Wie fahren bei absolut keiner Sicht?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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extremecarver
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Wie fahren bei absolut keiner Sicht?

Beitrag von extremecarver » 13.03.2007 00:49

Wollte das nur mal so in den Raum stellen, ist so ruhig zurzeit.

War letzten Samstag am Hochkar und ab 13:00 Uhr war die Sicht so schlecht, dass man im kuppelbaren Sessellift den davor fahrenden Sessel nicht sehen konnte. Auch der Boden war vom Sessellift in der Wolken/Nebelbrühe nur mehr selten sichtbar im oberen Bereich des Skigebietes. Sichtweite war oben deutlich unter 10m, unten vielleicht noch so 15-20m.
Die Piste war nur noch findbar beim fahren wenn man sich an der Randmarkierung (Band) orientierte oder beim fahren spürte dass man im Tiefschnee war. Selbst im recht dichten Wald waren schon keine Kontraste mehr erkennbar, nachdem ich zwei Bäume die quer im Schnee lagen übersehen hatte und drübergeflogen bin (Schneelage war eh schon am Limit) hab ichs aufgegeben (trotz gelben Gläsern mit Pol-Filter). Hatte noch nie so schlechte Sicht.

Welchen Skistil würdet ihr bei so einer Sicht wählen, sprich man fährt ohne irgendwas von der Piste erkennen zu können, rein nach Gefühl. Die Pisten waren auch schon ziemlich zerfahren, mal recht abgerutscht, mal bucklig, mal noch recht gut zu fahren.

Hochentlastung, klassischer Parallelschwung, breite Skistellung, schmale Skistellung, Wedeln, ..... ????
- Schon halbwegs schnell fahren war unmöglich, da man Hindernissen auf der Piste (sprich andere Skifahrer oder Schneekanonen) so nicht mehr ausweichen konnte nachdem man sie dann mal gesehen hatte, trotz guter Technik. Also maximal Carvingschwünge auf Slalomskiern auf roten Pisten.

Seht ihr solche Bedingungen als Training an um ein Gefühl fürs fahren zu bekommen (zwischendurch dann zum Beispiel 5 Sekunden beim fahren Augen schließen und dann wieder öffnen weils eh kaum Unterschied macht und man andere fahrende Skifahrer zuerst hört, dann sieht da nur leichter Wind, rückwärts fahren um Vertrauen zu bekommen), oder als Grund für den Abbruch? Generell war es so, dass etwa 8 von 10 Leuten vor 13:30 schon aufgehört hatten, obwohl ihre Busse nach Tschechien erst gegen 16:00 Uhr abfuhren. Ich hab dann nach 1er Stunde absolute Nullsicht auch aufgehört.
(emindestens ein Drittel der Leute war mit Reisebus aus Tschechien (ich hab etwa 30 Busse gezählt davon 2 aus Österreich). (Zur Tschechischen Grenze sind es im Bus übrigens etwa 3 Stunden aber dort passt die Motivation zum Skifahren halt noch).
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Beitrag von oenologe78 » 13.03.2007 06:42

Carven tu ich bei solchen Bedingungen nicht mehr. Kurzschwung und ganz weit in die Knie, um alles abfedern zu können. Desweiteren am Rand der Piste fahren, um den Verlauf der Piste erahnen zu können.
Gruß Reiner

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 13.03.2007 07:45

Sobald wie möglich den Einkehrschwung machen. Bis dahin halt wenn notwendig sogar Pflug fahren. Da ich meistens mit längen verstellbaren Stöcken fahre, diese soweit wie möglich austeleskopieren und als eine Art Fühler benutzen. Wenn man bei solchen Verhältnissen in einem steileren Hang steht, möglichst nicht auf dem Boden den hinunterrollenden Schneebällchen nachschauen, da mann sonst meint, obwohl man steht, sich selbst zu bewegen und es einem richtig schwindlig werden kann. Da man sowiso nichts sieht, einfach in den Nebel schauen. möglichst auf einem Ski fahren und den andern wie die Stöcke zum tasten verwenden. Darauf achteten, dass man ausserhalb der Pisten nicht von solchem Wetter erwischt wird. Lieber einmal umkehren oder entlang der eigenen Spur wieder aufsteigen. Auf den Pisten unbedingt den Markierungen folgen und unter Umständen stehen bleiben, bis man in einer kurzen Aufhellung die nächste sieht.

