"Kürzere Schwünge" und "Kurzschwünge" sind für mich zwei paar Schuhe.tpo hat geschrieben:Natürlich erfordert so manches Gelände kürzere Schwünge, abgesehen davon, dass das mit langen Ski und spitzwinkligen Kanten ziemlich unangenehm ist und daher von mir persönlich meist gemieden wird.
Worin besteht in Wahrheit denn die Kunst des Carvens?
Einfach nur von Kante auf Kante fahren, ohne Rutschphase, in normalsteilem Gelände bei guten Verhältnissen mit heutigem Material ist primitiv und einfach. Das kann bald jemand. (Bei schlechteren Verhältnissen wirds freilich schwieriger.)
Ist das die große Kunst? IMO nicht. Die Kunst ist, den Kurvenradius variieren zu können, Herr (oder natürlich auch Frau ) über den Radius zu sein. Wenn du stur genau den Radius fährst, der jetzt genau, für diese Geschwindigkeit und für dieses Gefälle determiniert ist, bist du ein technisch armer Skifahrer, würde ich sagen. Die Kunst besteht also darin, genau NICHT diesen Radius zu fahren, sondern zu sagen: Dieser Schwung wird etwas enger. (zB. im RTL: Ich will den Schwung genau hier mit genau diesem Radius setzen!) Das funktioniert *nur* über einen dosierten Driftanteil, idealerweise am Kurvenanfang, dh durch Einwärtsdriften. Das ist für mich die Kunst des Skifahrens: Genau selbst zu bestimmen, wie stark, wo, wann wie, wieviel Driftanteil ich habe. Bei jedem Schwung möglichst bewußt gefahren.
Und jetzt kommt die Kunst in der Kunst, das in jeder nur möglichen Situation, auch in den Buckeln, auch im Powder, auch im Sulz, auch auf Eis oder auch im Bruchharsch zu fahren. Wer das alles kann, ist der Meister.
Und hier kommt der Kurzschwung ins Spiel: Er stellt eine extreme Möglichkeit dar, das zu tun (wenn ich "der Kurzschwung" sage, ist das natürlich lächerlich, es gibt nicht "einen" Kurzschwung, sondern eine Vielzahl, die sich durch Skiführung, Frequenz, Geschwindigkeit, Oberkörperbewegung (sowohl Rotation als auch Vertikalbewegung) etc. unterscheiden) und dabei einen Effekt zu nutzen, der durch die extreme Durchbiegung der Skier entsteht, die du in der Ausprägung selbst bei nur halb gecarvten, längeren Schwüngen nie erreichen kannst. (Ich hätte hier ja einige wirklich gute Aufnahmen, die ich aber aus Copyrightgründen nicht ins Netz stellen kann...)
Wedeln, als "alte" Form des KS, konnte, korrekt ("schulisch") ausgeführt, nie in der Geschwindigkeit durchgeführt werden wie ein moderner KS, weil das Material anders ist. Ich gehe soweit zu behaupten, dass ein moderner KS das moderne Material wesentlich stärker ausnutzt als (fast) jede andere Schwungform, und deshalb denke ich, die Behauptung, KS wäre "Steinzeit", ist unsinnig.
Eine ganz intime Frage: Hast du irgendeine Ausbildung gemacht? Weißt du vielleicht nur einfach nicht so genau, was ein moderner KS ist? (ich muß nämlich zugeben, dass man nur wirklich selten einen guten KS auf einer Piste zu sehen bekommt)
Ein solider KS auf der Piste ist die grundlegendste Grundlage zur (halbwegs stilvollen ) Bewältigung einer Buckelpiste, würde ich sagen.Nur weil ich mich gegen das ulkige generelle Wedeln auf breiter Piste ausspreche, da sich das für mich als Jugendlicher Skifahrer automatisch ins klassische schwarz-weiß-Regal einordnet, heißt das ja nicht, dass ich auf Biegen und Brechen empfehle eine Buckelpiste runterzubügeln.
?Richtungswechsel auf dem Buckel und schnell auf die flache Piste
Nehmen wir doch einmal das folgende Video, das ich kürzlich auf den Epicski-Foren gefunden habe:Zugegeben fahren die alten Wedelhasen eine Buckelpiste wesentlich zügiger als die Buckeltalquerrutschenden 0815 Fahrer, aber wenn sie dann auf der geräumigsten Piste mit zappelndem Bommel an der Mütze mit dem Hintern wackeln amüsiert mich das einfach.
http://www.youtube.com/watch?v=fwvSfitjG9w
Ich kenne einige der dort Fahrenden und kenne deren Kurzschwünge auf der Piste und deren sonstigen Fahrstile ganz gut.
Würde ich einem davon sagen "du wackelst mit dem Arsch", würde das wohl gesundheitsgefähredend sein.
Mein Verdacht bestätigt sichUnd modernes Skifahren, wie von den heutzutage erhältlichen Ski impliziert, ist nunmal carven, ob kleine oder große Radien, hauptsache wenig Driftanteil und schöne Fliehkraft.
Das sehe ich ganz anders. "Wenig Driftanteil" kann so nicht für sich stehen bleiben, wenns nach mir geht. "Möglichst wenig Driftanteil für den bewußt gewünschten Radius", das würde ich sofort unterschreiben. "Wenig Driftanteil" heißt, immer von Kante auf Kante zu fahren. Langweilig, unpraktisch, gefährlich, tw. unfahrbar.
Ich schätze, dann bin ich meistens zur falschen Zeit am falschen Ort.Die Pisten sind nie wirklich zu voll für lange Schwünge, und wenn, dann wartet man eben bis sich ein wenig Platz aufgetan hat.
Martin