Nicht die Stöcke, sondern die Arme sind entscheidend...

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
Yeti
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Nicht die Stöcke, sondern die Arme sind entscheidend...

Beitrag von Yeti » 19.11.2003 01:11

Servus zusammen,

ich habe erst vor kurzem Euer Carving-Ski-Forum entdeckt und mit grosser Neugier Eure Beiträge gelesen. Was da zusammengetragen wurde, ist schon phänomenal... Die von Euch schon ausführlich diskutierten Themen "Stöcke Ja/Nein/Positiv/Negativ" und "...was mache ich denn mit meinen Armen, wenn ich keine Stöcke mehr habe..." interessieren mich sehr und ich möchte meine Erfahrungen hier mal mit einbringen :-? .

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Skifahrerisch bin ich kein reiner Carver, sondern vielmehr ein Allrounder. Ich fühle mich in den Schneespielarten Fun- and Racecarving, Buckeln, Gelände, Rinnen, Skitouren- und Skibergsteigen recht wohl und habe für das Skifahren eher einen ganzheitlichen Technikansatz: In jedem Gelände adäquat, sicher, kraft- und körperschonend mit viel Spass herunterkommen! Früher (vielleicht auch noch heute...) war es die grosse Kunst, immer den entsprechenden Schwung aus dem Ärmel zu ziehen. Mit dem heutigen Material sehe ich allerdings eher einen Trend zum universellen Schwung, der an die geländespezifischen Anforderungen angepasst wird.

Ich habe mal ein paar Beiträge von Euch und entsprechende Bilder zusammengetragen:

Technik-Seite www.carving-ski.de/lehrplan/fahrtechnik_carving.html
Uwe: ... Stellt Euch vor Ihr habt ´nen kurzen,extremen Fun-Carver, der Euch so richtig stark in die Kurve zieht ... ziehen ... genau darum geht es. Die Skispitzen, die ja eigentlich in die Kurve führen sollen, haben nicht so viel Druck wenn sie "den Oberkörper nachholen" müssen, als wenn der Oberkörper (denkt dran: eher etwas Vorlage) schon vorgedreht hat ! Deshalb ist es beim Fun-Carven sinnvoll, den Oberkörper mit Hilfe der Arme in Rotation in Kurvenrichtung zu bringen (siehe Bild rechts: äußere Schulter über innerem Knie), damit durch das Vordrehen- sofern der ganze Körper auf Spannung ist - der Druck auf den (richtungsweisenden) Skispitzen voll erhalten bleibt ...Obwohl man bei Carven NICHT mehr Hoch/Tief geht, kann dies - in abgewandelter Form - doch sehr interessant sein! Gemeint ist hier nicht die "klassische" Hoch-Tief-Bewegung, sondern genau anders rum: In der Kurve STRECKEN, zwischen den Kurven IN DIE KNIE GEHEN...

Thema: Unterschiedliche Carving-Technik Österreich-Schweiz?
Urs: ... bei meinem kurs in der schweiz hiess es klar, dass man zunächst die alte technik vergessen soll und der körper mit der kurve mitgeht...

Thema: Wenn ohne Stöcke, welche Haltung nehmen die Arme ein?
Kathrin: ...Wir haben in der vergangenen Saison sehr viel an dem unterschied gearbeitet Körperspannung und keine Körperspannung, der Unterschied hat mich verblüfft. Mit Stöcken hat man, im allgemeinen eine Grundspannung die daraus resultiert, dass man den Stock fest hält, diese Spannung gibt eine Stabilität und "Sicherheit". Sind die Stöcke wieder weg, fehlt diese Spannung und schon wird man "unsicher"...

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Beim Race-Carven dachte ich immer öfter, die Stöcke behindern die harmonische Bewegung und bei steilen Skitourenabfahrten waren mir die Stöcke trotz klassischer Hoch-Schwung-Technik oft im Weg um schnell genug um die Kurve zu kommen. Das ganze äusserte sich dann auch noch in Schulterproblemen...

Vor ca. 1 Jahr wurde ich zum erstenmal (durch Erzählungen...) auf das Vordrehen des Oberkörpers zur Schwungauslösung aufmerksam. Erst dachte ich, aha, klassische Rotationstechnik. Aber nein, das Vordrehen des Oberkörpers wird durch die Aussenhand eingeleitet (wie auch beim Snowboard), die auch während der gesamten Schwungsteuerung auf den nachdrehenden Aussenski zeigt. Die Armhaltung ändert sich nicht, wenn Stöcke verwendet werden. Wichtig ist nur, dass der Stock als Verlängerung des Aussenarmes mit seiner Stockspitze auf die Skispitze des Aussenskis zeigt.

Es entsteht das Gefühl, dass man den Schwung allein durch den Zug im Aussenarm steuern kann. Die Spannung im Arm überträgt sich auf den Körperrumpf, der den Ski nachdreht und mit Druck belastet (vertikale Drehbewegung nach unten...). Reiht man solche Oberkörpervordrehungen aneinander, entsteht eine harmonische, tänzerische Schwungfolge...bei grossen wie auch bei kleinen Radien...Piste oder Tiefschnee...Der Schwungradius wird von der "Frequenz der Armbewegungen" bestimmt. Ob das ganze nun mit oder ohne Stöcke gefahren wird, die Armhaltung ist die selbe. Es gibt keinen Stockeinsatz. Die Stöcke allerdings bewirken einen grösseren Hebelarm, der sich in weniger Kraftanstrengung äussert.

Seit ich dieses Arm- und Körpervordrehen (plus entsprechender Stockhaltung) in Kombination mit einem Tiefschwung anwende, habe ich noch mehr Spass beim Skifahren (mit und ohne Stöcke). Die Carvingschwünge können viel besser "gezogen" werden, im Steilgelände kommt man viel schneller und sicherer um die Kurve, in der Buckelpiste ist das Vordrehen eh perfekt und im Tiefschnee wird das Powdern zum Tanz...Schulterprobleme gibt es auch keine mehr...Und Stockprobleme auch nicht...

Teilt Ihr meine Begeisterung für das universale Skifahren mit den "Armen" ??? :wink:

Gruss
Yeti
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Zuletzt geändert von Yeti am 20.01.2004 20:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von nicola » 19.11.2003 08:28

Teilt Ihr meine Begeisterung für das universale Skifahren mit den "Armen" ???
ja! (wenn die "Reichen" auch mitfahren wollen ... O.K.) :wink:

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Re: Nicht die Stöcke, sondern die Arme sind entscheidend...

Beitrag von KOSTI » 19.11.2003 10:47

Yeti hat geschrieben: Teilt Ihr meine Begeisterung für das universale Skifahren mit den "Armen" ??? :wink:
universell fahren -> ja
mit den armen generell vorrotieren -> nein
circle | head rs | k2 seth pistol 179
und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

lutzs
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Beitrag von lutzs » 19.11.2003 10:58

voll und ganz !

die Technik kann man jedem Gelände bei allen Schneeverhältnissen anwenden, funktioniert immer.

der Oberkörper, nicht nur die Arme, nimmt im Prinzip den Schwung vorweg, heißt auch, daß Oberkörper und Ski selten bis nie in die gleiche Richtung zeigen. Die Beine und damit auch die Ski folgen dann einfach.

Bei engen Radien, ganz extrem in der Buckelpiste, reduziert sich das Vordrehen auf vielleicht nur einen Impuls im Handgelenk, bei langen Radien kann es umso deutlicher zu sehen.

Klingt so, also ob du mal mit dem Ernst Garhammer gefahren wärst. Er nennt es "Andrehen", dann dann übergeht in ein "Beugen" mit anschließendem "Strecken", kurz "ABS"

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Oberkörperrotation

Beitrag von tommy_textilbremse » 19.11.2003 12:26

@Yeti: Teile absolut deine Begeisterung für Oberkörperrotation. NAch gut 20jähriger Skiabstinenz stand ich Anfang letzten Jahres das erste mal auf Carver. NAch ein paar Hallentagen hat sich besagte Oberkörperrotaion bei mir fast von selbst entwickelt. Später auf richtigen Pisten habe ich damit einfach weiter gemacht. Sicherlich muss man erst ein Gefühl entwickeln wie stark, wie schnell und zu welchen Zeitpunkt man eindreht unter Berücksichtung von Tempo und Gelände...
Wenn´s gut läuft habe ich auch dieses "Walzer-Gefühl" :D :D :D

Mit dem Aussenarm - ob ohne oder mit Stöcke - versuche ich immer einen bestimmten Punkt auf der Piste zu anzupeilen, das klappt wie von selbst :D

Welcome to rotation!!!

lg
tommy
Man muss nicht unbedingt Skifahren können um dabei Spass zu haben aber es schadet auch nicht dies zu lernen!

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Beitrag von beate » 19.11.2003 17:12

Ich teile Kostis Eischätzung.
Obwohl die Vorrotation des Oberkörpers im Lehrplan basic eine erwähnte Möglichkeit ist....Mir fällt oft auf,dass Leute mit starker Vorrotation des Oberkörpers zum gegenrotieren neigen (Schulter oder Arme).Ist aber eine persönliche Einschätzung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit
Beate

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Beitrag von Uwe » 19.11.2003 18:22

@Yeti: Schön beschrieben!

@all: Können wir uns darauf einigen, dass die "Rotation" wirklich NUR eine VOR-Rotation ... vielleicht besser gesagt nur ein AN-Drehen, aber KEINE durchgängige Rotation ist ... und auch nicht "generell" anzuwenden ist ... dann sind wir uns alle einig :D
Uwe

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Beitrag von KOSTI » 19.11.2003 18:44

Uwe hat geschrieben:@Yeti: Schön beschrieben!

@all: Können wir uns darauf einigen, dass die "Rotation" wirklich NUR eine VOR-Rotation ... vielleicht besser gesagt nur ein AN-Drehen, aber KEINE durchgängige Rotation ist ... und auch nicht "generell" anzuwenden ist ... dann sind wir uns alle einig :D
so isses, und schön ist, dass bald das camp ist und da werden wir mit vor-, dauer-, nie-, gegen- und wasauchimmerrotation fahren...

veilleicht fahren wir auch so lange ohne rotation (auf neuhochdeutsch -> verdrehen) bis eine situation komm in der sie zielführend ist oder wir einfach mal lust verspüren uns zu verdrehen, und dann wird sie in richtung (ich behalte mir nämlich auch ein gegenhalten sprich eine gegenrotation vor) und stärke der jeweiligen situation angepasst.... nur so ne idee von mir
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und den hier http://www.freeride.eu/img/review/large/1005.jpg

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Beitrag von Martina » 19.11.2003 19:33

In der Schweiz wird ja dieses Vor- und Andrehen ziemlich stark propagiert und grundsätzlich finde ich es auch eine recht gute Sache.
Letzten Winter habe ich dann aber an mir selber gemerkt, dass ich die Kurve "mit der Schulter auslöse", d.h. ich habe mit einer Drehung in Kurvenrichtung der Schulter angefangen. Oft bin ich dann mit dem Rest des Körpers hinter der Bewegung zurückgeblieben und so aus dem Gleichgewicht geraten - nur ganz leicht und nur ganz kurz, aber es hat doch gereicht, dass es nicht so richtig harmonisch war.
In der Schweiz wären wohl die allerwenigsten darauf gekommen, das zu beachten, da eben die Vor- /Andrehung (Orientierung) als sehr gute, wichtige Sache gewertet wird.

Wichtig ist vor allem, dass alles zusammenpasst. Ich kann die Kurve in erster Linie mit den Füssen beginnen oder aber mit dem ganzen Körper (oder mit diversen Zwischenformen), aber wichtig ist, dass der Bewegungsablauf harmonisch bleibt und ich im Gleichgewicht bleibe. Es gibt diverse Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen (das macht das Skifahren ja auch interessant) und je nach Voraussetzungen macht das eine oder andere mehr Sinn.

Allgemein beobachte ich (an mir und an anderen), dass eher zuviel Bewegungen gemacht werden. Allerdings ist es sehr schwierig, den Bewegungsablauf auf das WESENTLICHE zu reduzieren (und nur dann ist es möglich, absichtlich Spezialitäten einzubauen!).

Yeti
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Beitrag von Yeti » 20.11.2003 00:15

Merci für eure Antworten:

@Nicola: ...(wenn die "Reichen" auch mitfahren wollen ... O.K.)...??? :o

@Kosti: Sorry für die "geklauten" Bilder deiner Homepage... Aber es sind wirklich tolle Bilder und und ich wollte sie hier exemplarisch für das "AN-GEDREHTE CARVEN" ohne Stöcke zeigen...

@lutzs: "...reduziert sich das Vordrehen auf vielleicht nur einen Impuls im Handgelenk..." -> das trifft's genau...

@Uwe: Danke! "...AN-Drehen, aber KEINE durchgängige Rotation..." -> perfekt!

@beate: "...Mir fällt oft auf,dass Leute mit starker Vorrotation des Oberkörpers zum gegenrotieren neigen..." -> na ja, übertreiben soll man es auch nicht ("...Impuls im Handgelenk...") und ein bisschen üben muss man das ganze schon auch noch...


Universelles Skifahren - ohne generelle Bestimmungen nach dem Motto " ...so fährt man (oder Frau)..." - scheint der Stein der Zeit zu sein... Spass beim Skifahren ohne Zwänge... :P

Für mich passt das "ARM-AN-Drehen" perfekt zu den neuen Skis (Minis, Blades, Carver,...). Ski für das Fahren von Kurven... Das AN-Drehen als Bewegungsmuster für Kurvenbewegungen ist bekannt: Tanzen (beim Salza wird fast alles über die Hände und Arme gesteuert), Turmspringen, Schlittschuhfahren, Inlinen... Als Wildwasser-Kajakfahrer muss ich mich immer an die Wasserberge (...wie ne Buckelpiste...) anpassen und in die Kurve legen, sonst liege ich im Wasser...Und auf dem Holzparkett geht das ganze auch noch...

Das ARM-AN-Drehen hat ausserdem einen super Nebeneffekt, den man auf Anhieb gar nicht gleich erkennt: Neben der bekannten
horizontalen Drehbewegung (AN-Drehen) wird durch das Zeigen mit den Stockspitzen oder den Armen auf die gewählte Fahrrichtung die (unbekanntere) vertikale Drehbewegung gesteuert. So hat man immer Kontakt zum Schnee und dadurch eine gute und sichere Skiführung (wichtig beim schnellen Race-Carven in hügeligem Gelände(360er), im steilem Gelände, in der Buckelpiste, im Tiefschnee...sonst kommt man schnell in Rücklage). :-?

So, genug jetzt, aber die Begeisterung...und das Universelle...einfach Spass...und sportlich dynamisches Skifahren...
und der Winter steht vor der Tür...und überhaupt... :wink:

Yeti
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... immer vor dem eigenen Ski sein...

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