Was sind eure Lieblingsübungen?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Benna
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Was sind eure Lieblingsübungen?

Beitrag von Benna » 14.11.2002 15:48

Hallo an all die Profi- und Amateurskilehrer/innen hier im Forum.

Mich würde mal interessieren, was eurer Erfahrung nach gute Übungen in Skikursen sind (Carving und evtl. auch klassisch -> Steilhänge, Eis, Buckel, Tiefschnee). Denn einerseits kann man natürlich in den Lehrplänen viele Übungen nachlesen, aber meiner Erfahrung nach entwickelt man ja selber eine Vorstellung/Gefühl, für Übungen, die Leute vorwärts bringen (bevor wieder Glaubenskriege ausbrechen: mir ist natürlich klar, daß nicht jede Übung bei jedem anschlägt, bzw. bei einem halt mehr oder weniger, aber es gibt natürlich doch Standards, die sich meiner Meinung nach auch aus der Technik selbst ergeben).

Jetzt sollt ihr natürlich nicht euer Tafelsilber hergeben (und Kosti sich um die Erträge seines geplanten Lehrplans - den ich mir aber trotzdem zulegen würde - gebracht werden :D ), aber von so einer kleinen Sammlung würden doch wahrscheinlich alle hier profitieren (und außerdem können wir uns dann wieder ordentlich über Sinn und Unsinn der vorgeschlagenen Übungen streiten :), was ja auch zur Selbstreflexion führen kann).

Sollte am besten auch nicht so ausführlich sein, sondern nur auf die Kernelemente einer Übung eingehen. Zum Anfängerbereich ist ja schon in einschlägigen Threads einiges geschrieben worden, mich würde speziell der F-Bereich interessieren, aber jeder wie er mag.

Ich beteilige mich natürlich auch, muß mir nur überlegen, was ich beisteuere :roll:

Mal schauen, ob das was gibt... oder findet ihr das völlig abwegig?

KOSTI
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verbesserung der skitechnik (od. so macht's noch mehr spass)

Beitrag von KOSTI » 14.11.2002 18:24

ein paar übungen die aha effekt bringen:
-viel taillierungsfahren im flachen, bis es wirklich wie auf schienen geht, dann erst in's steilere
-versuchen superbreit zu fahren (60cm) meist fährt man eh zu schmal -> das schult btw den belastungswechsel und bei gedrifteten kurven die drehimpulsgenerierung am schwungende (für die nächste kurve)
-im flachen, aussenbeinvorschieben od. innenbein zurück. später im steilen, dann immer
-einbeinfahren kurzschwünge -> schult die vor rücklage / ohne stöcke schult hochentlastung und lagekontrolle vor/rück
-einbeinfahren auf der taillierung -> schult den umgang mit dem aufkantwinkel, vor allem mit dem des innenbeins
-wieder erst im flachen beim taillierungsfahren, innenbein vor dem aussenbein aktiv umkanten...
-bei kurzschwüngen im gelände/buckel wenn notwendig den stockeinsatz als aktive drehhilfe nutzen, d.h. sietlich vor dem körper setzen und oberkörperspannung halten (hierzu braucht man wahrscheinlich korrekturhilfe)
-was auch viel bringen kann ist eine komplette zersteuung zwischen den übungen z.b.: partnerweise mit händchenhalten od. arm in arm fahren, das ganze auch auf einem ski, rückwärtsfahren od. einen stock als propeller über oder vor dem körper schwingen, das ganze auch einbeinig, usw.....
-immer mit aufrechtem oberkörper fahren (bringt gerade im gelände vorteile) das ist wirklich superwichtig
-die bewegungen kommen aus dem sprunggelenk (evtl. skischuhe öffnen-> erst große radien fahren) auch im zusammenhang mit aufrechtem oberkörper zu sehen, d.h. kein aktives pumpen im hüft- bzw. lendenbereich (das ist wirklich superwichtig!!!!!) hüfte/lenden nur nutzen wenn der federweg der anderen gelenke bei nullsichtfahren und plötzlichen unebenheiten nicht reicht.

