Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

VOR dem Fragen BITTE ERST LESEN
IN eurer Frage bitte ALLE Fragen aus Tipps zum Skikauf beantworten!
Fragen / Kaufberatung zu Skiern EINZELNER Hersteller, bitte in die jeweiligen Firmen-Foren!
PJ4President
Beiträge: 5
Registriert: 15.12.2020 09:33
Vorname: Paul
Ski-Level: 91
Skitage pro Saison: 14

Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von PJ4President » 15.12.2020 10:03

Hallo an alle Carver!

Für die neue Saison möchte ich mir erstmals einen Ski kaufen, statt wieder zu leihen.

Ich bin m - 24 Jahre jung, 184 groß und fahre Ski seit ich denken kann - allerdings fast ausschließlich Piste. Zudem bin ich leidenschaftlicher Carver und immer je nach Laune SL oder GS gefahren.

Der neue Ski soll vor allem eines können: möglichst viel.
Aktuell entscheide ich mich zwischen dem Head i Race (175) und dem Kore 93 (180). Für mein Verständnis ist der eine ein Top Allrounder fürs Carven und entspricht meinem bisherigen Stil. Da ich aber vermehrt mit Freunden fahre, die hin und wieder Abstecher ins Powder machen (-kein „Backmountain Freeriding“-), würde ich ungern einen Ski kaufen der das alles gar nicht kann. Deshalb der Kore 93. Wohl ein relativ leichter Ski, der aber laut Presse den Fähigkeiten klassicher Pistenski um nichts nachsteht. Aber natürlich bin ich kritisch. Ich habe mich zu beiden Modellen relativ gut belesen und glaube meine Entscheidung auf folgenden Knackpunkt eingrenzen zu können:

Wenn der Kore gut mit einem reinrassigen Carver mithalten kann (was er bspw. laut Proskilab kann), dann würde ich diesen bevorzugen. Wenn man mir aber rät, dass ich als eingefleischter 15 Jahre Carvingski - Fahrer totale „Probleme“ mit einem solchen Ski hätte, würde ich es lassen. Also eher versuchen den i Race in einem behutsamen Rahmen außerhalb der klassichen Piste zu bewegen.

Ich danke euch im Voraus für euer Fachwissen und hoffe dass mein (erster) Beitrag die Richtlinien soweit erfüllt. Zudem sei noch bemerkt, dass ich natürlich weiss inwiefern durch eine Probefahrt viele Zweifel ausgeräumt werden könnten - geht aber nunmal nicht. :)

VG

https://www.ski.expert/head-worldcup-re ... c7cf0cae36

https://www.amazon.de/gp/aw/d/B07Y58K8P ... IRL5&psc=1

Anhalter
Beiträge: 90
Registriert: 21.03.2016 22:04
Vorname: Stefan
Ski: Kore 105, Amphibio 14 Ti
Ski-Level: 75
Skitage pro Saison: 10

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von Anhalter » 15.12.2020 12:14

Ich stand vor ein paar Jahren vor einem ähnlichen Problem, hab mir dann einen Salomon Allmountain Ski (X-Drive irgendwas) geholt und nach einer Saison wieder verkauft. Das war nix für mich.
Seit dem fahre ich die beiden Ski aus meiner Signatur. Den Amphibio an Tagen, wo es mit hoher Sicherheit nicht abseits der Piste geht, den Kore an allen anderen.
Auf der Piste ist der Kore definitiv anstrengender zu fahren und naturgemäß nicht ganz so drehfreudig. Aber wenns dann mal ein kompletter Tag nur Piste war, bin ich auch nicht traurig. Der ist halt nicht so gut wie der Pistenski, aber eben immer noch gut.
Der 93er wird da noch etwas agiler sein als mein 105er, halt zu Lasten der Tauglichkeit im tieferen Schnee. Könnte man vielleicht mal ausprobieren, aber da kommt bestimmt noch mehr Input von unserem Powderskiexperten.
Ich würde nur empfehlen mit der Länge großzügig zu sein. Ich hab mir mit meinem 105er in 180cm schon öfter mal mehr Auftrieb gewünscht. Meine Technik im Powder ist aber auch noch ausbaubar. (selbst 180cm, ~80kg).

Ansonsten noch ein Hinweis: Die Kore sind sehr, sehr empfindlich. Grade abseits nimmt man dann ja doch mal den einen oder anderen Stein mit und je nach Region trampeln dir die Leute am Lift über die Spitzen welche nicht wirklich geschützt sind. Ich spiel einmal im Jahr mit etwas 2-K-Kleber um zumindest die größten Macken wieder abzudichten. Sieht dann halt bescheiden aus.

PJ4President
Beiträge: 5
Registriert: 15.12.2020 09:33
Vorname: Paul
Ski-Level: 91
Skitage pro Saison: 14

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von PJ4President » 15.12.2020 12:56

Hey, danke dir schonmal für die Tipps.

Genau habe auch damit gerechnet, dass der Kore als 93er schon eine halbwegs gute Figur macht. An einen reinen Freerider würde ich niemals denken. Sondern habe aufgehorcht, weil es online so oft hieß, dass der Kore so eine Spitzenfigur auf der Piste macht.

dl111
Beiträge: 12
Registriert: 20.11.2019 14:23
Vorname: David

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von dl111 » 15.12.2020 20:05

Beachte, dass der Head Kore nicht nur sehr leicht, sondern gleichzeitig auch ziemlich steif ist. Das bedeutet kaum Dämpfung und kann sich insbesondere bei rauem, überfrorenem Schnee und vereisten Pisten unangenehm bemerkbar machen. Ich würde Dir empfehlen, Deinen Horizont noch etwas zu erweitern und Ski wie den Blizzard Rustler 9 oder Fischer Ranger 94 FR nicht ausser Acht zu lassen. Die lassen sich beide trotz ihrer breit auf der Piste auch vorzüglich carven und verhalten sich abseits der Piste sehr spielerisch mit für die Breite beachtlichem Auftrieb. Auf jeden Fall nicht zu kurz wählen, in Deinem Fall mindestens 188 cm (Blizzard) bzw. 184 cm (Fischer).

Wenn Pistentauglichkeit, Stabilität und Dämpfung im Vordergrund stehen, könnte es sich auch lohnen, mal einen Blizzard Brahma oder Bonafide auszuprobieren.

Benutzeravatar
extremecarver
Beiträge: 3541
Registriert: 12.01.2005 15:10
Vorname: Felix
Ski: Raxski Snowrider Powderequipment Swoard Wildschnee
Ski-Level: 999
Skitage pro Saison: 30
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von extremecarver » 17.12.2020 15:57

Wer keine gute Technik im Tiefschnee hat, nimmt lieber kürzer (nicht über Körpergröße, oder evtl 5-10cm kürzer) aber breiter für Tiefschnee. Das spickt sich dann umso mehr mit ein Ski für alles.
Ich bereue etwas einen 195er mit 120mm Underfoot genommen zu haben (67kg, 180cm) statt einen 188er etwa mit 130mm Underfoot. Float ist primär die Fläche. Je länger der Ski - umso tempostabiler, je kürzer umso drehfreudiger. Ein längerer Ski mit gleicher Fläche wie der kürzere ist halt besser wenns Burchharsch usw gibt. Mit einem 130er Underfoot ist auf Eis/Harsch halt schwieriger wie mit einem 120er. Für Big Mountain Bedingungen braucht es eh einen 95-100er statt dem breiten Freerider. Ob 10mm mehr oder weniger macht dann auch wenig aus.

Ob 100er oder 130er - das sehe ich so. Geht man nur bei Tiefschnee freeriden, dann den Freerider. Fährt man die Hälfte aller Tage abseits, dann den 100er. Dazu halt noch Pistenski. Mit einem 100er aus dem Big Mountain Segment mit >>20m Radius - kann man ähnlich wie mit GS Rennski Pisten fahren - nur halt träger und auf Eis schlechter (braucht halt mindestens 10cm mehr wie Körpergröße - da die effektive Kante sonst einfach zu kurz wird). All Mountain vs Big Mountain ist trotz oft gleicher Mittelbreite aber etwas komplett anderes. Halt wie Rennski vs Allroundski und ohne sehr gute Technik und viel Kraft/Kondition lässt man den Big Mountain lieber stehen - weil sonst kein Spaß...
schnell, riskant, vielseitig bergab
http://openMTBmap.org & www.VeloMap.org

Wooly
Beiträge: 194
Registriert: 24.01.2010 22:23
Vorname: Marcus
Ski: Head Supershape Rally / Elan Ripstick 106
Ski-Level: 95
Skitage pro Saison: 30
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von Wooly » 18.12.2020 23:05

ich will das auch was er nimmt ....

skimarie
Beiträge: 9
Registriert: 20.12.2020 12:55

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von skimarie » 21.12.2020 11:02

Das ist ja alles sehr interessant zu lesen. Nun bin ich gespannt auf eure Antworten. Lohnt es sich auch für eine Frau diese Ski als Erst Ski zu nutzen? Wir fahren immer in Bormio und sind dieses Jahr leider nicht dort wegen Corona.. Ich bin 24 und weiblich, reltib groß (185 cm) und seit dem ich 16 bin Ski gefahren, wir haben eigentlich immer welche geliehen, sind aber dieses Mal drauf und dran welche zu kaufen damit wir immer loslegen können, wenn es Corona wieder zu lässt. Würde auch gerne mal nach Ischgl oder so gibt es da weitere Tipps von euch?

Vielen Dank im Voraus und Viele Grüße

Benutzeravatar
gebi1
Beiträge: 2077
Registriert: 13.03.2011 22:03
Vorname: Martin
Ski: Völkl SL R FIS

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von gebi1 » 22.12.2020 11:37

Ich nutze seit Jahren verschiedenste breitere und breite Ski auch auf der Piste. Wenn man das totale Carvingfeeling unbedingt will, kommt man an einem Pistenski nicht vorbei. Wenn man gerne immer wieder einen Abstecher ins Gelände macht, tiefen Sulz mag, auch bei aufgewühlten Pisten uneingeschränkt Spass haben will, kann man sich die Anschaffung eines breiteren Skis um die 100 mm überlegen.

In den letzte Jahren hat sich die Pistenperformance der Freeride- und Backcountryski drastisch verbessert. Gab es früher Ski die auf der Piste fast nicht fahrbar waren, taugt heute jede breite Latte auch auf der Piste. Ich fahre zurzeit einen 118 mm breiten Faction CT 4.0 und einen Faction Prodigy 4.0 mit 112 mm unter der Bindung. Beide Ski sind Freestyle inspiriert, eher weich an Tip und Tail, haben wenig Camber, sind aber recht steif unter der Bindung, sind gut gedämpft und funktionieren auch auf der Piste bestens. Beim Prodigy habe ich den Montagepunkt sehr weit vorne gewählt, das macht ihn extrem spielerisch. Auch auf hartem technischem Schnee lässt er sich so fast wie ein SL Carver kurzschwingen. Lange GS Kurven gehen mit beiden Ski hervorragend.

Das sind natürlich ganz klar keine Ski für dich. Wer vor allem Piste fährt, soll sich einen traditionelleren Ski aussuchen. Die Klassiker heissen da Atomic Vantage (in verschiedenen Breiten), Nordica Enforcer 100, Völkl Mantra M5, Blizzard Bonafide, Fischer Ranger 99 Ti, K2 Mindbender 98 Ti. Neu auf dem Markt in dieser Kategorie ist der Rossignol Blackops Escaper und der Line Blade.
https://www.rossignol.com/de/rajml01-000.html
https://lineskis.com/de-ch/p/blade
Bereits genannt wurden Blizzard Rustler 9 oder Blizzard Brahma 88.

Teilweise verlangen diese Ski eine sehr gute Technik (Bonafide, Enforcer, Mantra), andere, wie der Line Blade sind sehr einfach zu fahren, liefern aber eine Performance die ganz wenig von einem reinen Pistenski weg ist. Zudem musst du dir bewusst sein, ein breiterer Ski ersetzt die Technik im Tiefschnee nicht. Ich hatte mal einen Rossi Squad 7 an den Füssen, das war wohl der einzige Ski, mit dem auch ein Beginner hätte im Powder fahren können. Position über dem Ski und die Fahrtechnik unterscheiden sich doch deutlich vom Carven auf der Piste. Vor allem Leute die nur Carvingski kennen müssen umdenken. Am besten du googelst mal einschlägige Videos wo dir die Fahrtechnik erklärt wird. Zudem gibt es auch im Tiefschnee verschiedenste Techniken und Fahrweisen. Vom Zöpfchen flechtenden Tourengeher bis zum Freestyle inspirierten Fahrer, der mehr durch den Schnee surft, als dass er fährt. Und dann sind da noch die harten Mädels und Jungs der FWT, die sich über die steilsten Felsen hinunter stürzen. Jeder Fahrstil hat dann- wie Felix beschrieben hat - seine Art Ski.

