Carving

Hier könnt ihr eure eigenen Videos zeigen und die Community um Analyse oder Feedback bitten.
Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Carving

Beitrag von Martina » 11.01.2014 14:39

@p00nage:
Ja, das ist richtig: es gibt keine generell ideale Fahrweise, d.h. keine Fahrweise, die für jeden Fahrer in jeder Situation ideal ist.
Das macht (für mich) einen Teil des Reizes des Skifahres aus: Je nach körperlichen und äusseren Voraussetzungen (Piste, Schnee, Wetter, Material etc.) ist eine andere Fahrweise ideal. Da die äusseren Voraussetzungen immer wieder anders sind, ist auch für einen einzelnen Skifahrer nicht immer die gleiche Fahrweise ideal. Teil der Aufgabe eines Lehrers ist es, für einen Lernenden gut funktionierende Bewegungsabläufe herauszufinden. Ein Lernender entwickelt mit der Zeit ein möglichst immer breiteres Repertoire.

Für das Skilehrwesen ist dies insofern etwas schwierig, weil man gewisse Leitfäden vorgeben muss. Einfach ein "Förmchen" vorzugeben ist eigentlich veraltet.

Eine Möglichkeit ist, dass man darauf schaut, was man von den Ski erwartet (z.B. entlang der Kanten gleiten), dann schaut, wie auf den Ski eingewirkt werden muss, damit das passiert (z.b. Ski muss aufgekantet werden, Ski muss gedreht werden etc.) und dann, wie man dies erreicht.

Weiter resultiert aus unterschiedlichen fahrerischen und ästhetischen Idealen ein anderer Lehrweg. In Canada z.B. hat das Kurzschwingen und Buckelpistenfahren einen viel höheren Stellenwert als hierzulande, zudem werden die Pisten nicht ständig präpariert. Deswegen wird von Anfang an mit 'pivoting' gearbeitet (drehen der Ski aus den Füssen ohne Beachtung des "Eigenradius" des Skis). Das Gleiten entlang der Kante wird als weniger relevant und 'unsicher' angesehen.

Das sind auch die Gründe, warum sich Ausbildner nicht immer einig sind. Zum Glück!

Klaus25
Beiträge: 242
Registriert: 05.02.2011 20:48
Vorname: Klaus
Ski: Stöckli

Re: Carving

Beitrag von Klaus25 » 11.01.2014 15:06

Sorry, dass ich mich hier einklinke, aber gerade der Hinweis auf die Fahrweise der Kanadier verleitet mich dazu mein Lieblingsvideo zu verlinken
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... 6f9serXLpM
Ich mag den Stil unheimlich gerne, vor allem die dem Gelände angepasste Fahrweise wird deutlich und zeigt wie variabel Skifahren auf hohem Niveau sein kann.

skifossil
Beiträge: 433
Registriert: 16.03.2010 12:56
Vorname: Gerd
Ski-Level: 000

Re: Carving

Beitrag von skifossil » 11.01.2014 18:42

Haben die keine Pistenwalzen in Kanada? Auf so holprigem und unberechenbaren Untergrund fährt man doch in Europa nicht mehr Ski. :D

#Mor1tz#
Beiträge: 23
Registriert: 02.01.2014 17:13
Vorname: Moritz
Ski: Atomic Redster D2 GS 14/15, Völkl Mantra 13/14
Skitage pro Saison: 50

Re: Carving

Beitrag von #Mor1tz# » 11.01.2014 18:44

Was fährst für ski? Fährst richtig gut, habt von mir euren ersten Like :-D

p00nage
Beiträge: 213
Registriert: 08.04.2013 16:49
Vorname: Flo
Ski: Stöckli Laser SL FIS
Wohnort: Lichtenfels

Re: Carving

Beitrag von p00nage » 11.01.2014 18:45

Ich würde wenn ich das Video sehe Europa gern gegen Kanada tauschen ;-) Dort ist es viel schwieriger unkontrolliert hohes Tempo zu fahren 8)

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Re: Carving

Beitrag von Martina » 11.01.2014 19:57

skifossil hat geschrieben:Haben die keine Pistenwalzen in Kanada? Auf so holprigem und unberechenbaren Untergrund fährt man doch in Europa nicht mehr Ski. :D
Ja, die verweichlichten Europäer, die können das nicht mehr!
Die können nur carven und das nur auf frisch präparierten Pisten!

(das sagt man in Canada und ein Stück Wahrheit ist darin enthalten, finde ich!)

