Skilehrerausbildung, nur wo

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Moorkuh
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von Moorkuh » 04.12.2009 23:16

Martina hat geschrieben:
Moorkuh hat geschrieben:* Staatliche Skilehrer dürfen von Bergstationen oder Pisten aus maximal 15 Minuten aufsteigen, dabei aber (glaube ich) keine Grate überschreiten und müßen auch innerhalb des Skigebietes bleiben, dh. zur Talstation eines Liftes führen.
Das ist mal eine originelle Regelung... Da sagt man also dem Gast: Die Variante können wir machen - aber nur, wenn du ziemlich fit bist, sonst brauchst du nämlich mehr als 15 min für den Aufstieg!
So ungefähr. ;)
Ich glaube, dass diese Regelung auch nur durch Gerichtsurteile zustande gekommen ist, wo vermutlich ein SL mit einem Gast recht weit aufgestiegen ist, weit weg jeglicher Piste war, es zu einem Unfall und daraufhin zu einer Klage samt Verhandlung kam und dann festgestellt wurde, dass der SL wohl "ein wenig" aufsteigen hätte dürfen, aber eben nicht SO weit.
Anders ist mir das auch nicht zu erklären. Und ich habe dazu auch nichts Schriftliches gefunden, das ist, was man mir immer wieder von verschiedenen Seiten gesagt hat.
Bei uns ist geregelt, welche Gebiete Skilehrer mit Gästen befahren dürfen, bzw. welche Touren sie machen dürfen. Das hat dann manchmal zur Folge, dass ich abends mit einer 1:25000 Karte dasitze und anhand der Beschreibungen im Touren- und Varianteninventar mittels lokal gebräuchlichen Flurnamen versuche herauszufinden, wo ich fahren darf und wo nicht... :roll:
Nicht minder originell.
Moorkuh hat geschrieben:* Bergführer dürfen alles.
Das klingt ja mal vielversprechend... auf welche Bereiche erstreckt sich das???? :oops:
Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt ;)

Martin

urs
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von urs » 05.12.2009 00:18

nachdem martina & martin ihre beruflichen internationalen möglichkeiten ausgelotet haben, zurück zum thema (etwas mehr disziplin, wenn ich bitten darf, meine damen und herren!) :evil:
Der Daus hat geschrieben:Nicht zuletzt erhoffe ich mir auch von einer Ausbildung einen entsprechenden (technischen) Lernerfolg, ich könnte mir denken dass man dort einiges mitnimmt.
stefan, wie beate richtig schreibt, sollten ausbildungslehrgänge nicht als trainingscamps "missbraucht" werden. wenn du in so einem kurs völlig abfällst, kann es für alle beteiligten mühsam und für dich eher kontraproduktiv werden. am beispiel der schweiz (alles andere kenne ich nicht) könntest du den grundkurs (kids-instructor) wohl problemlos machen. der ist fahrtechnisch nicht besonders anspruchsvoll, mehr auf methodik/didaktik ausgerichtet (sozialkompetenz wird verlangt). zu stufe I (modul 1: methodik und va.modul 2: technik) ist ein grosser sprung.

swiss snowsports bietet aber gute freiwillige grundkurse an (basic-camps), die ein anspruchsvolles training und eine einführung in die aktuelle technik bieten, keinen prüfungszwang beinhalten und in einer netten atmosphäre stattfinden. dort kannst du auch ein feedback und damit eine standortbestimmung für die weitere karriereplanung erhalten. sie sind sicher auch nützlich, wenn du die eigentliche ausbildung in de oder au absolvieren willst. ev. gibt es dort ähnliche angebote.

beate und ich haben damit gute erfahrungen gemacht. in diesem jahr gibt es anscheinend nur basic-race, d.h. einführung ins stangenfahren. ist aber auch witzig und lehrreich.

gruss urs

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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von Martina » 05.12.2009 09:32

Urs, ich bitte innigst um Entschuldigung :oops: !
:wink:

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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von Der Daus » 05.12.2009 13:51

So, hab jetzt ein wenig rumgestöbert und mir den ersten größeren Überblick verschafft. Werde mich wohl tatsächlich um solch einen Vorbereitungslehrgang bemühen. Alleine schon, um tatsächlich mal meinen Standpunkt zu erfahren und eventuelle Probleme zu bekämpfen. Aber:

@ urs: Ich habe irgendwie schon erwartet dass mir die eine oder andere Formulierung noch zur Last gelegt wird. Von einem "Lehrgang" erhoffe ich mir, ein wenig nützliches mitzunehmen, sonst könnte man sich nämlich den Lehrgang auch schenken, und sagen: Hier, lies das bis Du es kannst - und dann die Prüfung veranschlagen. Ein Beispiel: Zum C-Trainerlehrgang kamen ausschließlich Leute, die zwar ein gewisses Grundverständnis hatten, darüberhinaus aber nicht wirklich befähigt gewesen wären, zu "trainieren". Entsprechende Kenntnisse wurden eben erst in diesem Kurs vermittelt.

Meiner Meinung nach hat das Teilnehmen an solch einem Kurs eher etwas mit einem generellen Streben nach Verbesserung zu tun, als mit "billigem Ersatz für Skiunterricht". Daher habe ich nach den Unterschieden der einzelnen Schulen gefragt, um mir diesbezüglich ein grobes Bild zu machen.

Die "Lies das" Methode mag für die Uni funktionieren (und bisweilen auch recht gut), aber falls ich für die verhältnismäßig teuren Stunden nur wenig Effektives mitnehme, dann ist ein Nachhaken doch wohl mehr als berechtigt???

Martina hat darauf hingewiesen, dass hin und wieder die Qualität des Unterrichts beispielsweise eines Reiseveranstalters durchaus verbesserungswürdig ist. Nun weshalb denn wohl? Weil dort die Angestellten sich als "Guide" bezeichnen dürfen und dann "unterrichten". Naja, ich werds einfach mal versuchen, vllt ergibt ein Einstufungstest ja tatsächlich ein positives Ergebnis...

Stefan
Hier kommt normalerweise ein schlauer Spruch hin, was?

urs
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von urs » 05.12.2009 14:56

Der Daus hat geschrieben: @ urs: Ich habe irgendwie schon erwartet dass mir die eine oder andere Formulierung noch zur Last gelegt wird. Von einem "Lehrgang" erhoffe ich mir, ein wenig nützliches mitzunehmen, sonst könnte man sich nämlich den Lehrgang auch schenken, und sagen: Hier, lies das bis Du es kannst - und dann die Prüfung veranschlagen.
logisch wird an diesen kursen viel vermittelt, nur eben weniger skifahren als das vermitteln selber. an der technik wird noch etwas gefeilt, nur die basics müssen recht sattelfest sein. deshalb ist eine qualifizierte standortbestimmung sinnvoll. in der ch könnte dies sogar der kids kurs selber sein, da dieser technisch zwar nicht anspruchsvoll ist, du aber ein feedback für den weiteren werdegang erhältst.

gruss urs

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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von Wedler_Tir » 07.03.2011 01:25

Moorkuh hat geschrieben:...
* Bergführer dürfen alles.

...
Aus: http://www.bergfuehrer.at

Ausser "klassischen" Skiunterricht erteilen... (damit meine ich den üblichen Skiunterricht, wie er im Rahmen organisierter Skischulen durchgeführt wird)

Siehe: "Befugnis Bergführer":

http://www.bergfuehrer.at/deutsch/berg- ... or=2110067

...

2.) Ein Berg- und Schiführer darf überdies seine Gäste
a) zur Vorbereitung einer geplanten Schitour höchstens einen Tag lang und während des Bestehens objektiver Gefahren, die dem Antritt einer geplanten Schitour entgegenstehen, in den für Schitouren erforderlichen Fertigkeiten des Schilaufens unterweisen und
b) beim Schilaufen auf Schirouten, Schipisten und Loipen führen oder begleiten.

...

Zum (staatlichen) Skilehrer:
http://www.bspa.at/fileadmin/innsbruck/ ... ildung.pdf

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bergsee
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von bergsee » 22.05.2013 11:12

Der Daus hat geschrieben: Ebenda scheinen auch die deutschen Scheine etwas verrufen zu sein. Dennoch fasse ich ins Auge evtl. den Instructor hier in D zu machen. Schon sind wir beim nächsten Problem: Den kann ich ja offenbar auf 2 Arten machen, beim DSV oder die Alternative beim DSLV. Wo sind die Unterschiede?
Stefan
Ausgehend von der ursprünglichen Frage nach einem D-„Lehrherrn“ ist festzustellen, dass in der Basis-Methodik Unterschiede zwischen DSV und DSLV NOMINELL nicht vorhanden sein sollten! Beide sind – neben einigen anderen sich mit dem Ski-(und Snowboard)lehrwesen beschäftigenden Institutionen (u.a. Bundeswehr) – Mitglied im Deutschen Verband für das Skilehrwesen (DVS). Dieser entwickelt seit 1951 für alle einheitliche Lehrpläne, auf deren Grundlage Ausbildungen und Prüfungen durchgeführt werden.

Eine prominente Stellung im DVS nimmt der Deutsche Skilehrerverband (DSLV) ein, die einzige organisatorische Heimat der „Professionellen“ (Staatlich geprüfte Skilehrer – formal: „Fachsportlehrer im freien Beruf“). Diese höchste aller formalen Qualifikationen zu erreichen ist bundesweit nur möglich in Bayern. Die Hoheit liegt, da es sich um eine beruflich nutzbare Lehrer-Ausbildung handelt, beim Kultusministerium – das die Umsetzung dem „Sportzentrum“ der TU München überträgt.

Während der DSLV also ein freier (=außerhalb des DOSB) Verband von natürlichen Personen (und kommerziellen Skischulen) ist, handelt es sich beim DSV um die Dachorganisation aller (DOSB-)Vereine und Verbände (juristische Personen), die sich auf „Amateur“-Basis mit dem Ski-(und Snowboard)lehren beschäftigen. Seine Ausbildungs-Lizenzen werden vergeben nach den DOSB-Rahmenrichtlinien für Trainer. Die Absolventen dürfen nur im Rahmen ihrer „ehrenamtlichen“ Vereinsarbeit und damit nicht selbständig tätig sein.

Insbesondere die Basis-Ausbildung („Grundstufe“-Instruktor) ist zwischen den DVS-Verbänden prinzipiell identisch. Erst in weitergehenden Stufen kommt es - DOSB-konform - zur Differenzierung: Der DSLV orientiert sich an den Erfordernissen der (kommerziellen) Skischulen, während der DSV die Belange von Freizeit- und Leistungs-Sport im Auge hat.

Sl-Einsätze im alpinen Ausland waren in der ferneren Vergangenheit lange Zeit mit z.T. erheblichen Problemen belastet – während es in CH seit jeher, wie ich immer wieder erlebe, i.d.R. überaus liberal zuging, setzten die drei an D angrenzenden A-Bundesländer über ihre „Skischulgesetze“ rigide Einschränkungen in Kraft. In der Boom-Zeit der Skilehrerei hatten die dort ansässigen Skischulen unter dem kleinen Grenzverkehr aus By und BaWü insbesondere an Wochenenden zu leiden (Enge durch noch nicht ausreichende Pisten- und Beförderungskapazitäten, behauptete Minder-Qualifikation der Nicht-Österreichischen sowie befürchtete Gäste-Abwerbung).

Sehr spät, aber nun bahnbrechend im Sinne eines freien EU-Binnenmarkts und damit auch der Sl-Tätigkeit, erging das Urteil des Österreichischen Verwaltungsgerichtshofs in einem Musterverfahren aus 2005, das der DVS-Ehrenpräsident Dr. Harald Kiedaisch erstritt: Darin wurde österreichischen Landesregierungen (in diesem Fall Vorarlberg) untersagt, bzgl. des Sl-Ausbildungsstatus weiterhin (diskriminierende) Einschränkungen der Dienstleistungsfreiheit vorzunehmen (Reise-Skischulen dürfen auch „Praktikanten“ einsetzen und sind personell damit gleichberechtigt gegenüber den ortsansässigen).
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von bergsee » 22.03.2014 10:22

Ergänzend zum vorigen ein - allerdings hier und da nicht präziser bzw. erschöpfender - Beitrag aus der heutigen Süddeutschen:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/bue ... -1.1919339
hjo
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von TOM_NRW » 22.03.2014 11:10

Hi,

interessanter Bericht der wieder einmal aufzeigt, wieviel die Franzosen von Europa und den europäischen Gesetzen halten.

LG Thomas

Martina
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Re: Skilehrerausbildung, nur wo

Beitrag von Martina » 22.03.2014 15:48

Es ist aufwendig, seine Skilehrerausbildung in Frankreich anerkennen zu lassen. Zumindest machen die Franzosen aber klare Vorgaben, was man dazu an Unterlagen einsenden muss(in meinem Fall waren es 64(!) Seiten - bei Deutschen muss das dann auch noch auf Französisch übersetzt werden). Wenn man die Anerkennung hat, dann darf man da auch arbeiten. Finde ich immer noch besser als die Österreicher, sich grundsätzlich auf den Standpunkt "ausser uns darf hier keiner mit Skiunterricht Geld verdienen" stellen.

In Deutschland muss man seine Ausbildung anerkennen lassen, das geht aber unkompliziert und bürokratisch unaufwendig.

Der Kollege aus Garmisch, der den schlauen Tipp gibt, dass nach St. Moritz gehen soll, wer Geld verdienen will, der hat dort wohl noch nie eine Wohnung gemietet oder Lebensmittel gekauft...
Und der genannte Tagessatz ist natürlich vor Steuern, Krankenkasse und Versicherung, Ausrüstung, Kleidung, Skipass etc. muss davon auch gekauft werden.
Der Vorteil im Oberengadin ist, dass die Saison recht lang ist, die Gegend schneesicher und es vergleichsweise viele Gäste gibt, die Skilehrer buchen. Man kann also mehr arbeiten als in anderen Gebieten.

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