DSV - Weiterbildung im Pitztal

Alles rund um Lehrwesen, Ausbildung, Skischulen, etc.
Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 23.11.2007 14:16

Mich würde das mit der Trennung "verlagern KSP" und "umkanten" auch interessieren. Denn meiner Meinung nach werden hier oft zwei unterschiedliche Fahrweisen als gleich betrachtet, was ich fatal finde:

1. Zuerst Bergbein strecken = Gewicht auf den Bergski verlagern - dann Umkanten mittels verschieben des KSPs Richtung Kurvenzentrum => das ist ein Umsteigeschwung

2. Bergbein strecken und gleichzeitig KSP Richtung Kurvenzentrum kippen -> Gewicht bleibt auf beiden Ski


Zweite Möglichkeit ist für mich eine funktionelle Fahrweise. Später im Verlauf der Kurve entsteht natürlich mehr Druck auf den Aussenski.

Der Unterschied mag marginal erscheinen, aber er ist relevant. Wenn ich zuerst das Bergbein strecke und so den Talski entlaste, so ist das eine zeit- und kraftraubende Bewegung, die überflüssig ist.
Wenn das kippen gleichzeitig erfolgt, dann ist der Bewegungsablauf harmonisch und weniger anstrengend und vom Timing her sinnvoller.

Deswegen interessiert mich: WARUM soll man zuerst das Gewicht aufs Aussenbein verlagern?


Aus Schweizer Sicht kann ich dazu nur sagen, dass es so gedacht ist wie 2), aber leider oft wie 1) vermittelt wird - schon in den Weiterbildungen. Ich habe das erlebt und zurückverfolgt (entsprechende Leute befragt). So wird eine Anfangs gute Idee rasch verwässert.

Wäre interessant, zu erfahren, wie es in D wirklich gemeint ist. Da würde eben die "warum"-Frage weiterhelfen.

lynne
Beiträge: 163
Registriert: 01.02.2007 15:41
Vorname: Michi

Beitrag von lynne » 23.11.2007 14:32

Servus mit´nand,

ich habe es immer wie unter 2. verstanden und vermittelt bekommen.

Bergbein strecken und gleichzeitig KSP Richtung Kurvenzentrum kippen. Ich persönlich stell mir dabei immer eine Pedalobewegung vor während mein KSP in die neue Kurve kippt.

Habe es NIE getrennt gezeigt bekommen, es war immer eine fließende Bewegung. Stell es mir auch koordinativ deutlich schwierig vor.

Gruß
Michi

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 23.11.2007 14:55

lynne hat geschrieben:Stell es mir auch koordinativ deutlich schwierig vor.
Ist halt ein Umsteigeschwung. Stimmt, Skifahren lernen war früher koordinativ schwieriger. Eben genau deswegen halte ich es für Humbug, wenn man jetzt wieder drauf zurückkommen würde.

Dein Beitrag beruhigt!

Benutzeravatar
Hosky
Beiträge: 860
Registriert: 19.12.2005 22:20
Vorname: Ja, hab ich ;-)
Ski: Diverse...
Wohnort: Rhein-Neckar-Gebiet

Beitrag von Hosky » 23.11.2007 15:00

Wir haben einige Übungen zur Fahrweise 1 gemacht. Wenn man sich den Skilehrplan durchsieht, ist das frühe Belasten des neuen Aussenbeins ein Credo, das sich durch (fast) alle Kapitel durchzieht. Als Grund dafür wird eine hohe Steuerqualität angeführt - kann bei gecarvten Schwüngen ja nur heißen, auf der Kante zu bleiben bzw Driften zu vermeiden.

Die Variante 1 trennt den Belastungswechsel vom Umkanten/KSPV und verdeutlicht damit den Belastungswechsel, da er bewußt als eigene Aktion durchgeführt wird.

Ich habe es so verstanden, daß das nach DSV-Sicht nicht getrennt werden soll, das frühzeitige Belasten des Aussenskis aber das Ziel bleibt.
Fahrweise 1 ist also nur eine Übung oder Variante, nicht das Endziel. (Dafür sind wir es aber recht ausführlich gefahren und es wurde sogar von einem Beschleunigungseffekt gesprochen :roll: Vielleicht lag es auch daran, daß es koordinativ schwieriger ist und nicht alle Teilnehmer zur älteren Fraktion gehörten, die das von der Pike auf gelernt hat)

Fahrweise 2 heißt aber nicht automatisch, daß das Gewicht auf beiden Ski bleibt, vielmehr kommt es meiner Meinung nach bei dieser Fahrweise auf den Umfang der Bewegungen an, und beim Strecken des Bergbeins (evtl verbunden mit einem leichten Anziehen des Talbeins, wurde aber nicht besprochen) kann dadurch auch eine frühe Außenskibelastung erzielt werden. Wie ich es verstanden habe, ist das die vom DSV bevorzugte Methode. Es geht also nicht unbedingt darum, das Gewicht zuerst auf den Aussenski zu bekommen, aber doch so früh wie möglich im Kurvenverlauf (nicht erst später und automatisch durch die Fliehkräfte)

Da man nach Fahrweise 2, wenn man nicht explizit darauf achtet, eben gerne beide Ski (oder auch hauptsächlich den Innenski) belastet, also kein aktiver Belastungswechsel erfolgt, wird die Fahrweise 1 gerne als Übung zur Sensibilisierung und Verdeutlichung rangenommen.

=> @ lynne: habe ich als Endziel ebenso verstanden. Genau das Pedalo bzw auch Radfahren wurde auch explizit vergleichend angesprochen.

Martina
Beiträge: 4659
Registriert: 11.06.2001 02:00
Vorname: Martina
Ski: Elan
Wohnort: St. Moritz / Regensburg D

Beitrag von Martina » 23.11.2007 15:34

Meiner Meinung nach ist es übel, wenn die ganze Belastungssache wieder ausgegraben wird. Ein echter Vorteil des Fahrens mit den stärker taillierten Ski ist doch, dass man die Belastung nicht wechseln muss, oder? Man kann ganz einfach auf beiden Füssen stehen bleiben, aufkanten, fertig.

Meines Erachtens bringt es keine Vorteile (keine höhere Steuerqualität), wenn man früher Gewicht auf den Aussenski bringt, als es durch die Fliehkraft automatisch geschieht.

Ich habe auch den Eindruck, dass dieses "Aussenski früh belasten" im DSLV einen hohen Stellenwert hat und es ist mir nicht klar wie dadurch eine "höhere Steuerqualität" erreicht werden soll.
Umgekehrt gefragt: Welchen Nachteil hat man, wenn man es nicht macht, bzw. wie drückt sich die "geringere Steuerqualität" aus?

Das auf hohem Niveau mit Belastungswechseln gespielt werden kann, ist klar und auch schön, aber ich denke, darum geht es hier nicht.

lynne
Beiträge: 163
Registriert: 01.02.2007 15:41
Vorname: Michi

Beitrag von lynne » 23.11.2007 15:50

Das wird beim DSV vom Technikleitbild für den Rennsport abgeleitet.

Es bringt auf der Piste keinen wirklichen Vorteil, ich fahre selber so wenn ich gemütlich carve.

Nur im Rennsport sieht die Sache meiner Meinung nach anders aus. Dort bringt mich diese Technik (Pedalo) wesentlich schneller und agressiver dahin wo ich will. Wenn ich bereits beim Schwungwechsel die Belastung auf dem Aussenski habe bin ich einfach früher dran, hab in der Falllinie bereits vollen Druck auf dem Aussenski und kann ihn auch früher freigeben um eine zeitlich wertvolle Gleitphase zu haben.

Wie schon gesagt, meine persönliche Meinung, ich kann über den Innenski einfach nicht so einfahren dass ich gleich schnell den Druck und den Radius bekomme wie ich es kann wenn ich frühzeitig (schon beim Schwungwechsel) die Belastung auf dem Aussenbein habe.

Ich weiß damit stehe ich wohl alleine da ;-)

Benutzeravatar
Hosky
Beiträge: 860
Registriert: 19.12.2005 22:20
Vorname: Ja, hab ich ;-)
Ski: Diverse...
Wohnort: Rhein-Neckar-Gebiet

Beitrag von Hosky » 23.11.2007 15:50

Martina: :zs:

Ich kann nur wiedergeben, wie ich es verstanden habe - möchte das weder verteidigen noch an dieser Stelle kommentieren, sondern nur davon berichten.

