Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
beate
Beiträge: 4352
Registriert: 18.01.2002 01:00
Vorname: beate
Ski: Elan

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von beate » 14.12.2012 13:20

Pk hat geschrieben:Wird darauf in den Lehrbüchern oder in den Skikursen eingegangen?
Oder ergibt sich das quasi "von selbst"?
In unserem Lehrplan wurde (ich bin mit der neusten Ausgabe nicht 100% vertraut, denke aber, dass sich in der Hinsicht kaum etwas geändert hat) darauf eingegangen. Bewegungen ( z.b knicken), Gerätefunktion ( z.B. Kanten) werden in Bezug zum Schneewiderstand erklärt. Was man daraus aus welcher Situation schlussfolgert und welches "skifahrerische Bild" sich daraus ergibt, wird nicht als Dogma bzw "Förmchen" vermittelt.
Im Unterricht ergibt es sich bei mir individuell + situationsbedingt. Ich arbeite ausschließlich mit Freizeitskifahrern und versuche grundsätzlich, die Gäste dort "abzuholen" wo sie skifahrerisch einigermaßen funktionieren. Wenn sie mehr über den Inneski fahren und es funktioniert ohne sie zu blockieren, dann werde ich dies nicht proritär bearbeiten.
Beate

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von Martina » 14.12.2012 13:28

Meine Auflistung war natürlich nur grob ein roter Faden, es gab immer etliche Varianten, Spezialschwünge, Sonderformen etc.
NeusserGletscher hat geschrieben:Da gabs auch mal eine Technik, in ausgeprägter Rücklage mit den Knien den Schwung zu steuern. Irgendwas mit Kniebogen Einwärtsdrehen oder so ähnlich, wenn ich es richtig behalten habe. Vielleicht wird ja noch mal wiederholt.
Du meinst wahrscheinlich den Jetschwung. 70er/früher 80er würde ich sagen. Kam aus der damaligen Freestyleszene (die Buckel, Ballett und springen fuhr).

NeusserGletscher hat geschrieben: Es gab auch mal Experimente mit einer Doppelbindung auf einem Ski in Fahrtrichtung parallel nebeneinander montiert. Da erübrigt sich dann jede Diskussion über Berg- und Talski.
Das waren eigentlich keine Experimente, die Dinger hiessen "Monoski" und waren vor allem in den Westalpen in den 80ern ziemlich verbreitet. Man kann damit allerdings nur einen "Innenskischwung" (bzw. Innenkantenschwung). Da die Beine fest eng nebeneinander fixiert sind, führt es zu einem ziemlichen "Arschwacklerschwung". Aber die Beine so zu halten, war damals das Ideal.

Ich kann sogar eines zeigen. Dieses Foto dass ich letzten Montag (!!! Dezember 2012) in der Talstation in ISCHGL gemacht:

[ externes Bild ]

Benutzeravatar
Herbert Züst
Beiträge: 1784
Registriert: 16.12.2005 14:56
Vorname: Herbert
Ski: Edelwiser Swing, Stöckli Laser CX KesslerPhantom
Ski-Level: 95
Skitage pro Saison: 45
Wohnort: Schweiz

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von Herbert Züst » 14.12.2012 14:53

führt es zu einem ziemlichen "Arschwacklerschwung".
:zs:
Wir haben uns damals auch, aus einem normalen Ski, einer Platte und 2 Bindungen einen Monoski gebastelt. Da zu dieser Zeit das Wedeln mit ganz eng geschlossenen Beinen Mode war, war das fahren nicht sonderlich schwierig, aber das Aufsteigen auf einen schmalen Pommes :( :(
Ich kann mir vorstellen, dass das Ganze mit einem heutigen tailierten Ski sicher viel einfacher wäre. Dies käme dann aber einem Raceboard recht nahe.

Gruss Herbert

skifossil
Beiträge: 433
Registriert: 16.03.2010 12:56
Vorname: Gerd
Ski-Level: 000

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von skifossil » 14.12.2012 15:23

Der Vorteil des Monoskis lag im Auftrieb im Tiefschnee. Da jedoch fast zeitgleich die Snowboards aufkamen, hatte sich das Thema schnell erledigt.

... übrigens beides keine Erfindungen der rot-weiß-roten Skisportnation. :D

Benutzeravatar
moni.ski
Beiträge: 1474
Registriert: 28.11.2012 15:52
Vorname: Monika
Ski: Atomic FIS GS SL Super G
Kontaktdaten:

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von moni.ski » 14.12.2012 17:34

ad Skifossil: ich kann auch wenn ich den Schwung mit der vor hoch Bewegung auf den werdenden Außenski auslöse wunderbar carven mit meinen 1,86m Riesentorlaufski das hängt ja nicht davon ab wie ich den Schwung auslöse und wenn ich mir uralte Skirennen anschaue von den frühen 90 ern dann muss man sagen dass sich die Grundtechnik nicht viel verändert hat. Die hatten nur gerade Skier deswegen konnten die nicht carven...

ad urs: natürlich kommt es auf den Untergrund an wie stark der Innenski mitbelastet wird. Auf einer weichen Piste oder im Tiefschnee belastest du ihn natürlich stärker mit. Logisch...

ad Martina: Ich finds aber nicht schlecht dass der österr. Lehrplan mehrere Arten des Schwungauslösens kennt...hat seine Vorteile wenn man mehrere Möglichkeiten zur Verfügung hat

Benutzeravatar
Badga
Beiträge: 238
Registriert: 08.10.2010 13:42
Vorname: Oliver
Ski: Fischer RC4 Race SC
Ski-Level: 82

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von Badga » 14.12.2012 19:58

Guten Abend zusammen,

erstmal vielen Dank für dieses wirklich interessante Thema

Ich persönlich empfinde es auch angenehmer/sicherer den Schwung (dezent) über den Aussenski auszulösen. Beim herumprobieren am Sonntag bin ich anscheinend unterbewusst auch auf das "beinstrecken" gekommen, zumindest passt das was ich denke gemacht zu haben gut mit der Beschreibung von Martina zusammen.
Relativ schnell funktionierte dann im flachen sogar das einbeinige Fahren deutlich besser.

Ich bin kein Skilehrer, komme aber für mich persönlich zu dem Schluss, dass über den Außenski auszulösen sogar physikalisch Sinn machen müsste. Im Schwungverlauf wird der Außenski, solange der Fahrer eine neutrale Position hält (Körper verläuft auf dem Radius des gefahrenen Kreises), schon dadurch mehr Belastet, dass außen mehr Fliehkraft entsteht. Mag nicht viel sein, aber diese Mehrenergie bei der Einleitung des Schwunges einzubringen und ab dann quasi nur noch neutral zu bleiben und gefühlt keinen Ski aktiv mehr zu belasten, leuchtet zumindest mir ein.
Das mag aber vielleicht auch nicht allen so gehen :D

Wenn jemand das widerlegen kann, gerne, dann wüsste ich zumindest, dass es Unsinn war :D

MfG Oli

Benutzeravatar
moni.ski
Beiträge: 1474
Registriert: 28.11.2012 15:52
Vorname: Monika
Ski: Atomic FIS GS SL Super G
Kontaktdaten:

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von moni.ski » 14.12.2012 20:34

Richtig oli so beschleunigt man auch am Besten!!!
Hab heute beim Freifahren auch wieder mal so richtig bewußt auf die Technik geschaut und ich löse mit dem Riesentorlaufski den Schwung eben wirklich mit dieser Streckbewegung aufs werdende Außenbein aus und beschleunige dadurch extrem raus. Ob ich das im Rennen auch so mache kann ich nicht sagen, da bin ich derzeit noch auf andere Sachen konzentrieren :D die Saison ist noch jung, noch keine Routine drinnen..

aber in nächster Zeit sollten wir dann auch mal zum Trainieren kommen und da werde ich dann mal ein Augenmerk drauf legen, aber ich bin mir eigentlich ziemlich sicher dass wenn ich wirklich schnell bin genau diese Technik zur Anwendung kommt...

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von Martina » 14.12.2012 21:15

moni.ski hat geschrieben:Ich finds aber nicht schlecht dass der österr. Lehrplan mehrere Arten des Schwungauslösens kennt...hat seine Vorteile wenn man mehrere Möglichkeiten zur Verfügung hat
Genau. Wohl jeder Lehrplan kennt verschiedene Arten der Schwungauslösung, zum Glück.
Was mich stört ist, wenn vorgeschrieben wird, was genau wie gefahren werden muss: carven über Kniekippen, paralleler Grundschwung über Strecken des Bergbeines etc.

Es läuft auf das heraus, was Urs geschrieben hat: Soweit ich weiss und jetzt auch von dir wieder höre, legt der AU Lehrplan Wert auf präzise Beschreibung der einzelnen Formen, wie diese genau gefahren werden sollen.
In der CH, soviel ich weiss auch in D und ganz sicher auch in CAN geht es mehr darum, wie was funktionieren soll und es werden "tools" beschrieben, die man je nach Voraussetzungen "zusammenstellen" kann, um die gewünschte Funktion zu erhalten.
Dabei wird situativ (meist unbewusst) entschieden, was für die anstehend Kurve grad sinnvoll ist.
Das machst du ja ganz sicher auch. Du stehst sicher nicht am Start eines Riesenslaloms und beschliesst: heute fahre ich jede Kurve über Strecken des Bergbeines. Ist ein Tor direkt gesteckt, die Richtungsänderung ist gering, der Untergrund ev. etwas weich - da kommst du sicher nicht im Traum auf die Idee, mit einem explosiven Strecken des Bergbeines die Kurve auszulösen, nur weil das hier eben ein Rennen ist.

Das ist auch der Grund, warum es mich schüttelt, wenn gesagt wird (nicht nur von dir!): es ist falsch, weil "man" einen Parallelschwung nicht so fährt. Für mich bzw. "für uns" ist es dann ok, wenn es funktioniert (und Potential hat, auch bei schwierigeren Verhältnissen zu funktionieren). Deswegen auch die recht heftige Reaktion, als du bei einem Video geschrieben hattest: Man fährt den Schwung soundso. "Für uns" muss hier die Frage nach der Funktion kommen: Warum soll er soundso gefahren werden? Es gibt ja eben verschiedene Varianten.

Der Nachteil an dieser Herangehensweise ist: Es ist anspruchsvoller zu unterrichten und es ist (in der Ausbildung) schlechter prüfbar. So wird in Canada zum Beispiel trotzdem für den Anfängerunterricht eine Step-by-step-Methode gelehrt, die im ganzen Land von den meisten Skilehrern angewendet wird und die in der Level-1-Ausbildung intensiv vermittelt wird.

Benutzeravatar
moni.ski
Beiträge: 1474
Registriert: 28.11.2012 15:52
Vorname: Monika
Ski: Atomic FIS GS SL Super G
Kontaktdaten:

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von moni.ski » 14.12.2012 21:26

Die unterschiedlichen Techniken kann ich aber nur varrieren wenn ich beides kann und ich glaube dass trotzdem die Schwungauslösung über den Außenski schwerer zu lernen ist und daher damit der Grundstock gelegt werden sollte. Dann kann ich auch varrieren, wenn ich aber das nie gelernt habe wie man den Schwung schön über den Außenski einleitet kann ich nicht varrieren.

Ich habe die Skilehrerausbildung auch vor nun mehr als 10 Jahren gemacht und bin sicher nicht mehr aktuell. Ob es diese Stufen (parallel grundform und carven) auch jetzt noch drinnen gibt kann ich nicht genau sagen. Ich hab allerdings auch ein altes Skriptum wo noch einige andere Schwungarten drinnen sind die man so lernen kann.

Im Endeffekt geht es nicht darum dass sturheil von vorne bis hinten zu lernen, sondern es geht darum dass man verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt bekommt und diese dann im fahren unterschiedlich, situationsabhängig anwenden kann.

Trotzdem zum hunderten Mal bin ich der Überzeugung dass es sehr wichtig ist einmal einen saubere Schwungeinleitung über den Außenski zu lernen weil für mich das die Grundlage für alles weitere ist.

urs
Beiträge: 2225
Registriert: 05.01.2003 14:15
Vorname: urs
Ski: stöckli
Wohnort: zürich
Kontaktdaten:

Re: Richtige Kurventechnik und Belastung der Beine

Beitrag von urs » 15.12.2012 10:37

dass der kanadische instruktoren-chef im video von interski 2010 bei der österreichischen demofahrt explizit erwähnt, dass sie stark über den aussenski fahren (1:39), zeigt, dass es für ihn bemerkenswert, d.h. etwas besonderes und nicht zwingend gegeben ist.

auf der suche nach dem austria skilehrplan hab ich diesen plan von 2008 der pädagogischen hochschule oö gefunden. ich weiss nicht, wieweit er dem offiziellen lehrplan entspricht, aber sie referenzieren auf diesen. auf seite 15 ist der bewegungsablauf von "carving lange kurven" beschrieben. abgesehen davon, dass es m.e. etwas zu eng definiert wird, entspricht es dem, was auch in CH gefahren wird (hervorhebungen durch mich):

"Beide Ski gleiten auf den bergseitigen Kanten. Die aufgekanteten, taillierten Ski lassen in der Kurve Steuerdruck
entstehen. Eine Vor– Hochbewegung mit Umkanten leitet die Richtungsänderung ein. Im weiteren
Kurvenverlauf wird zunehmend das alpine Fahrverhalten aufgebaut. Die Kurvenradien werden durch den
Aufkantwinkel und über die Verlagerung des Körperschwerpunktes in Skilängsachse angepasst. In der Steuerphase
übernimmt der Außenski die Führungsrolle, der Innenski wird situationsgerecht mitbelastet.
"


was mich mehr stört, findet sich auf seite 4 mit folgendem zitat, bei welchem ein bild mit extremer gegenrotation aus den 50/60-ern gezeigt wird:
"Das Grundmuster hat sich im Laufe der Jahre nicht geändert".

irgendwie beschleicht mich das gefühl, dass sich gewisse verbandsfunktionäre schwer tun, sich stärker von den alten lehrmeistern zu lösen.

gruss urs

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag