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von gebi1 » 12.01.2017 11:54
Wer einmal mit einem Freeride/Backcountryfreestyler im Tiefschnee war (auch nur gleich neben der Piste), will das nicht mehr mit einem Pistenski tun. Wer seinen Schwerpunkt in's Gelände verlegt braucht gar keinen Pistenski. So jemand kann so gut fahren, dass er auch mit einem Völkl Two bestens carvt. Und so jemand hat sicher mehr als ein Ski, da das Material im Gelände leidet und du zwangsläufig die Ski oft austauschen musst (Löcher im Belag, ausgerissene Kanten usw.).
Was du Jörg als Allmountainski bezeichnest sind für mich reine Pistenski. Klar kann man damit in's Gelände, im Vergleich zu einem breiten Ski macht das aber kaum Spass. Allmountain beginnt für mich bei +/- 100 mm Breite. Meinen Line Sick Day 110 würde ich ebenfalls als Allmountainski bezeichnen. Ich carve damit fast wie mit einem GS. Der Unterschied ist wirklich nicht so gross. Im Gegenteil, dank dem grösseren Radius, etwas mehr Länge und dem weicheren Flex, sind viele Offpisteski bei normalen Pistenverhältnissen sehr einfach zu fahren und vermitteln mehr Sicherheit als Spezialski wie SL und GS. Ich glaube, dass die meisten Fahrer mit einem Line Sick Day 95 oder Supernatural 92/100 glücklicher wären, als mit ihren rennorientierten Pistenski. "Richtige" Allmountain fordern weniger Kraft, sind vielseitiger und liefern bei den meisten Bedingungen die bessere Performance als sportliche SL und GS. Diese sind für alle gut, die nur auf der Piste unterwegs sind und nur carven wollen. Wer auch mal gerne Buckel, Sulz, Tiefschnee mitnimmt, wer gerne auch einen klassischen Schwung fährt lässt lieber die Finger von SL, GS und Sportcarvern.
Und, seien wir doch ehrlich, kaum jemand carvt immer. Das soll auch nicht das Ziel sein. Als jemand, der noch aus der Pommeszeit stammt, sage ich, wir sind die besseren Skifahrer. Haben alle Schwungformen drauf, können noch Buckelpiste fahren und brechen nicht in Tränen aus, wenn's mal knietiefe, zusammengeschobene Haufen auf der Piste hat. Vielfältigkeit macht das Skifahren aus. Rhythmuswechsel, verschiedenste Schwungformen, Tricks, Sprünge, Rückwärtsfahren usw. Dafür sind die modernen, breiten Allmountainski à la Völkl Mantra ein Segen und die vielseitigeren Ski als als die reinen Spezialisten SL/GS. Das Carven hat dem Skisport wichtige und neue Impulse geliefert. Nun ist es Zeit für etwas Neues und für neue Ski, die einen nicht einschränken sondern das Feld weit machen und öffnen.
Hättest du deinen Cham 107 mehr gefahren, hättest du dich als Skifahrer enorm verbessert. Die Carvingskiautomaten machen uns zu faulen und bequemen Skifahrern. Die neuen, breiten Allmountain fordern und fördern einen geländeangepassten und enorm vielseitigen Fahrstil.
Ich verstehe nicht, warum dass sich der TE mit einem Kompromiss zufrieden geben soll? Der Head Supershape Titan ist für reines carven zu breit. Und für offpiste viel zu schmal, zu kleiner Radius, zu kurz, zu hart. Fahr mal mit 80 Km/h, mit dem in weiten Turn in Bruchharsch rein. Da fliegst du ab, schneller als du denken kannst. Klar kann man damit im schuhrandtiefen Pulverschnee lustig Kurzschwingen. Aber das hat nun gar nichts mit dem zu tun was der TE will. Wer sich offpiste weiterentwickeln will, wählt entsprechendes Material und keinen (schlechten) Kompromiss!
So, nun hab ich mich 20x wiederholt...
Schön, dass das Skifahren solch engagierte Diskussionen ermöglicht!
Gruss
Martin