Landeslehrer-Ausbildung

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extremecarver
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von extremecarver » 19.11.2014 12:16

Seit wann gibts das eigentlich mit dem Alpinkurs?

Weil zu meinen Ausbildugnszeiten gabs den soweit ich weiß noch nicht. Dafür waren wir beim Instruktor im praktischen Teil quasi 50% im Gelände...


Und wie wird derzeti der Tourenführer vom Alpenverein eingeordnet? Kennt man den überhaupt in Tirol?

Prinzipiell wäre ja Instruktor/LS2 & Tourenführer doch die deutlich bessere Kombi. Wobei mir auch nicht klar ist - ob jetzt derzeit Instruktor dasselbe darf wie LS2& Alpin. Weil zu meinen Instruktorzeiten durften wir auch mit Kunden auf Varianten und Pistennahe Bereiche (und das mit Aufstieg war eher so offen gesehen - sprich wenn die Skifahrer hier raufschieben würden mit normalen Ski - wars okay. Theoretisch war halt alles okay was mit einem Bein in Bindung zumutbar wäre an Aufstieg)... Dafür war damals in der Ausbildung der (P)GS/(P)SL Teil trotz Leitung der Ausbildung durch Ex Weltcup Race Pro deutlich mehr in Fokus Freeride/Freestyle als Alpin - und das obwohls die Alpinausbildung war - und es daneben noch den Freeride/Freestyle Instruktor gab (die aber beide rechtlich gleichgestellt waren - aber es gab halt unterschiedlichen Ausbildungsnamen und Prüfung. Weil was die GS/SL Läufe waren für die Alpinen, waren halt Big Air Wertungen für die Freeride/Freestyle Ausbildung). Bordercross/Halfpipe viel flach - weil halt in den Ausbildungsgebieten eh nicht in entsprechendem Standard vorhanden.

Kann man jetzt bei Ski eigentlich auch noch Alpinteil mit Freestyle austauschen? Ich wäre ja dafür dass ohne 360 oder Flip/Loop keiner den LS2/Instruktor bekommt, wenn Racen genauso Voraussetzung ist. (beim Freestlye/Freeride Kurs Snowboard war durch Andrang ja quasi 540 / Inverted 360 / Rodeo 5 oder ähnliche Schwierigkeit Pflicht was ich so gehört hab damals. Warums den Freeride/Freestyle Instruktor so an sich gar nicht mehr gibt? Bedarf wäre denke ich schon noch da. Es gibt sicher mehr Kunden die Freestyle Basics lernen wollen, als solche die Rennlaufbasics lernen wollen. Und Freeride sowieso (aber das gabs ja eh in beiden Ausbildungen).

(und das in der Praxis in so einigen Skischulen auch Leute ohne jegliche Ausbildung mit Kunden Varianten gefahren sind in der Ferienzeit - nun dass ist halt wieder typisch Österreich. So richtig wusste da niemand was bei einer Kontrolle passieren würde. Wahrscheinlich hätte sich der Skischulbesitzer halt rausgeredet er weiß von nix, und der Lehrer ohne jegliche Ausbildung ist auch problemlos durch solange er keinen groben Fehler begangen hat)
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von moni.ski » 19.11.2014 14:16

Schon lange, sogar zu meinen Zeiten (also vor 12 Jahren mindestens)

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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von Petersen » 19.11.2014 14:23

Freestyle beim Staatlichen: 180 - kein Scherz :roll:

Beim Landeslehrer ist die RTL-Prüfung nur der Beleg für ausreichend sportliches Fahrkönnen.

Wie man einen Kurs setzt und trainiert, wurde theoretisch gelehrt und abgeprüft. Man muss sagen,
dass ein 10 Tages Kurs tatsächlich nur ca. 7 Tage netto hat. Die letzten Tage sind immer Prüfung.

Ich musste als Anwärter bei Arbeitsbeginn immer extra unterschreiben, dass ich mit Gästen nicht ins Gelände gehe und nur auf gesicherten Pisten fahre. Guess why! Haftung!

Mir sind auch einige Fälle bekannt. Hat man sich nichts Grobes zu schulden kommen lassen, so wird in der Regel die von Amts wegen eingeleitete Ermittlung eingestellt. Zivilrechtlich kann dann trotzdem noch ein eigener Anwalt nötig sein. Spätestens dann sollte man seinen eigenen Versicherungsschutz überprüfen, denn die Skischul-Haftpflicht deckt bei weitem nicht alles ab. Erfährt man alles erst, wenn man gezwungenermaßen das Kleingedruckte liest.

Ein durch den Skiunfall entstandener Schaden samt Verdienstausfall kann bei einem Gast mit höherem Einkommen, und das ist die Regel bei Skilehrer-Buchungen, durchaus schmerzhafte Höhen erreichen. Rechnet man Bergung, Krankenhauskosten und etwaigen Verdienstausfall zusammen, bist Du unweigerlich im fünfstelligen Bereich. Und da wird geklagt, wenn es nur leise Zweifel am Skilehrer gibt.

Es sei gesagt, dass diese Zeit bis zum Abschluss eines etwaigen Verfahrens kein Zuckerschlecken ist für den Beklagten.

Ich fahre privat auch nicht irgendwo ins Gelände ohne sicher zu sein, dass kein bescheuerter Tourist mir nach fährt.
Denn auch privat ist der Skifahrer mit der höchsten Ausbildung trotzdem für andere Skifahrer verantwortlich.

Sorry, dass ich hier so ausschweife aber ich sehe das mit der Ausbildung/Qualifikation auch eher von der Verantwortungs- und Haftungsperspektive.

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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von Schneefrau » 19.11.2014 14:40

@ Petersen: Eine Frage: Wenn man nun ausdrücklich nach Landes- oder staatlichen Skilehrern sucht: Wie sind die zu finden? Sind die irgendwo gelistet - oder ist man auf die Auskunft angewiesen, die Skischulen geben (entweder auf Webseite, Prospekt oder direkte Nachfrage)?
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von Petersen » 19.11.2014 15:13

Du gehst in die Skischule und fragst explizit nach einem Lehrer mit Qualifikation XY. Ist einer frei, bekommst Du ihn, so einfach. In der Regel sind die alten Einheimischen alles Dipl-SL oder Skiführer.

Bei Agenturen steht das Ausbildungs-Level meist auf der Homepage dabei, quasi in der Visitenkarte bzw. im Steckbrief. Der Landeslehrer entspricht Level 3 ISIA. Level 4 ISTD wäre der Diplom-Skilehrer, also das Maximum. Skiführer ist eine Zusatzausbildung zum Diplom-Skilehrer. Nicht zu verwechseln mit dem Ski- und Bergführer. Die durchlaufen mehrere Jahre Ausbildung und nicht nur einzelne Module.

Intern wird natürlich versucht, alles abzudecken. D.h. Gruppen/Privatbuchungen mit höherem Niveau müssen dementsprechend höher qualifizierte Lehrer haben. Buchst Du Offpiste oder magst Skirouten fahren, dann fährt sicher kein Anwärter als SL mit. Bei Privatbuchungen auf der Piste werden für fortgeschrittene/"schwarze" Fahrer aber auch mal erfahrene Anwärter genommen. Die schauen im Büro aber schon ob's passt. Wenn nicht, kommt der Gast am selben Tag und verlangt einen anderen Skilehrer. Wer den Mund nicht aufkriegt, dem wird aber auch nicht abgeholfen ;-)

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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von extremecarver » 19.11.2014 15:41

Naja - Landeslehrer/Instruktor bekommst du quasi überall wenn du anfragst (sollte bei Privatunterricht auch eher der Standard sein - keinen Anwärter zu schicken). Staatlichen nicht unbedingt (ist je nach Schule oft auch nur der Schulleiter) - und einen Trainer zu bekommen, ist schon richtig schwer - viele gibts da einfach nicht die in Schischulen arbeiten - für C-Trainer / staatlichen würde ich vorher telefonisch/mail mich informieren.

Aber wer C-Trainer verlangt - da wird dann auch erwartet dass man das begründen kann... (also etwa Vorbereitung für Aufnahmeprüfung staatlicher Skilehrer - oder Training für FIS Rennen usw - wobei das ja meistens eher in Camps/Gruppen passiert als für Private).

Berg/Skiführer ist dagegen recht leicht zu wissen, wenn die Schule auch Touren / Backcountrykurse anbietet. Da muss man halt nur aufpassen ob das keine verkappten Skirouten sind in den Kursen (also Freeride Einsteigerkurs kann quasi auch jeder Landeslehrer leiten). Man kann aber auch zum sicherstellen halt sagen man möchte Training bezüglich Lawinensituation/Seiltechnik usw - da sollte dann wirklich ein Berg und Skiführer das durchführen. Wobei man da ja eher als Kunde sagen würde ich will Tour X/Y bzw Gipfel X/Y mit Abfahrt X fahren - und dann haben sie einen Bergführer oder werden absagen. Viele der älteren einheimischen Skilehrer sind ja auch Bergführer.
Da muss man evtl nur vorher abklären - ob der auch fit genug ist. Wenn man erwartet >700HM/Stunde raufzugehen (aber das tun ja nicht so viele).
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von TOM_NRW » 19.11.2014 16:42

Petersen hat geschrieben: Denn auch privat ist der Skifahrer mit der höchsten Ausbildung trotzdem für andere Skifahrer verantwortlich.
Hallo Petersen,

danke für Deine ausführlichen Beiträge zum Skischulwesen und den einzelnen Ausbildungsstufen. Ich bin an obigen Satz hängen geblieben. Hatte so etwas auch schon einmal gehört, habe aber keinerlei Quelle für diese Aussage. Kannst Du helfen?

Background meiner Frage: Ich bin lange (ehrenamtlich) als Skilehrer/Reiseleiter mit Gruppen unterwegs gewesen und habe somit auch etliche Ausbildungslehrgänge genossen. Wenn ich privat unterwegs bin, kann es vorkommen, dass ich mich ganz persönlich entscheide in einen Hang neben der Piste einzufahren. Dann kommt es oft vor, dass andere Skifahrer einem folgen. Bin ich dann - aufgrund meiner Kenntnisse über alpine Gefahren, Wetter, Lawinengefahr ... - wirklich im Worst Case in der Haftung?

Vielen Dank im Voraus für Deine Bemühungen.

LG Thomas

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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von extremecarver » 19.11.2014 17:40

Ist in Österreich zumindest Standard - bei einer gerichtlichen Verhandlung. Und ich nehm auch an dass ist in anderen Ländern gleich.

Dazu wird einfach angenommen - der mit der meisten Erfahrung/Ausbildung ist automatisch verantwortlich.

Dazu reicht dass sich dir jemand anschließt - oder du bewusst in Kauf nimmst dass dir jemand nachgeht/nachfährt.
Aber - halt nur bei einer Gerichtsverhandlung.


Also - Beispiel ich war mit Freunden unterwegs - ich damals Instruktor, er Berg und Skiführer und Leiter vieler ÖAV Veranstaltungen bezüglich Lawinenkunde - der dritte hatte keine Ausbildung - war dafür Semipro.
Ich guide sie in meinem Stammgebiet und springe dabei über eine Wächte die abreißt, und eine Lawine verusacht und mich 200HM mitnimmt. Wir hatten alle drei das Risiko falsch eingeschätzt. Nichts passiert außer ein paar kleinen Verletzungen die ambulant versorgt wurden. Selbst bei einer Bergung wäre es nicht automatisch zu einer Anzeige gekommen.

In dem Fall wäre es bei einer Verhandlung wohl sehr wohl zu Mitverantwortung aller gekommen. Wie die genau ausgesehen hätte aber komplett unklar. Weil eben nicht nur Ausbildung sondern auch Erfahrung und lokales Wissen einbezogen wird. Und die Gefahr dass dritte Parteien wie Krankenkasse Klage erheben ist sehr gering - dass höre ich eigentlich primär aus Deutschland. Nur bei Invalidität oder Tod kann man davon ausgehen. Also wäre ich dabei gestorben oder dauerhaft Invalide - dann hätte sicherlich eine Kasse/Staatsanwalt Informationen eingeholt, Gerichtsgutachten beauftragt - und dann je nach Ausgangslage Anzeige erhoben.


Der Punkt Erfahrung bedeutet aber auch klipp und klar - auch ohne Ausbildung kannst du zur Verantwortung gezogen werden.


Gibt dazu eh alle paar Jahre Artikel im AV-Hefterl. Beim Klettern ist das Thema ja genauso präsent...

Zu deinem Beispiel:
Wenn du als erster in einen Hang reinfährst - und 200m hinter dir fährt noch jemand rein - kann es sein dass du haftbar gemacht wirst bei einem schweren Unfall. Wichtig ist dann bei Schadensfrage sehr wohl das Wissen der nachfahrenden - aber auch die Erkenntlichkeit. Ist es ein 60° Hang und von Beginn klar ersichtlich, und da stürzt halt jemand. Wird es dagegen kontinuierlich oder abrupt unvorhersehbar schwierig - dann bist du sicher mitverantwortlich. Erst recht wenn Umkehr nicht möglich ist (etwa 45° Hang, 1m Powder - und wieder raufgehen daher durch zurückrutschen quasi unmöglich). Auch wenn du etwa dein Seil auspackst und dich wo abseilst. (siehe etwa Chamonix - da fährt jeder 3. mit Klettergurt rum eben weil häufig abgeseilt wird).

Gehst du aber etwa wo extra bergauf um deine Spuren zu vervischen - und dann Richtung umdrehen und wo runter - und jemand ist deinen Spuren gefolgt (nicht dir- sondern deiner Spur!) - dann kann dich niemand zur Haftung bringen.

Auch wenn dich jemand anspricht und mit dir mitfahren möchte - bist du - genauso wie er bei Unfällen haftbar. Egal was ihr über den anderen wisst.
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von extremecarver » 19.11.2014 17:54

BZW hier Expertenmeinung dazu:
http://www.bergsteigen.com/news/skifueh ... ung-teil-i

Was da halt fehlt ist die Klarstellung das jeder - der die Tour leitet, Verantwortung hat - egal welche Ausbildung. UND dass Dilemma wenn jemand mit mehr Erfahrung dabei ist der nicht führt usw...


Dazu hat sich das ganze seit 2012 wohl noch mal präzisiert:
http://www.vol.at/skifuehrer-haftet-fre ... ht/3181984


Siehe auch:
„Bei derart guten und gleichwertigen Skifahrern gilt das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit. Der Prinz hat offenbar das Risiko in Kauf genommen.“

Wobei das sicher aussieht - wenn es zu Drittschaden kommt! (Wald, Tiere, andere Skifahrer).

Aber google nach "Führer aus Gefälligkeit" bzw "Faktischer Führer" - da gibts viel zu lesen.
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Re: Landeslehrer-Ausbildung

Beitrag von Willi1957 » 20.11.2014 11:41

Da trifft aber nichts in Bezug auf die Fragestellung von Tom zu.
Gerichtlich müsste zumindest eine Willenserklärung erfolgt sein, zusammen als Gruppe zu fahren.
Wenn sich irgendwelche ungefragt und undiskutiert einfach stillschweigend anhängen ist nach meiner Meinung niemand für andere verantwortlich, geschweige denn dafür haftbar, egal welche Ausbildung er hat.
Servus,
Wilhelm

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