Videoanalyse kurze Radien

Hier könnt ihr eure eigenen Videos zeigen und die Community um Analyse oder Feedback bitten.
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Jean
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Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von Jean » 07.03.2013 21:22

Hallo liebes Forum,

nachdem ich immer sehr von den Videoanalysen hier begeistert war und ich heute spontan auf der Piste ein Video gedreht bekommen habe würde ich mir gerne von euch etwas Feedback holen.

Was ist zu sehen? Ich habe heute an kurzen Radien gearbeitet, der Fokus lag auf Tempokontrolle.
Piste: Steil (schwarz), Eisig bis griffig
Material: Völkl Speedwall SL

Ich fahre seit 1 1/2 Jahren wieder Ski nach 6 Jahren Pause. Habe im April 2012 meine DSV Grundstufe gemacht und möchte diesen April auf den Instructor Lehrgang gehen. Die kurzen Radien waren immer mein Problem und ich habe hier sehr intensiv an meinen Problemchen gearbeitet (v.a. Rücklage/ Absitzen). Nach heute und vor allem den Videos weiss ich selber, an was ich noch arbeiten muss (das ich bewusst vorenthalte da ich ersteinmal gespannt bin auf möglichen Input). Da ich aktuell in Norwegen bin und wir diverse Vergleiche zwischen Verbänden etc. hatten würde ich mich über euer Feedback freuen.

Vielen Dank im Vorraus,
Jean

Zu den Videos: Leider stand der Kameramann nicht in Front sodass das ganze etwas verschoben aussieht. Ich habe drei kurze Clips, jeweils tw. andere Perspektiven.

http://www.youtube.com/watch?v=pTEFaTe0FRI

http://www.youtube.com/watch?v=9JU7IgqH ... e=youtu.be

http://www.youtube.com/watch?v=nAvFosFD ... e=youtu.be

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moni.ski
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von moni.ski » 07.03.2013 22:32

Bist etwas weit hinten von der Position und es müsste ein bisschen mehr dynamik rein. Oberkörper ruhig, der sollte immer in der falllinie sein, und mit beiden knien gleichzeitig umkanten. Leichter wirds wenn du zentraler am Ski stehst. Kürzer auf der Kante, Tempokontrolle kommt dann über den Aufkantdruck, sprich je steiler umso härter aufkanten. Wenns ordentlich steil ist ist ein guter Kurzschwung schon schwierig. Ich kann mir jetzt eine kleine Meldung wieder nicht verkneifen: kann sein dass der Schuh zu hart ist weil du mit den knien nicht nach vorne kommst.

beate
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von beate » 07.03.2013 23:44

Irgendwie blockieren dich die Arme/Schultern. Du bist obenrum sehr fest, Arme weit vorn, sieht unlocker und geblockt aus. Nach meiner Auffassung ist das der Grund, warum du die Hüfte nicht unabhängig arbeiten lassen kannst. Du drehst daher im Oberkörper leicht mit und im neuen Schwung bist du dann immer knapp zu spät dran, bringst die Hüfte nicht richtig nach vorn. Zur Schwungauslösung kippst du, wahrscheinlich um das zu kompensieren, leicht mit dem Oberkörper ins neue Kurvenzentrum, was bei fast jedem Schwung eine Scherstellung der Ski zur Folge hat. Sehr gut zu sehen zB bei Video 2/0,14 und Video 3/0,11. Als Folge daraus laufen die Ski nicht rund genug.
In einigen Verbänden möchten sie ja dieses "Oberarmschulterbollwerk" sehen. Da du schreibst, dass du den Instruktor machen willst, habe ich momentan keine schlaue Idee, wie ich Verbandskonform daran arbeiten würde. Ich weiß nicht, wie es im Deutschen Verband gewünscht wird.
Würdest du nach meinem Idealbild Kurzschwingen, würde ich dir auf alle Fälle die Stöcke wegnehmen, die Arme am Körper fixieren und auf flacheren Pisten ein besonderes Augenmerk auf die getrennte Bewegumg von Ober und Unterkörper zu legen.
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von Martina » 08.03.2013 08:51

Mal vorab: Wenn du in der Ausbildung bist, dann würde ich jedes Feedback hier mit Vorsicht geniessen, obwohl die oben stehenden Rückmeldungen kompetent sind. Bei Lehrgängen/Prüfungen werden erfahrungsgemäss ganz bestimmte Dinge erwartet, die man dann zeigen muss, egal ob man sie für sinnvoll hält oder nicht. Grad beim KS gibt es ziemliche Unterschiede bei dem, was erwartet wird!

Was mir auffällt (ähnlich wie Moni und Beate):

- Du stehst noch nicht ganz ausbalanciert. Es ist nicht einfach zu beurteilen, aber ich schätze, du stehst nicht richtig auf dem Fuss und benutzt dein Sprunggelenk zu wenig. Der KSP ist ein bisschen zu weit hinten, aber ich sehe die Ursache eher in der Beweglichkeit als in der Position an sich. Vielleicht mal mit offenen Schuhen kurzschwingen? Man müsste es ausprobieren.
Du kannst dadurch die Ski weder ganz freigeben noch akzentuiert aufkanten. Auch verlierst du immer wieder geringfügig das Gleichgewicht.

- Beim Drehen stimmt etwas noch nicht ganz. Vor allem beim Rechtsschwung bleibt dein Aussenski zurück, teilweise V-Stellung, du stehst voll und zu früh auf dem Innenski. Du müsstest da die Hüfte mehr mitdrehen. Soweit ich sehe, stimmt es genau im Auslösemoment noch, aber ein Hauch später hängt der Aussenski zurück. Ev. bist du da mit dem KSP schon zu weit innen in der Kurve. Der Oberkörper ist auch etwas nach vorne gekippt und dreht leicht mit. Auch da müsste mal austesten, was welche Wirkung hat.

- Ich sehe auch eine Ungleichzeitigkeit in der Auslösung. Falls ihr in der Auslösung stark über das Bergbein arbeiten sollt (akentuierte Streckung), dann könnte das die Ursache sein. Auch wenn der Impuls hauptsächlich aus dem Bergbein kommt, müssen die Ski gleichzeitig umgekantet werden.

- Meiner Erfahrung nach wäre das Ganze noch deutlich zu brav gefahren. Um eine gute Note auf dieser Ausbildungsstufe zu erreichen müsste es spritziger, lockerer, akzentuierter sein, die Ski müssten mehr hergeben/ausgenutzt werden. Ich weiss aber nicht, was von euch genau erwartet wird! Zudem kriegt man diese "Spritzigkeit" meiner Erfahrung nach erst dann hin, wenn der Rahmen stimmt - und der ist bei dir noch nicht ganz stabil.

- Auch mich stören die hohen Ellbogen und der für mich verspannt wirkende Schulterbereich. Es ist m.E. zuviel, um nur Stabilität zu schaffen. Aber das ist, soviel ich weiss, oft gewünscht.


Nochmal: Falls deine Ausbildner etwas anderes sagen, vergiss alles, was wir hier schreiben! Ich wäre an deiner Stelle vorsichtig mit zuvielen Feedbackquellen!

Matje
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von Matje » 10.03.2013 19:06

Servus,

das wesentliche ist ja schon gesagt worden! Also auf schwarzer Piste, zum Teil vereist und Focus auf Tempokontrolle finde ich das ganze nicht schlecht! Um an der Dynamik zu arbeiten, also den Rebound des Ski`s etwas mehr zu nutzen, würde ich aber mehr auf flachere Pisten gehen.
In Steilen evtl. noch vereisten einen KS flüssig/dynamisch zu fahren ist schon extrem schwierig finde ich!!! Erst wenn man sich im flachen eine solide Basis erarbeitet hat, sollte es auch auf steilen Pisten immer besser funktionieren....

Du fährst hier "extrem" über Cross Over, meiner Meinung nach wäre im sehr steilen Gelände Cross Under besser(Zeitgewinn beim Schwungwechsel). Ich persönlich versuche seit längeren beim KS
die Belastung von den Fußballen in Richtung Fersen wandern zu lassen. Wenn man die Schwünge trifft, kommt dadurch eine wunderbare Dynamik durch den Rebound zu Stande. So ein KS macht Eindruck, sieht lässig aus, ist jedoch auf der Klinge gefahren, da hier die große Gefahr besteht, das man den Rebound des Ski`s nicht mehr halten kann!!! Teilweise kommen dann bei mir Delphine zu stande, die ich aber nicht sicher kontrollieren kann!!! Auf schwarzer Piste gelingt mir das sowieso nicht! Ski fährt nach vorn raus, Rücklage, Kontrollverlust und bei einer Prüfung damit durchgefallen.... :cry:

Hier kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen, das trainieren, was von den Ausbildern gefordert wird!!!

Gruß Matthias
Matje

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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von pulber » 10.03.2013 21:12

Servus Jean,

vorausgesetzt, die Aufgabenstellung ist "Kurze Radien bei mittlerem Tempo", finde ich Deine kurzen Radien gar nicht so schlecht. Tempokontrolle ist prima, auch fährst Du die Schwünge schön aus (zumindest im DSLV sieht man das gern, lieber als zu rennsportlich und zu kurz). Vieles wurde schon gesagt, ich möchte daher nur zwei Dinge aufgreifen:

1) Stabiler und ruhiger Oberkörper heißt nicht steifer Oberkörper => ich finde dafür auch das Fahren ohne Stöcke ganz gut, Stock/Stöcke quer auf Arm bzw. Finger balancieren oder die lustige An-/Ausziehübung, die wirklich schult. Das macht den Oberkörper ruhiger, aber nicht statisch und steif. Offene Schuhe finde ich bei kurzen Radien im steilen und eisigen Gelände schwierig, weil sich so kaum der Rebound des Skis nutzen läßt (eher was für Körperschwerpunkt und Propriokram würde ich sagen).

2) Da sind wir beim zweiten Punkt: Obwohl Du eigentlich keine starke Rücklage hast, beginnst Du mit der Schwungsteuerung erst nach der Falllinie. Damit kurze Radien dynamisch und sportlich werden, immer sauber über die Schaufel (insb. des neue Außenskis) in die Falllinie einfahren, dann Ski unter der Hüfte durchlaufen lassen und Rebound nutzen, um den Körperschwerpunkt wieder zum Kurvenwechsel nach vorn bringen zu können. Extremform ist bestimmt wieder der Ollie (also von den Enden am Schwungende auf die Schaufeln zum Kurvenwechsel springen). Kann man auch im Flachen ohne Springen üben, am besten bei langsamem Tempo (spür den Druck auf der Schaufel bzw. dem Ende, wie der Ski durchläuft). Auch schnellendes Umsteigen ist ganz gut, damit Du sauber Druck auf dem Außenski aufbaust (der fehlt Dir nämlich, wie Martina schon gesagt hat). Beim DSLV würde man sagen: Grundmerkmal "frühzeitige Belastung der Innenkante des neuen Außenskis" verbessern :o Also hier muß gerade bei harter Piste mehr Druck kommen, auch Winkelspringen usw. bringt was. Kurz, mehr Power und Dynamik zum Kurvenwechsel. Ruhig mal übertreiben mit Ollie, Winkelspringen oder schnellendem Umsteigen.

Zu den aktuellen Prüfungsformen bei DSV kann ich Dir leider gerade nix sagen. Müßte mich mal erkundigen, was da so gerade "In" ist. Ansonsten viel Spaß und viel Erfolg beim Skifahren,
Peter :-D
Einfach reinhauen, Vollgas und Spaß haben.

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Jean
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von Jean » 08.04.2013 19:33

Hallo!
Ich danke euch vielmals für euer Feedback-und entschuldigt meine späte Antwort. Ich hatte in Norge wenig bis schlechtes Internet, und zwei Antwortversuche wurden vom nicht funktionierendem Netz verschluckt. Aber: ich konnte eurer Feedback gut abspeichern und habe das Input mit auf die Piste genommen!
Vor allem in den letzten Tagen meines Aufenthaltes habe ich viel von euerm Feedback umsetzen können.

- Zum ersten habe ich einen deutlichen Unterschied nach ca. 2 Tagen im Fahrbild gehabt, nachdem ich mich mit meinen neuen Skischuhen mehr angefreundet habe (auf dem Video hatte ich sie zum ersten Mal an). Nachdem ich mich mit dem Schuh eingelebt habe war eine Arbeit nach Vorne auch wieder einfacher ;)

- Ich habe viel an meinem Oberkörper gearbeitet. Gerade bei weiteren Aufnahmen von vorne habe ich stark gesehen, wie mein Oberkörper sehr unruhig ist, mein Stockeinsatz ungleich ist und ich sehr rotiert habe. Ich bin im Racecamp viel (70%) ohne Stöcke gefahren, was mir sehr geholfen hat. Insbesondere bin ich mal bewusst mit entspannten Schultern gefahren. Das Ganze macht sowohl vom inneren Gefühl als auch vom Bild her einen großen Unterschied aus. Wobei die breite Arm- und Schulterhaltung hier erwünscht ist (was aber nicht verkrampft heisst, weshalb das entspannen gut war). Zudem haben wir an der Seperation von Oberkörper/ Hüfte/Beine gearbeitet. Ich war überrascht was da noch möglich ist.
- Letztendlich hat sich dadurch auch die Position auf dem Ski verändert. Keine Scherstellung mehr, schnellerer und sauberer Druck auf der Schaufel.
- Bzgl. KSP, zumindest auf dem Lehrgang, war das Feedback sehr positiv. Da hat vieles zusammen gespielt.
- In Punkto Tempo/sportlicheres Fahren waren die Prüfer jedoch sehr zufrieden, daran habe ich wenig geändert. Hier muss wirklich zwischen Renntechnik unterschieden werden. Denn zu der entsprechenden Prüfung Rennlauf wird umgeschaltet ;) und dann habe ich es dann auch dynamischer und spritziger angehen lassen.

Ich hoffe ich schaffe es ein Nachher-Video zu machen. Ich dene ein Vergleich Vorher/Nachher ist sicherlich interessant. Ich habe noch viel Arbeit vor mir, das ist mir bei weitem bewusst. Und ich freue mich schon jetzt auf die neue Saison, viel Training und das Sommertraining. Vor allem muss ich noch von miner position her weiter nach Vorne kommen. Das ist mein Hauptarbeitsfeld.

All in all: Habe ich meinen Instructor und auch die kurzen Radien mit 2,0 bestanden (trotz einem zwischenzeitlichen Unfall auf dem Lehrgang-sodass ich meine Prüfungen nur mit Bandage und Schmerzmitteln fahren konnte) und jetzt kann ich entspannt für den Schneelehrgang 1 trainieren und genesen.
Ich danke euch!

Martina
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Re: Videoanalyse kurze Radien

Beitrag von Martina » 08.04.2013 19:47

Jean hat geschrieben:Insbesondere bin ich mal bewusst mit entspannten Schultern gefahren. Das Ganze macht sowohl vom inneren Gefühl als auch vom Bild her einen großen Unterschied aus. Wobei die breite Arm- und Schulterhaltung hier erwünscht ist (was aber nicht verkrampft heisst, weshalb das entspannen gut war).
Super, das mal zu lesen. Das Bild der übermässig angespannten/hochgezogenen Schultern sieht man grad in Videos von besseren Fahrern sehr oft und es wird meist darauf hingewiesen. Ich habe aber manchmal den Eindruck, es wird nicht so richtig zur Kenntnis genommen.

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