Wie gefährlich sind Carving-Skis?

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Herbert Züst
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Wie gefährlich sind Carving-Skis?

Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2006 07:26

Hier der Unfallbericht eines sehr guten Skifahrers.
http://www.jacomet.ch/autsch/01aprilspitalchur.htm
Jn seinem Bericht schreibt Andi Jacomet folgendes:
Zitat:
Hätte ich an jenem Tag keine Carver an den Füssen gehabt, wäre ich wohl mit einem normalen Schienbeinbruch davongekommen.
Der Racecarver machte das, wofür er an sich gebaut wurde - er hakte knallhart ein und fuhr die an sich als Rechtsschwung geplante Kurve nach Links weiter.
Hier nun meine Frage. Wie gefährlich sind eigentllich Carver?

Gruss Herbert

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Cradle22
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Beitrag von Cradle22 » 27.11.2006 08:22

Hi!

Ich erinnere mich daran, wie Ärzte vor den Verletzungsgefahren von Carvern warnten, als Mitte der 90er die Carver aktuell wurden.

Ich weiß nur noch, daß es um die Knie, die "im Durchschnitt höhere Geschwindigkeit" und die Gefahr von Zusammenstößen bei Carvern ging. Und daß es - wenn schon nicht mehr Verletzungen - es zumindest zu einer Verschiebung des Verletzungesbildes käme.

Ich weiß nicht, in wie weit es Statistiken gibt, die dies untermauern oder wiederlegen...

Gruß,

Arndt
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Beitrag von Martina » 27.11.2006 08:29

Wenn ich mich nicht sehr täusche, gibts zu diesem Thema schon einige Threads.

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Herbert Züst
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Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2006 08:56

Martina ich weiss dass es schon einige Beiträge gibt, finde es aber trozdem wieder interessant, weil gerade Andi Jacomet als sehr guter Skifahrer und Sohn eines bekannten Rega und Unfallarztes aus Disentis- Sedrun, die zitierten Aussagen gemacht hat.

Gruss Herbert

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Beitrag von lazyboy » 27.11.2006 09:12

Hier mal so 2 Dinge die ich Festgestellt habe:

Selbstgefaehrdung:

Beim fahren sind die Krafte die auf den Koerper wirken beim Carving Ski wesentlich hoeher als bei einem "Spaghetti" Ski. Ich habe da persoenlich einen recht guten vergleich da ich ja sowohl mit Carvern wie auch mit Buckelski (die in etwa Spagehettis entsprechen) fahren. Das bei den hoeheren Kraeften etwas Kaputt gehen kann leuchtet mir ein.

Fremdgefaehrdung:

Zum Teil habe ich den Eindruck das Leute mit Carving Ski nicht mehr gerade aus fahren koennen, sondern permanent Schwuenge ziehen. Dies ist vorallem auf schmalen Stellen der Piste oder an stellen wo man Schuss fahren sollte/kann/will/muss. Auch wenn man am Pistenrand faehrt laeuft man gefahr abgeschossen zu werden da zum Teil von anderen Skilaeufern auch an engen Stellen die ganze Piste ausgenutzt wird. Als kritisch betrachte ich dies vorallem wenn es sehr viele Leute auf der Piste hat.

Gruss,
Roger

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Beitrag von Badia » 27.11.2006 09:43

Vorausgesetzt man carvt auch mit den Carvern , ist es schon anstrengend.
Körperliche Fitness ist ein MUSS. Um die Fliehkräfte zu spüren wird ja permanent Druck auf die Kante gegeben und das bei recht hoher Geschwindigkeit. Auf diese Art und Weise bin ich zum Helmfahrer geworden.
Allerdings rutschen viele Leute mit den neuesten Modellen nur herum, was natürlich kraftschonend ist. Wer richtig Gas gibt merkt recht schnell die Oberschenkel glühen.

Gefährlich ist relativ, gut vorbereitet mit entsprechender Technik solllte Voraussetzung sein. Und am Nachmittag kann man auch mal nen Gang zurückschalten.....

Hauptsache Fun

Greetz
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Beitrag von Martina » 27.11.2006 10:13

- Die Tatsache, dass sich auch sehr gute Skifahrer verletzen, muss nichts darüber aussagen, ob Carver gefährlicher sind als "Geradeausski".
Der hier zitierte Fahrer schreibt wörtlich: "Dabei dürften Verletzungen wie meine eher häufiger vorkommen als früher. Der Grund sind die stärker taillierten Skis: Hätte ich an jenem Tag keine Carver an den Füssen gehabt, wäre ich wohl mit einem normalen Schienbeinbruch davongekommen.".
Das heisst, Verletzungen wie seine sollen heute häufiger vorkommen - vielleicht kommen dafür andere Verletzungen weniger vor?
Weiter schreibt er, dass er in seinem Fall mit "Geradeausski" mit einem Schienbeinbruch davongekommen wäre. Das sagt nichts darüber aus, ob die Gefährdung mit Carvern allgmein grösser ist.
Ausserdem schreibt er auch klar und deutlich, dass ihm im Spital gesagt wurde, dass Verletzungen wie seine sehr selten seine. Ich denke, deshalb sollte man aus diesem Fall keine allgemeinen Aussagen ableiten. Aber man kann das Thema natürlich einmal mehr diskutieren, klar.

- Es gibt diverse Studien, die eine höhere Unfallgefahr durch Carvingski "belegen". Und es gibt diverse Studien, die dem widersprechen. Ich kann hier leider keine Primärquellen angeben, da ich diese über die Jahre verteilt gelesen habe.
Das einzige, worin man sich meines Wissens einig ist, ist, dass sich mit Carvern andere Verletzungen häufen als früher.

- Ich denke, es ist unmöglich, abschliessend festzustellen, woran eine allfällige Häufung von bestimmten Verletzungen liegt. Neben dem Wandel des Materials haben sich in den letzten Jahren auch andere Dinge geändert: Die Pisten werden wesentlich besser und häufiger präpariert, sind also mehr eingeebnet und einfacher. Somit sind mehr Leute in der Lage, schnell zu fahren. Die Transportkapazitäten wurden erhöht. Somit sind deutlich mehr Leute auf der Piste, was die Kollisionsgefahr erhöht. Weiter wird in der Werbung heute ein anderes Bild des "Idealskifahrers" gezeigt als vor 15 Jahren. Nicht zuletzt fährt man mit Carvern tendenziell andere Linien, die zu Kollisionen führen können, vor allem, wenn sich Leute nicht daran gewöhnt sind.

- Der Aussage von zet kann ich so nicht zustimmten: Mit Carvern auf der Kante fahren muss durchaus nicht anstrengend sein. Es ist mit heutigen Ski auf guter Piste nicht sehr kraftraubend, locker auf der Kante zu fahren (wenn man es kann). Skifahren ist allgemein viel einfacher geworden, deswegen ist es für gute Fahrer möglich, mehr aus den Ski rauszuholen (z.B. extreme Schräglagen). Dabei entsteht mehr Druck (Fliehkraft), den man halten muss. Das ist dann natürlich anstrengend und bei ermüdeter Muskulatur auch gefährlich (somit hast du völlig recht mit dem Nachmittag). Druck geben muss man eigentlich nie.

- Nicht zuletzt habe ich den Eindruck, dass der "Billigtourismus" im Skibereich zunimmt. Leute werden mit Bussen zu den Pisten geschippert, fahren die ganze Nacht hindurch und sind anschliessend den ganzen Tag auf der Piste. In den Gruppen wird teilweise viel getrunken. Auf der Hinfahrt wird schon gross erzählt, wie toll man fährt. "Fallen" die Leute dann übermüdet auf die Piste, müssen sie (oft schon alkoholisiert) ihrem grossmundigen Ankündigungen auch nachkommen, was meines Erachtens sehr unfallträchtig ist.
Natürlich sind nicht alle Bus-Tagestouristen so, aber ich meine eine entsprechende Tendenz zu beobachten.

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Beitrag von ursus2 » 27.11.2006 10:24

Ich bin der Ueberzeugung der Kernpunkt liegt hier in dieser Aussage "Ich war nicht allzu schnell unterwegs, setzte aber gerade einen Schwung an, als der Sulzhaufen dem linken Ski" und nicht so sehr ob es jetzt Pommes- oder Carving-Skis waren. Ich habe bis jetzt zwei Mal "Knieverdreh-Stürze" bei sulzigen Verhältnissen miterleben müssen. Beide Male wurde durch die stürzende Person vorher noch erklärt: "Ich fahre bei diesem Sulz aber ganz vorsichtig und ganz langsam".

Fazit meiner Beobachtungen: Wenn der Ski im Sulz anhängt und selbständig die Richtung sucht, besteht bei niedriger Geschwindigkeit keine Möglichkeit mehr zu korrigierren, da dabei so starke Kräfte auftreten, dass selbst bei gut Trainierten die Kraft nie annähernd dazu ausreicht.

Da kommen wir auch schon wider zu den Bindungen und Z-Werten. Bei obigen Unfällen haben die Bindungen nie ausgelöst. Die beiden Verunfallten waren Durchschnitts-Skifahrer (eine Frau, ein Mann) und hatten jedenfalls einen akteullen "geprüften-Bindungs-Kleber" auf dem Ski. Nach meinem Wissensstand löst halt die Bindung bei sich langsam aufbauenden Kräften sehr schlecht aus, da die Bindungen auf kurzfristig auftretende Kräfte konstruiert sind. So jedenfalls wurde es mir schon erklärt bzw. habe ich es gelesen.

Deshalb versuche ich auch bei Sulz, in einem für meine Bergriffe eher zügigen Tempo zu fahren.

Gruss
ursus
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Beitrag von Cradle22 » 27.11.2006 10:32

Hi!
ursus2 hat geschrieben:Deshalb versuche ich auch bei Sulz, in einem für meine Bergriffe eher zügigen Tempo zu fahren.
:zs: aus Erfahrung... Ich habe einmal IM STEHEN die Balance verloren, bin vornerüber gekippt währen die Skis langsam aufgrund der Taillierung auseinander drifteten... Dabei hat sich mein eh schon durch KB-Anriß und Meniskusschaden geschwächtes Knie so verdreht, daß ich fast dachte "das wars wieder"... Bindung nie aufgegangen.

Wäre mir dasselbe mit höherer Geschwindigkeit passiert gehe ich mal stark davon, aus, daß die Bindung ausgelöst hätte.

Gruß,

Arndt
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Beitrag von Herbert Züst » 27.11.2006 10:41

- er hakte knallhart ein und fuhr die an sich als Rechtsschwung geplante Kurve nach Links weiter.

Dies Aussage von einem Andi Jacomet gibt mir einfach zu denken.
Für mich sagt sie aus, dass man einem Carving- Ski, wenn dieser einmal einhängt , auch als top Fahrer einfach ausgeliefert ist. Dies ist auch der Auslöser für meinen Thread "Notstop in einer gecarvten Kurve" Ich bin der Meinung, dass gerade in diesem Forum das Carven verherrlicht wird, und ich finde man sollte unbedingt auch immer wieder auf die Gefährlichkeit hinweisen, denn ich weiss, dass 95% aller Carver besagten Notsop nicht hinkriegen.

Gruss Herbert

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