Ich möchte Uwes Aussagen ergänzen. Man kann nicht pauschal von harten oder weichen Ski sprechen. Mir gefällt in diesem Zusammenhang das Wort Flexmuster. Seit dem verstärkten Aufkommen von Allmountainski wird stärker mit verschiedensten Flexmuster gearbeitet. Vor allem bei Twintips und freerideorienterten Allmountainski finden sich ausgeklügelte Flexmuster. Dabei ist das Gewicht des Fahrers nahezu vernachlässigbar (ausser jemand ist wirklich ein absolutes Schwergewicht).
Hier ein Beispiel: Beim Line Blend, eigentlich ein Parkski, ist der Flex, vor allem am Tip und etwas weniger ausgeprägt am Tail, extrem weich. Zudem hat der Ski noch Butterzones, das heisst die Zone kurz bevor der eigentliche Camber beginnt, ist besonders weich. So lassen sich Buttertricks
https://www.youtube.com/watch?v=SnO3gunXeeY extrem einfach bewerkstelligen. Der Camber des Blend ist hingegen sehr steif. Dazu braucht's auch kein Metall, in diesem Fall reichen Carbonstringers, die den Ski torsionssteifer machen. Der Blend ist aufgrund seines harten Flex unter der Bindung auch ein prima Allmountainski.
Anderes Beispiel: Der Atomic Vantage 97 C ist ein mittelbreiter Allmountainski mit Qualitäten für die Piste und etwas Gelände. Er kommt ganz ohne Metall aus, hat aber trotzdem einen bockharten Flex über die ganze Skilänge. Hartes Holz plus eine Carbonmatte machen den Ski nur unwesentlich weniger sportlich als seinen "Metall-Bruder" Vantage 97 Ti. Dieser harte Flex lässt auch bei dieser breite einen sehr präzisen Kurveneinzug zu. Gleichzeitig ist der Ski sehr leicht und lässt sich spielersich drehen. Gewicht des Fahrers spielt dabei keine Rolle.
Weiteres Beispiel: Der Blizzard Rustler 11 hat eine Titanaleinlage, aber nur etwas weiter als über den Camber hinaus. An Skispitze und Skiende befindet sich eine Carbon/Fiberglaseinlage. Schaut man sich den Holzkern an, der aus Pappel, Buche, Paulownia und Balsa besteht, wird klar, dass die verschieden harten und schweren Hölzer sich optimal ergänzen und den Ski einerseits hart und steif machen, so dass die Kanten zubeissen können und andererseits muss der Ski weich und geschmeidig bleiben, so dass genügend Dämpfung da ist. Die Titanalbegurtung unterstützt einerseits die Verwindungssteifigkeit, dämpft aber auch optimal. So entsteht ein Ski, der sowohl sportlich gefahren werden kann, aber auch nachgiebig genug ist, damit er sich lebendig und geschmeidig anfühlt. Auch hier spielt das Gewicht des Fahrers keine Rolle.
Letztes Beispiel:
https://www.rossignol.com/ch-de/raigd01-000.html ein reinrassiger GS. Auch hier spielt das Gewicht des Fahrers kaum eine Rolle. Entscheidend ob man mit diesem harten uns steifen Ski zurecht kommt, ist in erster Linie die Technik, dann die Kraft. GS Ski sind übrigens nicht brutal hart im Flex, es muss nämlich möglich sein mit diesem Ski eine Kurve anzudriften, da sich der Radius nicht beliebig drücken lässt. Hat man Platz auf der Piste, Saft in den Muskeln und fährt technisch sehr sauber, ist das ein geiler Ski um damit schnelle, weite Kurven zu ziehen. Im Gegensatz zu SL Ski, sind die GS auch mit einer guten Dämpfung versehen. FIS SL sind nervöse, quirlige Rennpferde, die nach kleinen Kurven gieren und eine extrem zentrale Position über dem Ski verlangen. Steckt man viel Energie rein, kommt auch viel wieder raus und man hat das ultimative Carvingfeeling.
Das Gewicht des Fahrers spielt also bei der Wahl des Skimodells eine eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass der Skifahrer weiss, was sein Ski können soll und was er damit machen will. Eine realistische Einschätzung des Könnens und der Kraft sind ebenfalls entscheidender als das Gewicht des Fahrers. Ich empfehle dem durchschnittlich begabten, Ski zu fahren, die tendenziell an Tip und Tail etwas weicher sind. Unter dem Fuss darf der Ski gerne steif sein. Raceorientierte Ski sind den Könnern vorbehalten.
Gruss
Martin