Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

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NeusserGletscher
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von NeusserGletscher » 19.11.2015 16:20

Matje hat geschrieben:Würde ich nicht als Kernelement ansehen, da dies sich beim taloffenen fahren mehr oder weniger automatisch einstellt...
Wieso ist es für Dich kein Kernelement, wo es sich doch automatisch einstellt, wenn jemand "taloffen" fährt? Viele Skifahrer fahren ja gerade nicht taloffen und fahren auch keinen gescheiten Hüftknick (ob es nun an der fehlenden Schrittstellung oder anderen individuellen anatomischen Gegebenheiten liegt, sei dahingestellt). Wobei, taloffen ist auch so eine dieser für Anfänger irreführenden Begriffe. Denn es geht in erster Linie um die Orientierung der Hüfte gegenüber den Ski und nicht gegenüber dem Tal.
Der Ski zeigt bei zu viel Innenskibelastung(evtl. noch in Verbindung mit zu viel Schrittstellung) in eine andere Richtung=Skiführung nicht parallel!
Das tut er auch bei reiner Belastung des Außenski.

Ich stimme Dir zu, dass nicht jede Übung für jeden Fall gleich gut funktioniert oder sogar kontraproduktiv sein kann. Meine eingangs erwähnte Kritik richtet sich jedoch genau dagegen, nach Lehrplan in Anfängerkursen erst mal alle Teilnehmer zu dieser Übung zu nötigen, bei der sie entgegen den Gesetzen der Physik das Gewicht auf den Aussenski verlagern.
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Matje
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von Matje » 19.11.2015 18:39

NeusserGletscher hat geschrieben:Wieso ist es für Dich kein Kernelement, wo es sich doch automatisch einstellt, wenn jemand "taloffen" fährt?
Warum soll ich was extra trainieren, was sich sowie automatisch einstellt?
NeusserGletscher hat geschrieben:Viele Skifahrer fahren ja gerade nicht taloffen .
Ich bin auch nur für taloffene(sich verwindende Achsen der Sprung-,Knie-,Hüftgelenke zur Schulterachse gesehen) Fahrweise bei kürzeren Schwüngen/Kurzschwung! Bei mittleren/großen Radien sollten die Achsen mehr oder weniger parallel bleiben, die Aussenschulter evtl. sogar leicht in Fahrtrichtung gedreht sein, also Gegenteil von "taloffen", um eben die Hüfte nicht zu weit hinten zu haben/ zu verschleppen!

Sollte jedoch jemand ständig in Steuerphase 2 des Schwunges überdrehen, könnte man mit etwas mehr Schrittstellung versuchen diesem entgegenzuwirken.....
NeusserGletscher hat geschrieben:und fahren auch keinen gescheiten Hüftknick (ob es nun an der fehlenden Schrittstellung oder anderen individuellen anatomischen Gegebenheiten liegt, sei dahingestellt).
Sorry, müssen sie auch nicht, weil sie einfach technisch dazu viel zu schlecht sind.....Ein Großteil der Leute (halte mich jetzt zurück mit %-Zahlen, rutscht einfach nur mit Rücklage rum!!! Wozu braucht man dafür einen Hüftknick? Dieser ist ja dazu da, um den Fliehkräften beim carven entgegen zu wirken. Bedeutet je größer der Skiaufkantwinkel ist, um so mehr sollte mit dem OK ausgeglichen werden. Außerdem ist es ja auch (eingeschränkt) möglich, die Kurven über Lage zu fahren....
Matje hat geschrieben:Der Ski zeigt bei zu viel Innenskibelastung(evtl. noch in Verbindung mit zu viel Schrittstellung) in eine andere Richtung=Skiführung nicht parallel!
Das tut er auch bei reiner Belastung des Außenski.
Ist möglich....Aber viel Spass beim fahren mit reiner Innenskibelastung!!! Bei Profis sieht man ab und zu in Notsituationen, das sie den Schwung auch mal über den Innenski "retten", aber den Skinormalverbraucher schätze ich dafür zu schlecht ein....
Beim einbeinigen fahren fällt mir der Schwung über den Innenski viel schwerer als gegenüber dem Aussenski! Im Kurzschwung bei möglichst hoher Frequenz passiert mir immer wieder mal ein wegrutschen über den Innenski(zu viel Belastung), aber eben nicht über den Aussenski! Da ich den dann ja als "Stützrad" im Notfall dabei habe! :) :wink:
Nicht falsch verstehen, volle/einseitige Belastung eines Ski sollte nicht das Ziel sein. Aber wenn`s passiert, dann besser am Aussenski.Sollte das bei Dir alles anders herum sein? :wink:
NeusserGletscher hat geschrieben:Meine eingangs erwähnte Kritik richtet sich jedoch genau dagegen, nach Lehrplan in Anfängerkursen erst mal alle Teilnehmer zu dieser Übung zu nötigen, bei der sie entgegen den Gesetzen der Physik das Gewicht auf den Aussenski verlagern.
Wieso, probier es aus......
Matje hat geschrieben:Auch wie ist den die Skibelastung beim Schüler, man kann bei der zuletzt genannten Übung den Innenski belasten, den Aussenski oder eben, falls Unterschenkel parallel zu einander stehen, relativ gleichmäßig belasten....
Und wieso gegen die Gesetze der Physik? Warum sollte die Belastung in dieser Situation am Innenski überwiegen?
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von NeusserGletscher » 19.11.2015 22:40

