Du hast mit allem, was du sagst, sicher Recht, Martina. Jedoch bietet eine Videofahrt mit Helm- oder Stockkamera auch große Vorteile:
- Akustik: es mag unterbewusst sein, aber ich persönlich kann mir ein deutlich besseres "Bild" machen, wenn ich auch den Ton dabei habe und die Kratz- und Rutschbewegungen mithören kann.
- Perspektive: man sieht genau, was der Fahrer sieht und somit kann man besser einschätzen, weshalb er gefahren ist, wie er gefahren ist.
- Konstante Nähe: beim Vorbeifahren hat man maximal 2 Schwünge, auf die man sich bei der Analyse stützen kann. Hier ist es die komplette Fahrt.
Sowieso sollte man sich klarmachen: Warum sind denn so gut wie alle Analysevideos (auch professionelle Demoaufnahmen) viele Jahrzehnte lang fast ausschließlich von einem Punkt gefilmt worden? Doch nicht, weil man so besser analysieren kann, sondern aus der schlichten Not heraus (portable (Helm)kameras zu teuer/klobig/...). Das im Hinterkopf, finde ich persönlich eine Follow Cam viel sinnvoller, um auf die Fahrt eines Individuums über eine von ihm selbst gewählte Spur eingehen zu können. Ich sehe jeden Buckel, bei dem der Fahrer vielleicht technische Kompromisse/Variationen machen muss, ich weiß genau, warum er hinter der Kuppe oder kurz vor dem Auslauf sein Fahrtempo plötzlich ändert oder ein paar Schwünge einbaut. All das sorgt dafür, dass ich seine Fahrt genau an den Ansprüchen messe, an denen er sie auch messen wird. Ich sehe das, was er sieht. Näher kann die Fremd- an die Eigenwahrnehmung nicht herantreten. In Anbetracht all dessen sind die von dir angesprochenen Punkte m.E. nicht so dramatisch.
Was das Video konkret angeht, meine ich übrigens, dass der Kameramann recht gerade herunterrutscht und dadurch das größte Problem, was Martina ja auch angesprochen hat
("
- Der Fahrer bewegt sich auch, er macht wohl ähnliche Kurven wie der Fahrer vor ihm"), recht gut vermeidet.
Einzig ist das Video natürlich ziemlich überbelichtet. Leidvolle Erfahrungen mit meiner eigenen Helmkamera haben mir gezeigt, dass sich das bei frühlingshafter Sonneneinstrahlung so gut wie nicht vermeiden lässt. Da hilft auch keine Einstellung, die korrigiert sich ja sowieso noch selbst.
Daher am besten früh morgens an einem Schattenhang fahren, möglichst mit viel Grünzeug links und rechts. Die Profis fahren auch alle mit den stinknormalen Go Pros - es liegt lediglich am Setup der Aufnahmem (Position, Winkel, Umgebung, ...), ob es was wird, oder nicht.
Abschließend: ich fahre selbst auch gerne mit meiner Helmkamera und setze sie auch im Skiunterricht ein. Die Videos (und darunter v.a. die Follow Cams) sind der absolute Renner und wenn ich Geld dafür nehmen würde, wäre ich vermutlich inzwischen ganz gut betucht.
Eine Frage im Anschluss: Warum fahren in den Videos in letzter Zeit alle mit Rucksack? Was schleppt ihr alle mit euch rum? Zum Teil sind das Trümmer Teile. Man braucht doch nichts auf der Piste? Oder soll es cool nach Freerider aussehen? Hier ist es nicht so dramatisch, aber viele sind nicht in der Lage, eine ausbalancierte Position einzunehmen - und mit Rucksack gleich dreimal nicht. Zudem verändert ein Rucksack, zumal ein vollgepackter, den Bewegungsablauf und die Haltung doch massiv. Versteh ich nicht, verstand ich nie und schreib ich hier jetzt mal hin, da man das ganze Video hindurch vor allem den Rucksack anguckt.
Ich persönlich hab was zu trinken drin, ein paar Knoppers, Kamerazubehör, EH-Tasche, ggf. Pieps und das Sonnenbrillenetui. Im Endeffekt also gar keine große Zusatzbelastung, aber einfach praktischer (und, ich gebe es zu, auch optisch schicker
) als vollgestopfte Taschen.