Bitte um Analyse: Kurzschwung

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Winterfreak
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Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von Winterfreak » 13.01.2020 07:51

Hey Leute,
nachdem ja bereits einige Videos von gecarvten Schwüngen hier von mir "auseinandergenommen" wurden, möchte ich das erste mal auch ein relativ frisches Kurzschwung Video zeigen. Bisher war hier mein Wunsch nach Feedback nicht so wahnsinnig groß, da ich finde, dass es viele Kurschwung-Varianten gibt und es nicht die eine perfekte Technik gibt. Letztlich soll ja jeder fahren wie er mag und Spaß daran hat :) Was ich zum Beispiel nicht mag ist es den Kurzschwung so stark auszuprägen, dass man quasi nur am Bremsen ist und etliche Schwünge braucht, um den Hang herunter zu kommen.

Jetzt also, trotzdem einmal die Bitte euch das Video anzuschauen. Gibt es irgendwas, was stark auffällt und technisch nicht stimmt?
Feedback jeder Art hat ja noch nie geschadet, also immer her damit :wink:

:gdh: https://vimeo.com/384370384

Viele Grüße

Edit: Falls es interessiert, ich bin im Video auf meinem Head WC Rebels i.Speed (180cm) unterwegs.
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ingo#31
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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von ingo#31 » 14.01.2020 20:12

Ich habe mir das Video einige Male angesehen. Grundsätzlich sieht das für mich ganz gut aus, die Armhaltung/ bzw deren Bewegung fällt etwas auf. Auf das Gesamtbild bezogen fehlt mir die Dynamik in deinem KS, irgendwie zu wenig aktive Vorwärtsbewegung.
Aber es gibt hier bestimmt einige User, die das besser beurteilen können als ich.

Weiterhin viel Spass im Schnee :wink:

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gebi1
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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von gebi1 » 15.01.2020 09:14

Hi Marvin

Grundsätzlich ist das ein guter und kontrollierter Kurzschwung. Ich sehe folgendes Verbesserungspotential: Didier Plaschy, der ehemalige SL Weltcup Sieger, Skitrainer bei Swiss Ski und Experte bei SRF, würde sagen, dass du zu fest in den Spoilern hängst, sprich dein Gewicht zu fest auf der Ferse ist. Das führt dazu, dass die Schaufeln der Ski zu stark entlastet sind und du das Skiende zu sehr wegdrückst. Das lässt den Schwung etwas abgehackt und verkrampft wirken. Ich weiss nicht, was du für einen Kurzschwung im Kopf hast. Mein Bild wäre, dass der Ski mehr über die Taillierung auf der Kante fährt und der Kantenwechsel jeweils so kurz und so stark wie nötig ist. Dabei wird die Schwungeinleitung über die Schaufel vollzogen und das Rutschen der Skienden, so weit als möglich vermieden. Klar, wenn es sehr steil ist und oder sehr hart ist, muss der Normalo mehr Ausschwingen.

Der Schlüssel sind die Sprunggelenke. Mit aktiver Sprungelenksarbeit wird der Schwung eingeleitet. Das erzeugt mehr oder weniger Druck auf der Schaufel des Aussenski. Dieser Druck muss sehr dynamisch und explosiv erfolgen, so dass der Kanteneinsatz zwar kraftvoll aber trotzdem dosiert (je nach Steilheit und Schneebeschaffenheit) erfolgt, anschliessend lässt man die Ski einfach auf der Taillierung fahren, bevor der Kantenwechsel erfolgt. Das heisst du musst aus den Spoilern der Skischuhe raus und aktiv nach vorne arbeiten. Die Schienbeine drücken gegen die Zunge des Skischuhs und die Sprungelenke nützen den Flex des Skischuhs. Sobald du die Spoiler an der Wade spürst, stimmt die Position nicht.

Deine Arme und Hände machen völlig unnötige Bewegungen. Die musst du abstellen. Etwas Stockeinsatz kann helfen den Rhythmus zu halten. Aber deine Arme vollführen Bewegungen, die den Bewegungsablauf stören. Grundsätzlich sind die Arme ruhig, die Haltung ist so, dass sich die Hände vor dem Fahrer befinden. Sie müssen möglichst im Blickfeld des Fahrers bleiben. Logisch, dass beim Kurzschwung zwischendurch Ausgleichsbewegungen nötig sind, um die Balance zu halten. Fährt man einen klassischen Kurzschwung, mit aktiver Hoch- Tiefbewegung, enger Skiführung (z.B. auf Buckelpisten), ist auch ein aktiverer Stockeinsatz ok. Was nicht gut ist und man sehr oft sieht, sind die Ellbogen an den Hüften und das nach Vorne werfen der Unterarme.

Kleiner Einschub; Nach dem mir ingo31, in der vergangenen Saison Rückmeldung zu meiner übertriebenen (wilden) Armarbeit gegeben hat, konnte ich hier grosse Fortschritte erzielen. Durch das Eliminieren von unnötigen Bewegungen bin ich auch dran meine V-Stellung, bei langen Radien, zu eliminieren. An dieser Stelle, herzlichen Dank Ingo, für deinen wertvollen Input!

Zusammengefasst:
Mit dem Körperschwerpunkt nach vorne kommen.
Aktive Arbeit mit den Sprungelenken.
Kurzer, explosiver, aber trotzdem dem Gelände/Schnee angepasster Kanteneinsatz.
Dann den Ski auf der Taillierung fahren lassen.
Arme/Hände sind ruhig. Die Hände befinden sich vor dir, im Blickfeld.

Hier ein Beispiel aus dem Training von Pinturault und Noel https://www.youtube.com/watch?v=bqNraGuyyaw bei dir rutscht das Skiende. Bei diesen Zwei fährt der Ski immer auf der Kante. Du hängst Hinten im Skischuh, sie fahren aktiv und arbeiten "ins Tal". Während Pinturault sehr rund fährt, wählt Noel den kürzeren Weg. Er (und Alex Vinatzer) ist der Meister des ultrakurzen und explosiven Kanteneinsatz.

Der, im Wesentlichen auf der Kante gefahrene Kurzschwung, lässt sich sehr gut im nicht all zu steilen Gelände üben. Etwas Neigung sollte der Hang aber haben, da du sonst zu wenig Grundspeed hast.

Kleine Randbemerkung: GS Ski sind halt beim Kurzschwung limitiert, da du sehr viel Nachdrücken musst, um den Radius zu verkleinern. Das gelingt mit dem Rustler 9 sicher besser, als mit dem GS.

Gruss
Martin

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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von HoTTrod » 15.01.2020 10:44

das, was man auf dem Video der Profis sieht, wäre für mich eher eine gekarvter Schung mit kurzen Radius.. ? es sind fast keine Driftbewegungen zu sehen.. oder irre ich ich? LG jens

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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von gebi1 » 15.01.2020 11:30

@Jens: ein gedrifteter Kurzschwung ist auch nicht anzustreben. Wenn doch, dann muss er in der klassischen Technik, mit Hoch-Tiefbewegung ausgeführt werden. Das sieht man beispielsweise, in Perfektion, bei den Buckelpistenprofis. Auch im Tiefschnee, wird der Kurzschwung mit Hochentlasten gefahren, vor allem dann, wenn man normale Pistenski an den Füssen hat. Das ist durchaus elegant, aber auch da muss mehr nach vorne gearbeitet werden. Das in den Spoiler hängen sieht einfach nicht gut aus, zudem lässt sich ein Ski, der zu viel Druck im hinteren Drittel hat, schwer steuern. Marvin zeigt uns im Video eine Mischform, Oberkörper ruhig, der Schwung wird angecarvt und dann mit dem rutschenden Tail abgestochen. Ich bin mir sicher, dass Marvin eher den gecarvten Kurzschwung der Pros vor Augen hat.

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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von HoTTrod » 15.01.2020 12:28

da ist er aber mit fast 50 % Drift doch entfernt.....

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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von Winterfreak » 15.01.2020 16:09

Genau mit einer solchen Diskussion habe ich gerechnet, wenn es um Kurzschwung geht. Jeder hat da ein anderes Bild vor Augen.
@gebi1: Das Video was du verlinkt hast, ist für mich absolut kein Kurzschwung mehr. Ich stimme da @HoTTrod zu, dass es eher gecarvte Schwünge sind mit kurzem Radius mit minimalem Driftanteil. Ich will nicht sagen, dass ich diese Fahrweise nicht schöner finde (im Gegenteil), aber der Begriff Kurzschwung ist bei mir verankert mit der Vorstellung eines recht langsamen kontrolliert gedrifteten Fahrens mit kurzem Carvinganteil.
Wenn ich an Kurzschwung denke, habe ich also kurze gedriftete Schwünge vor Augen wo gerade eben das "Heck" hinten ausbricht :lol:
Wie gesagt, wenn es die eine Kurzschwungtechnik geben sollte, die technisch exakt beschrieben ist und es bei dieser nicht so vorgesehen ist, dass man hinten "rausbricht", dann wusste ich das einfach nicht. Ich bin in den Videos einfach ohne groß auf irgendetwas zu achten die Kurzschwung-Art gefahren, die ich im Kopf hatte von anderen Videos.
Schaut mal z.B. hier:
https://www.youtube.com/watch?v=Wo4O3Ie54Qg
Klar das sieht besser aus als bei mir, aber in die Richtung sollte es gehen.