Matje hat geschrieben:Und wieso gegen die Gesetze der Physik? Warum sollte die Belastung in dieser Situation am Innenski überwiegen?
Es geht mir darum, dass man im Unterricht mit Anfängern einen unnatürlichen Bewegungsablauf vermittelt. Nämlich zu Beginn einer Kurve den KSP in Richtung Tal verlagert, um den Aussenski zu belasten. Mit allen Nebenwirkungen wie starkes Abknicken des Oberkörpers und daraus resultierender Rücklage. Mal ganz abgesehen von dem falschen Bewegungsablauf, den man hier Schülern vermittelt, die erst wenige Stunden auf Brettern stehen.

Beim Skifahren verlagert man den KSP zu Beginn einer Kurve ins (neue) Kurvenzentrum. Die Belastung des Aussenski ergibt sich im Verlauf der Kurve automatisch. Handlungsbedarf sehe ich daher hier allenfalls bei Lernenden, die sich instinktiv zu stark in Richtung Hang lehnen und dabei auf der Ferse des Innenski die Kurve rumdrücken. Das kann aber IMHO keine Rechtfertigung dafür sein, alle Schülern mit dieser Methode zu traktieren.
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von Matje » 20.11.2015 19:08

NeusserGletscher hat geschrieben:Matje hat geschrieben:
Und wieso gegen die Gesetze der Physik? Warum sollte die Belastung in dieser Situation am Innenski überwiegen?
Es geht mir darum, dass man im Unterricht mit Anfängern einen unnatürlichen Bewegungsablauf vermittelt. Nämlich zu Beginn einer Kurve den KSP in Richtung Tal verlagert, um den Aussenski zu belasten.
Du musst den Skilehrer falsch verstanden haben oder er war völlig fehl am Platz...!? Wenn man mit einer Oberkörperausgleichsbewegung nach außen arbeitet, dann macht man dies ja, weil sich der KSP zum Kurvenzentrum hinbewegt und trotzdem will, das genügend Druck am Aussenski aufgebaut wird/bleibt!!!

Er kann nicht gewollt haben, den KSP am Anfang der Kurve nach aussen zu bewegen!!!
Dadurch würden die Ski abgekantet werden bis man schließlich seitlich abrutscht und damit keine Kurve mehr zu Stande kommt!

Aber nun zum letzten Mal, nur weil beide Hände auf das Aussenknie gelegt werden, wird der KSP nicht zwangsläufig nach aussen bewegt!!! Ich habe bei meinen (Anfänger)kursen auch mit der Methode in der Pfugstellung gearbeitet, Hände auf`s Aussenknie und dann dieses etwas nach innen drücken, dadurch genügend Aussenskiaufkantwinkel= Kurve. Auf Anfängerlevel ist es Quatsch mit aktiver OK-Ausgleichsbewegung(Schulter unnatürlich versuchen nach aussen zu schieben)( trotzdem müsste man diese unsinnige Bewegung mit KSP nach innen ausgleichen!!!)) zu arbeiten! OK sollte relativ aufrecht zentral bleiben!!!

Auf Fortgeschrittenebene kann man mit aktiven Hüftknick arbeiten, um eben die erforderlichen Aufkanntwinkel für`s carven zu ermöglichen.....
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von NeusserGletscher » 21.11.2015 11:20

Matje hat geschrieben:Er kann nicht gewollt haben, den KSP am Anfang der Kurve nach aussen zu bewegen!!!
Die Anweisung lautet sinngemäß, die Hände auf das kurvenäußere Knie zu legen um dort "Druck aufzubauen" bzw. den Ski (aktiv) zu belasten. So wird das in den Anfängerkursen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen praktiziert. Von Ausgleichsbewegung des Oberkörpers und Hüftknick zu reden wären in diesem frühen Lernstadium IMHO wenig förderlich. Natürlich knicken auch Schüler dabei mit dem Oberkörper ein, was aber in vielen Fällen zu Rücklage führt.

Ich weiss ja nicht, wie Du Deine Kurven fährst. Aber wenn ich Druck auf den Außenski bringen möchte dann geschieht das hauptsächlich dadurch, dass der KSP zwischen den Ski liegt und das Außenbein gestreckt wird.
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von Matje » 21.11.2015 22:33

NeusserGletscher hat geschrieben:Matje hat geschrieben:
Er kann nicht gewollt haben, den KSP am Anfang der Kurve nach aussen zu bewegen!!!
Die Anweisung lautet sinngemäß, die Hände auf das kurvenäußere Knie zu legen um dort "Druck aufzubauen" bzw. den Ski (aktiv) zu belasten. So wird das in den Anfängerkursen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen praktiziert.
Ich verstehe diese Anweisung,am Aussenski(Druck aufbauen) belasten, nicht durch KSP Verlagerung Richtung Tal. Nur, wenn man sich z.B. in Steuerphase 1 zu stark/zu früh Richtung Kurvenzentrum bewegt(reingelegt ) hat, der KSP sich zu weit zum Innenski verschoben hat. Dann sollte dies natürlich korrigiert werden, um nicht Scherrstellungen zu produzieren/bzw. am Innenski aus zurutschen....
Ich finde auch, es muss nicht unbedingt aktiv Druck aufgebaut werden, es reicht, einfach den Ski rel. zentral ausreichend aufzukanten!
NeusserGletscher hat geschrieben:Ich weiss ja nicht, wie Du Deine Kurven fährst. Aber wenn ich Druck auf den Außenski bringen möchte dann geschieht das hauptsächlich dadurch, dass der KSP zwischen den Ski liegt und das Außenbein gestreckt wird.
Der KSP muss immer, von der Körpermittelachse gesehen, sich zwischen den Ski`s befinden, sonst Sturz!
Weiterhin versuche ich nicht unbedingt aktiv Druck auf den Aussenski aufzubauen, dies geschieht bei korrekter KSP-Verlagerung im Schwung automatisch! Was ich aber wichtig finde ist, das der Druckaufbau auf den kommenden Aussenski möglichst früh in Steuerphase 1 beginnt!

Ich versuche noch mal auf folgendes Video einzugehen:
http://www.youtube.com/watch?v=p8bSRJXpyPs

In diesem ist das von Dir kritisierte pflügen zu sehen, nehme ich mal an. Bei allen Übungen bleibt, meiner Meinung nach der KSP zentral, muss sogar dieses Schulter nach aussen bringen evtl. mit KSP nach innen ausgeglichen werden... Das hier mit "Oberkörperausgleich" gearbeitet wird finde ich auch nicht zielführend-nicht nötig! Es würde das Aussenknie nach innen drücken reichen! Um den Schüler das bildlich sichtbarer, begreifbarer zu machen, kann man nun mit Händen auf`s Aussenknie arbeiten und schauen, ob er darauf anspricht...