ganz besonders wichtig: nix machen was man nicht machen muss: z.b. mit den armen fuchteln, beine mal breit mal schmal, mit dem oberkörper pumpen, die schultern hochziehen od. sonst irgend eine verkrampfte bewegung/haltung. skifahren ist wirklich simpel wenn es einem nicht verlernt wird.

und noch wichtiger: pro fahrt nur einen übungsschwehrpunkt, evtl. sogar nur einen pro tag od. halbtag. ein hirn (gerade das von männern) kann sich nur auf eine (nichtautomatisierte)-sache konzentrieren (bewegungstalente ausgenommen). jedoch kann man wirklich jeden skitag ständig an einen dieser schwehrpunkte denken und evtl. sogar beim liftanstehen od. im schlepplift beachten/üben.



hier noch der text eines alten posts von golden gabba, es beschreibt die übungen die wir vor einigen jahren im selbsttest verwendet habe um uns den dsv-müll abzugewöhnen:

1. versuche mal beim fahren nicht den innenski zu heben so wie früher..sondern den aussenski...da wirst du gleich mal merken das plötzlich ganz andere muskelpartien an deinem innenbein angesprochen werden als bisher (deswegen ist es das ganze ja auch so schwer)
2. um das ganze zu verstärken...schnall einen ski ab...leg ihn zur liftstation und mach dir die mühe die piste mit einem ski zu bewältigen.
3. versuche bewusst den neuen druck am schienbein kennen zu lernen.
bisher hattest du immer druck auf der innenseite deines schienbeins...beim innenski musst du aber druck auf der aussenseite verspühren (ich bin fast wahnsinnig geworden mit diesem gefühl, das ist sooooo ungewohnt!!!)
4. suche dir ein paar flache ziehwege in einem skigebiet.
stell dich gerade auf den ski (belastung 50:50) nehm etwas fahrt auf und versuche nur die knie leicht zu klappen..und das ganze erst mal ohne grossen druck. das ganze so dass du einen schönen aufkantwinkel herstellst (gleichmässig innen- und aussenski) um hier nicht gleich umzufallen (auf kurveninnenseite) musst du deinen hüftknick (bisherige technig beibehalten...aber immer in der falllinie!!!)
jetzt kontrollierst du ständig deine skispitzen..diese sollten immer auf gleicher höhe sein. ich habe das tagelang geübt!!!!!!!!!!!! und ich mach es jetzt noch..weil das einfach die grundlagen sind!!!!!
wenn du jetzt so 100 meter zurück gelegt hast...dreh dich um und schau deine spur an..dann wirst du zwei "schienen" sehn...und warum weil du eine gleichmässige belastung von innen-und aussenski hattest...je sicherer du dich fühlst um so mehr geschwindigkeit kannst du aufnehmen...dadurch werden die gefahrenen radien immer kleiner und es baut sich ein richtig toller druck auf. jetzt wird auch das neue gefühl am schienbein immer intensiver!!!!!!!! und irgendwann sind das dann die sogenannten pendolinos (der kosti hat auf seiner homepage so ein pendolino photo, da siehst du sehr gut wie er mit hüftknick, parallelen unterschenkeln und ohne schrittstellung fährt).
5. bei den rennläufer wirst du bei genauem betrachten immer einen hüftknick feststellen (bringt man einfach mehr druck auf den ski)
6. beim funcarven ohne stöcke ist es ja das ziel eine gestreckte kurvenlage zu fahren. d.h. ganz gerader rücken und das aussenbein und innenbein so gestreckt wie möglich. (funktioniert natürlich nicht 100%ig beim innenbein..sonst würde ja das aussenbein in der luft hängen ) auch hier kannst du dir ein paar sehr gute photos auf dem kosti seiner homepage anschaun..vom kosti, marcus oder mir.
7.und wenn du das alles intensiv geübt hast (ich brauchte ca. 15 skitage) wirst du im schnee nicht mehr die sogenannte "rutscherspur" sehn, sonder immer zwei schienen..wo am anfang die vom aussenski mit sicherheit tiefer im schnee liegt als die vom innenski...und nach weiteren vortschritten kommen diese zwei schienen sich in ihrer tiefe immer näher.
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

Manfred
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Beitrag von Manfred » 14.11.2002 21:36

Hallo Kosti,

super Beitrag!

Ich werde mir das auf jeden Fall ausdrucken und beim nächsten Skiurlaub mitnehmen. Vieles kann man auch schon vorher in der Halle üben.

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alt aber immer noch wahr

Beitrag von nicola » 14.11.2002 22:24

hallo benna,
das habe ich 1995 als es noch keine lehrpläne fürs carven gab verfasst, es wirkt aber immer noch.

http://www.skifex.com/parabolicplanet/five_steps.htm
diese site ist eine "webkonserve",

auf http://kunstpiste.com werde ich in den nächsten tagen einige basic übungen in wort und bild veröffentlichen.

übrigens finde ich kosti's tipps super, besonders der extra hinweis auf den breiten stand ist wichtig und auch die geschichte mit der aufnahmefähigkeit. - bei mir kann es vorkommen, dass ich mich mit einem klienten oft einige tage nur auf eine sache konzentiere. nebenbei beschreibe ich vorgänge immer in der "körperspache", d.h. z.B. "dein linker fuss" statt innenski. mit etwas routine kannst du auch jedem deiner schüler spezifische übungen vorschlagen ohne die ganze gruppe das selbe tun zu lassen. dieser weg erfordert allerdings die "abkehr" vom frontalunterrciht und wie gesagt ein wenig routine.
machs gut
nicola

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Benna
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Beitrag von Benna » 15.11.2002 12:32

So hab ich mir das gedacht. Ihr seid die Größten!!! :P

Wann geht es endlich in den Schnee...will das alles selbst erfahren.

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Beitrag von Martina » 17.11.2002 11:01

Die Übungen, die oben stehen sind sicher gut, es soll sich jetzt bitte niemand angegriffen fühlen!

Aber - es ist, vor allem bei Fortgeschrittenenen immer die Frage, was bringt der mit, was macht er und was will er erreichen.
Und dann ist es ziemlich wichtig, dass die Übung auch beobachtet wird und vom Lehrer/Trainer analysiert wird, was umgesetzt wurde und wo es noch fehlt.
Der fast wichtigste Punkt beim Unterricht ist die Kommunikation und der fällt natürlich weg, wenn man mit dem Büchlein auf die Piste geht.
Deswegen ist es ja sehr wichtig für den Erfolg, ob das Duo Trainer/Athlet harmoniert (bzw. Schüler/Lehrer).

Ich habe letzte Woche ein sehr interessante Erfahrung zu diesem Thema gemacht:
Ich fuhr mit einer Kollegin für einen Tag nach Laax. Sie ist Snowboardausbildnerin, hat aber auch das Skilehrerpatent.
Wir schleppten unseren ganzen Krempel mit und fuhren einen halben Tag Snowboard und einen halben Tag Ski.

Am Vormittag schnallte ich mir also mal wieder das Brett unter die Füsse. Wir verstellten etwa vier mal die Bindung, machten vor allem Positionsübungen. Sie beobachtete mich, fragte mich, wie sich dies und das angefühlt hatte. Ich beschrieb, was anders war als sonst, wo es haperte, was weh tut, wo ich mich unsicher fühle, wann es funktioniert etc. Sie gab mir Übungen, ich beschrieb, nach dem fahren, was dabei abgelaufen ist.

Was hat dabei herausgeschaut?
Meine Füsse schmerzen nicht mehr.
Das Board "hoppelt" nicht mehr in der Schwunsteuerung.
Ich habe meinen Hüftschlenker weggekriegt.
Das Board bleibt (normalerweise) auf der Kante.
Ich habe wieder riesige Freude und Motivation für Snowboarden.

