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von Martina » 17.11.2002 11:01
Die Übungen, die oben stehen sind sicher gut, es soll sich jetzt bitte niemand angegriffen fühlen!
Aber - es ist, vor allem bei Fortgeschrittenenen immer die Frage, was bringt der mit, was macht er und was will er erreichen.
Und dann ist es ziemlich wichtig, dass die Übung auch beobachtet wird und vom Lehrer/Trainer analysiert wird, was umgesetzt wurde und wo es noch fehlt.
Der fast wichtigste Punkt beim Unterricht ist die Kommunikation und der fällt natürlich weg, wenn man mit dem Büchlein auf die Piste geht.
Deswegen ist es ja sehr wichtig für den Erfolg, ob das Duo Trainer/Athlet harmoniert (bzw. Schüler/Lehrer).
Ich habe letzte Woche ein sehr interessante Erfahrung zu diesem Thema gemacht:
Ich fuhr mit einer Kollegin für einen Tag nach Laax. Sie ist Snowboardausbildnerin, hat aber auch das Skilehrerpatent.
Wir schleppten unseren ganzen Krempel mit und fuhren einen halben Tag Snowboard und einen halben Tag Ski.
Am Vormittag schnallte ich mir also mal wieder das Brett unter die Füsse. Wir verstellten etwa vier mal die Bindung, machten vor allem Positionsübungen. Sie beobachtete mich, fragte mich, wie sich dies und das angefühlt hatte. Ich beschrieb, was anders war als sonst, wo es haperte, was weh tut, wo ich mich unsicher fühle, wann es funktioniert etc. Sie gab mir Übungen, ich beschrieb, nach dem fahren, was dabei abgelaufen ist.
Was hat dabei herausgeschaut?
Meine Füsse schmerzen nicht mehr.
Das Board "hoppelt" nicht mehr in der Schwunsteuerung.
Ich habe meinen Hüftschlenker weggekriegt.
Das Board bleibt (normalerweise) auf der Kante.
Ich habe wieder riesige Freude und Motivation für Snowboarden.
Aber wir haben nicht eine einzige Übung gemacht, die ich noch nicht kannte. Wir haben sogar fast die gleichen Sachen gemacht, wie das letzte Mal, als wir zusammen gefahren sind. Und ich habe solches auch in der Zwischenzeit oft geübt! Und doch bin ich in letzter Zeit sehr ungern aufs Board gestiegen.
Es ist extrem viel abgelaufen. Wichtig war eben der Austausch, das Beobachten, die Beratung, das Rückfragen, das Verarbeiten.
Am Nachmittag wechselten wir auf die Ski.
Sie ist eine gute Skifahrerin. Ich musste mir Mühe geben, mich sehr konzentrieren um gut zu beobachten und eine hilfreiche Beratung abzugeben.
Was haben mir "gemacht"?
- "Aussenski überholt den Innenski"
- Arme in Schwungrichtung mitziehen
- Fahren mit Händen auf den Knien
- Fahren mit Händen unter den Oberschenkeln
Also sehr schlichte Carvingübungen, die sie alle schon ewig kennt. Die Frage war aber - was funktioniert nicht? Wie kann sie aus ihren Ski noch mehr rausholen? Welche Änderung der Position könnte etwas bewirken? Wie kann sie das erfühlen?
Für all das mussten wir miteinander reden, uns beobachten, vorzeigen etc. So hatten winzige Dinge grosse Auswirkungen.
Versteht mich nicht falsch, ich will wirklich niemanden davon abhalten, die oben beschriebenen Übungen durchzuführen. Es ist sicher hilfreicher und vor allem auch spannender, als den ganzen Tag einfach rauf und runterzudonnern.
Was ich sagen möchte, ist einfach, dass die Übung an sich nur ein einzelner Mosaikstein in der Arbeit am Skifahren ist.
Viel hilft meiner Meinung nach schon, wenn man nicht allein übt, sondern sich mit jemandem zusammentut. Wenn man sich gegenseitig beobachtet, fragt, war das so und so (z.B. "habe ich eine Schrittstellung?" "Sind meine Ski im Schwungausgang divergierend?" "bücke ich mich nach unten, um den Schnee zu berühren?"), bringt einem das enorm viel (auch das Beobachten des anderen!).