Der Fahrer und der Ski: wer überfordert wen?

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ivan
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Der Fahrer und der Ski: wer überfordert wen?

Beitrag von ivan » 06.01.2005 13:15

Was passiert öfter:
1. der ski ist für den fahrer zu viel (sportlich, hart, aggressiv u.ä.)
2. der fahrer überfordert den ski (anfängerski, weich, tempogrenze u.ä.)
was sind die folgen?
eure erfahrungen (skischulen!), kommentare...
praktische empfehlungen...

als "starter" gibt es die behauptung von fuchs755 im Blizzard-thread:
Leider ist es sehr selten das der Fahrer den Ski überfordert - eher im Gegenteil.

fuchs755
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Beitrag von fuchs755 » 06.01.2005 13:59

Hi ivan,

Nachdem Du mich schon genannt hast hier meine Erfahrung:
Ich hab bereits Anfängerski bis in höhere Geschwindigkeiten gefahren und konnte bis auf meinen K2 Merlin 4 kein Flattern oder eine Überforderung des Ski feststellen. Auch beim Kantenhalt gab es bisher wenig zu bemängeln (zuletzt schlug der Agyl rl meiner freundin auch meinen Race SC der mich gerade hier enttäuschte). Ich halte es fast für unmöglich moderne Ski - selbst des Einsteigerbereichs- auf der normalen und i.A. überfüllten Piste an die Grenzen des Materials zu bewegen.
Andererseits sieht man vielfach leute auf teuren Latten die in französicher Klositzhaltung mit affenartiger Geschwindigkeit die Piste runterbrettern ohne jeglich Kontrolle oder Selbsteinschätzung.
Einem Anfänger nach 21 Skitagen einen Worldcup SC oder ähnliches vorzuschlagen grenzt an Selbstmord.
Viele fahrer wären mit einem guten allrounder besser bedient und wohl auch erfolgreicher im Lernfortschritt. Ich nehme mich da nicht aus. gerade wenn man müde wird wird auch ein Performance Sl manchmal zickig. Die Annahme ein wenig fehlerverzeihender Ski erzieht zum richtigen Fahren ist meiner Ansicht nach falsch.

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rolf
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Beitrag von rolf » 06.01.2005 15:06

Hallo
fuchs755 hat geschrieben:Einem Anfänger nach 21 Skitagen einen Worldcup SC oder ähnliches vorzuschlagen grenzt an Selbstmord.
Selbstmord ist das wohl kaum, aber reine Geldverschwendung (anders ist wenn dieser Anfänger ein Supertalent ist, solls ja auch geben). Unkontrolliert und gefährlich kann man auch mit LowCost-Skiers fahren.
Eine "Selsbmordfahrweise" liegt immer am Fahrer nie an den Skier!

Ich kann einen Ski nicht überfordern, aber ich kann sagen, dass dieser Ski für mich zuwenig bietet. Wobei dass Flattern eher geometrieabhängig ist. Es geht eher um Eigenschaften wie Agilität, Biss, Reaktion, Rebound und und und.... Hierzu ist aber zu sagen, dass man das Verhalten von Topski's kennen muss, damit man die Grenzen der Low- oder MidCost Skier erkennen kann.

Wenn ich also bemerke dass ein Ski mir nicht mehr genügt, dann ist es an der Zeit einen anderen zukaufen.-> Upgrade!!

Fazit:
Wer nichts merkt spart sich viel Geld und hat trotzdem Spass!


Gruss Rolf

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golden gaba
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Beitrag von golden gaba » 06.01.2005 16:24

ich würde mal behaupten das ich des öfteren schon skier an den füssen hatten die ich "überfordert" habe. bis jetzt konnte ich noch keinen ski fahren der mich überfordert hat. aber...es gab natürlich sehr viele modelle die mich sehr sehr glücklich machten.

geschäumte einsteiger ski hatte ich nur mal zu testzwecken an den füssen.
sorry...aber die dinger brechen mir schon im laden wenn ich die steifigkeit der torsion teste. somit habe ich nie versucht die grenzen solcher skier auszutesten. allerdings merkt man schon bei "normaler" fahrweise das die dinger nicht so spritzig sind und nicht so gut auf harter piste die spur halten können.

aber da gibt es so viel verschiedene größen die in die skiwahl einfließen. wie bei skischuhen. wenn eine frau sehr gut (fast rennsportlich) ski fahrt, und sehr zierlich ist (schuhgröße 36), dann kann sie z.b. ohne probleme einen kinderschuh fahren.


gruss
tom
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TARGET: High Performance Big Mountain Twin
DIMENSION: 128 / 95 / 118
SIDECUT: 14mm
FEATURES: Twin Tip, ABS Sidewalls, 3-color Die-cut Base, Tip and Tail Pyramid Studs

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rolf
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Beitrag von rolf » 06.01.2005 16:37

Hallo Skifreunde
golden gaba hat geschrieben:ich würde mal behaupten das ich des öfteren schon skier an den füssen hatten die ich "überfordert" habe.
Es ist mir klar das die Limiten von Low/Mid-Cost Skier schnell erreicht sind.
Aber ein Ueberfordern der Ski ist das nicht. Ueberfordert kann nur der Fahrer sein der das Gerät beherschen sollte, es aber nicht kann. -> Der Fahrer ist somit überfordert.

Aber von einem Ski mehr zuerwarten als er kann und dann von Ueberforderung zu sprechen ist irgendwie realitätsfremd.
Dafür gibst ja die Topskiers.

Die Frage sollte laute: "Merkt man die Qualitätsunterschiede der Skier nach Preisklassen"

Und diese Frage ist zweifelsohne mit JA zubeantworten.

gruss rolf

freeriderin
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Beitrag von freeriderin » 06.01.2005 16:46

Hi zusammen,

zu „Ski überfordert Fahrer“ habe ich eine (wie immer sehr subjektive) Meinung:
Ich denke, dass mehr als 90% der Leute, die sich z.B. einen Race-Ski (jaaa, auch Slalom!) kaufen, sich mit dem Material überfordern. Die allermeisten wären mit einem Allrounder, wie Fuchs755 schreibt, sicher viel besser bedient.
Hut ab vor der Marketing Abteilung von Atomic, die es in den letzten Jahren geschafft hatten, dass jeder Hanswurst sich den Hermann-Maier-Ski hat kaufen müssen…und wie viele dieser Ski hat man wohl jemals auf der Kante gesehen :o ??
Die Folgen? Na, sieht man doch überall: anstatt nett rund ausgefahrene Kurven gibt es hohe Rutschanteile (gerne im oberen Geschwindigkeitsbereich…), Schimpfen auf nicht gut gemachte Kanten als Ausrede, ….
Hm, die meisten der Leute, die sich für Race-Carver-reif halten, werden es jedoch gar nicht merken, wie „schlecht“ sie bedient sind – denn das Image fährt ja mit!

Die „Fahrer überfordert Ski“ Situation gibt es viel weniger – Na klar gibt es mit einem Anfängerski keine Bestzeit im Slalomkurs und die Big Turns im Powder werden eben etwas langsamer ausfallen. Oder - siehe GG's Post: das Ding bricht einfach :D

Nach wie vor wird insgesamt meiner Meinung nach zu viel Wirbel um das Material gemacht. Es fährt ja nach wie vor der Fahrer – und wenn der es nicht kann, hilft auch der beste Super-Duper-Top-Performance-Ski nichts!

Hm, außerdem bin ich sicher, dass die meisten Leute mehr Spaß am Skifahren hätten, wenn sie sich Ski eine Klasse tiefer besorgten; also vernünftige Allrounder statt High Performance Material. Aaaber da stellt sich na klar die Frage, was für jemanden „Spaß am Skifahren“ ist: der Spaß an der Bewegung? Das Fachsimpeln beim Bier danach? Das Aufschneiden im Sportgeschäft? Das Für-das-Material-bewundert-in-der-Gondel-angeschaut-werden?...? Die Motivationen scheinen da sehr voneinander abzuweichen!

Ach ja, beim Skitest Anfang des Winters war es nett zu sehen, wie viele Leute (durchschnittliche bis gute Spaß-Skifahrer) unbedingt den Top-Ski X oder Y haben fahren wollen. Nach Allround-Ski hat fast niemand gefragt.

Und schließlich noch: die wenigsten Leute fahren ja auf "hohem" Niveau (was ist das schon?) Ski - ich meine hier die große Mehrheit der Leute, nicht die oberen 0,4% :wink:

Grüße

fuchs755
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Beitrag von fuchs755 » 06.01.2005 17:07

Naja, die Qualität der Topski muss ja nicht unbedingt besser sein als im mittleren Segment. Die Herstellkosten werden bei Serienski nicht besonders variieren (die geschäumten mal außen vor). Selbst Materialien wie Titanal oder Carbon sind in den verbauten Mengen in Relation zum Materialeinsatz relativ günstig.
Das Phänomen nennt sich Produktdifferenzierung.
Im Slalomkurs oder im RS Kurs sind Allrounder natürlich verloren und brechen eventuell. Aber wer fährt da schon?????
Was ist das Limit des Skis? tempomäßig ist das schwer zu erreichen - auch bei Ski aus dem mittleren Segment. Ob einem der Ski dabei gefällt ist eine andere Sache,... . Davor schützt aber auch das hohe Preissegment nicht notwendigerweise.
Ich halte mich nicht für einen guten Skifahrer, aber wenn ich sehe wer sich als solcher bezeichnet und mit seinen Racelatten den Berg verunsichert bekomme ich schon Angst.
Ich gebe auch zu dass mich selbst ein Weicheiski wie der Fischer Race SC manchmal überrascht (so gegen 4). Aber da steht ja auch Race drin :-)

