Bebilderte Bewegungsanleitung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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WolliHood
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von WolliHood » 01.06.2008 18:48

LincolnLoop hat geschrieben:.. Ich halte es evtl. für sinnvoll, dogmatische Grundmerkmale (die dann aber wirklich für jede Schwungform zutreffen müssen) ..
Ein möglicher Ansatz ist hier, wahrscheinlich weiter oben schon erwähnt, die Funktion der Ski. Ein aufgekanteter, belasteter Ski fährt (bergab) auf jeden Fall einen Bogen. Wie man den Ski aufkantet und belastet, was ich schon nicht mehr wirklich trennen kann, ist erst einmal völlig egal.

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LincolnLoop
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von LincolnLoop » 01.06.2008 21:42

WolliHood hat geschrieben:Ein möglicher Ansatz ist hier, wahrscheinlich weiter oben schon erwähnt, die Funktion der Ski. Ein aufgekanteter, belasteter Ski fährt (bergab) auf jeden Fall einen Bogen. Wie man den Ski aufkantet und belastet, was ich schon nicht mehr wirklich trennen kann, ist erst einmal völlig egal.
LincolnLoop hat geschrieben: - Punkt 1: "Läuft der Ski?"
- Punkt 2: "Ist die Fahrt rhythmisch? Ist Bewegungsfluss und zur Fahrform passende (müsste jeweils weiter erläutert werden) Dynamik vorhanden?"
- Punkt 3: "Körperposition!"
Diese 3 Punkte sind meiner Meinung nach Punkte, die sich mit ein wenig Rhetorik und in einem gewissen Spielraum zu Dogmen formen lassen könnten und ein Leitbild dieser 3 Punkte zu jeder Schwungform erstellt werden könnte. Jede weitere Bewegung ist IMO nur dazu ausgerichtet, diese 3 Punkte zu erfüllen (in Wirklichkeit könnte man auch die 3 Punkte auf Punkt 1 beschränken und Punkt 2 + 3 als "Erfüllungsgehilfen" deklarieren).
Voilà! Wir sind gar nicht mal weit auseinander (Punkt 1 war nur die umgangssprachliche Variante der "Funktion Ski")... :wink:
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Moorkuh
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von Moorkuh » 02.06.2008 00:34

