Einfluß der Körperlänge auf die Skilänge

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plateaucarver
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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von plateaucarver » 26.08.2012 11:11

Uwe hat geschrieben:Erst wenn die eigene Technik "sehr gut" ist, kann man diesen Nachteil (der überproportionalen Auswirkung von Gewichtsverlagerungen) ausgleichen oder sogar (durch kleinere Impulse) ausnutzen. Das ist auch der Grund, warum eher bessere Fahrer (wieder) sehr gut mit kurzen Ski (SL) zurecht kommen, aber der "Fortgeschrittene" noch nicht.
Aus diesen Sätzen lese ich die Argumentation heraus, dass das schlechte Balancegefühl von Anfängern am besten durch möglichst lange Ski ausgeglichen werden soll, weil die das "Umkippen" am besten verhindern???
:o :o :o :o :o
Dann machen wir die Anfängerski doch am besten 20cm breit, damit würden sie noch besser zurechtkommen. :-?

Was manche SL- (und auch manche GS-) Ski schwerer fahrbar macht, ist ihre harte Abstimmung, die Fehler nicht toleriert. Da die topsportlichen SL eben sehr hart sind, hat dieses Image auch auf Consumerski bzw. die SL-Einsteigermodelle abgefärbt, obwohl die weich und deswegen auch für Nichtprofis egal welcher Körpergröße sehr komfortabel zu fahren sind (nicht zuletzt deswegen haben die SL-Modelle im Warentest auch von den Genussskifahrern bessere Noten bekommen als Allroundski). Der Flex hat viel größeren Einfluss als die Länge auf das Fehlerverzeihen eines Ski (nur als Beispiel bei älteren Modellen: ein bockharter Atomic GS:9M mit 15m Radius fordert von einem großen wie von einem kleinen Skifahrer viel mehr Aufmerksamkeit als ein 7cm kürzerer, weicher Head XRC1400i mit 13,4m)
Uwe hat geschrieben:Der Vorteil des tiefen Schwerpunktes bei deinem kleinen Rennfahrer ist eben genau der Nachteil des großen Durchschnittsfahrers, weil sich eben jede - meist ungewollte - Gewichtsverlagerung nach vorne oder hinten überproportional (negativ) sich auswirkt.
Bitte genauer erklären - eine Verlagerung der Schwerpunkts bzw. der Achse Schuh-Schwerpunkt um 5 Grad sind 5 Grad, egal wie lang die Achse ist. Nur gleiche Achsenveränderung bedeutet aber gleiche Kraftveränderung auf den Ski (mit den Folgen von Balanceproblemen). Ein großer Fahrer hat nicht alleine wegen seiner Größe mehr Balanceprobleme als ein kleiner. Bitte nicht das Motorrad-Denkmodell unkritisch auf das Skifahren übertragen!

STOOS
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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von STOOS » 26.08.2012 11:19

plateaucarver hat geschrieben:Es ist dir also lieber, wenn hier Längenempfehlungen für Ski mit physikalischen Vorgängen ("Hebel", Ansatzpunkt") oder "Grundlagen" ("Gewichtskraft von 86kg ist anders bei unterschiedlicher Körperlänge") begründet werden, die fürs Skifahren bzw. in der Naturwissenschaft überhaupt gar nicht zutreffen ??? :o :o :o :o :o :o

Es ist dir lieber, wenn man derart offensichtliche Fehler akzeptiert und der Ratsuchende deshalb einen zu langen Ski auswählt, mit dem er als Kurzschwungfahrer aller Voraussicht nach keine Freude haben wird? :roll:

Was mir (oder einem TS) lieber ist, spielt eigentlich keine grosse Rolle, Du weisst es eh besser...

Grüsse
Peter

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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von plateaucarver » 26.08.2012 21:13

Milto hat geschrieben:Verstehe ich es richtig, dass der Fischer Progressor 800 dann eher ein Allroundski ist?
Es ist vor allem ein Multiradius-Ski: beim Carven mit Vorlage zieht er in die Kurve wie ein Slalomcarver, mit Rücklage zieht er längere Schwünge.
Milto hat geschrieben:Aufgrund meiner eher bescheidenen Technik scheint er für mich besser geeignet, wenn er auf schlechterer Piste Fehler leichter verzeiht als ein Slalomcarver wie der Head Supershape Magnum.
Das ist noch lange nicht gesagt. Nicht jeder "Allround"ski ist automatisch fehlerverzeihend, es kommt dabei sehr auf die Skihärte und die Kantenpräparierung an. Auch weich abgestimmte Slalomcarver (das "unterste" Modell im "Race"-Bereich z.B. oder eines aus dem "Piste"-Bereich mit Slalomradius) sind fehlerverzeihend. Wenn deine Technik nicht so gut ist, empfehle ich keinen Multiradius-Ski: es ist mMn wichtig, dass man am Anfang des Carvens die Zusammenhänge zwischen Aufkantwinkel, Fahrtempo, daraus folgender Durchbiegung und erzieltem Kurvenradius erkennt und übt. Das geht besser, wenn nicht auch noch Vor- und Rücklage als Einflussfaktor dazu kommen - das wäre aber bei einem Multiradiusski der Fall.

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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von plateaucarver » 26.08.2012 21:49

STOOS hat geschrieben: Du weisst es eh besser...
Beschwerden bitte an Archimedes und an Issac Newton

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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von NeusserGletscher » 27.08.2012 09:45

plateaucarver hat geschrieben:Bitte genauer erklären - eine Verlagerung der Schwerpunkts bzw. der Achse Schuh-Schwerpunkt um 5 Grad sind 5 Grad, egal wie lang die Achse ist
M = r x F

Der Einfluss auf den Ski ergibt sich nicht durch den Winkel sondern durch das Drehmoment
Uwe hat geschrieben:Ein Hebel wirkt, wenn man sich am Angelpunkt aus dem Gleichgewicht heraus bewegt.
Deswegen haben Kinder auch weniger Probleme mit Rücklage. Weil der Hebel aufgrund ihrer Körpergrösse kleiner ist.

In Abhängigkeit vom Winkel gegenüber dem Lot berechnet sich das Drehmoment gemäß der Formel:

M = r x (m * a * sin(A))

mit M: Drehmoment, r: Hebel, m: Masse, a: Erdbeschleunigung, A: Winkel


Ein einfaches Rechenbeispiel:

Langer Lulatsch, 2m und 90 kg. Masseschwerpunkt = halbe Körperlänge. 5° Vorlage
Drehmoment = 1m * 90kg * 10 m/s^2 * sin(5°) = 78 Nm

DIN-Mensch, 1,75 m bei 75Kg
Drehmoment = 0,8875m * 75 Kg * 10 m/s^2 * sin(5°) = 58 Nm

Dazwischen liegen also mal eben 35% Unterschied.

Gruß

Peter
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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von plateaucarver » 27.08.2012 11:51

NeusserGletscher hat geschrieben:Ein einfaches Rechenbeispiel:
Wir sind bisher immer von gleich schweren, unterschiedlich langen Menschen ausgegangen. Wenn du jetzt plötzlich einen 20% schwereren hier einführst, kannst du das Ergebnis natürlich nach Belieben manipulieren.
Die korrekte Rechnung wäre:

Langer Lulatsch, 2m und 90 kg. Masseschwerpunkt = halbe Körperlänge. 5° Vorlage
Drehmoment = 1m * 90kg * 10 m/s^2 * sin(5°) = 78,4 Nm

DIN-großer, gleich schwerer Mensch, 1,75 m bei 90Kg
Drehmoment = 0,8875m * 90 Kg * 10 m/s^2 * sin(5°) = 69,6 Nm

Dazwischen liegen also nur noch 12,7% Unterschied bei 14,3% mehr Körperlänge, der größere Fahrer übt also bei 5° Vorlage auf den direkt vor dem vorderen Bindungsbacken liegenden Teil des Ski eine 12,7% größere Kraft aus. Dadurch dreht sich der Ski aber noch lange nicht. Und beim Verlagern zur Seite gibt es keinen zweiten Hebelarm (im Beispiel Vorlage ist dies der Vorderteil des Ski), da die Kante selbst der "Dreh- und Angelpunkt" ist.
Mundgemalte Grafik dazu:

[ externes Bild ]
Das dunklere Blau soll den stärkeren Druck auf den Ski symbolisieren, das Grün den verringerten.
Deutlich wird, dass es bei seitlichen Bewegungen keinen Hebelarm jenseits des Angelpunktes gibt.
NeusserGletscher hat geschrieben:Der Einfluss auf den Ski ergibt sich nicht durch den Winkel sondern durch das Drehmoment
Welches bei seitlicher Verlagerung mangels zweitem Hebelarm nicht entsteht. Wo da der Schwerpunkt liegt, spielt also keine Rolle. Die Kräfte, die den Ski zum Drehen bringen, entstehen nicht durch Hebelvorgänge, die Lage des Schwerpunkts ist daher unerheblich.

Gruß

Ekki

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Re: Einfluß der Körperlänge auf die Skilänge

Beitrag von Uwe » 27.08.2012 12:42

Ich habe das Thema mal in einen eigenen Beitrag verschoben ... später mehr.
Uwe

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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von NeusserGletscher » 27.08.2012 13:05

Uwe hat geschrieben:Wenn also lange Menschen sich nach vorne/hinten bewegen
plateaucarver hat geschrieben:
NeusserGletscher hat geschrieben:Der Einfluss auf den Ski ergibt sich nicht durch den Winkel sondern durch das Drehmoment
Welches bei seitlicher Verlagerung mangels zweitem Hebelarm nicht entsteht
Etwas anderes hat auch niemand behauptet.
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Re: Einfluß der Körperlänge auf die Skilänge

Beitrag von NeusserGletscher » 27.08.2012 13:39

Die Grafiken verdeutlichen übrigens, was Verkäufer meinen, wenn sie langen Skifahrern lange Ski verkaufen möchten. Es wird natürlich nie daran liegen, dass die langen Ski als Ladenhüter am Ende der Saison noch Staub ansetzen :wink:

Im Moment sehe ich keinen Vorteil in mehr Körperlänge beim Skifahren. Das Argument mit dem besseren Hebel sticht nicht, weil es in der modernen Skitechnik nicht nötig ist, auf diese Weise "Druck" aufzubauen. Der Druck baut sich beim Carven von selbst auf.

Bleibt noch die Entlastung der Skienden beim konventioneller Kurventechnik. Da kann mehr Körperlänge eventuell ein Vorteil sein, wenn man sie denn einzusetzen weiss.

Gruß

Peter
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Re: Fischer Progressor 800 oder Atomic Blackeye

Beitrag von Uwe » 27.08.2012 16:59

Hallo Ekki,

ich glaube, du gehst von einem physikalischen Idealmodell aus, in dem alle Kräfte immer da wirken, wo sie wirken sollen. Nach diesem Modell ist es (wahrscheinlich) wirklich irrelevant, wie lang der Skifahrer ist. Nach diesem Modell dürfte dann sogar das Gewicht des Fahrers egal sein; zumindest bräuchten dann leichtere Personen keinen kürzeren Ski, sondern nur einen weicheren.
plateaucarver hat geschrieben:Dadurch dreht sich der Ski aber noch lange nicht. ...
Deutlich wird, dass es bei seitlichen Bewegungen keinen Hebelarm jenseits des Angelpunktes gibt.
Dass bei längeren Menschen ein etwas längerer Ski sinnvoll ist, hat auch nichts mit der Drehbarkeit oder seitlichen Bewegungen zu tun ... zumindest bei mir nicht.

Das Problem ist, dass der Faktor Mensch sich ungünstig auf dieses Idealmodell auswirkt ;-)
Die Bewegungen bzw. die Masse (Druck) des Skifaheres ist nicht immer da, wo sie hingehört. Und es ist schon ein Unterschied, ob der Druck unter der Zehenspitze ist, oder weit vorne unter - oder sogar VOR - der Schaufel:
skilaenge-koerpergroesse.jpg
Im Stand und bei der Kurvenfahrt bedeutet eine Vorlage bei unterschiedlicher Körpergröße schon eine unterschiedliche Druckverteilung (schwarzer Pfeil), was auch Einfluß auf die Fahreigenschaften des Ski hat. Ist der Druck zu weit vorne, kann der Ski hinten ausbrechen.

Beim Skifahren bewegt man sich auch (gewollt oder ungewollt) vor und zurück (dünne blaue Pfeile). Je höher der Körperschwerpunkt, desto größer der Hebel (dicke blaue Pfeile), desto stärker der Einfluß auf den Ski.

In beiden Fällen kann man die (ungewollten) Auswirkungen des höheren Schwerpunkts oder größeren Hebels mit einem etwas (!) längeren Ski ausgleichen.

Und deshalb hat AUCH die Körperlänge Einfluß auf das Fahrverhalten des Ski und somit auf die Skilänge!
Uwe

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