Beim schweizer Pflügen(Aussenschulter nach vorn gedreht) sollte ja der Aussenski mehr aufgekanntet werden, bei gleichzeitigen Innenski abkanten, eine feine Sache! Nur auch hier kann ich einen negativen Aspekt finden, sollte ich böse sein! Wenn nicht nur die Schulter, sondern auch die Hüfte (zuviel) mit nach vorn bewegt wird, lege ich den Grundstein für ein späteres überdrehen...Aber ich will mal nicht so negativ denken! :wink:

Bei allen möglichen Pflugformen, laut Lehrplan, müssen bestimmte physikalische Gesetzmäßigkeiten eingehalten werden, sonst käme es zu keiner Kurve!!!Warum habe ich weiter oben schon geschrieben.

Bei manchen Skischüler ist man froh, wenn er mühsam überhaupt die erste Kurve hin bekommt, der Weg dazu, ist meiner Meinung nach, nicht so entscheidend!

Damit verabschiede ich mich nun aus der Diskussion!
Matje

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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von kehoma » 27.11.2015 15:56

Und Hallo,

grundsätzlich glaube ich, dass die Diskussion nicht unbedingt den Kern der Sache erwischt, vielleicht bekomme ich es ja ein wenig geschärft, da ich auch viel Zeit in sehr vergleichbare Gedanken schon investiert habe....

Zum einen bin ich auch kein Freund der Übung:
NeusserGletscher hat geschrieben: Die Anweisung lautet sinngemäß, die Hände auf das kurvenäußere Knie zu legen um dort "Druck aufzubauen" bzw. den Ski (aktiv) zu belasten. So wird das in den Anfängerkursen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen praktiziert.
Weil: häufig schlicht die Hände auf dem Knie abgelegt werden, wahlweise "stumpf" nach unten gedrückt wird und in der Konsequenz tatsächlich ausser der beschriebenen verkrampften Haltung kein Resultat auftaucht. Dabei hilft es meiner Erfahrung nach zwar, darauf hinzuweisen, dass der Druck mit den Händen das Knie in Richtung nach vorne und in Richtung Kurvenmittelpunkt drücken soll, was die eigentliche Anweisung dabei sein sollte, um einen entsprechenden Aufkantwinkel am führenden Aussenski zu erzeugen und ein entsprechendes "Ah-ha-Erlebnis ... jetzt fahre ich ja eine Kurve, wenn ich mein Knie so bewege, dass sich der Aussenski nach Innen aufkantet" einstellt. Das liegt zumeist an mangelnder Geduld in geringen Geschwindigkeiten und der blockierten Haltung ohne bereits das dafür notwendige Gleichgewicht entwickelt zu haben. Die Grundhaltung bei dieser Position ist Schrott - daher kann ich Deine Bedenken gegenüber dieser Übung teilen - trotzdem mache ich sie für mich selbst manchmal aber auch im Rahmen von Kursen.... es kommt halt drauf an, mit was man sich gerade beschäftigt.

Bessere Erfahrungen habe ich damit, direkt die Anweisung zu geben, dass Außenknie nach Vorne Innen zu drücken, wenn man es entsprechend vormacht. Der ebenfalls geschmähte "Flieger" (weil fliegt halt genau falsch rum) verfolgt eigentlich auch genau dieses Ziel - nicht political correct - aber ich verwende gerne Hände hoch, Bauchschuss -> Körperspannung erzeugen -> Bein knickt ein.... hätte auch gerne eine bessere Geschichte....

Zum Allgemeinen:

Grundsätzlich gibt es kaum Dreh- oder Kippbewegungen, mit denen man keine Kurve auslösen kann. Selbst "mit den Augen an einem Punkt im Vorbeifahren kleben bleiben" wird letztlich zu einer Kurve führen - probier es aus - ich hab nicht die schlechtesten Erfahrungen damit!

Was aber aus meiner Sicht nicht zu einer Kurve führt, ist eine reine Schrittbewegung, wie wir sie vom Gehen oder Laufen kennen oder ausschließlich das Verlagern des Körperschwerpunktes nach vorne oder hinten.
Eine Schrittbewegung führt lediglich dazu, dass wir einen Fuß vor den anderen setzen. Mit Ski dran oder ohne, da kommt definitiv keine Kurve raus!
Wenn ich mich massiv vor- oder zurücklehne kommt ein "front- oder back - Wheelie" - also ein Flat-Trick raus - aber keine Kurve.

Deshalb kann ich Deine Ausführungen zu der Bedeutung der Schrittstellung für Kurvenfahren und intuitivem Anwenden von "natürlichen" Bewegungsabläufen beim Skifahren nicht zustimmen - ich glaube es lohnt sich genauer hinzusehen und den Ablauf dynamisch zu verfolgen.

Du schreibst:
NeusserGletscher hat geschrieben: Ich weiss ja nicht, wie Du Deine Kurven fährst. Aber wenn ich Druck auf den Außenski bringen möchte dann geschieht das hauptsächlich dadurch, dass der KSP zwischen den Ski liegt und das Außenbein gestreckt wird.
Dazu denke ich, dass Du die Folge "...und das Außenbein gestreckt wird." als Ursache beschreibst und das widerspricht aus meiner Sicht dem physikalischen Vorgang, den wir gerade am Wickel haben. Damit meine ich, dass Skifahrer ihr Außenbein in Kurven strecken, um nicht die gesamten auftretenden Fliehkräfte über die Muskeln auffangen zu müssen, sondern mit Hilfe ihres Skelettapparats abfangen - das erscheint mir von uns Menschen recht schlau und natürlich ;). Das geht aber im Kern nur mit dem gestreckten Bein des Außenskies!
Eben gerade die sich gleichzeitig einstellende Schrittstellung auf Grund der dann gegebenen Hangneigung (Schrittstellung am besten genau so groß, wie nötig, um die jeweilige Hangneigung i.V.m. der Körperschräglage auszugleichen) verhindert, dass das Innenbein gestreckt werden kann und die auftretenden Kurvenfliehkräfte mit der Muskulatur des Innenbeins genau so gut aufgefangen werden könnten als mit dem Außenbein. Ergo - das Außenbein führt..... (übrigens nicht ohne Risiko)

Zur Verdeutlichung, wie das Aussehen würde, wenn man es mit dem Innenbein versucht folgender Link:
http://kunstpiste.com/2014/10/skifahren-mit-feingefuhl/

Der KSP ist in der Beschreibung des Kurvenverlaufs kein probates Argument. Um die Diskussion entsprechend der physikalischen Abläufe zu führen müssten wir hier auf die Kräfteverläufe und die Wirkungen eingehen - dann löst sich aus meiner Sicht ein guter Teil der Diskussion.....

Besser als ich das je erklären könnte findet sich das Thema hier:
http://www.dsv-datenzentrale.de/rahment ... fahrt-.htm

Auf dem Foto finde ich sieht man super den KSP (Punkt, an dem sich die Kräftepfeile treffen) und die eingezeichneten "Wirkkräfte".

Mhhh, ich hoffe, dass das den ein oder anderen Anhaltspunkt für die Diskussion ergibt....

Alex

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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von NeusserGletscher » 29.11.2015 13:29

Hallo Alex,

schön dass es doch noch weitere User gibt, die sich für Fahrtechnik interessieren. :wink:
kehoma hat geschrieben:Eine Schrittbewegung führt lediglich dazu, dass wir einen Fuß vor den anderen setzen. Mit Ski dran oder ohne, da kommt definitiv keine Kurve raus!
Ich wollte es anfangs auch nicht glauben. Aber es geht, jedenfalls bei mässigen Gefälle. Probiers halt mal aus. Ob das nun alleine zur Ausbildung von Anfängern taugt sei dahingestellt. Jedenfalls beobachte ich gerade bei Anfängern immer wieder, dass sie den Schrittwechsel entweder gar nicht oder viel zu wenig einsetzen. Mit der Folge, dass sie auch keinen vernünftigen Hüftknick hinkriegen und daher in der Regel auf das Kommando "tief" nach hinten absitzen anstatt die Hüfte in Richtung Kurvenzentrum zu verlagern. Ohne eine ausreichende an die Fahrsituation und die individuellen körperlichen Voraussetzungen angepasste Schrittstellung kann man beide Ski nicht gleichmässig aufkanten. Die Schrittstellung ist daher IMHO genau so wichtig wie das Beugen der Sprunggelenke.

Kurioserweise kann man bei Skilehrern im Unterricht mit Anfängern bei Übungen zur Hoch- Tiefbewegung genau beobachten, wie sie mit dem Kantenwechsel auch sofort einen Schrittwechsel ausführen. Aber bei ihren Schülern achten sie nicht darauf und greifen auch nicht korrigierend ein. Und wundern sich dann, warum bei dem Schüler nur Krampf heraus kommt.
kehoma hat geschrieben:Damit meine ich, dass Skifahrer ihr Außenbein in Kurven strecken, um nicht die gesamten auftretenden Fliehkräfte über die Muskeln auffangen zu müssen, sondern mit Hilfe ihres Skelettapparats abfangen
Das ist richtig. Gleichzeitig aber erfährt der Ski durch die Streckung des Aussenbeins noch einmal eine zusätzliche Krafteinwirkung und biegt sich noch stärker durch, wodurch Du die Kurve enger fahren kannst. Das aber gehört definitiv nicht mehr in den Bereich der Ausbildung von Anfängern. :D
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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von kehoma » 30.11.2015 10:50

Hallo Peter,

schon etwas älter, aber das Beste was ich kenne, um nachzuvollziehen, was Ski dazu bringt, Kurven zu fahren....

https://www.youtube.com/watch?v=cfEzIcFTq_o

Ansonsten kenne ich das Thema mit der Schrittstellung und setze das im Themenbereich belastungsarmes Fahren ein. Die Kurve wird aber trotzdem nicht duch die Schrittstellung, sondern durch Drehen oder/und Kanten (Neigen) bzw. Belastung ausgelöst und gesteuert. Die Schrittstellung erleichtert in definierten Situationen nur die Skiführung! In anderen Situationen (aufgeschobene Piste, steil, Gelände usw.) halte ich das für gefährlich!

Was die Geschichte mit dem Schritt als bewußtes Steuerungselement für Kurvenfahrten aus meiner Sicht eher problematisch macht ist, dass dadurch eine letztlich blockierte Hüfthaltung rauskommt - ja das wird in einigen Ländern gern gesehen... aber ich finde es trotzdem nicht gut und es gibt aus meiner Sicht keinen generellen Vorteil....

Sehr schön sehen, kann man das in diesem Video....
https://www.youtube.com/watch?v=MCHl5FBZfVI

Mich gruselt es halt bei der Hüfthaltung... wenn die Piste nicht gebügelt ist, wird es aus meiner Sicht auch gefährlich... deshalb stehe ich persönlich auf eine andere Ausführung, die ich für sicherer und letztlich stabiler halte... und da ist halt eine bewußte Schrittstellung aus meiner Sicht kontraproduktiv.

Beste Grüße,
Alex

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Re: Es geht der Mensch, es stockt das Pferd, doch manchmal ist es umgekehrt :-)

Beitrag von toni555x » 30.11.2015 20:04

Hallo zusammen,

Um auf die Kernthematik dieser Übung zurück zukommen...

Aus meiner persönlichen Erfahrung hilft diese Übung Anfänger dabei, den Außenski leichter auf die Kante zusetzen und dadurch erste Pflugkurven zufahren.
Natürlich muss hier eine aktive Bewegung der Arme stattfinden, reines auflegen der Hände bringt eher weniger.

Zusätzlich wird durch diese Bewegung ein Belastungswechsel vollzogen, vom alten Außenski auf den neuen Außenski.
Somit ist das für mich keine nutzlose Übung, da dass Skifahren hauptsächlich aus drei Hauptbewegungen besteht:
  • 1. Kantbewegungen
    2. Drehbewegungen und
    3. Körperschwerpunktverlagerungen
Wenn der Skilehrer die Übung KORREKT und SAUBER vorfährt, wird der Skischüler hier auch nicht verkrampfen und seine ersten Pflugkurven in den Schnee zaubern. :wink:

Hoffe ich konnte etwas zur Thematik beitragen und den Sinn dieser Übung klarstellen :)

Schönen Abend,
Dominik

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