Was ich sofort einsehe und eigentlich immer ein leidiges Thema ist: Das ganze könnte dynamischer und mit mehr Verlagerung nach vorne geschehen. Daran arbeite ich eigentlich durchgehend.
Zum Thema Arme: Jepp, das was ich da mache sieht schon kacke aus :D Hat aber einen Grund! Ich fahre manchmal so eine Übung, bei der ich den Stock bewusst weit nach vorne setze, um mich dann mit dem Oberkörper nach vorne über den Stock zu beugen um den Schwerpunkt nach vorne zu kriegen und mehr Druck auf die Schaufeln zu kriegen. Ich mache die Übung so oft, dass ich im Video halbherzig anscheinend diese Armbewegung/Stockbewegung auch gemacht habe.

Das was du (@gebi1) zusammengefasst hast...
Mit dem Körperschwerpunkt nach vorne kommen.
Aktive Arbeit mit den Sprungelenken.
Kurzer, explosiver, aber trotzdem dem Gelände/Schnee angepasster Kanteneinsatz.
Dann den Ski auf der Taillierung fahren lassen.
Arme/Hände sind ruhig. Die Hände befinden sich vor dir, im Blickfeld.
... passt trotzdem eigentlich perfekt zu dem, was ich selbst "bemängeln" würde.

Edit:
Ich fahre am liebsten komplett gecarvte Bögen und achte vor allem hier extrem auf den Körperschwerpunkt. Hierzu gibts ja bereits einen anderen Thread im Video-Analyse Forum. Wahrscheinlich wäre es gar nicht so doof, mehr Fokus auf die Verbesserung dieser "langsameren" Fahrweise (Kurzschwung) zu legen, weil es hier einfach deutlicher auffällt, wenn Schwünge nicht über die Schaufel bzw. beginnend mit dem Sprunggelenk und nach vorne verlagertem Körperschwerpunkt gefahren werden. Die Frequenz der Schwünge ist ja viel höher... :roll: Die Idee hätte mir mal eher kommen können.
Ein Satz noch zum Material: Ja der GS Ski ist jetzt nicht der 1a Kurzschwung Ski. Mit meinem Rustler habe ich beim Kurzschwung z.B. ein viel besseres Gefühl. Im nächsten Urlaub werde ich mal auf den Brettern das ganze üben und neu filmen
Zuletzt geändert von Winterfreak am 15.01.2020 16:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von HoTTrod » 15.01.2020 16:16

für mich ist das nicht so schwer:

Kurzschwung gecarft
Kurzschwung gedrifted

man muss es nur benennen.. und kann dann noch hinzufügen : mit kurzem oder längerem Driftanteil... ect.
LG Jens

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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von beate » 15.01.2020 22:53

Leg deinen Fokus in die Körpermitte.
Versuch den Oberkörper aufrecht zu halten und schieb das Becken nach vorn, weg vom abhocken.
Am besten ohne Stöcke, Hände über den Kopf, Piste nicht zu steil, das in deiner Art Kurzschwung zu fahren. Immer wieder, um das Gefühl für eine gute Position und den damit verbundenen Bewegungsspielraum zu bekommen.
Darüber solltest du in rundere, besser ausgesteuerte Schwünge kommen, die Ski würden mehr für dich arbeiten können, auch die Kadenz lässt sich ohne abhocken auch steigern.
Deine Armhaltung ist Geschmackssache. Da mir immer an Ästhetik gelegen ist, würde ich die Arme näher am Körper führen und etwas relaxen. So wirkt etwas etwas zu statisch und auch unrythmisch.

latemar
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Re: Bitte um Analyse: Kurzschwung

Beitrag von latemar » 16.01.2020 08:30

Generell gefällt es mir ganz gut.
Vieles wurde ja schon gesagt. Achte darauf, dass die Schwünge einfach etwas fließender werden. Den einen Schwung drehst Du schön aus, den anderen (überspitzt ausgedrückt) deutest du nur an. Ist aber ein Fehler, den viele machen (sicher incl. mir), weil jeder eine Lieblingsschwung-Richtung hat.
Ziehst du den Stil auch auf steilen und vollen Pisten so durch?

Viel Spaß weiterhin.


Gruß!
der Joe
22/23 38 T.Dolomiti SS
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