Aber wir haben nicht eine einzige Übung gemacht, die ich noch nicht kannte. Wir haben sogar fast die gleichen Sachen gemacht, wie das letzte Mal, als wir zusammen gefahren sind. Und ich habe solches auch in der Zwischenzeit oft geübt! Und doch bin ich in letzter Zeit sehr ungern aufs Board gestiegen.
Es ist extrem viel abgelaufen. Wichtig war eben der Austausch, das Beobachten, die Beratung, das Rückfragen, das Verarbeiten.

Am Nachmittag wechselten wir auf die Ski.
Sie ist eine gute Skifahrerin. Ich musste mir Mühe geben, mich sehr konzentrieren um gut zu beobachten und eine hilfreiche Beratung abzugeben.
Was haben mir "gemacht"?
- "Aussenski überholt den Innenski"
- Arme in Schwungrichtung mitziehen
- Fahren mit Händen auf den Knien
- Fahren mit Händen unter den Oberschenkeln
Also sehr schlichte Carvingübungen, die sie alle schon ewig kennt. Die Frage war aber - was funktioniert nicht? Wie kann sie aus ihren Ski noch mehr rausholen? Welche Änderung der Position könnte etwas bewirken? Wie kann sie das erfühlen?
Für all das mussten wir miteinander reden, uns beobachten, vorzeigen etc. So hatten winzige Dinge grosse Auswirkungen.

Versteht mich nicht falsch, ich will wirklich niemanden davon abhalten, die oben beschriebenen Übungen durchzuführen. Es ist sicher hilfreicher und vor allem auch spannender, als den ganzen Tag einfach rauf und runterzudonnern.
Was ich sagen möchte, ist einfach, dass die Übung an sich nur ein einzelner Mosaikstein in der Arbeit am Skifahren ist.

Viel hilft meiner Meinung nach schon, wenn man nicht allein übt, sondern sich mit jemandem zusammentut. Wenn man sich gegenseitig beobachtet, fragt, war das so und so (z.B. "habe ich eine Schrittstellung?" "Sind meine Ski im Schwungausgang divergierend?" "bücke ich mich nach unten, um den Schnee zu berühren?"), bringt einem das enorm viel (auch das Beobachten des anderen!).

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Beitrag von Benna » 27.11.2002 16:17

Hallo Leute,
bin leider noch nicht dazu gekommen, meine Lieblingsübungen mal zu sortieren, aber ich habe noch einen generellen Tip/Erfahrung auch für die Nicht-Skizeit:
Unter den vielen Teilnehmern hier gibt es doch bestimmt welche, die - wie ich - irgendeinen asiatischen Kampfsport betreiben (Karate, Aikido, Judo, Jiu-Jitsu eigentlich egal). Ist euch aufgefallen, wie hilfreich, die Bewegung des Körperschwerpunkes, die man in diesen Sportarten lernt für das Skifahren ist. Mir ist da echt ein Licht aufgegangen. Man lernt, daß Kraft und Bewegung nicht aus Arm und Beingezappel kommt, sondern aus effektivem Einsatz des ganzen Körpers.

Ich hatte mal auf einer Skilehrerfortbildung einen Ausbilder, der auch Tai-Chi-Lehrer war und der hat mit uns tagelang nur Positionierungsübungen auf dem Ski gemacht, die mir für so gut wie alle Situationen des Skifahrens was gebracht haben.

Nebenbei machen die Sportarten natürlich auch für sich Spaß, aber da sie alle auf perfekt studierter Biomechanik beruhen (wenn man mal den geistigen Überbau abzieht), findet man Bewegungselemente in fast allen anderen Sportarten wieder. Nebenbei wird auch noch Kraft, Koordinations- und Reaktionsfähigkeit, Kondition und Beweglichkeit geschult.

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