LincolnLoop hat geschrieben:Uiuiui...
Martin, ich glaub, da hast Du Dich auf's Glatteis gewagt... :wink: ... Ich sag jetzt nicht, dass Deine Beschreibung an sich schlecht ist, aber von einem gemeinsamen Nenner meilenweit entfernt.
das Außenbein (durch aktives Strecken) wird etwas stärker belastet als das Innenbein (durch aktives Anziehen),
Geht es wirklich nicht anders? (siehe z.B. Einfahren über das Innenbein). BTW: Wieso sollte ich durch ein Strecken das Außenbein mehr belasten? Das funktioniert in diesem Fall (in dem des gestreckten Außenbeines) nur über Oberkörperausgleich.
Das sind jetzt gleich mehrere Punkte auf einmal:
1) Das war ein echter Schnellschuß und gar nicht so im Hinblick auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hingerichtet, eher auf nicolas Frage, eine Bewegungsbeschreibung zu versuchen.
2) Die Frage ist ja auch immer: Kleinster gemeinsamer Nenner wovon? JEDER nur erdenklichen Schwungform? Das wird schwierig, weil außer "Schnee" (oder meinetwegen "gleitfähiger Untergrund") und "Ski" (per definitionem) wars das. Dh. es gibt verschiedene Hierarchien: Man kann den kgN für wirklich alle denkbaren Schwungformen zu finden versuchen, oder den für alle einigermaßen sinnvollen (wir fahren vorwärts mit 2 Skiern auf Schnee und versuchen uns an Richtungsänderungen), oder für die am häufigsten gefahrenen, rein gecarvten Schwünge oder...
3) Meine Beschreibung sagt ja nicht, dass es anders unmöglich ginge -- das wäre ziemlich anmaßend. Aber ich glaub schon, dass sie einen gewissen Standardschwung abdeckt.
4) Ich verstehe deinen Kommentar zur Außenbeinbelastung und zum Oberkörperausgleich nicht ganz. Welches Bein wie stark belastet wird ist schlußendlich eine (oft automatisierte, aber doch) willentliche Entscheidung. Und das geht nur über Muskelkraft, dh. über Strecken und Beugen der Beine.
es besteht ein mehr oder weniger ausgeprägter Knick in der Hüfte
Funktioniert auch ganz ohne Hüftknick (Substitutionsmöglichkeiten wären z.B. reines Lage- oder Kniekippen). Das kommt immer auf gefahrene/n Geschwindigkeit/Radius an.
Vor allem kommts auf die gewünschte Form an. Aber: Kein Hüftknick wäre die Extremform des "weniger" ausgeprägten HK.
Bei Fahren mit Stockeinsatz wird hier begonnen, langsam die Außenhand auf den Stockeinsatz vorzubereiten (Unterarm und Hand werden langsam nach vorne gebracht).
Versteh ich nicht... (doch tu ich, aber das wäre die Reaktion eines Laien... :wink: ). BTW: Wie willst Du ausschließlich Unterarm und Hände nach vorn bringen. Logischer wäre ein "Freestyler"-SE (also rein aus dem Handgelenk) oder ein Stockeinsatz aus dem ganzen Arm.
Freestyler-SE hör ich zum ersten Mal ;)
Wie (und ob) ich den Stockeinsatz mache, ist grundsätzlich egal, hier ist meine Beschreibung wohl etwas zu speziell.
Ein rein aus den Unterarmen und Handgelenken gemachter SE ist ja eh eine Illusion, da immer eine Oberarmrotation um die Längsachse desselben mit im Spiel ist, und damit sicherlich auch eine kleine Rotation nach vorne.
Rein optisch trägt ein sauberer, gleichmäßiger, flüssiger SE meiner Meinung nach sehr viel zum "Flow" (den ich auch gern so nenne) bei.
kann der Schwerpunkt langsam gesenkt (Beugen beider Beine)
Wieso sollte ich mein Außenbein beugen?
Beispielsweise, um Spielraum für eine Hochbewegung zum Hochentlasten zu bekommen und auch, um eine flüssigere Bewegung zu schaffen und um den Kantwinkel durch Einwärtsdrücken der Knie zu vergrößern (je nach Schwungart, ...). Prinzipiell mußt du das aber nicht machen.
Nach der Falllinie [...] und so der Kantwinkel erhöht
Nach meinem Skiverständnis ist der Kantwinkel genau in der Falllinie maximal (und nicht später!). Es ist nicht essentiell, aber wäre der Optimalfall.
Mir wurde das irgendwann, ohne Begründung, bei irgendeiner Ausbildung auch einmal so erzählt, mir ist aber absolut unklar, wieso das so sein sollte.
Die Geschwindigkeit erhöht sich ja weiter, ebenso verringert sich der Kurvenradius, demnach steigt die Zentrifugalkraft. Außerdem kann ich die Knie noch weiter beugen und so auch über die Kniegelenke zusätzlich (nach Wunsch) aufkanten. Mir leuchtet also alles andere als ein, dass beim Durchfahren der FL der Kantwinkel maximal sein soll, wenn du aber eine gute Begründung dafür hast, bin ich gerne bereit, meine Meinung zu überdenken.
Die Tiefbewegung wird zum Zeitpunkt der maximalen Belastung abgestoppt, darauf erfolg eine Hochbewegung, die zum Ziel hat, durch Abstoppen derselben die Ski zu entlasten um so ein leichteres Drehen derselben zu ermöglichen...
Könnte auch das nicht irgendwie anders funktionieren?
Es gibt unendlich viele andere Möglichkeiten, ja.
- Punkt 1: "Läuft der Ski?"
Was verstehst du darunter?
- Punkt 2: "Ist die Fahrt rhythmisch? Ist Bewegungsfluss und zur Fahrform passende (müsste jeweils weiter erläutert werden) Dynamik vorhanden?"
Okay.
- Punkt 3: "Körperposition!"
Mir ist nur ungefähr klar, was damit gemeint ist.
- Es ist quasi nicht möglich, "Skifahren" mit einer Bildfolge zu beschreiben, da eine der geilsten Sachen beim Skifahren (nämlich den "Flow", um's mal in einem Wort zu umreißen) mit Einzelbildern überhaupt nicht zu vermitteln ist.
Der Flow -- und was das angeht, scheinen wir sehr ähnliche Ansichten zu haben -- läßt sich so tatsächlich kaum vermitteln. Aber um zum Flow zu kommen, brauchts etwas, und auf dem Weg dorthin können Bildfolgen und Erklärungen beitragen.

So, das war zumindest einmal Teil 1. ;)

Martin

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LincolnLoop
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von LincolnLoop » 02.06.2008 01:20

Moorkuh hat geschrieben:2) Die Frage ist ja auch immer: Kleinster gemeinsamer Nenner wovon? JEDER nur erdenklichen Schwungform?
Die Frage würde ich gerne zurückwerfen, meine Intention war ja lediglich, meine Bewegungsvorstellung mit Deiner Bewegungsbeschreibung zu vergleichen, der kgN muss also irgendwie größer sein (so groß, dass wir uns auf "Ski" und "Schnee" beschränken aber vielleicht doch nicht).
Moorkuh hat geschrieben:Meine Beschreibung sagt ja nicht, dass es anders unmöglich ginge -- das wäre ziemlich anmaßend. Aber ich glaub schon, dass sie einen gewissen Standardschwung abdeckt.
Wir gehen ja immer noch vom Fall aus, dass wir eine Bildanleitung (mit Beschreibung) erstellen wollen, bei dem das Ergebnis ist: "So geht's - immer!" Oder hab ich den Thread falsch verfolgt?
Moorkuh hat geschrieben:Ich verstehe deinen Kommentar zur Außenbeinbelastung und zum Oberkörperausgleich nicht ganz. Welches Bein wie stark belastet wird ist schlußendlich eine (oft automatisierte, aber doch) willentliche Entscheidung. Und das geht nur über Muskelkraft, dh. über Strecken und Beugen der Beine.
Wenn Du ein Bein anziehst und ein Bein ausstreckst, dann hängt ja eines in der Luft bzw. (wenn dies kein Gleichgewichtszustand ist) Dein KSP verlagert sich nach innen und der gegenteilige Effekt zur Außenskimehrbelastung tritt ein. Die "Pedalobewegung" ist ja eher dazu da, das Gefühl für den Außenski zu bekommen, eine wirklich Belastungsveränderung kannst Du jedoch nur durch seitliche Regulation (also in Knie- oder Hüftgelenk oder der Wirbelsäule) herbeiführen.
Moorkuh hat geschrieben:Vor allem kommts auf die gewünschte Form an. Aber: Kein Hüftknick wäre die Extremform des "weniger" ausgeprägten HK.
Quintessenz wäre also: Man macht es oder auch nicht... :wink: Das ist trivial und trifft auf unzählige andere Dinge auch zu.
Moorkuh hat geschrieben:Rein optisch trägt ein sauberer, gleichmäßiger, flüssiger SE meiner Meinung nach sehr viel zum "Flow" (den ich auch gern so nenne) bei.
Stimme ich Dir (situationsbedingt) zu - nur gilt auch hier: Man macht ihn, oder auch nicht... :wink:
Moorkuh hat geschrieben:Mir wurde das irgendwann, ohne Begründung, bei irgendeiner Ausbildung auch einmal so erzählt, mir ist aber absolut unklar, wieso das so sein sollte.
Das kommt auf die Definition der "perfekten Spuranlage" an. Für mich ist eine Kurve genau dann perfekt, wenn sie rund ist (wobei sie naturgemäß nicht kreisrund sein kann, "rund" ist hier etwa als "symmetrisch zur Scheitelachse" zu sehen). Ein gewollt höherer Kantwinkel nach als in der Falllinie würde ein immer weiteres Zumachen bedeuten. "Zumachen" bedeutet für mich (in der Perfektionsform) "Totfahren". (Das ist übrigens eines der allerschwersten Sachen, einen Schwung so zu fahren, dass man Geschwindigkeit kontrolliert, ohne den Schwung zuzumachen!)

Meine 3 Punkte waren lediglich als beispielhafte "Überschriften" gedacht, da war logischerweise nichts ausformuliert, nur als Denkanstoß gedacht...
Trotzdem (kurz zur Erläuterung): Die Beschreibung zu Punkt 1 ist im Grunde dieselbe wie die für Punkt 2 - mit dem Unterschied, dass 1 die Ski beschreibt, 2 die dazu passenden Bewegungen oberhalb der Ski.
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von HoTTrod » 02.06.2008 07:39

Hi,

ui ui, Ihr habt euch ja richtig ins Zeug gelegt am WE.

