Streif – 2010
Donnerstag, oder:
Nicht mein Tag!
Gleich eines vorneweg. Mein aktuelles Sturzkonto kann ich um die Zahl 2 erweitern!
Warum werdet Ihr gleich erfahren.
Kennt Ihr das? Schon beim aufstehen habt ihr das Gefühl „Heute ist nicht mein Tag“? So geht’s mir momentan. Auch die Ganze Hinfahrt nach Kitzbühel denke ich mir: Irgendwas passt heute nicht. Aber was solls … die Streif ruft! Zudem habe ich mich mit den Camp-Teilnehmer beim Abschlusstrainung zu einer Besichtigungsfahrt der Rennstrecke verabredet.
Das mein Gefühl mich aber nicht trügt, werde ich noch schmerzlich erkennen
Nach der Ankunft erstmal mein Zeugs in die Hütte geschafft, schnelle Besprechung mit dem Hüttenwirt über den Ablauf der nächsten Tage und dann kurz vor 10 ab zum Starthaus. Die Anderen seh ich schon dort stehen, kurzes freudiges Hallo, und los geht’s mit der Streifbesichtigungstour.
Wegen starken Winden im Bereich Mausefalle startet das Training aber nicht ganz von oben und wir sehen erstmal nur die leeren Starthang. Also runter, unterhalb der Mausefalle und dort die ersten Läufer bewundert wie sie mit knapp 90 Sachen durch die extrem enge „Einfahrt Steilhang“ düsen. Weiter geht’s für uns zur Ausfahrt Steilhang, Anfang Gschöß wo wir die Matadoren „gemächlich“ an uns vorbei huschen sehen. Leider bleibt uns die Alte Schneise verborgen, ausser wir wären mühsam durch den Wald gestapft. Also nächster Besichtigungspunkt erst wieder Seidlalmspung und weiter unten der Lärchenschuss. Schon erstaunlich wie lässig das aussieht wenn die Burschen da mit 110-120 an uns vorbeiziehen. Noch ein paar Fotos geschossen und weiter gehts zur Hausbergkante. Ich kenne es ja schon... Meine Mitfahrer aber… Staunen, große Augen, Herzklopfen… So etwas muss man einfach mal live und hautnah miterlebt haben. Direkt an der Kante stehen wenn sich die Rennläufer dort hinunterstürzen. Wahnsinn! Ebenso faszinierend dann später der Blick vom Zielhang hinauf zur Traverse und den Zielschuss. Dabei direkt am Zielsprung stehen wenn einer nach dem anderen mit guten 130-140 km/h an uns vorbeirast. Kurz und bündig: Nur wenn man die Strecke mal hautnah gesehen hat, kann man das was im TV so gezeigt wird richtig nachvollziehen… Ich sag nur: Gänsehaut pur!
Nach dem Training geht’s dann zusammen auf die Piste. Leider zieht das Wetter immer mehr zu und wir finden uns nach wenigen Abfahrten mitten in der dichtesten Nebelsuppe, die ich je erlebt habe. Über 1500 Meter gabs Sichtweite „fast-null“ und wir sind mitten drin! Also: Runter Richtung Tal. Raus aus dem Nebel! Nur stehen wir erst am Pengelstein und haben noch etliche Pisten vor uns… ich also als Guide voraus, immer mit einem Auge nach hinten um niemanden zu verlieren. Aber selbst ich, der fast jeden Meter Piste aus dem FF kennt, verliert leicht die Orientierung. Versuche anhand Pistenschildern und Geländeeigenschaften einzuordnen wo wir gerade sind. Einmal leider erfolglos… In einem „Rückschaumoment“ komme ich von der Piste ab und finde mich bäuchlings in einem Schneehaufen wieder… Das war also Sturz No.1 (gut eher ein Plumps, aber dennoch: ich, ja ICH lieg im Schnee!)
Endlich als wir wohlbehalten auf der Maierl-III aus der Suppe rauskommen, bahnt sich Sturz No. 2 an. Wie sagte nachher Südi zu mir? Es gibt Momente da ist ein gewisses Maß an Egoismus durchaus angebracht… Und warum sagt er mir das nicht vorher???
Etwa 20m schräg rechts vor mir zerbröselt es böse einen Skifahrer, die Ski fliegen durch die Luft, er purzelt ca. 10m weiter und bleibt leicht verkrümmt liegen. Mir schießt es in dem Moment nur durch den Kopf „hin und helfen“! Allerdings hatte ich mit mir gerade selbst genug zu tun, da die Maierl heute böse mit Schnehaufen übersäht war, die Sicht immer noch mehr als miserabel ist, und eigentlich ich alle Konzentration für mich selbst bräuchte. In dem Moment wo ich also alle Gedanken beim Gestürtzen vor mir habe und nur noch überlege „soll ich – soll ich nicht“ verschneidets mir selbst den linken Ski nach innen und ich merke schon im Fallen… Das geht jetzt nicht gut aus! Und wie ich Recht habe! Die Folge nämlich: Linkes Knie macht großes Aua! Ganz großes AUA. Nachdem ich mich mit Hilfe meiner Mitfahrer wieder aufgerappelt habe, merke ich es bei jedem weitern Pistenmeter immer mehr: Das wird heute nix mehr. Ende. Abbruch. Tja, also endet der erste Tag „Streif“ mit einem dick angeschwollenen linken Knie. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Freitag, oder:
Mach mal Pause
Da das Knie über Nacht nicht besser geworden ist legt Peter Heute eine Skipause ein. Schuld ist nicht die Verletzung selbst, sondern vielmehr der Umstand, dass ich ja gestern Abends noch die Apre-Ski Party mit Musik versorgen musste. Ich also keine Zeit hatte um mich groß um die Blessur zu kümmern, sondern bis 3 Uhr früh hintern DJ-Pult stand. Daher der Plan für Heute: Nur vom Zielbereich aus den Super-G anschauen, und dann Nachmittags ausruhen und sich ums Knie kümmern. Denn: Abends soll ich ja wieder den DJ spielen und da muss ich fit sein!.
Samstag, oder:
eine geniale Streif!
Morgens helfe ich dem Hüttenwirt noch ein wenig die Schneebar aufzubauen. Und dann kommt die große Gewissenfrage: Auf die Ski oder nicht auf die Ski? Entscheid: Ski!! Aber vorsichtig gaanz vorsichtig! Die ersten Meter reinhorchen ins Knie, was es sagt. Es meint „geht scho, passt scho!“ Daher weiterer Ablauf wie immer: Knapp eine Stunde vor Rennbeginn die Strecke entlang runter, alles in Ruhe nochmal ansehen und dann wird im Zielbereich das Rennen verfolgt. Ohne lange Regen zu schwingen: Es war sowas von genial!!!! Leider macht gerade heute Vormittag mein Handyakku schlapp und es gibt vom Rennen nur ein Foto von der Mausefalle, wie sie kurz vor Rennbeginn auf die Athleten wartet.
Nach der Streif dann wieder hoch, Akku wechseln und noch ein paar Stunden ab auf die Piste. Wie man anhand der beiden Fotos sehen kann, war es die einzig richtige Entscheidung! Leere Pisten wohin man schaut, strahlend blauer Sonnenschein, perfekte Bedingungen. Einfach herrlich! Wegen dem zwar wieder relativ schmerzfreien, aber noch deutlich geschwollenen Knie gings nur ruhig und sehr vorsichtig zur Sache. Abends darf ich ja wieder Party machen, noch dazu geht’s Heute rund ohne Ende! Da kann ich mir also nichts erlauben. Steilere Abfahrten lasse ich deshalb aus und gönne mir nur die Pengelstein bis ganz runter, die komplette Maierl (Kaserabfahrt), einmal die Kapellenabfahrt, dann Steinbergkogel, und zum Schluss die Fleck.
Sonntag, oder:
trotz lädiertem Knie: Schee wars!
Zuerst ganz früh am Morgen auf Ski mein Zeugs runter zum Auto bringen. Aber nicht über die eisige Streif! Diesmal wird gemächlich die Kampenabfahrt genommen, so ein 20kg Rucksack braucht schon ohne Knieprobleme einen guten Stand, und wehe mir verreisst’s damit nochmal die Ski. Nein Danke!.
Dann nochmal mit der ersten Gondel schnell hoch, ein paar vorsichtig gemächliche Pistenanfahrten (Steinbergkogel, Direttissima, Kapellenabfahrt) mitgenommen, bevor ich dann die nun wieder offene Streif vorsichtig dahinrutschend „bezwinge“ und mir unten im Zielbereich den Slalom anschau. Danach die Frage „Nochmal skifahren oder nicht“? Vernunft sagt: Besser gleich heimfahren. Knieproblem hat Vorrang und auf den Strassen hats auch noch keine Staus. Also: besser ist das!
So geht also die Streif-2010 für mich am Sonntag gegen 12:30 zu Ende.
Trotz lädiertem Knie:
Einfach genial wars!
Edit: Foto "Mausefalle" nun korrekt gedreht und ausgerichtet, so schief wie ich die Cam bei der Aufnahme gehalten habe, kam das dem Hang wirklich nicht gerecht...