Der Fahrer und der Ski: wer überfordert wen?

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reiner- gst

pferde

Beitrag von reiner- gst » 06.01.2005 22:43

- der ski ist kein wildes pferd, das gleich einen unerfahrenen reiter erkennt und bestraft
wilde pferde sollten wirklich nur von cowboys zugeritten (= angelernt) werden.

im idealfall werden der reiter und das pferd gemeinsam ausgebildet (z.B.spanische hofreitschule in wien).

im idealistenschen falle bekommt der schlechteste reiter das beste pferd (damit er wenigstens einmal mekrt, wie sich ein gutes pferd "anfühlt).

in analogie sollte ein wirklicher anfänger auf skiern wenigsten mittelmässige ski bekommen :-)

reiner (wird glaube ich zeit, dass ich mich hier registriere).

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ivan
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Beitrag von ivan » 06.01.2005 23:07

noch die letzten thesen, damit ich für heute schluss habe

1. die überforderung des fahrers (s. auch hier: „mehr als 90%“) wird IMO unnötig stark dramatisiert, typisch ist es bei racecarvern und rennski generell
(s. zB artikel im DSV active, aber auch in anderen magazinen)
meine erfahrung:
rennski-demo (racestock GS): nur Head 190 cm und Atomic 186 cm, beide radius über 26 m, würde ich als wirklich „anspruchsvoll“ bezeichnen, obwohl in freier fahrt, also ausserhalb der stangen, alle gut zu fahren

2. was passiert, wenn ich einen ski „unter meinen maximalen fähigkeiten“ fahre (fahrer > ski)?
a) gemütliche fahrt: evtl. fast nichts, fahrt ist angenehm, kraftschonend, genüsslich
b) sportliche fahrt: ich bewege mich an der grenze, fange an zu spüren der ski kann nicht mehr/weiter, fährt am limit
kann entweder als angenehm empunden werden (der ski erlaubt mir viel, ohne mich zu bestrafen, es ist manchmal gut zum üben), der aber etwas störend (habe angst, den ski zu überfordern)
c) meine top-leistung: ich vermisse laufruhe, spurtreue, spritzigkeit, rebound, zuverlässigkeit
ich weiss, dass ich mehr kann, der ski aber nicht

3. wenn sich ein guter fahrer steigern will, darf er nicht allzu oft einen ski „unter seinem können“ fahren, denn sonst wird aus ihm ein gemütlicher fahrer „im rahmen der ski-möglichkeiten“
er muss auch einen „besseren“ ski fahren (ski > fahrer), der ihm hilft, seine leistunggrenze nach oben zu schieben, der ihn „unterrichtet“ und einen besseren fahrer aus ihm macht
(beruht auf eigenen erfahrungen als tester für Sporten, der allzu oft solche ski fahren musste und dann diesen nachteil und diese gefahr entdeckte)
nun fahre ich solche "schlechtere" ski möglichst wenig
dagegen zielbewusst und möglichst viel ski, die (für mich) immer eine leistungsreserve haben
es macht mir spass zu versuchen, an die grenze ranzukommen
= mein privatunterricht durch den ski :D

fuchs755
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Beitrag von fuchs755 » 06.01.2005 23:28

Zu meiner Verwunderung lief der 1,46er Agyl Rl für 86€ auch an meinen Füßen überraschend gut. Das Ding ist gegenüber meinem RC4 Race SC spielerisch zu fahren (sowohl zu carven als auch zu driften) und der Kantengriff war um Längen besser als bei meinem, was hoffentlich an der miesen werkseitigen Kantenpräparierung lag. Hatte ihn zwar nur 2 Abfahreten an den Füßen, war aber relativ begeister (auch wenn er nach meinem Befinden doch etwas zu weich war - ist ja auch für die 20 kg leichtere Freundin gedacht)
Der race sc reagiert schon ziemlich böse auf Rücklage, gerade in Buckeln :-)
Natürlich sollte man Anfänger nicht auf ausgelutschte Altski stellen, aber ein Ski aus dem Einsteigerbereich ist keine Schlechte Wahl. Der Kampf mit einem gedrifteten SL Carver ist für Anfänger nicht leicht.
Und Carven ist nicht besser als gedriftete Schwunge sondern nur eine weitere Variante des Skifahrens, da meist schnell mit hohem Platzbedarf nur selten wirklich anwendbar.
Warum werden überhaupt andere Ski gebaut wenn die SL für jeden geeignet sind?

Gast

Beitrag von Gast » 06.01.2005 23:53

Da kann ich dann noch einen sehr laienhaften Erfahrungsbericht beisteuern...

Mein letzter, noch derzeitiger (hoffentlich nicht mehr lange) Ski ist ein Dynastar Agyl (5, glaube ich). Also vermutlich so Kategorie lt. Ivan "geschäumt" (?), irgendwas in Richtung Einfachst-Allrounder, nach 5 Tagen Leihski-Fahren (waren vorher ungebraucht) 2003 in Wolkenstein billig mitgenommen, weil angenehm genüsslich zu fahren (vorher Kneissl Agress, also so ähnlich, nur älter).
Habe ja schon versucht, im CC-Erfahrungsbericht zu beschreiben, was mir mit dem Elan (ist wohl der, den Urs mit "SL-Perfomance" beschreibt) passiert ist. Weiß ja nicht, ob auch ich damit gemeint bin, dass relative Anfänger lt. Urs damit gut zurecht gekommen sind. Habe sehr wohl vernommen, dass Steff zumindest fand, dass das besser aussah als mit meinen eigenen. Mag ja auch sein, zumindest im flacheren Gelände. Aber ich habe mich total unwohl gefühlt, vor allem im Steileren. Hatte ständig das Gefühl, der Ski will mir was aufzwingen. War wohl eher psychologisch :-(. Na ja, und wenn man sich dann wehrt, kostet es natürlich auch übermäßig Kraft und versaut möglicherweise auch noch die (eh nicht vorhandene) Technik. Wäre vermutlich besser gewesen, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, mich auf ausschließlich leichten Pisten langsam umzugewöhnen.
Aber der Schluss, den ich für mich persönlich aus dem Test gezogen habe, ist, dass ich ganz sicherlich mit dem jetzigen Ski zwar ewig so gemütlich vor mich hin juckeln kann, aber es bestimmt auch einen Ski geben wird, der selbst mich alte Frau noch in Richtung Carven bringen wird. Vermutlich war es das: Ich bin klein, leicht und schon etwas betagter. Noch dazu gehemmt/gehandicapt durch eine noch nicht ganz ausgeheilte Knieverletzung. Der Elan war in meinen Augen tatsächlich eine Nummer zu groß für mich - Herrenski, vielleicht zu lang, vermutlich zu "gut". Aber es wird bestimmt einen Ladycarver geben, der zu mir passt und mich weiterbringt.
Den Vergleich mit den Pferden finde ich übrigens total klasse. Wann immer man mich aus bestimmten Gründen auf "schwierige", besser ausgebildete oder einfach nur ganz junge Pferde gesetzt hat, hat mich das in irgendeiner Form reiterlich weitergebracht (na ja, ist auch schon etwas her ;-))...

Gruß, Kerstin

Azzurra
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Beitrag von Azzurra » 06.01.2005 23:55

Sorry, zum wiederholten Male ausgelogt worden :-(.

Azzurra = Kerstin

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ivan
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Beitrag von ivan » 07.01.2005 07:37

noch eine these:
der "renn"ski selbst ist kein sünder, er kann nicht für seinen fahrer, aber er trägt zum Herminator-syndrom bei, der für einige fahrer typisch ist:
„mit einem rennski muss ich auch rennmässig fahren“
“rennmässig = hauptsächlich schnell und aggressiv“
leider wird zu oft behauptet, der ski „geht richtig erst ab 60 km/h“ (sogar 80 km/h), wodurch die überzeugung entstehen kann, man MUSS die latten schnell fahren
(ist unsinn sogar für echte RS-ski, nicht einmal für SG-ski)

OTOH, es gibt keinen grund, die „hanswürste“ mit den „herminator-rennski“ auszulachen, solange sie ihre bretter und das entsprechende image hauptsächlich zur schau stellen und keinen gefährden
im gegenteil:
- die branche braucht das - durch den kauf des teueren teils macht er den händler und den hersteller glücklich
- der händler kauft vielleicht eine neue servicemaschine (oder vielleicht seiner frau einen neuen pelzmantel :D )
- der hersteller wird mehr in R&D investieren können (oder die aktionäre bekommen höhere dividenden, oder beides)

Steff
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Beitrag von Steff » 07.01.2005 09:48

Gast hat geschrieben:in letzter, noch derzeitiger (hoffentlich nicht mehr lange) meinen eigenen. Mag ja auch sein, zumindest im flacheren Gelände. Aber ich habe mich total unwohl gefühlt, vor allem im Steileren. Hatte ständig das Gefühl, der Ski will mir was aufzwingen.
..ja liebe Kerstin, genau ab da hättest du den Ski fahren lassen sollen :wink:

Den Vergleich mit den Pferden finde ich übrigens total klasse. Wann immer man mich aus bestimmten Gründen auf "schwierige", besser ausgebildete oder einfach nur ganz junge Pferde gesetzt hat, hat mich das in irgendeiner Form reiterlich weitergebracht (na ja, ist auch schon etwas her ;-))...
Gruß, Kerstin


..und was hat dein Mann dazu zu sagen :D

Gruß steff

freeriderin
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Beitrag von freeriderin » 07.01.2005 10:20

o Mensch, sooo viel zum Drauf-antworten und soo wenig Zeit :-?

Na, noch ein paar Gedanken:

"zu viel Wirbel um's Material" war schon ein wenig provokativ gemeint - nichtsdestotrotz kann ich's nicht mehr hören, wenn mir Leute erzählen, dass gerade "Gar nichts geht", weil sie den "falschen Ski" dabei haben. Und was sagt ihr, wenn jemand, der seinen Allroundski auf einer blauen, griffigen Piste nicht ansatzweise auf der Kante fahren kann, meint, der Ski sei halt „zu weich“ oder so?
Na klar ist in meinen Augen ein Anfänger mit einem „guten“ Slalomski, z.B. SL9 in nicht-zu-lang auch prima bedient, auch wenn auf dem Ski „Race“ drauf steht.

Und: bin ja froh um jeden, der Geld in die Skigebiete und in die Skiindustrie trägt, damit unser Sport finanzierbar bleibt 8) trotzdem gibt es leider viele, die eben ihr Zeug nicht beherrschen und mit Schallgeschwindigkeit durch volle Pisten brezeln OHNE dass sie im entscheidenden Augenblick noch dem Gestürzten/Kind/Anfänger ausweichen können.

Und ich find's schon lustig, wenn ich in der Gondel Gespräche höre über die Performance und die Torsionssteifigkeit und die viel zu flattrigen Ski X – ich nehme mich da ja gar nicht aus: solche Fachsimpeleien, die für Profiohren sicher sehr amüsant sind, machen schon Spaß unter Amateuren!

Ach ja: da fällt mir auf: was heißt denn für euch „Top Performer“? Was sind die Kriterien dafür? Und was sind die Kriterien für „Ski überfordert Fahrer“?
Kurze Slalomcarver sind für Anfänger/ Leicht Fortgeschrittene in meinen Augen recht „gutes“ Zeug, aber ein mittelmäßiger Fahrer kann mit einer recht langen und harten Riesenslalomlatte schon überfordert sein.

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Beitrag von golden gaba » 07.01.2005 11:00

freeriderin hat geschrieben: Und ich find's schon lustig, wenn ich in der Gondel Gespräche höre über die Performance und die Torsionssteifigkeit und die viel zu flattrigen Ski X – ich nehme mich da ja gar nicht aus: solche Fachsimpeleien, die für Profiohren sicher sehr amüsant sind, machen schon Spaß unter Amateuren!
ja ich find das auch immer lustig :D


freeriderin hat geschrieben: aber ein mittelmäßiger Fahrer kann mit einer recht langen und harten Riesenslalomlatte schon überfordert sein.


die meisten fahrer sind mit einer rs-latte überfordert. aber nicht weil der ski so schwierig zu fahren ist, sondern weil sie meinen der ski muss besonders schnell gefahren werden. :wink:
man kann mit einem rs so gemütlich rumrutschen..noch viel gemütlicher teilweise wie mit einem sl-race....
gruss
tom[/quote]
K2 Seth Pistol
TARGET: High Performance Big Mountain Twin
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SIDECUT: 14mm
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Beitrag von freeriderin » 07.01.2005 11:06

golden gaba hat geschrieben: die meisten fahrer sind mit einer rs-latte überfordert. aber nicht weil der ski so schwierig zu fahren ist, sondern weil sie meinen der ski muss besonders schnell gefahren werden. :wink:
Muss gar nicht??? :wink:

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