Kurzschwung, Carving, Tiefschnee

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axisofjustice
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Kurzschwung, Carving, Tiefschnee

Beitrag von axisofjustice » 18.04.2009 18:12

Hab die Chance einer ruhigen Hand meiner Kollegin endlich mal genutzt, um ein paar Aufnahmen machen zu lassen. Alles auf dem Pitztaler Gletscher bzw. Rifflsee gedreht.

http://www.youtube.com/watch?v=l0TTlwhIO0A

Habe mich bemüht, weniger sportlich und dafür sehr sauber zu fahren, da wir das Video gruppenintern zu einer Videoanalyse benutzt haben.

Teil 1: Kurzschwung, rote Piste, griffiger Schnee
Teil 2: Carvingschwung, blau-rote Piste, Eis-Sulz-Gemisch
Teil 3: Gefrorene Sulzbuckel an Neuschnee, garniert mit leicht angesulzter oberer Auflage :D

Was mich selbst stört bzw. was mir aufgefallen ist: bei einigen Kurzschwüngen geht mit der Außenski etwas flöten. Habt ihr sonst Anmerkungen, Vorschläge oder Einschätzungen?
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LincolnLoop
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Re: Kurzschwung, Carving, Tiefschnee

Beitrag von LincolnLoop » 18.04.2009 19:07

Teil1: Vorab - das Weggehen des Außenski hat seine Ursache nicht in zu geringer Außenskibelastung. 2 Dinge fallen mir auf:
- Bewegungsbereitschaft: Insgesamt ist Dein Körperschwerpunkt zu weit hinten/unten. Das heißt nicht, dass Du in Rücklage fährst - Dein Oberkörper gleicht dies aus - allerdings ist Dein Bewegungsspielraum vom Umfang her am Limit. Hüftgelenke, Knie relativ stark gebeugt, Fußgelenke fast gerade. Ziel wäre, Hüftbeuger und Knie etwas zu "lockern" (Stichwort "hohes Gesäß") und - evtl. durch neue Hebelkräfte - etwas mehr Bewegung in die Sprunggelenke zu bekommen. Neben einer mutmaßlichen Entlastung des Bewegungsapparats würdest Du damit ein wenig Deine leichte Talstemme eliminieren (Du schiebst den Außenski nach vorne zur Seite, hättest Du Dein Becken mehr über der Skimitte, würde dies nicht funktionieren).
- Fahrtaktik: Insgesamt sieht das zwar auf dem Video recht flockig aus - ich vermute allerdings, dass Du Dir leichter tätest, wenn Du die Frequenz nicht ganz so hoch wählen würdest. Vermutlich kommt Dir das dann zunächst nicht wie ein "Kurzschwung" vor - allerdings bekommst Du Deine derzeitige Frequenz nur mit einem extremen Zumachen der Kurve (quasi einer Art "Kick"/"Rebound") zum Ende hin zu Stande. Würdest Du Dir hier einen Tick mehr Zeit lassen und die Kurve gleichmäßig aussteuern, sähe es a) runder aus und b) rührt eben ein großer Teil dieser starken Richtungsänderung zum Kurvenende hin von besagter Talstemme - die bräuchte es nämlich gar nicht, wenn die Kurve nicht so stark zugemacht wäre!

Teil2: Von der Bewegunsbereitschaft her ein ähnliches Bild (wobei die "Toleranzzone" hier beim mittleren Radius naturgemäß größer ist). Ich frage mich allerdings, wieso Du die Kurven so übermäßig "steuerst". Mich würde sehr interessieren, was andere hierzu sagen. Das spricht jetzt keinen technischen Fehler an, aber die Kette "Kurven nicht so stark ausfahren -> mehr Tempo -> mehr Kantwinkel" (und das ist technisch kein Problem für Dich!!) würde das Ganze deutlich sportlicher wirken lassen und die Qualität der Fahrt (in meinen Augen und ohne großen Aufwand) um 1 Klasse nach oben heben. Für mich wirkt die Fahrt (das klingt jetzt auf den ersten Blick negativ, allerdings spricht es wie gesagt nichts Technisches sondern rein die Fahrtaktik an) eine wenig "totgefahren"...
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axisofjustice
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Re: Kurzschwung, Carving, Tiefschnee

