Willi1957 hat geschrieben:Sinn einer Entlastung, egal mit welcher Technik und wie lange, ist es in jedem Fall, das Gewicht und damit die Belastung auf die Ski zu reduzieren oder komplett aufzuheben.
Ich hab mir zu dem Thema mal die Veröffentlichung "Schein und Wirklichkeit parallelen Skifahrens" (Münster 1985) von GEORG KASSAT (Professor für Biomechanik und Bewegungslehre) besorgt. Er hat 1981 nach den damaligen Skilehrplänen ausgebildete Sportstudenten über eine Kraftmessplatte schwingen lassen und die Bewegungen mit 2 Kameras gefilmt. Ergebnis: Entlastung (Hoch, oder Tiefschwung) hat keinen Einfluss auf die Drehbeschleunigung der Ski, also die Schwungauslösung.
Die Grafiken habe ich im Bild unten zusammengefasst.
Für die Drehbeschleunigung der Ski (grüne Linie), die wie die Stellung der Ski zur Falllinie (blau) bei allen Schwüngen nahezu gleich war, ist ist es ohne Einfluss, nach welcher "klassischen" Technik der Schwung eingeleitet wurde. Beim Hochschwung (Verlauf des Körperschwerpunkts in dunklem violett) ist es so, dass die
Drehung bei 150% Belastung (d.h. das 1,5-fache des Körpergewichts liegt auf dem Ski - Kurve in pink)
beginnt (von "Entlastung" also keine Spur) und erst während des Schwungs bis auf Null entlastet wird (es wird praktisch im Schwung gesprungen). Genau den gleichen Verlauf der Skidrehung sieht man beim Tiefschwung (orange), bei dem aber die Entlastung jedoch
vor dem Schwung geschieht (braun), die Belastung beim Beginn des Schwungs 100% überschreitet (logisch, weil das Sich-Fallen-Lassen abgebremst wird) und auf 120% steigt. Konstant für alle Schwünge ist dagegen der Verlauf des Umkantens. Dabei erfolgt auch bei "klassischen", also gedrifteten Parallelschwüngen die Schwungeinleitung durch kurzes Aufkanten (leichtes Absinken der roten Kurve), dann erfolgt zeitgleich mit dem Abbau des Kantenwinkels der Drehbeginn der Ski. Mit dem Umkanten vor Erreichen der Fallinie ist die höchste Drehbeschleunigung der Ski erreicht, die Ski werden also auf der Kante gedreht und nicht in Flachstellung.
[ externes Bild ]
Fazit Nummer zwei: die
Vertikalbewegung (Hoch- und Tiefgehen des Körperschwerpunkts durch aktives Beugen und Strecken von Hüft-, Knie- und Sprunggelenk) ist nur zum Ausgleich von Hangunebenheiten notwendig, nicht für die Einleitung oder Steuerung gedrifteter Schwünge. Für einen Not-Halt ist sie sogar
gefährlich, wenn man einen Hockey-Stop nicht anders als eingesprungen fahren kann und für das "Ausholen" Zeit braucht, die man nicht hat, um z.B. eine Kollision zu vermeiden. Man sollte also auf jeden Fall über die Technik verfügen, einen Nothalt über Kanten- bzw. Fersendruck ansatzlos einzuleiten.
Abgesehen davon sind (für die Schwungeinleitung offensichtlich) unnötige Vertikalbewegungen unökonomisch und ermüdend und vergrößern dadurch die Verletzungsgefahr. Und Wedeln ist nur ohne "Entlasten" durch Vertikalbewegung denkbar, der Körperschwerpunkt ist dabei stabil: