Also zu dem Thema könnte ich wahrscheinlich seitenweise schreiben, versuche mich aber auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren.
Ich selbst arbeite seit 1994 eigentlich jede Saison für ein Sporttouristikunternehmen in Münster (SFI Sporttouristik) als Skilehrer und Reiseleiter.
Erstmal zu den formalen Kriterien:
Eigentlich ist es bei allen Unternehmen so, daß die Teilnahme an einer firmeninternen Fortbildung zumindest für Neulinge Pflicht ist. Ausnahmen werden gelegentlich gemacht, wenn ein Bewerber z.B. eine Oberstufe o.Ä. hat (bei Frosch-Reisen muß allerdings jeder auf eine Sichtung mitfahren). Das hat neben dem Test des skifahrerischen Könnens auch den Sinn, daß die die Leute kennenlernen wollen, da nicht jeder "Gruppenkompatibel" ist. Eine Chance zum Quereinstieg bietet sich gelegentlich, wenn die Saison schon läuft und den Unternehmen noch Leute fehlen. Zum Teil werden dann händeringend Skilehrer gesucht und wenn da einer einen Skilehrerschein oder große Erfahrung vorweisen kann, dann nehmen sie ihn auch ohne genauer nachzusehen und wenn man einmal bei so einem Unternehmen "drin" ist, dann kann man eigentlich immer wieder für die arbeiten.
Andererseits muß man sagen, daß die Fortbildungen gar nicht so schlecht sind, da a) recht billig (bei Frosch nicht) b) lehrreich (zum Teil super Ausbilder, muß man Glück haben) und c) spaßig (aber sehr anstrengend
). Etwas nervig sind ausgedehnte Theorieabende zu Themen wie: Wie stelle ich die Gäste zufrieden etc.
Die Bezahlung der Jobs ist in der Regel äußerst mies, wenn man bedenkt, daß man fast den ganzen Tag im Einsatz ist, sparen läßt sich allerdings dadurch, daß man in vielen Skigebieten umsonst beim Après-Ski und auch abends trinkt und zum Teil auch ißt, aber das ist ein Thema für sich. Gut ist es, wenn man mit jemanden zusammenarbeitet, der schon das ganze Dorf kennt, ansonsten kann man sich auch viel Unmut zuziehen (z.B. hat die berühmte Mühle in Saas-Fee die Gratisdrinks für Skilehrer eingestellt, da nach Aussage des Wirts "doppelt soviele Skilehrer wie Gäste an der Bar rumhingen..."
)
Zum Job selber:
Wie sich die Arbeit gestaltet hängt stark davon ab, in wo man arbeitet (Hütte, Sportclub, Hotel). Was einem da gefällt ist sicher auch individuell unterschiedlich. Ich bin z.B. ein Fan von einfachen Skihütten. Meine 2 Einsätze in sogenannten Sportclubs habe ich bitter bereut. Das liegt vornehmlich daran, daß der Anspruch in diesen Clubs sowohl von den Gästen als auch vom Veranstalter her viel höher ist, das Alter der Leute liegt auch höher, Familien mit Kindern etc. Da viel mehr Dienstleistung geboten wird, muß auch viel mehr gearbeitet werden, d.h. Skikurse am Nachmittag etc. Man ist so richtig der Dödel für die Leute und muß auch noch dauernd bei Sachen mitarbeiten (Küche, Bar), für die man eigentlich nicht da ist, da die Personaldecke so dünn kalkuliert ist, daß die anderen Teamer die Arbeit nicht schaffen und man halt hilft, wenn man sie nicht hängen lassen will.
Bei Skihütten kommt es sehr darauf an, was man selber draus macht. Insgesamt ist der Job recht locker und in der Regel muß man wirklich nur 3 Stunden am Tag (an 4 Tagen) Kurs geben, kann also wirklich viel fahren. In den Kursen ist man recht frei und kann also auch alle auf dieser Homepage vorgestellten Ideen ausprobieren bzw. nach eigener Lust Carving-Zusatzkurse usw. anbieten. Das finde ich ein großes Plus und die Kurse machen eigentlich immer viel Spaß.
Der Job endet aber nicht mit dem Kurs. Wie es sich dann gestaltet hängt sehr ab a) von der Gästetruppe b) von den Kollegen und eventuell weiteren Umständen. Manchmal gibt es einfach Touren, da ist der Wurm drin (schlechtes Wetter, nur Beschwerden der Gäste etc), aber oft ist es auch super lustig. Man sollte schon eine gewisse Partykondition mitbringen und wer glaubt, daß er zwischendurch mal ein paar Stunden für eine Prüfung lernen kann oder sowas, der täuscht sich, wenn man mal frei hat, dann will man meist nur schlafen. Empfehlenswert ist auch die Eigenschaft, dumme sich wiederholende Fragen (Was machst du sonst so? Wie lange machst du das schon? Wie bist du dazu gekommen? Wann kommt der Bus?) mit stoischer Gelassenheit immer und immer wieder zu beantworten.
Nicht unerwähnt sollte auch noch bleiben, daß solche Fahrten eine 1a Kontaktbörse sind und man so richtig dem Skilehrerklischee frönen kann, wenn man denn will
).
Wenn das jetzt hier insgesamt eher pessimistisch klingt, liegt das daran, daß ich das schon so lange mache und doch die Lust etwas verloren habe, aber ich habe wirklich tolle Erlebnisse gehabt über die Jahre und konnte trotz schmalem Geldbeutel bis zu 9 Wochen im Jahr skifahren. Für Studenten oder Leute, die halt Zeit haben, gibt es meiner Meinung nach kaum eine bessere Möglichkeit ihre Skiobsession auszuleben.
Hoffe, ich konnte eine kleine Übersicht geben.
Noch zwei Kontaktadressen:
SFI Sporttouristik, Wolbecker Str. 35, 48153 Münster, zuständig ist Frau Rohlfing: 0251/6092311
www.sfi.de
Frosch (auch in Münster),
www.xxl-reisen.de