nicola hat geschrieben:Moorkuh hat geschrieben:(...)es fällt immer leichter, ein gestreckteres Bein zu belasten als ein weniger gestrecktes (...).
ich weiss nicht woher du deine kenntnisse in biomechanik beziehst, martin, aber der ausdruck "biomechanisch günstiger" ist an sich schon kritisch, da sich die biomechanik des sports sowohl mit fragen der optimierung von bewegungsabläufen als auch mit gesundheitlichen auswirkungen von bewegungsabläufen auseinandersetzt. in deinem ansatz fehlen ausserdem grundlegende betrachtungsansätze wie zum beispiel die dynamometrie - messung der äusseren kräfte.
Ich bin kein Biomechaniker, aber als Physiker hat man von Mechanik einfach eine gewisse Grundahnung, immerhin gehört das zu unseren Grundlagen.
Ich brauche hier auch keine äußeren Kräfte zu kennen, denn die sind ja in jedem Fall gleich und, in unserem einfachen Modell, auch sehr leicht zu berechnen. Das ändert an der Tatsache aber nichts, dass du in einer tiefen Hocke wesentlich kürzer ausharren kannst als ein Untrainierter im Stand.
Eine tiefe Hocke hältst du vielleicht ein paar Minuten durch, dann werden deine Oberschenkel "blau", während ich erprobterweise einige Stunden lang stehen kann.
Warum?
Ganz einfach: Im aufrechten Stand wird meine Gewichtskraft (die mit Sicherheit größer ist als deine ;) ) Hauptsächlich vom Knochengerüst "gehalten" (dh. die Knochen wenden Kraft auf). In der tiefen Hocke hingegen wird ein Großteil deiner Gewichtskraft durch Muskel im Oberschenkel (M. quadriceps femoris) gehalten.
Deshalb stehen wir normalerweise aufrecht und hocken nicht mit einem Kniewinkel von 90°.
Wenn du grad in Wien bist können wir diesen Wettbewerb ja gerne machen: Du hockst, ich stehe, anschließend umgekehrt. Ich wette, dass Stehen jeweils weniger anstrengend ist. ;)
Psychisch läßt sich nur schwer belegen, deshalb hab ichs mit "wohl" abgeschwächt. Ich glaube, dass man eher Angst hat, nach Innen zu kippen
meine erfahrung - auch mit vielen anderen menschen - zeigt, dass die angst vor einem sturz auf die kurveninnenseite und auch die folgen um vieles geringer sind (vgl. auch stürze beim motorarad fahren). das zu extrem nach innenlegen (ohne genügend gegenkräfte) wurde früher in manchen skilehrerkreisen als "hangscheu" bezeichnet, auch im rennlauf ist dies oft ausdruck von angst.
Dem stimme ich voll zu! Ich hab mich vermutlich ein bissl schlecht ausgedrückt.
Wenn du voll am Innenbein stehst und, aus irgendwelchen Gründen, nach innen zu fallen drohst, hast du keinen Spielraum mehr, einfach das Innenbein stärker zu belasten -- du fällst, mehr als 100% Belastung geht ja nicht.
Wenn du aber nach innen zu kippen drohst, das Innenbein aber nur zu zb. 30 oder 40% belastet ist, kannst du das Kippen verhindern, indem du stärker belastest.
Physikalisch ist das Nach-Innen-Kippen ja viel "leichter" als das Kippen nach außen, weil der KSP nicht angehoben werden muß, dh. es besteht eine gewisse "Potentialbarriere" zur Kurvenaußenseite hin, die erst überwunden werden muß, um endgültig zu kippen.
Wird die Fliehkraft zu groß -- dh. zeigt der resultierende Vektor nach außen aus der Standfläche hinaus -- beginnt sich der Körper aufzurichten. Dabei wird der KSP angehoben, der Kantwinkel verkleinert sich, dh. i.a. wird man langsamer und der Kurvenradius vergrößert sich, dh. folglich wird die Fliehkraft automatisch kleiner und man pendelt zurück, eine Art der Selbstregulierung, dh. nach außen herrscht eine mechanisch relativ stabile Situation vor.
Uhm. Ich hoff, das war verständlich. :)
Martin