Die Canadier können super Pisten präparieren und haben hervorragende Pistenmaschinen.
Aber es ist dort einfach nicht üblich, dass jede Piste jeden Tag gewalzt wird. An der Bergstation jedes Liftes gibt es eine Tafel, auf der steht, welche Piste in der vergangenen Nacht präpariert (groomed) wurde. Und es ist keinesfalls so, dass die Leute nur auf diesen Pisten fahren!
Das fahren in Schneehaufen, kleinen und grossen Buckeln und auch im Tiefschnee (auf der Piste) ist dort normal und wird begeistert gemacht.
Seit ich in Canada gearbeitet habe, liebe ich Pisten mit Schneehaufen!
Man muss dazu allerdings sagen, dass es in den meisten Canadischen Skigebieten häufiger schneit als in Europa. Buckel, zB. werden kaum mal hart, eckig und vereist, sondern sind meist weich und "wachsen langsam". Buckelpistenfahren macht dort richtig Spass und es gibt Buckel für jedes Niveau!

SkiYouLater
Beiträge: 25
Registriert: 08.01.2014 00:41
Vorname: Johannes

Re: Carving

Beitrag von SkiYouLater » 11.01.2014 23:51

Vielen Dank für die analyse peda. ich versuche derzeit etwas mehr druck auf dem innenski zu bringen bzw mehr auf beiden ski zu fahren. Heute abend war die piste recht weich.. aber ich fand es war gutes training für den druckaufbau.
http://www.youtube.com/watch?v=tMSz3SIZ ... e=youtu.be

kann es sein dass ich mit zu breiter skistellung fahre? wenn ich mir das so ansehe siehts auch fast so aus als würde ich mich ein bisschen hinhocken.

Noch etwas zur anmerkung, ich bin mir sehr wohl bewusst dass hier im forum alle möglichen skifahrer aus allen verbänden vereint sind, und ich weiss auch was bei meiner prüfung verlangt wird, dennoch bin ich der meinung dass man sich von jedem etwas mitnehmen kann und ich bin auch sehr selbstkritisch. das forum ist daher eine grosse hilfe, vor allem wenn ich feststelle dass manche meinungen mit meiner eigenen deckungsgleich sind.

Zum Abschluss möchte ich hier noch mein lieblings - skivideo anbringen, aufgrund der Diskussion über den kanadischen Skilauf.
http://www.youtube.com/watch?v=zgFpRYTjTY4
Auf dem Video ist sehr gut zu sehen wie die bei uns die Kurzen haben wollen
Viel Spass

urs
Beiträge: 2225
Registriert: 05.01.2003 14:15
Vorname: urs
Ski: stöckli
Wohnort: zürich
Kontaktdaten:

Re: Carving

Beitrag von urs » 12.01.2014 00:44

SkiYouLater hat geschrieben:Vielen Dank für die analyse peda. ich versuche derzeit etwas mehr druck auf dem innenski zu bringen bzw mehr auf beiden ski zu fahren. Heute abend war die piste recht weich.. aber ich fand es war gutes training für den druckaufbau.
http://www.youtube.com/watch?v=tMSz3SIZ ... e=youtu.be

kann es sein dass ich mit zu breiter skistellung fahre? wenn ich mir das so ansehe siehts auch fast so aus als würde ich mich ein bisschen hinhocken.
ich würd mich in erster linie nicht zu sehr um die druckverteilung kümmern sondern versuchen, das gegendrehen abzugewöhnen, resp. die hüfte besser in der kurve mitzunehmen. das absitzen und die breite skiführung ist m.e. eine folge davon. sehr schön zu sehen bei sekunde 9. wenn du mit dieser technik noch mehr gewicht auf den innenski gibst, riskierst du, dass dir der äussere ski irgendwann wegläuft.

die kurven finde ich sehr statisch gefahren, steif in der hüfte. es gibt keine dynamik im verlauf der kurve, kein zumachen am ende etc.

gruss urs

Benutzeravatar
peda
Beiträge: 918
Registriert: 08.11.2009 21:21
Vorname: Peter
Ski: Salomon X-Race 170, Atomic ST12 RD, Blizzard SL RD
Skitage pro Saison: 35
Wohnort: Westösterreich ;-)

Re: Carving

Beitrag von peda » 12.01.2014 10:54

SkiYouLater hat geschrieben:Vielen Dank für die analyse peda. ich versuche derzeit etwas mehr druck auf dem innenski zu bringen bzw mehr auf beiden ski zu fahren. Heute abend war die piste recht weich.. aber ich fand es war gutes training für den druckaufbau.
Auf dem Video ist das leider etwas schwer erkennbar weil die Qualität nicht so gut ist - am Besten sieht man den Schwung der bei 00:04/00:05 anfängt aber bei dem hast du leider auch ziemlich gezaubert :wink: ich werde den aber trotzdem mal analysieren
  • du gehst zu früh in der Schwungphase über den Innenski - in der Schwungeinleitung brauchst du ihn eigentlich nur wenn es sehr weich ist
  • damit du in der zu frühen Phase Druck am Innenski aufbauen kannst musst du das Bein durchstrecken dadurch ist der Innenski weniger stark aufgekantet und deine Beinstelung wird noch breiter als sie ohnehin schon ist
  • durch den zu frühen Druck am Innenski schmiert dir der Aussenski fast ab (wärst du schneller oder der Hang steiler hättest du dich wahrscheinlich sogar hingelegt)
  • gegen 00:05.5 wird die Position wieder besser und bei 00:06 sieht man gut, dass du am Schwungende mehr Druck am Innenski hast
bzgl. der breiten Skistellung: beim Carven kann man durchaus bewusst eine sehr enge Skistellung fahren, durch die Schräglagen ergibt sich automatisch eine breitere Skistellung - wie man z.B. hier auf dem Bild von Ted Ligety sieht berührt das Knie des Aussenski fast den Innenski - also die engstmögliche Skistellung
[ externes Bild ]

Mir ist bewusst, dass das im Flachen nicht immer möglich ist, weil einfach die Geschwindigkeit für solche Schräglagen fehlt aber auf einem etwas steileren Hang lässt sich das alles etwas einfacher üben weil man mehr Feedback erhält:
  • ist die Piste zu weich, so schmiert der Aussenski ab wenn du am Ende zu viel Druck drauf hast
  • ist die Piste pickelhart oder eisig hast du das Gefühl am Schwungende langsamer zu werden wenn du zu viel Druck am Aussenski hast
  • ist deine Schrittstellung zu breit bei großer Schräglage, so ist der Aussenfuß gestreckt, du kannst keinen Druck mehr geben und musst zaubern um dich nicht hinzulegen
Ich weiß ja nicht welchen Ski du fährst aber den Rebound und die unterschiedliche Druckverteilung spürt man sehr gut wenn man mit einem SL Ski aggressiv über die Schaufel ganz kurze SL Schwünge fährt (ähnlich wie bei etwas weiter gesteckten Vertikalen) - Im Prinzip bedeutet das, dass du den Ski umlegst sobald der Ski in die Kurve zieht - dabei bleibt der Oberkörper in Position und nur die Ski wandern unter dem Körper hin und her. Dadurch spürst du sehr stark den Rebound und kannst auch mit der Druckverteilung experimentieren. Dafür eigenen sich am Beginn auch flachere Hänge so wie man sie größtenteils auf deinen Videos sieht.

Edit: was ich vergessen habe, das was Urs und die Anderen erwähnt haben, dass du deinen Oberkörper zu sehr verdrehst ist ebenfalls ein Problem was dich in deiner Beweglichkeit blockiert - du drehst vor allem die Kurvenäußere Schulter viel zu weit zurück sieht man z.B. sehr gut bei 00:10 - beim Carven ist das ein echtes Problem weil du die Hüfte dadurch blockierst. Etwas zu weit nach innen überdrehen wäre am Beginn weniger schlimm (wenn man zu weit überdreht driftet man möglicherweise aber man bleibt beweglicher) - ich würde deshalb an deiner Stelle mal versuchen wirklich bewusst die Schultern in einer Linie mit den Ski und Hüften zu halten - um das zu erleichtern kannst auch am Anfang einfach mal bewusst nach Innen überdrehen in dem du den ganzen Oberkörper etwas zum Berg drehst als würdest rauf schauen ob von Oben her die Piste frei ist.

Benutzeravatar
peda
Beiträge: 918
Registriert: 08.11.2009 21:21
Vorname: Peter
Ski: Salomon X-Race 170, Atomic ST12 RD, Blizzard SL RD
Skitage pro Saison: 35
Wohnort: Westösterreich ;-)

Re: Carving

Beitrag von peda » 12.01.2014 11:12

hier übrigens noch eine Foto von Ted Ligety: http://www.ronlemaster.com/images/2006- ... -gs-1.html
  • im Viertletzten Foto sieht man wie er den Schwung beginnt und gerade voll auf den Aussenski drückt (bzw. hier förmlich springt)
  • im Drittletzten Bild sieht man, dass der Aussenski voll belastet ist (durchgebogen) und der Innenski fast unbelastet ist (bedingt durch den spitzen Kniewinkel den man an der Stelle im Schwung hat)
  • im Vorletzten Bild sieht man wie er sich langsam nach vorne aufrichtet und dabei auch über den Innenski geht (biegt sich schon etwas mehr als im Bild davor und am aufsteigenden Schnee sieht man, das sich die Schaufel gerade in den Schnee krallt)
  • im Letzten Bild ist er kurz davor den Rebound auszunutzen und beide Ski sind nahezu gleich stark belastet - die aggressive Körperhaltung erlaubt ihm direkt den nächsten Schwung einzuleiten und den Rebound als Beschleunigung nach vorne mitzunehmen (eine zu passive Haltung in der Schwungphase hätte zur Folge, dass die Energie nach oben verpufft und man zusätzliche Kraft benötigt um den Ski unter Kontrolle zu halten) - hierzu sei aber gesagt, dass man in der modernen Riesentorlauftechnik (mit den langen Radien diese Saison) den Rebound manchmal auch bewusst nach oben auslässt, damit man bei engen Torabständen den nächsten Schwung leichter anspringen kann um nicht driften zu müssen.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag