Carvende Kinder

Spezifisches rund um Kinderski und Skiurlaub mit Kindern.
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Martina
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Re: Carvende Kinder

Beitrag von Martina » 16.03.2010 14:56

skifossil hat geschrieben:denke jedoch, dass es hilfreich ist, da es für die Kinder die erste Möglichkeit ist, das Gefühl der Geschwindigkeit zu erfahren. Immerhin gehen die Kleinen beim Skifahren mit Geschwindigkeiten um, die sie sonst erst beherrschen müssen, wenn sie aktiv am motorisierten Verkehr teilnehmen. Beides erfordert ein vorausschauendes Denken auf größere Distanzen.
Nein, das stimmt nicht.
Kinder, die Skifahren lernen, fahren immer genau so schnell, wie sie es kontrollieren können - sonst ist der Lernweg falsch.

Gleich nach den ersten "Kürzestabfahrten" lernen die Kinder bremsen. Es kommt dann die Phase des "zuviel bremsens", d.h. sie bremsen so stark, dass sie immer wieder gleich stehen bleiben.
Dann lernen sie das "Bremsmass" dosieren.
Das Fahrtempo dabei ist ausgesprochen langsam. Das Kind muss immer in der Lage sein, das Tempo kontrollieren zu können.

Deshalb muss es nicht zuerst die Geschwindigkeit "lernen". Diese wird mit der Kontrollfähigkeit gesteigert.

Klar werden viele Kinder mal schneller als erwartet. Genau deswegen ist man anfangs sehr nahe beim Kind (z.B. rückwärts fahrend), damit man sofort eingreifen kann. Oder man bleibt auf einer sehr kurzen, auslaufenden Piste.

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Ich bin hier so penetrant, weil über diese Thema viele Dinge im Umlauf sind, die nicht stimmen. Wenn ein Erwachsener etwas lernt, das Quatsch ist, er aber davon überzeugt ist, so ist das sein Privatvergnügen. Die Kinder jedoch können es nicht selber entscheiden.
Wenn Eltern davon überzeugt sind - bitte. Aber Aussagen wie die oben stehenden ("ich bin eine sichere Fahrerin" - "hier ist auf der Piste nicht viel los" - "es macht Sinn, weil man mit der Geschwindigkeit umgehen lernt") will ich nicht einfach so stehen lassen.
Klar, es kann kurzzeitig mal eine "Notlösung" sein. Aber es hat nichts mit lernen zu tun.
Und die Verletzungsgefahr - auch für die Eltern - wird unterschätzt.

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von skifossil » 16.03.2010 15:38

Hallo,

du meinst den physischen Vorgang des Erlernens der Geschwindigkeit.

Ich habe den mentalen Vorgang gemeint. Als Analogie: Jemand, der nicht weiß, dass Radfahren funktioniert, wird sich kaum an Rotationsgeschwindigkeiten heranwagen, welche die Räder stabilisieren. Jemand, der nicht weiß, dass Schwimmen funktioniert, wird sich nur zögerlich dem Wasser anvertrauen.

Oder um beim Skifahren zu bleiben: Jemand, der nicht weiß, dass man auch neben der Piste fahren kann, wird diese womöglich nie verlassen. Jemand, der nicht weiß, dass die Skikante hält, wird sie auch nicht entsprechend einsetzen. :wink:

Deine Beschreibung des Erlernens des Skifahrens durch Kinder ist sicher typisch, ich habe die gleichen Phasen bei meiner Tochter beobachtet. Ich möchte jedoch hinzufügen, dass selbstmotivierte Lernschübe häufig durch das Beobachten anderer Kinder initiiert wurden. Das Sehen, dass das andere Kind das kann, führt zur Nachahmung.

Gruß,

Gerd

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M.H.
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Re: Carvende Kinder

Beitrag von M.H. » 16.03.2010 15:57

skifossil hat geschrieben:Als Analogie: Jemand, der nicht weiß, dass Radfahren funktioniert, wird sich kaum an Rotationsgeschwindigkeiten heranwagen, welche die Räder stabilisieren. Jemand, der nicht weiß, dass Schwimmen funktioniert, wird sich nur zögerlich dem Wasser anvertrauen.

Oder um beim Skifahren zu bleiben: Jemand, der nicht weiß, dass man auch neben der Piste fahren kann, wird diese womöglich nie verlassen. Jemand, der nicht weiß, dass die Skikante hält, wird sie auch nicht entsprechend einsetzen. :wink:
hmmm, ist zwar schon verdammt lange her, aber soweit ich mich da noch erinnern kann war das Wissen daß Radfahren funktioniert (auch ohne etwas über Kreisel oder ähnliche Rotationselemente zu wissen) durchaus da (man hat ja schließlich auch andere beim Radfahren gesehen), das hat mir als 5 Jährigem Knirps aber überhaupt nicht dabei geholfen das Vertrauen zu finden, daß es bei mir auch funktionieren wird.

Und das Baby, das weiß wie es schwimmt habe ich auch noch nicht gesehen. Und trotzdem ist die Unfallsrate beim Baby schwimmen sehr gering ;)

Und auch beim Skifahren kann der Weg vom Wissen "daß man es kann" bis zum "daß ich es kann" recht lange sein.

Was mir nicht ganz klar ist, ist wie man Geschwindigkeit lernt (oder ist hier die Kontrolle derselbigen gemeint?).
den Schnee auf dem wir alle talwärts fahren
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Re: Carvende Kinder

Beitrag von skifossil » 16.03.2010 16:19

Ja ist dein Papa denn damals nicht neben deinem Rad hergerannt und hat es stabilisiert bis du das Gleichgewichtsempfinden hattest, um diese Unterstützung nicht mehr zu benötigen?

Man konnte natürlich auch damals schon mit Stützrädern fahren, doch ob man damit überhaupt lernen konnte oder es einfach nur viel länger dauerte ist eine andere Geschichte. :wink:

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von Znegva » 16.03.2010 16:36

toll, jetzt habe ich 10 min einen Beitrag geschrieben , abgeschickt und weg ist er. :-(
Noch mal schreib ich den jetzt nicht. *grrrr*

Nur so viel: Martina hat Recht. Das Tempo kommt von ganz alleine mit der Fähigkeit dieses zu beherrschen. War bei meiner Kurzen aktuell genauso. Und bei meiner Frau ebenfalls.

habe bei den beiden letzten Sauerlandbesuchen teils haarsträubende Ideen gesehen, wie die Eltern ihren 3-jährigen das Skifahren beibringen wollten... Unglaublich!

Die Frage ist für mich eh, warum ein 3-jähriges Kind unbedingt schon mit Gewalt auf die Piste soll?

Ja ist dein Papa denn damals nicht neben deinem Rad hergerannt und hat es stabilisiert bis du das Gleichgewichtsempfinden hattest, um diese Unterstützung nicht mehr zu benötigen
Sorry, das Beispiel finde ich ziemlich falsch. Das Kind kann doch auf Skiern stehen und das Gleichgewichthalten lernen wenn es das erste bißchen rutscht.

Gruß, Martin

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von skifossil » 16.03.2010 17:01

Nach meiner Erfahrung weiß ein Kind selbst, wann es auf einem Ski stehen will und kann. Mit 3 Jahren war meine Tochter noch nicht so weit, es gibt jedoch Kinder, die es sind.

Auch auf einem Rad kann man stehend das Gleichgewicht halten, ob das allerdings leichter ist als fahrend das Gleichgewicht zu halten? :wink:

Auch wenn es ein anderes Thema ist: Die meisten guten Hobbyskifahrer, die ich kenne, verletzen sich bei ganz niedrigen Geschwindigkeiten oder fallen ungeschickt aus dem Stand um. :wink:

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von Martina » 16.03.2010 17:45

skifossil hat geschrieben:Ich möchte jedoch hinzufügen, dass selbstmotivierte Lernschübe häufig durch das Beobachten anderer Kinder initiiert wurden. Das Sehen, dass das andere Kind das kann, führt zur Nachahmung.
ähhh - ja, selbstverständlich, aber was hat das mit dem ganzen Rest, den wir hier grad diskutieren, zu tun? Natürlich lernen Kinder (auch) durch Nachahmung. Das hat hier aber auch niemand in Frage gestellt, oder?

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von skifossil » 16.03.2010 18:30

Hallo Martina,

wenn du mit dem Rest, die von dir erläuterte Lehrmeinung meinst, dann kann ich nichts dazu sagen. Dass ich die Phasen auch beobachtet habe, habe ich ja schon geschrieben.

Früher, so vor 25 Jahren, als ich noch viel mit Skilehrern unterwegs war, war die Lehrmeinung schon von Alpenland zu Alpenland unterschiedlich. Ich nehme an, dass dies heute nicht mehr so ist. Auch wenn ich verblüfft war, in einigen Foren zu lesen, dass scheinbar manche Skischulen mit sehr kurzen Ski beginnen, andere mit längeren. Doch das ist nun wirklich ein anderes Thema.

Gruß,

Gerd

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von Martina » 16.03.2010 19:37

Das ist jetzt noch ein weiteres Thema, das du anschneidest...

Es geht doch hier im Moment darum, ob man Kinder zum skifahren lernen zwischen die Beine nehmen soll. Das hat doch absolut nichts damit zu tun, dass Kinder auch durch Nachahmen lernen?

Es ist durchaus so, dass es unterschiedliche Skimethodiken gibt. Aber es gibt keine, die empfiehlt, Kinder zwischen die Beine zu nehmen. Und egal welche Methodik man vertritt - dass Kinder viel durch nachahmen lernen, streitet wohl niemand ab.

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Re: Carvende Kinder

Beitrag von Th3oran » 16.03.2010 23:09

Hi,

ich glaube zwar gerne, daß Kinder dadurch relativ wenig lernen. Aber daß es ein sehr großes Verletzungsrisiko gibt, leuchtet mir bisher nicht ein. In meiner Familie haben schon meine Ma und Geschwister, und alle Cousins und Cousinen auf diese Weise ihre ersten Skierfahrungen gemacht. Ebenso handhaben es fast alle guten Skifahrer in unserem Bekanntenkreis und ich habe noch nie gehört, daß sich dabei irgendeiner von denen speziell dabei verletzt hat. Worin siehst du denn das hohe Verletzungsrisiko begründet, Martina?
Zuletzt geändert von Th3oran am 17.03.2010 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
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