Die Diskussionen hatten wir ja letztes Jahr schon in den diversen Innenski-threads. Damals war Bewegungsfreund derjenige, der die DSV-Sichtweise wohl am besten verstanden und in den Diskussionen auch vertreten hat (Er ist ja auch Landesausbilder, hat daher wahrscheinlich einen tieferen Einblick in die Beweggründe oder internen Technikdiskussionen). Leider hat er hier seit Ewigkeiten nicht mehr gepostet, was ich schade finde. Trotz oder gerade aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen waren seine kompetenten Posts stets eine Bereicherung.

Was ich nicht weiß, man aber zwischen den Zeilen evtl herauslesen könnte: Der Lehrplan wurde ja nicht nur vom DSV, sondern zusammen mit allen zur Skiausbildung berechtigten Verbänden/Vereinen erstellt, darunter natürlich der DSLV, der DAV, die Naturfreunde und noch einige mehr. Reine Spekulation, aber vielleicht ist der Lehrplan eben auch nur der kleinste gemeinsame Nenner.

Benutzeravatar
Hosky
Beiträge: 860
Registriert: 19.12.2005 22:20
Vorname: Ja, hab ich ;-)
Ski: Diverse...
Wohnort: Rhein-Neckar-Gebiet

Beitrag von Hosky » 23.11.2007 16:12

@lynne: Rennsport kann ich nicht wirklich beurteilen, da ich selbst nie aktiv gefahren bin und Stangen immer nur eine als leidige und daher seltene, aber leider notwendige Übung für die Lehrgänge ansah. Seit meinem letzten Lehrgang 1993 bin ich fast keine Stangen mehr gefahren, bin da also richtig schlecht :oops:

Für mich kann ich sagen, daß ich im steilen, eisigen Gelände ebenfalls klar die Aussenskiorientierung bevorzuge, weil es mir (gefühlte?) Sicherheit gibt, sobald es aber etwas weicher oder weniger steil wird, konzentriere ich mich nicht mehr speziell auf den Außenski. Ich kann den Sinn aus meinen Fahrgefühlen heraus in gewissen Situationen also nachvollziehen - nicht aber, warum es aber zum Credo für alle Fahrsituationen erhoben wird, wo es doch in vielen Situationen schlicht unnötig ist. Mist. Jetzt hab ichs doch kommentiert :wink:

lynne
Beiträge: 163
Registriert: 01.02.2007 15:41
Vorname: Michi

Beitrag von lynne » 23.11.2007 16:21

:zs: genauso mach ich es auch. Auf der Piste fahr ich die kurve gemütlich ein und warte bis die Fliehkräfte schon von alleine für die aussenskibelastung sorgen :-) Im Rennen aber versuche ich aktiv frühzeitig drauf zu gehn.

Der Grund für das Credo liegt meiner Meinung nach darin, der DSV sucht nach DER Lösung. Nach der eierlegenden Wollmilchsau. Und da bedienen sich die Leute einfach vom Rennsport, frei nach dem Motto:

Was bei Riesch und Co. stimmt kann für Hans Otto nicht so verkehrt sein.

freeriderin
Beiträge: 841
Registriert: 18.08.2003 08:36
Vorname: Kati
Wohnort: in der Ecke Neuss/ Düsseldorf

Beitrag von freeriderin » 23.11.2007 16:30

Hosky hat geschrieben: Für mich kann ich sagen, daß ich im steilen, eisigen Gelände ebenfalls klar die Aussenskiorientierung bevorzuge, weil es mir (gefühlte?) Sicherheit gibt, (...)
...das ist für mich nach wie vor unklar: gibt es Dir Sicherheit, weil Du das mit dem Außenski schon immer so gemacht hast, es also antrainiert ist oder gibt es Dir Sicherheit, weil es tatsächlich besser funktioniert?
Wüsste physikalisch keinen Grund, warum die Außenskiinnenkante besser als die Innenskiinnenkante steuerbar sein sollte.
Vielleicht gibt es bestimmte motorische Parameter, die da 'ne Rolle spielen?

*grübelgrübel*

Schönes Wochenende!

Antworten