Sehr interessant....
natürlich passiert beim Surfen viel mehr, als auf den Bildern, deswegen übt man ja auch so lange :oops: und das viel mehr passiert, merke ich doch sofort, wenn ich übe..
Ihr habt es prima ausgedrückt, es wird schwierig mit "dem kleinsten gem. Nenner". :zs:
Aber vielleicht ist es ja möglich, wie beim Surfen, annäherungsweise häufige Schwungformen zu bebildern und zu beschreiben...?
wohl wissend: es gibt nicht die Anleitung: Carving Schwung: jetzt helfe ich mir selbst,
sondern eine Vermittlung einer ungefähern Ahnung von dem, was passieren könnte/sollte...

spannend wäre doch, wenn es zu 3-4 Schwungformen je 5-6 Bilder geben würde und die Fachleute hier beschreiben, was Sie denken, was gerade passiert, worauf zu achten ist, was die häufigsten Fehlerquellen sind?

Gruß aus dem heißen Berlin/ohne Schnee
Jens

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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von Martina » 02.06.2008 08:42

Das war sehr spannend nachzulesen (ich habe mir das WE andersweitig um die Ohren geschlagen :D ).

Soweit ich - nach Lektüre der letzten Seiten - verstanden habe, gibt es grob gesehen zwei Sichtweisen:

erste Sichtweise:
Es gibt für jede Schwungform (z.B. Kurzschwung, Carvingschwung, Pflugschwung,...) eine "Grundfahrweise". Der ideale Bewegungsablauf für diese Form lässt sich beschreiben, anhand von Worten und Bildern. Diese Grundbewegungsstruktur ist für alle gleich, Abweichungen aufgrund von Anatomie, Material, Situation usw. gibt es zwar, aber sie sind eher geringfügig.

zweite Sichtweise:
Kurvenarten lassen sich dadurch beschreiben, was die Ski machen (Carvingschwung -> ganze Kurve entlang der Kante, Pflugschwung -> ganze Kurve in Pflugposition,...). Die Bewegungen, die verwendet werden, um dies zu erreichen, können völlig unterschiedlich sein. Es gilt, für jede Person/Situation den idealen Bewegungsablauf herauszutüfteln.


Die meisten Lehrpläne beruhen mehr oder weniger nach Sichtweise 1. Das ist m.E. aus verschiedenen Gründen verständlich:
- Der Gast sollte von verschiedenen Lehrern nicht etwas Unterschiedliches lernen (was natürlich auch bei Sichtwiese 2 nicht der Fall sein muss).
- Die Arbeit nach der zweiten Sichtweise ist für die Skilehrer anspruchsvoll. Es ist eine Tatsache, dass oft in kurzer Zeit viele Skilehrer ausgebildet werden müssen (Angebot und Nachfrage).
- Sichtweise 2 verlangt auch vom Lernenden grosses Engagement.
- Sichtweise 1 lässt sich viel einfacher aufschreiben, bebildern (wie wir in diesem Thread grad sehen).

V.a. seit die "Carvingzeit" angebrochen ist, bemüht man sich in vielen Lehrplänen, stärker nach Sichtweise 2 zu arbeiten. Es wird eher zugelassen, dass es individuell verschiedene Bewegungslösungen gibt. Trotzdem kristallisieren sich in den meisten Verbänden immer wieder Idealformen heraus. Das liegt m.E. daran, dass bestimmte "Gurus" so fahren und dann imitiert werden. Leider sind diese "Gurus" häufig nicht die Menschen, die sich intensiv mit Sichtweise 2 befassen bzw.keine Lust haben, etwas anderes als die eigene Fahrweise als ideal zu anerkennen (gilt natürlich nicht für alle "Gurus").

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Was bei Windsurfen - soweit ich es sehe - beschrieben wird, sind "Handgriffe". Diese gibt es beim Skifahren schon auch: z.B. drehen des Beckenbereiches, beugen der Beingelenke, verlagern des KSP.
Diese lassen sich zeigen - auch beim Skifahren.
Beim Windsurfen lassen sich bestimmte Manöver anscheinend durch eine "Handgriffreihenfolge" beschreiben. Die individuellen Unterschiede sind sicher vorhanden, aber verglichen mit dem Skifahren eher gering (?).
Beim Skifahren kann man das Fahren einer Kurve auch mit einer "Handgriffreihenfolge" beschreiben - aber es gibt für den gleichen Zweck sehr unterschiedliche "Handgriffreihenfolgen". Sobald man eine als Anleitung beschreibt und bebildert, nagelt man sie als "Idealform" fest, was ich vermeiden möchte.

Ein recht gutes Beispiel ist z.B. die Kurve im Pflug:
Dort ist für mich der am häufigsten zweckmässige "Handgriff" das "Drehen des ganzen Körpers". Ich weiss, dass diese Bewegungsbeschreibung ungenau ist. Doch es ist eine Anweisung, die so meiner Erfahrung nach oft gut nachvollzogen werden kann.
Es gibt aber auch Leute, die mit dieser Anweisung keine Kurve fahren können. Für sie hilft z.B. "äusserer Fersen nach aussen drehen". Oder "Beckenbereich Richtung Kurvenzentrum verschieben" oder "in die gewünschte Fahrtrichtung schauen" oder "Innenski zurückziehen".
Alles ergibt den gleichen "Kurvenphänotyp": Eine im Pflug gefahrene Kurve.
Was die Leute aber machen (oder meinen zu machen - man macht ja stets mehr als die bewusste Bewegung) ist sehr unterschiedlich.

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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von HoTTrod » 02.06.2008 08:53

Hi Martina
:zs: :zs:
Deine beiden Sichtweisen finde ich absolut treffend.

Du beschreibst jetzt ja schon im unteren Teil ein Bild, das du (im Kopf) hast.

Was würde passieren, wenn wir diese Anweisungen/Gedanken ect. mit Bildern untermalen?

Gruß Jens

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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von NeusserGletscher » 02.06.2008 09:48

Hi,

vielleicht ist es so wie beim Spielen eines Musikstücks. Die Noten des Liedes stehen fest, aber wie es sich anhört, kann je nach Instrument oder Tagesform und Interpret dann doch grundverschieden klingen.

Da ich persönlich eher techniklastik bin, begreife ich den Ski als technisches Werkzeug, das es auf eine bestimmte Art zu steuern gilt. Daher bringen mir Anweisungen im Sinne von "Talschulter nicht nach oben ziehen" (Begründung: weil sonst der Druck auf dem Aussenski verloren geht) mehr als irgendwelche nebulösen Anweisungen wie "beim Kurvenfahren mit der äußeren Hand den Nachttisch putzen". Allerdings sehe ich auch ein, dass Skifahren in seiner Komplexität nicht auf einen Schlag zu lernen ist und daher der Lernprozess in einzelne, im Idealfall auf den Schüler individuell zugeschnittene Schritte aufgegliedert werden muss.

Dennoch sollte es doch möglich sein, die wesentlichen Grundzüge einer Kurve mit allen Merkmalen (auch denen, die man nicht sieht, das sind ja gerade die wichtigsten), einmal niederzuschreiben. Ein deutlicher Hinweis, das so eine Anleitung nur ein Gerüst darstellt, welches vom Fahrer individuell nach seinem Können, der Ski, dem Gelände etc. auszufüllen ist, wäre wohl nicht verkehrt. Für den Anfänger wird dies zu einem reinen Selbststudium nicht reichen, eher zum Nachlesen nach einem Skitag in der Schule. Einzelne Übungen, die aufeinander aufbauen und beschrieben, worauf zu achten ist, sind IMHO für das Selbststudium eher geeignet. Auch wenn dort bei mir ab einem bestimmten Punkt die Selbstkontrolle versagt. Aber selbst gute Skifahrer lassen sich ihre Fahrweise regelmässig von anderen beurteilen um Fehler zu erkennen, die sie selbst gar nicht mehr bemerken.

Apropos unsichtbare Bewegungen. Das klingt vielleicht banal, aber mit hat z.B. der Hinweis meines SL, die Einleitung des Schwungs grundsätzlich von den Füssen aus zu beginnen, sehr geholfen. Mir war anfänglich nämlich nicht klar, dass eine Bewegung der Füsse in den engen Skischuhen durchaus noch etwas bewirken kann. Das ist übrigens ein Hinweis, den ich bislang noch in keiner bebilderten Bewegungsanleitung gesehen habe.

Gruss

Peter

[edit]
Nachtrag: Es soll sogar sehr gute Musiker geben, die nicht einmal Noten lesen können. Dennoch käme niemand auf die Idee, deswegen keine Musikstücke mehr aufzuschreiben. Es gibt genügend andere gute Musiker, die damit klarkommen. Und genügend angehende Musiker die Spass daran haben, ein Musikstück nachzuspielen. Und widerum andere, denen solch trockene Theorie den Spass verdirbt. Es ist gut, dass wir Menschen so verschieden sind. Sonst wäre das Leben doch arg langweilig :wink:
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von Uwe » 02.06.2008 10:33

HoTTrod hat geschrieben: Was würde passieren, wenn wir diese Anweisungen/Gedanken ect. mit Bildern untermalen?
Wie wäre es mit einer ganzen Folge von Bildern ... also VIDEO?
DAS haben wir ja bereits - zumindest Ansatzweise - mit Martina's Videos hier im Carving- und Ski-Lehrplan gemacht.
Zumal ich dann Videos vorziehen würde, weil sie keinen "eingefrorenen Zustand" zeigen, sondern einen ganzen Bewegungsablauf.