Gruss Herbert

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Beitrag von beate » 13.03.2007 10:21

diese soweit wie möglich austeleskopieren und als eine Art Fühler benutzen.
Sorry, aber das halte ich für mehr als gefährlich. Stöcke neben sich herschleifen lassen als Fühler empfehle ich meinen Gästen durchaus. Das nach vorn halten unterbinde ich aber auch bei absoluten top Bedingungen sofort. Viele Anfänger und insbesondere Kinder neigen dazu mit ihren Stöcken vor dem Körper bremsen zu wollen...wenn man einen noose wheelie (ich hoffe der ist es, der so gefahren wird?) fahren möchte ist es ok aber ungewolltes, kopfüber über die Stöcke zu fliegen kann ziemlich böse Verletzungen verursachen!
möglichst auf einem Ski fahren und den andern wie die Stöcke zum tasten verwenden
Auch dieser Ratschlag ist m.E. nach kontraproduktiv. Wie viele Leute sind dir bekannt, die sicher auf einem Bein bei guten Verhältnissen fahren können, um das andere als Fühler zu verwenden??? Das Körpergefühl und die Balance ist bei der überwiegenden Anzahl der Skifahrer, bei den von Felix beschriebenen Bedingungen, ohnehin schon am absoluten Limit. Ein weiterer wichtiger Punkt IMO: Bei entsprechneder langsamer Fahrt brauchst du nur mit dem unbelasteten "Fühlerbein" irgendwo hängen zu bleiben und du kannst den Bändern im Knie Adieu sagen!
wenn notwendig sogar Pflug fahren.
Pisten unbedingt den Markierungen folgen
Das würde ich auch empfehlen. Wichtig wäre hierbei noch zu erwähnen, dass es von Vorteil ist, sich zu merken, ob die Begrenzungen rechts oder links von dir stehen. Auch sind viele Begrenzungen mit kleinen Pfeilen versehen, die in Richtung Pistenmitte zeigen.
@Felix,
Seht ihr solche Bedingungen als Training an um ein Gefühl fürs fahren zu bekommen
Ganz klares: Ja!
Ich hatte früher auch extreme Probleme mit meinem Gleichgewichtssinn wenn schlechte oder gar keine Sicht war. Mittlerweile habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich mich immer erst bewußt zurückerinnern muß, um meine Gäste zu verstehen, wenn sie hierdurch Probleme bekommen.
Hochentlastung, klassischer Parallelschwung, breite Skistellung, schmale Skistellung, Wedeln, ..... ????
Kann man sicher nicht generell / pauschal beantworten.
Ich persönlich fahre Parallelschwung mit eher kleinen Radien (kein KS!)
Ansonsten jeder so, wie er sich wohl fühlt.
Beate
Zuletzt geändert von beate am 13.03.2007 10:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Hosky » 13.03.2007 10:23

Mein Rezept in Kurzform:

Locker stehen, eher tiefe Position, sich auf das Gefühl der Fußsohle verlassen und eine Mischung zwischen Hochauslösung und Ausgleichsschwung, hohe Bewegungsbereitschaft. Tempokontrolliert nahe der Fallinie in kleinen bis mittleren Radien, um in eine flüssige Fahrweise zu kommen.

Ich sehe solche Bedingungen eher als Training als als Strafe - solange die Trainingseinheit nicht zu lang ist :wink:

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Beitrag von extremecarver » 13.03.2007 10:47

Ja abseits der Pisten würde ich mit Skiern da auch nicht mehr fahren. Mit Board fühle ich abseits den Schnee deutlich besser. Bin aber mal im starkem Schneefall (jedoch noch deutlich besser als diesmal am Hochkar) abseits einen halben Tag gefahren und hatte Abends dann sehr starke Kopfschmerzen, Übelkeit, meine Augen schmerzten bei stärerem Licht ...... Vor allem was blöd war dass man im steilen nicht mehr wusste ob man fährt oder steht. Also genau Herberts Gefühl nur umgekehrt - man dachte man steht schon (weil man ja schon 5Sek auf Backside querrutscht) und fliegt dann hin - naja man war halt mit dem Ganzen Neuschnee
Das heißt beim Hinsetzen weil man dachte dass man steht folgten viele Purzelbäume. Kannte hier das Gebiet aber sehr gut (Arlberg - Galzigplateau - alles andere war eh gesperrt).

Abseits der Pisten oberhalb der Baumgrenze würde ich übrigens eher ein Viereck ausgehen und Nebel oder Sturm so abwarten während man im Kreis geht, als seine eigene Spur wieder versuchen zurückzufinden, was nämlich bei Schneefall sehr schwer sein kann oder sogar irreführend. Wenns schlimm kommt auch die ganze Nacht so im Viereck weitergehen. Gerade dann kann ein GPS Handheld gut sein, damit die Bergrettung zumindest weiß bei Handyempfang wo man steht und nach Sturmende vorbeikommen können - sollte man dann nicht mehr in der Lage sein selbst abzufahren/steigen. Gut ist natürlich bei Touren immer einen Biwacksack (keine 500g) mitzuhaben und mit der Schaufel versuchen irgendwas zurechtzubuddeln (was bei Pulverschnee jedoch nicht immer möglich ist).

