanten+Belasten des neuen Aussenski sofort die Kurvenfahrt erzeugt.
Anschlußfrage:
Macht man das "Umspringen" mit gedachtem Drehpunkt an der Skispitze heute noch?
Ich fand das auf Pommeslatten eine angenehme Variante, um im Aufbau eines Parallelschwungs
- einen Anfänger-typischen Trend zur Rücklage zu eliminieren,
- die langen Momente des nahenden Umkantens auf einen beherzten Sprung zu konzentrieren,
- dann die Sprung-Hochentlastung langsam zugunsten einer weicheren Hochentlastung, zurückzufahren, wodurch der Driftanteil automatisch steigt.
vG, Michael
Anschlußfrage:
Macht man das "Umspringen" mit gedachtem Drehpunkt an der Skispitze heute noch?
Ich fand das auf Pommeslatten eine angenehme Variante, um im Aufbau eines Parallelschwungs
- einen Anfänger-typischen Trend zur Rücklage zu eliminieren,
- die langen Momente des nahenden Umkantens auf einen beherzten Sprung zu konzentrieren,
- dann die Sprung-Hochentlastung langsam zugunsten einer weicheren Hochentlastung, zurückzufahren, wodurch der Driftanteil automatisch steigt.
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Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
Auf keinen Fall.
Das Ziel ist, dass man die Ski umkantet und dann wartet (das ist ein Sekundenbruchteil), bis sie selber in die Kurve drehen.
Der gesamte Bewegungsablauf sollte von Anfang an fliessend sein und sich dran orientieren, dass die Ski möglichst viel "von selber" machen - das braucht am wenigsten Kraft.
Der grosse Unterschied von "Geradeausski" zu taillierten Ski ist ja, dass sie die Kurve an sich selber machen, wenn man sie auf die Kante stellt. Also sollte man das möglichst auch von Anfang an nutzen.
(Natürlich waren Ski früher auch leicht tailliert und man hat das teilweise auch genutzt, für den fast-Anfänger war es aber fast unmöglich.)
Das Ziel ist, dass man die Ski umkantet und dann wartet (das ist ein Sekundenbruchteil), bis sie selber in die Kurve drehen.
Der gesamte Bewegungsablauf sollte von Anfang an fliessend sein und sich dran orientieren, dass die Ski möglichst viel "von selber" machen - das braucht am wenigsten Kraft.
Der grosse Unterschied von "Geradeausski" zu taillierten Ski ist ja, dass sie die Kurve an sich selber machen, wenn man sie auf die Kante stellt. Also sollte man das möglichst auch von Anfang an nutzen.
(Natürlich waren Ski früher auch leicht tailliert und man hat das teilweise auch genutzt, für den fast-Anfänger war es aber fast unmöglich.)
Re: Vom Schneepflug in den Parallelschwung
so war es ja auch gemeint: diesen Holzweg von vornherein zu verhindern - ich habe nicht die Absicht, bei verängstigten "Patienten" auf der Piste eine Konfrontationstherapie zu startenMartina hat geschrieben:queren die ganze Piste, der Hintern gegen den Berg gedreht, verkrampft und verängstigt, dass die Ski zu rutschen anfangen könnten.
[...]
Leute, die so in den Unterricht kommen (und glaub mir, so ist noch nie jemand gefahren, der von Anfang an bei mir gelernt hat - bei dir hoffentlich auch nicht), sind schon dermassen auf dem "Holzweg", dass in dem Moment abrutschen lernen nicht sinnvoll weiter führt.

auch Ski ohne jede Taillierung würden nach dem Umkanten einen gedrifteten Schwung weiterdrehen, weil die Bindung hinter der Skimitte sitzt.Martina hat geschrieben:Der grosse Unterschied von "Geradeausski" zu taillierten Ski ist ja, dass sie die Kurve an sich selber machen, wenn man sie auf die Kante stellt.
Hier übrigens ein Beleg dafür, dass das Umkanten eine fließende Bewegung ist:
[ externes Bild ]
Quelle: Kassat G, Schein und Wirklichkeit parallelen Skifahrens, Münster 1985, S.126 ff.
Die beschleunigte Skidrehung (gestrichelte Linie) beginnt mit dem Abkanten der Ski - Anstieg der durchgezogenen Linie (= Kantenwinkel), der Schwung beginnt mit "Einwärtsdriften" (aus Sicht des Skifahrers: die Skispitzen "rutschen nach unten"). Nach dem Umkanten (die durchgezogene Linie steigt über Null) wird "auswärts" gedriftet - die Skienden rutschen nach außen. Der Kantenwinkel verändert sich etwa linear - eine fließende Bewegung, wie Martina schon geschrieben hat.
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