Was mich an Lehrplänen oft stört, ist die Tatsache, dass dort eigentlich "einfache Bewegungen" verkompliziert werden und so auseinandergepflückt werden, dass ein Schüler sie gar nicht versteht, bzw. nachmachen kann.

Ich habe Leuten die Skifahren Lernen wollten immer empfohlen, im Sommer Inlineskates zu Fahren und diese Bewegungen auf Short-Ski weiterzumachen ... und es funktioniert (meist) ... ohne dabei an Ferse, Aussenzehe, Belastungswechsel, etc. zu denken ... ganz einfach um ein halbwegs "natürliches Bewegungsmuster" nicht gleich durch (missverstandene) Details zu zerstören.

GANZ WICHTIG ist imho dass wir definieren FÜR WEN wir was wollen. Sollen es Bewegungsdiskussionen auf "hohem Niveau" (z.B. unter Skilehrern) sein, oder einfache Anleitungen für Leute, die das Skifahren lernen wollen?

Wenn es um das Skifahren lernen geht, muss es ganz, ganz einfach sein: Beim Inlineskaten (Fahren mit Snowblades) redet keiner von Zehen, Fersen, Aussenfuss, etc., und trotzdem machen die Schüler diese Bewegungen gefühlsmäßig richtig; einfach auf beiden Beinen stehen und mit dem Körper Lenken. Was ich damit sagen will: Ich weiß nicht, ob diese ganzen (detaillierten) Beschreibungen für einen Lernenden wirklich zielführend sind, ob er es wirklich verstehen kann, und ob es er wirklich auch umsetzen kann.

Und wenn DANN jemand (halbwegs sicher und flüssig) Skifahren kann, DANN kann man an Details gehen, wie mehr Schaufeldruck, Druckverteilung auf Fusssohle, mehr über Innenbein, etc.. Aber diese Details dann wieder in einen "Standardschwung" zu bringen, ist fast unmöglich, weil alles nur "variable und detailreiche Ergänzungen / Erweiterungen / Verfeinerungen" sind, worüber hier ja ständig diskutiert wird ... z.B. 11 Seiten lang im Thema Nötige und überflüssige Bewegungen ;-)

FAZIT: Diese ganzen Details in einen "Standardschwung für Fortgeschrittene" zu bringen, macht imho keinen Sinn, weil es zu viele Möglichkeiten gibt. Dem Einen (NeusserGletscher) hilf das Einleiten von den Füssen her, dem Anderen über die Hüfte ... deshalb diskutieren wir hier ja auch immer wieder, um bei einem Problem VERSCHIEDENE mögliche Lösungsansätze zu geben.
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Re: Bebilderte Bewegungsanleitung

Beitrag von NeusserGletscher » 02.06.2008 11:07

Uwe hat geschrieben:Wie wäre es mit einer ganzen Folge von Bildern ... also VIDEO?
Hallo Uwe,

da stellt sich für mich die Frage der Zielgruppe. Die Videos habe ich mir auch angeschaut. Aber danach wusste ich immer noch nicht, wie ich das nachfahren soll, weil wesentliche Details unsichtbar ablaufen. Belastung, Körperspannung etc. sind vielleicht für ein geschultes Auge erkennbar, für mich jedenfalls nicht. Und leider gehöre ich mangels vergleichbarerer Erfahrung auch nicht zu den Menschen, die so etwas automatisch lernen.

Die Frage ist, wie Menschen überhaupt lernen. Dabei gibt es Methoden, die der eine besser umsetzen kann, und andere, die wiederum von anderen besser aufgenommen werden. Desto breiter das Angebot an verschiedenen Lehrmethoden ist, desto eher hat jemand die Chance, die für ihn am ehesten geignete zu finden. Vorausgesetzt, der Lehrer ist fähig und ehrlich genug, ihn auf ein anderes Angebot zu verweisen anstatt weiter sich und den Schüler zu quälen.

Gruss

Peter
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