Auf den Pisten ist für mich bei so schlechtem Wetter auch beidseitige Belastung sehr wichtig. Fand es zudem recht angenehm mit leichtem Stockeinsatz zu fahren (normalerweise mache ich nie Stockeinsatz), evtl leicht in Herberts Meinung nach Fühlern - aber eben nur als Stockeinsatz nicht dauernd vorne.
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Beitrag von oenologe78 » 13.03.2007 11:02

Hosky hat geschrieben:Mein Rezept in Kurzform:

Locker stehen, eher tiefe Position, sich auf das Gefühl der Fußsohle verlassen und eine Mischung zwischen Hochauslösung und Ausgleichsschwung, hohe Bewegungsbereitschaft. Tempokontrolliert nahe der Fallinie in kleinen bis mittleren Radien, um in eine flüssige Fahrweise zu kommen.

Ich sehe solche Bedingungen eher als Training als als Strafe - solange die Trainingseinheit nicht zu lang ist :wink:
:zs:
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Beitrag von carlgustav_1 » 13.03.2007 11:49

Herbert Züst hat geschrieben:Sobald wie möglich den Einkehrschwung machen
:zs: so isses!
Beate hat geschrieben:Ich hatte früher auch extreme Probleme mit meinem Gleichgewichtssinn wenn schlechte oder gar keine Sicht war. Mittlerweile habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich mich immer erst bewußt zurückerinnern muß, um meine Gäste zu verstehen, wenn sie hierdurch Probleme bekommen.
ja hier scheidet sich halt die spreu (tourist) vom weizen (profi)... :wink: du hast recht, beate, das sind situationen, da ist erfahrung fast wichtiger als eine spezielle technik...

man merkts dann oft am nächsten tag, selten tun einem die knochen so weh wie nach einem tag mit schlechter sicht... es ist einfach irre anstrengend... :o

grüße vom nebelvermeider und schönwetterfahrer
martin
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Beitrag von Krumel » 13.03.2007 12:16

hehe,
Prinzipiell bin ich Allwetterfahrer;)
Einen meiner schönsten Skitage dieses Jahr hatten wir am Tuxer Gletscher bei Sicht von 15m und Schneesturm mit Geschwindigkeiten weit über die 100km/h gehend.
Prinzipiell fahre ich bei schlechten Bedingungen aber nur Pisten/Gebiete, die ich wie meine Westentasche kenne (sprich Kitzbühel, Westendorf oder Tux), alles andere ist mir zu Risikoreich, da es halt sonst schnell mal passiert, dass man die Orientierung verliert.
An solchen Tagen fahre ich persönlich meist kurze, langsame Parallelschwünge oder bei sehr guten Bedingungen evtl. Wedelnde Schwünge. Jedenfalls langsam, bedacht auf beidseitige belastung der Skier, gleichzeitig aber mit wenig Druck auf selbigen um evtl. schläge gut abfangen zu können.
Außerdem fahre ich, meinem Eindruck nach, tendenziell mit mehr Vorlage als sonst.
Grüße,
Phil
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Beitrag von Herbert Züst » 13.03.2007 12:53

Also ich habe überhaupt nicht gemeint mit dem Stock vor den Skispitzen schauen was da kommt, sondern nur vorwärts, seitlich nach unten, dahin wo man stehen wird, wenn man den nächsten Bogen macht, etwa so wie ein Blinder mit dem Blindenstock. Auch das Einbeinfahren ist so gedacht, dass man das Bergbein nur leicht belastet ca. 50 cm vorstreckt und so merkt wenn eine Bodenwelle oder Mulde kommt, um die Kurve kann man ja dann einen klasischen Umsteiger machen und wieder einbeinig geradeausfahren. Diese Technik beherrscht glaube ich wohl jeder Durchschnittsfahrer.

@Extremcarver.
Biwaksack, Lawinenschaufel, entsprechende Kleidung und Karte, GPS,Kompass etc. sind auf Touren ein Muss. Die Wahrscheinlichkeit, dass man die eigene Spur nicht mehr findet ist wirklich sehr gross aber auch das Viereckgehen ohne Kompass bringt nicht viel, da daraus sehr rasch ein Pollygon wird.
Noch ein Typ an weniger gute Fahrer, fragt einen routinierten, möglichst ortskundigen Fahrer (Skilehrer, Patrouilleur etc.) ob ihr euch anhängen könnt.

Gruss Herbert

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