PK hat geschrieben:
Kurze OffTopic-Zwischenfrage: Was versteht Ihr unter "Mugel"?
Ich meinte mit einem Mugel etwas, das wie ein sehr kleiner Buckel aussieht, aber keiner ist, sondern nur aus zusammengefahrenem, im ungünstigsten Fall ein wenig durchgefrorenen (vereisten) Schnee besteht.
PK hat geschrieben:
Sowas wie unten gezeigt?
Die Piste auf dem Bild kenne ich am besten von überhaupt allen Pisten der Welt, weil ich da schon vor 33 Jahren hangquergefahren und hangabwärtsgerutscht bin (mit den abgerundeten Touri-Kinderleihskikanten), doch heute liegt sie meist am Ende wesentlich ausgedehnterer Skitage als sie mit Tagesausflügen von einem Spätaufsteher realisierbar sind, ich bin dann schon gut im Schuß (Selbstvertrauen, Sicherheit, Übung), aber auch vom Skitag auf den Pisten in höheren Lagen kaum ermüdet. Wenn meine Technik _irgendetwas_ kann, dann offenbar - zumindest bei guten Verhältnissen - besonders kraftsparend zu sein. Den Maierlhang kann ich jedenfalls so ab dem dritten Tag einer Skiwoche sowohl runtercarven als auch überhaupt im Schuß fahren (ausgenommen an der letzten Wirtschaft vor der Talstation vorbei bzw. die "Kompression" links davon) - wobei letzteres allerdings praktisch fast nie und ersteres auch nicht immer geht, wegen des Verkehrs. Ein guter Trick ist für dort übrigens, so spät wie irgendmöglich abzufahren, wenn die meisten "Krabbler" schon unten sind. Aber wie gesagt, die konkrete Piste kann ich sozusagen auch im Dunklen mit verbundenen Augen fahren (dann allerdings natürlich nicht im Schuß
), der letzte Sturz dort ist etwa 27 oder 26 Jahre her, da hat es mich, wenn ich mich richtig erinnere, nach der erwähnten Kompression über die Kuppe ausgehoben und verdreht. Aber wehe, es ist eine andere Piste, selbst wenn sie objektiv nicht mal steiler ist...
Danke für das Bild, obwohl jetzt Wehmut aufkommt.
PK hat geschrieben:
Bei solchen, meist nachmittäglichen, Pistenverhältnissen habe ich mir mittlerweile angewöhnt die ganzen Haufen bzw. lockeren Schnee dazwischen, zu nutzen um darauf relativ entspannt gen Tal zu "cruisen".
Ich kann ja mittlerweile sogar fast beides, eigentlich habe ich zuerst gelernt, mich mit den "Eisplatten" (wenn man sich die genauer anschaut, stellt man ja meist enttäuscht fest, daß es sich ja meist nicht um wirklich kompaktes Eis handelt) zu arrangieren - vielleicht nutzen sich meine Kanten ja genau deswegen ziemlich schnell ab. Ich kriege ja eh nicht die Panik, wenn ich "hoffnungslos" über die Kante rutsche (man kennt das Geräusch), ich ergebe mich in mein Schicksal, statt der Haftreibung (Formschluß durch Hineinschneiden müßte man fast sagen) wie beim Carven eben nur noch eine stark reduzierte Gleitreibung ("Kratzreibung" träfe es besser) zur Steuerung zur Verfügung zu haben und fahre mit durch Hochkonzentration verzerrter Grimasse fluchend weiter, während andere sich nur noch drehen, schreien und fallen. Ich schlittere im Grunde auch, aber immerhin halbwegs kontrolliert und verliere dabei zumindest nicht total die Nerven.
Später und erst recht mit den kürzeren und taillierten Carving-Skiern ging dann auch die von-Mugel-zu-Mugel-Methode, aber man muß unbedingt _durch_ den Haufen drehen. Die Technik, die uns beim Schulskikurs beigebracht werden sollte, auf dem Haufen zu drehen, hat sich nicht bewährt, ich bin dann den Mugel ohne nennenswerte Richtungsänderung hinten hinuntergefallen und dann braucht es sehr viel Kraft und Geschicklichkeit und eine genaue Beobachtung des Geschehens hinter dem Mugel, um dieses kleine Fallen wieder abzufangen.
Martina hat geschrieben:M.H. hat geschrieben:Polemisch gesagt, wenn ein guter Skifahrer mit einer zerfahrenen Piste nicht so gut zurechtkommt, dann ist er vielleicht gar kein so guter Skifahrer
Sehr schön gesagt!
Jaja, ich habe ja selber durchaus auch den Verdacht, so ist es ja nicht, daß es mir nicht schon selber aufgefallen wäre, daß die Diskrepanz zwischen meiner Fahrkunst bei guter und schlechter Piste größer ist als die Diskrepanz zwischen dem Zustand der guten und schlechten Piste.
Martina hat geschrieben:
@Reinhard: Du hast etwas beschrieben, was oft beim selber-lernen passiert:
[...]
Habe ich das soweit richtig verstanden?
Exakt.
Was mich momentan noch daran hindert, mit normaler "zügiger" Fahrweise weiterzufahren, sind letztlich die vertikalen Schläge durch die Haufen, die ich nicht abfedern kann, bzw. die auszugleichen einfach (zu) viel Kraft erfordern würde. Die Ski rattern, die Relativgeschwindigkeit zu den anderen wird zu groß, ich habe im Gewühl nicht mehr genug Manövrierraum oder würde dauernd mir maximal mögliche (also für mich "extreme") Brems- oder Richtungsänderungsmanöver durchführen müssen. Entspannt geht dann nichts mehr, die Geschwindigkeit sinkt also auf das eineinhalb- bis doppelte der Anfänger (also auf ein Drittel der normalen Fahrgeschwindigkeit - gefühlt, der Unterschied ist in Wahrheit sicher viel geringer) und schon durch die Langsamkeit werden aus den Unebenheiten, über die man fahren würde, Berge, die man hinauf und hinunterfährt. Die "Angst" wird dann sozusagen bestätigt und ich fahre dann mitunter im Extremfall sogar wieder die alten Stemmschwünge.
Was geht, ist in der "Hocke" die letzten Stücke drüberzubügeln, da kann ich die Länge des Oberschenkels als Koppel zwischen Knie und Hüfte für einen viel größeren Federweg nutzen als das, was sich durch Bewegen der Kniescheibe nach vorn ("Weiche Knie! Weiche Knie!") ergibt. Carven könnte ich so mitunter schon auch, aber das schaut dann schon ziemlich kriminell aus, so könnte ich wirklich nur fahren, wenn ich allein bin. Außerdem heißt Hocke bei mir immer Rücklage - logisch, da ich ja gerade dann Hocke fahre, wenn ich möglichst viel Schwung für ein Ziehstück auf- und mitnehmen will. Ich müßte vermuteter Weise vielleicht Skischuhe haben, deren Schaft mehr nach vorn geneigt ist(?) Ich hätte auch kein Problem damit, Ladycarver zu fahren, bei denen die Bindung weiter vorn am Ski montiert ist, wenn das mutmaßlich etwas helfen könnte, trotz mehr "gedrungener" Haltung zentral zu bleiben(?)
Martina hat geschrieben:
Nun habe ich dich nicht fahren sehen, alles weitere ist also spekulativ und gründet nur auf Erfahrung:
Du hast also eine Technik entwickelt, die für dich funktioniert. Wenn du dich damit wohlfühlst, es dir Spass machst und du keinen gefährdest, dann spricht nichts dagegen, dass du genau so fährst.
Die von dir entwickelte Technik wird aber vielleicht kraftraubend und unschön (unspassig) zu fahren sein. Es kann gut sein, dass du mit nur einem Bein den Ski "herumdrückst". Das ist anstrengend und ineffizient.
Natürlich ist das anstrengender als sonst, aber es macht mich auch nicht total fertig, so ganz katastrophal ist auch meine alte Fahrweise wohl nicht. Entschuldige, es ist wohl mein Stolz, der mich zwingt, hier doch etwas zu relativieren, so in der Tendenz hast Du aber trotzdem völlig recht.
Da es sich bei der Fahrtechnik um motorische Intelligenz handelt, oder motorisches Wissen, somit um ein Paradebeispiel für implizites Wissen ("tacit knowledge"), ist es extrem schwer, darüber theoretisch zu diskutieren. Deinen Beiträgen habe ich schon entnommen, daß Du das im Unterricht kannst, wobei es selbst dann noch immer sehr schwer sein muß, die Fehler zu erkennen und vor allem ihre Behebung zur erklären.
Meine normale Technik ist offenbar wirklich sehr effizient, aber wenn ich Freunden, die weniger gut skifahren als ich, diese Technik erklären will, bin ich dazu nicht ansatzweise in der Lage. Konkret ist das etwa beim seitlichen Abrutschen oder beim Abschwingen, da gibt es so ein Spiel zwischen eher aufgekantetem Bergski und etwas flacherem Talski und ein Wechselspiel mit mehr Druck nach vorn oder nach hinten bei eben jeweils Tal- oder Bergski. Natürlich sind da - dosierte - Beinkräfte im Spiel, aber ich würde das nicht als Kraftfahren bezeichnen, es ist ja wie die Kraft, eine Steuerklappe eines Flugzeugs zu bewegen im Vergleich mit den Kräften, die das Flugzeug dann um die Kurve wuchtet. Ein wenig ähnlich geht es bei Genußkurzschwüngen oder bemüht-besonders-schnellen/rhythmischen, "schönen" Kurzschwüngen auf glatter Piste zu. Ich bin aber völlig unfähig, es genauer zu beschreiben. Ein Element ist einfach, sich in die Kurve (oder allgemein in die Richtung der Beschleunigung) zu lehnen und sich in der Antizipation der Kräfte durchs Aufkanten, die die Ski - ob "geschnitten" oder "geraspelt" - wieder unter den KSP bringen sollen, tunlichst nicht zu verschätzen. Zentrale Position hin oder her, es tut sich dabei irgendetwas zwischen vorderem und hinterem Skiende, eher am Anfang vorn, am Ende des Schwunges hinten... Es ist schon ein subtiles, komplexes Kräftespiel zwischen Schienbein und Skischuh.
Ich meine, ich fahre vielleicht schon "falsch" und auch nicht sehr viel, aber doch schon eine ganze Weile, da ist vieles in Fleisch und Blut übergegangen, was nicht völlig falsch sein kann. Gleichgewicht, Einschätzung, ob die Kanten noch greifen werden oder wenn sie driften werden, mit wie viel Widerstand sie das tun werden, wo stehen gerne Leute herum usw. usw... Das Problem ist aber, wie Du sagst, daß ich halt manchmal auf ältere Techniken umschalten muß, was durchaus konkret an meiner "Schönpisten-Technik" liegen kann.
Martina hat geschrieben:
Das, was du für dich entwickelt hast, ist möglicherweise eine "Sackgassentechnik": funktioniert zwar, ist aber beschränkt und nicht weiterentwicklungsfähig.
Ich mag meine Technik, sie ist wirklich extrem ökonomisch und auch sicher bei guten Pisten. Ist zwar aus Deiner Sicht natürlich wohl irgendwie so kindisch, wie wenn ein Fernsehmoderator eine Profiboxerin herausfordert, aber meine männliche Arroganz bzw. touristenskifahrerische Ignoranz kann ich - auch wenn mir die Sachlage von rationaler Seite her völlig klar ist - emotional sicher leichter überwinden, wenn ich mich dem Thema unter der Voraussetzung nähere, nicht meine Grundtechnik für schöne Pisten über den Haufen zu werfen und als falsch bzw. nicht weiterentwicklungsfähig erkennen zu müssen, sondern eine zusätzliche Technik für zerfahrene Pisten zu lernen - so wie man für den Tiefschnee ja auch eine andere Technik lernen muß als für harte griffige Pisten. Bitte verzeih mir, daß ich da trotz rationaler Einsicht nicht einfach mal so über meinen emotionalen Schatten springen kann, ich hab schließlich nur ein einziges X-Chromosom. Immerhin hab ich vor zehn Jahren meine Opposition gegenüber den taillierten Carvingskiern letztlich auch überwunden, ich schließe also eh nichts mehr aus...
Martina hat geschrieben:
P.S. Es behauptet wohl niemand hier, dass er beide Ski die ganze Kurve gleich belastet, das nur zur richtigstellung. Meinungsverschiedenheiten gibt es bezüglich 'machen' und 'geschehen lassen' und wann und wie.
Ich hab hiezu schon einige Passagen im Forum mittlerweile nachgelesen, z.B. Schweizer/Österreichischer Lehrplan usw..., wenn auch leider erst nach dem ersten Überschwang in der Freude, das Forum nach 10 Jahren wiedergefunden zu haben. Aber 10 Jahre zumindest partiell nachzulesen hat halt ein wenig gedauert. ("Der Ball ist rund, ein Spiel dauert 90 Minuten, Tore die man nicht schießt, bekommt man ... und man steht auf dem Außenski.")
Das Mißverständnis rührt von der Forderung her, die Carvingspuren sollen beide gleich tief sein, wenn sie sauber gecarvt worden sein sollen. Im Flachen kann ich das schon machen, sehe aber keinen besonderen Vorteil darin - ich hab auch nicht den Ehrgeiz zum extremcarven, das finde ich im normalen Verkehr ohnehin unpraktikabel. Ansonsten beunruhigt es mich, wenn das Gewicht nicht eindeutig verteilt ist. Bei deutlicher Außen/Talskibelastung habe ich das Gefühl, besser und sicherer zu fahren, weil es mir als "prägnantere", entschlossenere Fahrweise vorkommt. Die Kurve geht nach links, also voller Druck auf den rechten Ski, je eindeutiger, umso eindeutiger geht die Kurve dann auch nach links - so in etwa läuft wohl meine Denkweise bzw. mein Instinkt oder skifahrtechnische Fremd-/Eigenprogrammierung ab.
Noch ein Grund ist, daß es mir lieber ist, ein Bein voll zu nutzen und mich in der Zwischenzeit mit dem anderem auszuruhen, als beide Beine ständig (wenn auch mit halber Kraft) zu belasten. Vielleicht kann so die Gelenksflüssigkeit leichter wieder in den Gelenkspalt fließen als gegen einen mehr konstanten Druck.
Vielen lieben Dank für Eure Antworten und liebe Grüße!