Ein Könner fährt auch mit einem Einsteigerski sicher - vielleicht macht es aber nicht soviel spass wie es könnte. Ein Anfänger auf einem Rennski ist dagegen verloren.
An dem Trend sind aber auch die Skischulen nicht unschuldig. Oft genug sieht man Anfängergruppen auf SL9 rumrutschen.

hans
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Beitrag von hans » 06.01.2005 19:23

Den einzigen Ski den man als guter Fahrer wirklich überfordern kann ist vielleicht einer, der für das Körpergewicht zu kurz gewählt wird, aus dem Einsteigersegment kommt und wenn man dann noch probiert den Ski richtig flott zu bewegen.

Ich bin schon einige Tage mit einem Fischer Sceneo (ich glaub ein 400) in 170 unterwegs gewesen und habe heuer auch noch 15 verschiedene Ski aus allen Gruppen ausprobiert.
Ich bin seitdem überzeugt, daß 80% auf aller Skifahrer den falschen Ski fahren. Man kann nämlich auch mit einem Allroundcarver ordentlich heizen und braucht dann am Abend auch nicht eine Oberschenkeltransplantation :wink: wie nach einem Tag mit einem Racecarver.
Aber das dem typischen österreichischen Skifahrer (allesamt Rennläufer...) zu erklären wird niemals möglich sein.
Natürlich ist der typische Allroundcarver auf richtigem Eis nur bedingt zum Carven einsetzbar, aber für den klassischen Driftschwung beißen die Ski genug auf harten Pisten. Und wieviele fahren überhaupt einen richtigen durchgezogenen Kantenschwung, selbst bei perfekten Pistenbedingungen?

Das schärfste, das ich bis jetzt auf einer Piste gesehen hab, war ein Atomic GS 11 (Wortmeldung "Das ist ein richtiger Rennski!") auf dem vorne, knapp hinter der Schaufel diese 10 cm hohen Trapeze aus Plastik aufgeklebt waren, die man früher Anfängern verpasst hat, damit sich die Ski nicht überkreuzen. Und dann hat er noch über meinen breiten Snowrider gelästert :evil:
Ich hab resigniert, das Ego ist einfach nicht besiegbar.

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Udo-Aschaffenburg
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Beitrag von Udo-Aschaffenburg » 06.01.2005 19:43

hans hat geschrieben:Das schärfste, das ich bis jetzt auf einer Piste gesehen hab, war ein Atomic GS 11 (Wortmeldung "Das ist ein richtiger Rennski!") auf dem vorne, knapp hinter der Schaufel diese 10 cm hohen Trapeze aus Plastik aufgeklebt waren, die man früher Anfängern verpasst hat, damit sich die Ski nicht überkreuzen. Und dann hat er noch über meinen breiten Snowrider gelästert :evil:
Ich hab resigniert, das Ego ist einfach nicht besiegbar.
:D :D Wusste gar nicht, dass es die Wegwerfhaken noch gibt. Mir hat mal einer im Bubble auf die Backe kleben wollen, die Teile seien zur Dämpfung da, er könne seitdem die Gamsleiten 2 (Obertauern) auch Schuss fahren :D :D :D .
VG
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ivan
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Beitrag von ivan » 06.01.2005 19:43

also, von mir einige thesen zum thema

1. wie sind die billigeren ski
ich hatte die möglichkeit, relativ viele billige(re) ski auzprobieren und auf einigen ziemlich viel zu fahren
mein fazit: einige von denen lassen sich überraschend gut fahren und bieten mehr leistung, als manche guten fahrer glauben
ich konnte vor3-4 jahren für die grösste tageszeitung bei uns einen „billigskitest“ organisieren/leiten, der absolut firmenunabhängig war (ski gekauft, alle kosten von der ztg getragen, keine firmenprofitester, sondern einige firmenunabhöngige experte + laientester)
ergebnisse: s. oben und:
- auch ein billiger ski lässt sich tunen, ja sogar upgraden (platte, kantentuning)
- auch ein billiger ski kann sehr „anspruchsvoll“ sein (konkav, schwierige schwungauslösung, schwieriges handling)


2. was macht einen ski anspruchsvoll, „zu viel“, überforndernd
- konstruktion
- tuning
- auch ein relativ anspruchsvoller ski lässt sich fahrerfreundlich tunen (zB 1,5° abhängend mit 90° resultirendem kantenwinkel, leichtes abrunden in kontaktpunkten...)
aber auch ganz aggressiv
und es ist immer derselbe ski
- einige hochleistungsski lassen sich ganz gemütlich fahren
es ist also einigermassen relativ, wenn über einen überforndernden ski gesprochen wird
(nicht nur „weil er ein SL-ski ist“, sondern auch
wie er getunt ist!!!

(vorsicht - gibt´s noch mehr! :D - später)

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