Beitrag von axisofjustice » 18.04.2009 19:31

Das, was du zum Carving ansprichst, ist mir auch aufgefallen. Daher ja auch die kurze Bemerkung am Anfang. Das Video sollte in erster Linie am Abend besprochen werden inkl. Einzelbilder. Wenn ich privat fahre, schaut das nicht nur ne ganze Ecke sportlicher aus, sondern vermutlich auch ne ganze Ecke lehrbuchferner (Stichwort Tiefentlastung :D ). Kurven aussteuern, besonders im flachen Gelände, ist eigentlich überhaupt nicht meine Art.

Das mit der Talstemme ist total interessant und hat mich gerade einige Zeit ins Grübeln gebracht. Du meinst also, dass das leichte Ausstemmen des Talskis zum Schwungende hin überhaupt nicht nötig ist (und vermutlich eher für vereiste schwarze Pisten gedacht ist) und somit den Schwung unnötig abgehackt erscheinen lässt?

Zum Rebound: ich versuche wahrscheinlich, künstlich einen zu generieren. Nach dem Umstieg vom Head Supershape auf einen reinrassigen Slalomcarver (Head SL Worldcup) vermisse ich nämlich den Kick am Kurvenende etwas. So würde ich mir das erklären. :-?

Merci schonmal für das ausführliche Feedback!
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Re: Kurzschwung, Carving, Tiefschnee

Beitrag von Martina » 29.04.2009 08:38

LincolnLoops Analyse ist präzise und umfassend, trotzdem auch mein Senf, mal zum Kurzschwingen.
Mich würde sehr interessieren, was du/ihr dazu meint - meine Sichtweise ist möglicherweise sehr subjektiv. Grad beim Kurzschwingen gibt es ja viele unterschiedliche Idealbilder...

Auch mir ist vor allem die Haltung aufgefallen. Letztendlich bist du im Gleichgewicht. Doch dein Becken ist sehr weit hinten, was du durch vorkippen des Oberkörpers kompensierst. Damit beschränkst du deine Bewegungsmöglichkeiten.

Auf mich wirkt das Kurzschwingen sehr "flach" gefahren. Zwar lässt du die Ski stark steuern, aber es gibt praktisch keine Akzentuierung. Das geht hier, aber ich denke, wenn es ein bisschen steiler, eisiger und unregelmässiger wäre, würdest du sowohl das Gleichgewicht wie auch die Tempokontrolle verlieren (wenn du so fährst).

Im Video ist eine Tendez zum "wischen" und zum schneller werden erkennbar, meine ich.
Aber auch ich habe den Eindruck, dass du es sehr wohl anders könntest, vermutlich normalerweise auch anders machst, hier aber etwas demonstrieren wolltest (wie du es ja auch ansprichst).

Ich würde mir hier mehr Bewegung, vor allem beugen/strecken wünschen (das meint LL wohl mit "Bewegung in die Sprunggelenke" - diese bewegt man normalerweise ja nicht, ohne auch die anderen (Bein-) gelenke zu bewegen).
Bedingung dafür wäre wohl, den Beckenbereich weiter nach vorne zu bringen und insgesamt etwas aufrechter zu sein.
Beugen/strecken gerne mehr lateral als hoch/tief. Lateralbewegung ist zwar sichtbar, aber es erfolgt kaum eine Streckung, was zur "Wischtendenz" führt.
Auch würde ich - für eine Demonstration, das Gefälle verlangt es nicht - etwas akzentuierter auf-/abkanten. Das würde die Fahrt rhythmischer aussehend machen.
Die Kadenz würde ich etwas zurücknehmen.

Ich würde gerne mal dein "persönliches Kurzschwingen" sehen. Ich würde mal spekulieren, dass du wenn, dann eher in steilerem Gelände kurzschwingst und generell viel cross under fährst.

Wie schon angesprochen, ich denke nicht, dass es bei den angesprochenen Punkten um nicht-Können handelt, sondern dass du etwas demonstrieren willst/musst, das du normalerweise so nicht fährst.

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