Zusammenfassend drei Beispiele:
Allmountainski: https://www.voelkl.com/de/produkte/skis ... m5-mantra/ (wird zwar bei Völkl als Freerideski gelistet, was Quatsch ist)
Freestyleinspirierter Backcountryski: https://ch.factionskis.com/collections/ ... 8594329688
Bigmountainski: https://ch.factionskis.com/collections/ ... 8626999384 für harte Jungs, mit dicken Oberschenkeln ist das ein geiler Ski. Speed, Kraft und eine sehr sehr gute Technik vorausgesetzt, ist das auch ein Einerfürallesski, der auch 08/15 Racecarver auf der Piste wie lahme Enten aussehen lässt. Dazu sieht er unglaublich gut aus! Ein Ski, ähnlich wie der alte Blizzard Cochise. Hart und kompromisslos.

Noch ein Satz zu den Kore Modellen. Nie würde ich ein Kore Ski kaufen. Für ihr Gewicht sind sie aus meiner Sicht viel zu hart. Sie sind bei zerfahrenem Schnee - im Gegensatz zu anderen Fabrikaten - eine Qual zum fahren, weil ihre Dämpfung einfach schlecht ist. Leichte Ski machen eigentlich nur Sinn wenn man aufsteigen will/muss. Ein guter Allmountainski darf ruhig etwas Gewicht haben, das macht ihn bei zerfahrenem Schnee viel einfacher und komfortabler zu fahren. Die Head Kore sind aus meiner Sicht einer der schlechtesten Modellreihen am Markt. Aber da gibt es sicher andere Meinungen.

Gruss
Martin
Zuletzt geändert von gebi1 am 22.12.2020 11:39, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
gebi1
Beiträge: 2077
Registriert: 13.03.2011 22:03
Vorname: Martin
Ski: Völkl SL R FIS

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von gebi1 » 22.12.2020 11:38

skimarie hat geschrieben:
21.12.2020 11:02
Das ist ja alles sehr interessant zu lesen. Nun bin ich gespannt auf eure Antworten. Lohnt es sich auch für eine Frau diese Ski als Erst Ski zu nutzen? Wir fahren immer in Bormio und sind dieses Jahr leider nicht dort wegen Corona.. Ich bin 24 und weiblich, reltib groß (185 cm) und seit dem ich 16 bin Ski gefahren, wir haben eigentlich immer welche geliehen, sind aber dieses Mal drauf und dran welche zu kaufen damit wir immer loslegen können, wenn es Corona wieder zu lässt. Würde auch gerne mal nach Ischgl oder so gibt es da weitere Tipps von euch?

Vielen Dank im Voraus und Viele Grüße
Mir ist nicht ganz klar was du genau suchst. Dazu wäre es nötig, dass du deine Fahrweise, dein Können, deine Vorlieben und dein Wünsche präziser formulierst.

Gruss
Martin

Benutzeravatar
Surpries
Beiträge: 141
Registriert: 30.12.2011 17:58
Vorname: Thomas
Ski: Kessler Phantom S

Re: Lohnt sich ein All-Mountain als Erst-Ski für Carver?

Beitrag von Surpries » 25.12.2020 13:48

Naja. Das Dilemma, vor dem du stehst, haben die meisten Skifahrer. Sie wollen den Ski, der super ist auf der Piste, aber auch im Gelände gut fahrbar ist. Quasi die eierlegende Wollmilchsau. Nur gibt es die leider nicht.

Ganz grundsätzlich wirst du immer Kompromisse machen müssen am einen oder andern Ort. Ein Ski, der alles ein Bisschen kann, der kann eben andererseits nichts wirklich gut. Wo du eher bereit bist, Einbussen hinzunehmen, hängt von deinen persönlichen Vorlieben ab.

Nach vielen gescheiterten Versuchen, einen gescheiten Kompromiss zu finden, bin ich für mich persönlich zum Schluss gekommen, gar keine Abstriche auf der Piste mehr zu machen und habe mir einen FIS SL Rennski gekauft. Der passt auf der Piste perfekt für mich. Und ich kann damit übrigens auch in den Tiefschnee, auch wenn man da dann halt wirklich arbeiten muss, weil das echt das letzte ist, wofür der Ski gebaut wurde. Aber es geht, wenn die Technik stimmt. Für echte Powder-Tage miete ich mir vor Ort etwas Geeigneteres.

Mein wichtigster Tip: Nicht einfach kaufen sondern ausprobieren. Die meisten Geschäfte in den Skigebieten rechnen dir die bezahlte Miete an den Kaufpreis an, wenn du zuerst ausprobierst und dann kaufst. Drum: Probieren geht über studieren

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag