Lasse Lyck Short Turn Video

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skiingman
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Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von skiingman » 22.11.2009 17:44

Liebes Forum,

ich würde gerne mal das Lasse Lyck Kurzschwung Lehrvideo diskutieren. Wer es nicht kennt, es ist Teil der Refernzvideos.

Ich kannte das Video schon, bevor es als Referenzvideo aufgeführt wurde und bin doch ziemlich erstaunt, dass es hier als Referenz dient.

Der Weg zum Kurzschwung geht hier m.E. über klassisches Old-School-Drehen ohne die geringste Eigensteuerung. Besonders in der Sequenz ab 3:10 min, also das erste wirkliche "Schwingen" hat doch mit modernem Kurzschwung nichts zu tun oder?

Wenn LL im Video dann wirklich fährt, ist alles klasse und man sieht deutlich, dass er den KS modern, also über die Eigensteuerung einleitet.

Also auch wenn das Ergebnis als solches passt, ist der Lehrwert m.E. nicht nur minimal, sondern eher kleiner als null:

- Der Lehrweg hat mit modernem Skifahren nichts zu tun, sonden ist klassisches drehen von vor hundert Jahren.

-Es fehlt der geringste Hinweis, dass am Ende und in den Fahrsequenzen eine Technik gefahren wird, zu der man mit dem genutzten Lehrweg sicherlich nicht kommt.


Mein Weg zum KS war eigentlich der: Vom mittleren gesteuerten Schwung über eine Rhytmisierung zum KS.

Was meint Ihr? Bin ich auf dem Holzweg?

Viele Grüße

skiingman

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von Uwe » 22.11.2009 18:34

Es ist KEIN REFERENZ-Video, sondern "nur" ein BEISPIEL-Video.
Dort steht auch: "Es geht aber nicht darum, diese Sequenzen als "den einzig wahren und perfekten Fahrstil" zu bezeichnen".

Aber natürlich kann man das Video an sich diskutieren ... ;-)
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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von Martina » 23.11.2009 09:46

Schön, dass jemand dieses Video anspricht. Ich bin nämlich auch etwas hin- und hergerissen.

Im Gegensatz zu dir finde ich den Weg ganz ok, aber das "Endergebnis" ist nicht so mein Fall.
Der total relaxte Skier, der sehr wenig akzentuiert schwingt, kann das bestimmt auf den schön glattgebügelten, weichen Pisten im Video so machen, aber im steilen, eisigen funktioniert das sicher nicht mehr so.
Aber das ist halt das Problem an einem 5 Minuten Video: man kann höchstens ein paar Aspekte rausgreifen.

Weiter ist mir zu viel umgesteige und Beinedrücken - ich finde es nicht schön. Selbstverständlich fahren die genau das, was sie fahren wollen/sollen und sie können es, mir würde aber eine etwas andere "Zielform" besster gefallen, eine, die mehr beide Ski nutzt und die Funktion derselben stärker einbindet.
Mich stört, dass er fast nur über den Aussenski arbeitet (oder sehe ich das falsch?)
Aber das sind schon wieder Spitzfindigkeiten.

Anscheinend sind das Dänen. Meines Wissens ist die dänische Schule auch von Übersee geprägt. Dort herrscht ein etwas anderes "Skiideal": Buckelpisten ist das höchste der Gefühle. Carven ist so ein jaja nebenbei.
Deswegen zielt die ganze Technik schon früh auf Kurzschwingen und Buckel ab.
Das "den Ski laufen lassen, ausnutzen" ist dort nicht so relevant. "Pivoting" (drehen der Füsse in diesem Zusammenhang) ist ein zentraler Punkt.
Das alles ist nicht einfach falsch, die haben durchaus Ahnung, die Schwerpunkte sind einfach anders gesetzt.

Was den Lehrweg betrifft:
Wenn ich mit dem KS beginne, können die Leute meist schon einigermassen ordentliche parallele Kurven fahren - also gesteuerte bis gecarvte bei guten Bedingungen. Sie wissen also um die Funktion der Ski und können damit umgehen.
Ich verfolge dann oft beide Linien: Einen recht grossen, rhythmischen, gesteurten Schwung immer kleiner machen, bis man bei einem annähernden Kurzschwingen ist.
Andererseits fange ich auch (an einer eher steilen Stelle) aus der Seitrutschposition an, mit recht stark gebeugten Beinen. Dann Beine strecken und gleichzeitig KSP talwärts schieben -> Ski wird flachgestellt.
Jetzt kommt aber der Unterschied: Ich sage in diesem Moment: Und jetzt warten, bis der Ski dreht. Das tut er ja und im steilen recht rasch.
Die "Überseeschule" sagt hier: pivoting - also die Füsse drehen.

Die "Wahrheit" liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Beim Kurzschwung kann man kaum mehr voll und ganz auf die Eigensteuerfähigkeit des Skis warten, sonst werden die Kurven zu gross und das Tempo unkontrolliert.
Dreht man aber sofort und stark die Füsse, dann nutzt man die Ski kein bisschen und es wird anstrengend. Man braucht aber weniger Bewegung des KSP, deswegen die relativ "passive" Haltung des Skifahrers.

Die Canadier (das ist die "Überseeschule" die ich kenne) sagen, das Drehen der Füsse gibt den Leuten mehr Sicherheit als wenn sie den Ski einfach laufen lassen müssen. Das entspricht nicht so ganz meiner Erfahrung, aber es ist ein Punkt, den man nicht völlig ausser acht lassen sollte.

Also mein Fazit: Für uns ungewohnt ist v.a. das "pivoting".
Mir persönlich gefällt das gezeigte Endergebnis nicht so ganz, weil es die Ski nicht so recht ausnutzt.

Mich interessiert die Meinung anderer - das ist nur mal eine Einschätzung, so sicher bin ich mir bei all dem nicht.

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von Uwe » 23.11.2009 10:15

Ich habe das Video ausgewählt, weil es - meiner Meinung nach - 2 Aspekte recht gut darstellt:
1. Die Körperposition über dem Ski (Vor- / Rücklage)
2. Das Aufkanten (vor allem wegen der Geschwindigkeitskontrolle)

Das sind 2 Aspekte, die für den Einsteiger recht bedeutend sind ... ich erinnere mich da an die KS-Übung im CAMP04(?):
- relativ steile Piste
- "schnell" rum, und sofort wieder stehen bleiben .. geht nur bei zentraler Position und starkem Aufkanten

... damit hatten die Meisten Probleme. Da dieses Video darauf eingeht, habe ich es als "Beispiel" ausgewählt ... ich verlinke aber vom Video mal auf diesen Beitrag, damit die Betrachter auch die Kritik mitbekommen.

Ein ganz anderer Ansatz des KS sieht man im Video http://www.youtube.com/watch?v=gwJ7fuA3fsM
Hier stört mich jedoch die extrem enge SKiführung, weshalb ich es nicht als Beispiel aufführen möchte.
Uwe

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von skiingman » 23.11.2009 20:02

@ Uwe:

Ich wollte keinesfalls die Tatsache, dass das Video an sich als Referenz .... äh Beispiel :-D dient, hinterfragen. Ich hoffe sehr, es kam nicht so rüber. Es geht hier wirklich um die technische Diskussion.

@Martina:

Ich denke, gar so unterschiedlich sind wir gar nicht von der Einschätzung. Ich finde auch, dass der Lehrweg im Video sehr auf das Drehen der Ski ausgerichtet ist. Nur finde ich, dass gemessen daran, die Fahrsequenzen noch ein gewisses Maß an Eigensteuerung zeigen. Wenn man den gezeigten Lehrweg konsequent zu Ende geht, befürchte ich, wird man nicht mal zu so viel Eigensteuerung wie gezeigt kommen, sondern wahrscheinlich nur Drehen.

Ach Martina, ich beneide dich um deinen Blick auf das internationale Skilehrwesen. Skifahren ist soviel mehr als das, was ein Verband als einzige Wahrheit verkauft, was gäbe ich dafür, wenn ich deinen Einblick hätte, um mir die besten Rosinen herauspicken zu können.

Ich habe letztes Jahr mal versucht, aus verschiedenen Lehrplänen Zielformen zu entnehmen und zu analysieren. Mein Ziel war, durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Zielformen bzw. deren Erfahren mein Bewegungsspektrum zu vergrößern. Es war gar nicht so leicht an die entsprechenden Infos zu kommen: Wenn man zb den deutschen Basislehrplan anschaut, findet man dort keine einzige gescheite Zielform, so dass ich überwiegend im Internet suchen musste, was aber auch nur halbgut war. Leider habe ich mir deshalb auch bei der Analyse etwas schwer getan und konnte die Sache schematisch nicht so richtig umsetzen.

Leider hilft in solchen Fällen häufig nicht mal der Weg in die Skischule, da der jeweile Lehrer oft nur sein eigenes Technikschema kennt, wie ich aus eigener Verbandsfortbildungserfahrung weiß. Ich hab letztes Jahr mal nen Tag Privatunterricht genommen und wollte mich nur mit dem Thema Schwungeinleitung über den Innenski befassen und was habe ich gehört: So ein Unsinn, das geht nicht, das haben wir schon immer ganz anders gemacht, da könnt ja jeder kommen... :evil: Ärgerlich, ärgerlich...

Entschuldigt das lange OT, aber das ist genau der Grund, warum ich es hier so gut finde mit Euch zu diskutieren und wie gut es ist, von Eurem Wissen zu profitieren.

So genug Süßholz geraspelt.....

VG

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von Moorkuh » 23.11.2009 20:22

Uwe hat geschrieben:Ein ganz anderer Ansatz des KS sieht man im Video http://www.youtube.com/watch?v=gwJ7fuA3fsM
Hier stört mich jedoch die extrem enge SKiführung, weshalb ich es nicht als Beispiel aufführen möchte.
Zur Erklärung zu diesem Video:
Es ist ein Ausschnitt aus einer DVD, in der verschiedene Formen des Kurzschwungs diskutiert, aufgebaut, gezeigt und verglichen werden (dh. es wird in der Skiführung, im Driftanteil, in der Geschwindigkeit und in der Entlastungsart variiert). Die gezeigte Form ist eben eine mit relativ enger Skiführung, wenig Driftanteil und wenig vertikaler Bewegung des Körperschwerpunkts. Der Punkt ist eben: Es gibt nicht DEN Kurzschwung, es gibt verschiedenste Spielarten desselben -- das ist eine davon.

Die Frage ist eben, was man will -- oder ob man so vielseitig sein will, all das zu können.

Martin

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von skiingman » 23.11.2009 20:38

@ Martin:

Wie heißt die DVD denn und hast Du sie schon gesehen und kannst sagen, ob sie was taugt?

VG

skiingman

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von Moorkuh » 23.11.2009 20:53

skiingman hat geschrieben:@ Martin:

Wie heißt die DVD denn und hast Du sie schon gesehen und kannst sagen, ob sie was taugt?
Ich glaube nicht, dass die DVD hier irgendwo erwerbbar ist. Sie heißt ungefähr "Die sechs Gänge des Kurzschwungs" (oder so ähnlich), ist von Richard Berger und in Japan erschienen.

Ich habe sie gesehen und finde sie, wie alles von Richie Berger, sowohl didaktisch als auch fahrerisch hervorragend.

Martin

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von skiingman » 23.11.2009 21:03

@ Martin:

Danke, dann versuche ich mal mein Glück!

LG

Markus

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Re: Lasse Lyck Short Turn Video

Beitrag von LincolnLoop » 23.11.2009 21:14

Zu beiden Videos ein kurzer Kommentar:
- Ich bin nicht unbedingt Fan der Fahrweise von Lasse Lyck, die imo sehr auf Drehen in Verbindung mit extremer Tempokontrolle und Fahren in weicherem Schnee ausgelegt ist. Wobei ich schon sagen würde, dass die im Video vorgestellte Methodik auf die nachher präsentierte Fahrweise abzielt. Auch die Endform ist für mich ein Schwung, der nicht auf die totale Nutzung modernen Materials ausgelegt ist, wobei man sagen muss, dass das Video wohl auch schon knapp 10 Jahre alt sein dürfte.
- Zu Richard Berger: Man sieht schon, dass er richtig gut auf dem Brett steht. Grundsätzlich ist das aber auch nicht direkt mein Endformgeschmack, was vor allem an der starken Akzentuierung in der Steuerphase und der für mein Befinden übermäßigen Fixierung auf "klassische" Elemente den wie extrem ruhigen (quasi blockierter) Oberkörper und ausladenden Stockeinsatz liegt. Für mein Skiempfinden ist es außerdem nicht sinnvoll, einen "modernen" Kurzschwung so extrem kurz zu fahren (die Skistellung finde ich dagegen - bezogen auf den weichen Untergrund - angemessen). Kann aber sein (ist wohl auch so), dass ich im Thema Kurzschwung inzwischen zu "deutsch" geprägt bin. :wink:
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