Skiservice bei Tourenski

Fragen zu Kante Schleifen, Belag Wachsen, Belag ausbessern etc.
Siehe auch Bericht zur Skiservice selbst gemacht (mit Videos)
housecrew
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Skiservice bei Tourenski

Beitrag von housecrew » 26.09.2016 23:06

Servus,

machen die meisten Tourengeher auch Kanten schleifen und Belag abschleifen oder nicht?

Ich hab meinen Ski seit dreieinhalb Jahren und ich fülle Löcher mit PET-Stick und feile es mit Karosseriefeile glatt. Wachsen mache ich mehrmals pro Saison.

Der Ski hat noch nie Belag glattschleifen und Kantenservice gesehen.

Also ich hab auf dem Eisigen auch keinen Kantenhalt, deshalb schaffe ich jetzt an:
- Schleifstein zum Macken vorschleifen
- Winkel 89°
- Kantenfeile
Belagsseitig mach ich die Kante 0,5° hängend.

Was mir noch große Probleme macht ist der unebene Belag mit lauter kleinen Furchen. Beim Wachsen ist es ein hoher Aufwand hinterher den Wachs aus den Rillen zu entfernen, damit der Wachs nicht auf dem Fellkleber bleibt.

Lasst ihr den Belag beim Service glätten? Oder kann man das selber machen, nur mit Schleifpapier und Schleifblock?

Bisher hat mir der Gedanke des Schleifens nicht gefallen, da der Belag ausdünnt, und dann vielleicht leichter was durchgeht. Aber das Wachsen wird immer aufwändiger, so dass das für mich in dern Vordergrund kommt.

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von NeusserGletscher » 27.09.2016 08:36

Hi Flo,

Tourengeher sind, was die Pflege ihres Materials anbelangt, meist sehr nachlässig. In dem Gelände, wo Tourengeher sich aufhalten, hält ein Service halt auch nicht so lange.

Bei dem Zustand Deiner Ski würde ich den Belag "aufschmelzen" lassen. Dabei wird einmal ordentlich neues Material warm aufgetragen und anschließend eine neue Struktur geschliffen. Beim Schleifen der Struktur verlierst Du normalerweise nur wenig Material. Eher wird Dein Ski den tapferen Heldentod am übersehehenen Felsen sterben. Die Kante kriegst Du auch mit mehrmaligen Schleifen nicht mehr zu 100% katschenfrei hin. Wenn Du Deine Ski selbst schleifst, dann versuche doch den Service zu überreden, dass der die Kantenbearbeitung aus dem Programm rausnimmt. Normalerweise ist das eine Sache von wenigen Sekunden. Sonst schleift er Dir noch einen anderen Winkel drauf und nimmt dabei unnötig viel Material ab. Gerade beim Basiswinkel wäre das wahrscheinlich.

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von elypsis » 27.09.2016 10:20

housecrew hat geschrieben:Belagsseitig mach ich die Kante 0,5° hängend.
Das braucht es im Untouched doch gar nicht, oder? Meine Freunde, die regelmäßig Touren gehen, fahren durchweg mit 1,5°/90°. Selbst auf präparierten Pisten bietet dieser Kantenschliff sehr guten Halt bei hervorragender Drehbarkeit selbst langer Latten. Aber vielleicht ist das der Grund dafür, warum du nach abfahrtorientierten Schuhen gefragt hast!
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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von housecrew » 27.09.2016 11:37

Moin,
NeusserGletscher hat geschrieben:Bei dem Zustand Deiner Ski würde ich den Belag "aufschmelzen" lassen. Dabei wird einmal ordentlich neues Material warm aufgetragen und anschließend eine neue Struktur geschliffen. Beim Schleifen der Struktur verlierst Du normalerweise nur wenig Material.
Das hört sich hervorragend an. Aber ich schätze diese Arbeit des Aufbringens von Material plus Planen als handwerklich viel anspruchsvoller ein, als nur Planen. Ich kenne auch keine Servicestelle. Kriegt man das beim Service XY im Oberallgäu gebacken, ohne mir hinterher 50 % von meiner Kantenbasis wegzuplanen oder alles schief zu machen? Ist der Belag hinterher gleichwertig mit meinem jetzigen, an Zähigkeit?
NeusserGletscher hat geschrieben:Die Kante kriegst Du auch mit mehrmaligen Schleifen nicht mehr zu 100% katschenfrei hin.
Wenn ich was machen lasse, nur Planen oder Kanten, dann lasse ich es nur Vermitteln. Auf keinen Fall soll Material abgetragen werden auf die volle Tiefe der tiefsten Macke. Es reicht mir vollkommen/ich will ausdrücklich dass nur 90 % der Flächen (es sei denn es kann tatsächlich Material aufgebracht werden) und Kanten hinterher schier sind.
elypsis hat geschrieben: Das braucht es im Untouched doch gar nicht, oder? Meine Freunde, die regelmäßig Touren gehen, fahren durchweg mit 1,5°/90°. Selbst auf präparierten Pisten bietet dieser Kantenschliff sehr guten Halt bei hervorragender Drehbarkeit selbst langer Latten.
Offen gesagt habe ich nicht den geringsten Plan in welchem Winkel ich die Kante schleife: Seite / Basis / wie ich die Kante breche / wie ich Heck und Schaufel abwandele. Ich hab angefangen mich hier mal in diese neue Welt einzulesen. Wenn du das sagst dann mache ich auf jeden Fall auch 90° an der Seite (für Haltbarkeit) und jede Drehfreudigkeit die ich aus meinem ziemlich klassisch geshapten und gut vorgespannten Ski rauskriege, ist hochwillkommen. Also mache ich vorneweg mal lieber 1° statt 0,5°.

Macht "man" sonst einfach 1,5° abgehängte Basis über die komplette Kantenlänge?
elypsis hat geschrieben:Aber vielleicht ist das der Grund dafür, warum du nach abfahrtorientierten Schuhen gefragt hast!
Ich denke eher nicht. Meine jetzige Kante ist vermutlich im Profil ein ziemlicher Kreisbogen, also das was vom Werksschliff über ist, der Ski verschneidet auf dem Harten oder Piste auch nicht groß...

Und wenn ich im schweren Schnee den Ski einfach nicht rumgedrückt kriege, weil ich keinen Kraftschluss mit meinem Ski hab, dann hat das mit der Kante sicher auch nichts zu tun. Und auch mit Techniken stoße ich an eine Grenze, weil sich der Schuh so fährt als ob zwischen Bindung und Ski eine 7 cm hohe Platte aus weichem Gummi montiert wäre. Es gibt quasi fast keine Kraftübertragung für Steuerimpulse, alle Kraft wandert immer in die Verformung meines Stiefels.

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von elypsis » 27.09.2016 16:19

housecrew hat geschrieben:der Ski verschneidet auf dem Harten oder Piste auch nicht groß...
Je weicher oder tiefer der Schnee wird, desto vorsichtiger musst du mit geringeren Basiswinkeln fahren, damit es dir die Ski nicht verschneidet. Bei 1,5°/90° ist es nicht notwendig, die Kanten an Tip und Tail zu brechen, um darüber den Ski drehbarer zu machen. M. E. kastrierst man damit seinen Ski generell, ich würde anstatt eher die Länge leicht reduzieren bzw. an meiner Technik arbeiten. Aber klar, auch bei diesem moderaten Schliff braucht es natürlich Schuhe, mit denen sich die Ski kontrollieren lassen.
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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von NeusserGletscher » 27.09.2016 17:53

housecrew hat geschrieben:
NeusserGletscher hat geschrieben:Belag "aufschmelzen" lassen
Das hört sich hervorragend an. Aber ich schätze diese Arbeit des Aufbringens von Material plus Planen als handwerklich viel anspruchsvoller ein, als nur Planen.
Das ist eigentlich eine Standardleistung bei jeder Servicestation. Wird meist als "großer" Service verkauft. Ist aber nix anderes als den Ski über heißes Belagmaterial zu ziehen und dabei die vielen Riefen mit Material zu füllen. Anschließend mit der Klinge grob und dem Band fein wieder bis auf den alten Belag runterschleifen und dann ab in die Maschine zum Strukturschliff.
Offen gesagt habe ich nicht den geringsten Plan in welchem Winkel ich die Kante schleife
Das sind beste Voraussetzungen, den Service selbst zu machen :D :wink:
Seite / Basis / wie ich die Kante breche / wie ich Heck und Schaufel abwandele. Ich hab angefangen mich hier mal in diese neue Welt einzulesen. Wenn du das sagst dann mache ich auf jeden Fall auch 90° an der Seite (für Haltbarkeit) und jede Drehfreudigkeit die ich aus meinem ziemlich klassisch geshapten und gut vorgespannten Ski rauskriege, ist hochwillkommen. Also mache ich vorneweg mal lieber 1° statt 0,5°.

Macht "man" sonst einfach 1,5° abgehängte Basis über die komplette Kantenlänge?
Also prinzipiell macht man das im professionellen Bereich häufig so, dass man unter der Bindung weniger stark abhängt als an den Enden. Das verringert die Gefahr des Verschneidens und bewahrt den Kantengriff auf Eis.

Beim Einsatz im Gelände und in der Abfahrt wir der Basiswinkel tendenziell immer größer. Bis zu 1.5° ist durchaus üblich, darüber macht es kaum noch einen Unterschied. Im SL werden die Winkel kleiner, bis zu 0° unter der Bindung. Das hängt aber auch immer vom Fahrer und vom Schnee ab.

Ich selbst habe für mich den idealen Kompromiss bei 0.75/0.5/0.75 gefunden. Auch bei den Offpiste-Ski, weil durch den Rocker die Enden sowieso weniger Grip haben. Erfahrene Skifahrer mögen jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber bislang habe ich damit keine negativen Erfahrungen gemacht.
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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von housecrew » 27.09.2016 20:53

NeusserGletscher hat geschrieben: Das sind beste Voraussetzungen, den Service selbst zu machen :D :wink:
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, besser Ski zu fahren. :)

Ich mach jetzt beim ersten Kantenservice ein Grad von der Basis weg, und auch erstmal wie empfohlen nur am Kantenrand, also nicht über die ganze Kantenbasisbreite.

Es kommt auf den Schnaps eh nicht an, und ich schätze das 1 Grad auch nur. Hauptsache ich hab mal wieder einen Hauch Grip mehr auf hartem Firn und etwas Drehfreudigkeit. Das passt dann schon.

Den großen Belagsservice werde ich auf jeden Fall machen lassen. Damit das Wachsen nicht mehr so eine Pein ist.

Kann mir jemand drei hervorragende Skiservicestationen im Oberallgäu empfehlen?

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von DrDeelux » 27.09.2016 21:05

Also wenn dir wirklich langweilig ist und du dich verwirklichen willst, dann kann man auch auf Tourenski die abgefahrensten Winkel schleifen.
Wenn das einfach funktionieren soll: je nach Breite der Latten 1° bis 1,5° Belagseitig abhängen, 88° bis 90° Seitenkante schleifen.
(Ich gehe mal von nem "normalen" Tourenski mit "normaler" Bindung aus, bei nem knallharten "Touren"ski mit ner Dynafit Beast drauf kann ein anderer Winkel schon Sinn machen)

So zerschossen wie der Ski aussieht würde ich da aber mal einen Service machen lassen (heißt meistens großer Service)
Belag ausbessern/neu aufschmelzen
Planschleifen
Struktur einschleifen
Winkle einschleifen
Wachsen
Polieren

(welchen Winkel sie dir dabei schleifen ist bei nem normalen Tourenski ziemlich egal, wenn es dich juckt und du was selber machen willst kann du anschließend immernoch nachschleifen, ICH würd erstmal so fahren und dann was ändern wenn ich eh schleifen muss weil alles rund ist)

Den Ski von Hand zuhause wieder ordentlich hinzukriegen verlangt viel Materialeinsatz, ein bissel Know-How, Erfahrung und Zeit. Da bist du mit einmal im Jahr n Service machen lassen und die Kleinigkeiten (nachschleifen, wachsen) selber machen weitaus besser bedient.

Klar wird auf der Maschine mehr Material abgenommen als von Hand (zumindest im normalen betrieblichen Ablauf), wenn man das nicht jede Woche macht hält so ein Ski trotzdem "ewig" (zumindest im Bezug auf durchschleifen)

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von housecrew » 27.09.2016 21:27

Wenn ich wüsste, dass der Service mir die Kante an der Basis nur anschleift, und nicht bis in den Belag rein abschrägt oder wenn ich zuschauen und Einluss nehmen kann wäre das alles OK und ich würde es komplett machen lassen.

Aber der Ski hat viel mitgemacht, ist der Ski auf dem ich fahren gelernt habe und er hat keinen Schaden an der Kante, keinen richtigen Coreshot.

Ich würde es hassen wenn ich mich auf jemand fremdes verlasse und hinterher ist die Kante halbiert oder der Ski halb verpfuscht. So läuft das doch manchmal wenn man etwas liebgewonnenes aus der Hand gibt, zum Fachmann.

Dann mache ich die Kante lieber selber.

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Re: Skiservice bei Tourenski

Beitrag von elypsis » 27.09.2016 21:37

housecrew hat geschrieben:Wenn ich wüsste, dass der Service mir die Kante an der Basis nur anschleift, und nicht bis in den Belag rein abschrägt ...
Wenn die Kante rund ist, bekommst du keinen Winkel drauf, ohne dass dabei Belag verloren geht! Gleiches gilt auch, wenn du den belagseitigen Winkel kleiner haben möchtest!
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