1) Martin, Respekt! Ja, Du schießt m.E. ab und an übers Ziel hinaus, bist aber im Nachgang stets extrem selbstreflektiert, stellst die Dinge sachlich klar und erkennst, dass Du auch anders hättest (besser) reagieren können. Zu erkennen, das man nicht perfekt ist, das auch vor anderen einzugestehen und selbst zu schreiben, wie man es hätte besser machen können, das zeugt für mich von wahrer Größe.
2) Zum Thema Lehrplan und lernen: Ich verstehe einen Lehrplan nicht als Plan wie man lehren muss, sondern als Anleitung wie man es in den meisten Fällen erfolgreich tun kann. Gerade im Skifahren zeigt er gewisse technische Grundlagen auf, die man dann, situativ und je nach persönlichem Skill-Level in unterschiedlich ausgeprägter Form anwenden kann. Jeder der einen solchen Lehrplan als "ultimativ" erachtet, hat es nicht verstanden. Auch wenn ich z.B. den aktuellen DSV Lehrplan mit den früheren Werken vergleiche, geht es heute viel mehr um das Ergebniss und weniger um seitenweise Beschreibung von vielen Details in Wort und Bild, die am Ende zwar dazu führen, das man einen bestimmten Schwung perfekt ausführen, aber noch lange nicht wirklich Skifahren kann.
3) Lehren und lernen: Jeder Mensch lernt anders (Hören, Sehen, Fühlen, Verstehen), somit ist es ein absoluter Irrglaube, dass es die eine Übung/Vorgehensweise gibt, die bei allen funktioniert. Dabei gebe ich Dir recht, in diesem Bereich kommen mir Martina und Beate auch zu absolut rüber. Etwas mehr Gelassenheit würde den beiden m.E. hier gut tun. Aus fast 20 Jahren Erfahrung im semiprofessionellen Leistungssport bin ich mir sicher, jeder braucht eine andere Ansprache und einen anderen Weg. Das ist per Ferndiagnose aus dem Forum heraus absolut unmöglich. Martina und Beate verfügen hier, aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen, über einen reichhaltigen Wissensschatz, aber ab und an kann bei dem ein oder anderen auch ein anderer Weg zum Erfolg führen. Hierbei würde auch ich mir von den beiden mehr Toleranz wünschen. Auch bei mir kommen die Statements sehr absolut rüber. Evtl. liegt es aber auch nur an der Kommunikation - auch im Job treffe ich oft auf erfolgreiche Frauen, die in der Art und Weise wie sie kommunizieren sehr klar und deutlich (negativ ausgedrückt: hart und absolut) rüberkommen, dies aber meist ganz anders empfinden.
4)
Gerade deswegen muss der Lehrer nicht der beste und perfekte Techniker sein. Oft ist die Akzeptanz beim Schüler und der non-visuelle Input viel wichtiger. Auch deswegen würde ich mich bei dem hier auch oft zu beobachtenden SL-Bashing nicht mitmachen. Man sollte hier sehr vorsichtig sein etwas zu beurteilen, dass man hur aus 3 Minuten Fernbeobachtung gesehen hat. Und jeder der selber schon mal unterrichtet hat weiß, dass man bestimmt nicht den ganzen Tag detailverliebt darauf achtet, alles immer in allen Kleinigkeiten perfekt (vor)zumachen. Bei Kindern ist es ein ganz natürliches Verhalten, das zu tun, was jemand vorgibt, den man als Cool/Vorbild oder sowas in der Richtung sieht. Im Leistungssport geht es darum, dass der Trainer "etwas zu sagen" hat, aus dem der Athlet einen Mehrwert generieren kann. In beiden Fällen steht die technische Kompetenz erst an 2. Stelle - muss aber natürlich schon entsprechend vorhanden sein!Lernerfolg fast zur Gänze einer guten Beziehungsgestaltung geschuldet ist
5) Sendungsbewustsein: Ich denke, dass jeder hier im Forum der länger als x Jahre aktiv dabei ist und mehr als x Posts hat, ein eher stark ausgeprägtes Sendungsbedürfnis hat. Nur das "Empfangsbedürfnis" ist extrem unterschiedlich ausgeprägt
Sorry für das lange Geschwafel, war mir aber wichtig dies zu senden