Neues lehrplan frage

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LincolnLoop
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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von LincolnLoop » 28.11.2009 00:52

Moorkuh hat geschrieben:Ich verstehe nicht ganz: Wenn ich den KSP weiter ins Kurvenzentrum rücke, nehme ich Gewicht vom Außenski und verlagere es auf den Innenski -- wie kann das zu einer stärkeren Durchbiegung des Außenskis führen?
Das ist doch gerade der Punkt, den ich in meinem (englischen... vielleicht ist es doch nicht 100% rübergekommen... :D ) Posting angedeutet habe. Es ist vollkommen irrelevant, auf welchem Ski die Mehrbelastung liegt (Okay, ist es nicht ganz. Aber in einer Bandbreite von ~25:75-75:35), der limitierende Parameter für die Skidurchbiegung ist der Kantwinkel. Und um diesen sichtbar zu erhöhen, benötige ich entweder extremes Kniespiel (was unpraktikabel, da für die meisten Schüler nicht replizierbar ist) oder aber Kurvenlage. Das bedeutet für mich, wenn ich dem Schüler sichtbar demonstriere, dass ich diese einnehme (das kann ich bspw. tun, indem ich mein Becken zum Kurvenmittelpunkt verschiebe), dann ist damit ein Knackpunkt vorgegeben, auf dem aufbauend man sagen kann "Okay, so fährt der Ski also eine Kurve". Klar bin ich dann mehr auf dem Innenbein als bei der gezeigten Demo. Aber wen stört das? Im Grunde würde es ja dann im nächsten Schritt reichen, den Pflug einfach schneller zu fahren. Die Fliehkraft bringt die Belastung dann schon nach außen bzw. ist ja wiederum - um eine "optimale" Auslastung sicherzustellen - hier noch der Oberkörper als Ausgleichsgewicht da...

P.S.: Das "d'accord" vorher auf die grundsätzliche Aussage hat bedeutet, dass ich Außenskibelastung für grundsätzlich besser halte. Ich wollte in diesem Zusammenhang nur das Fass nicht schon wieder aufmachen, u.a. auch deshalb, weil ich es wie gesagt für irrelevant halte, auf welchem Bein beim Pflug eine Mehrbelastung vorherrscht.
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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Moorkuh » 28.11.2009 10:06

LincolnLoop hat geschrieben:
Moorkuh hat geschrieben:Ich verstehe nicht ganz: Wenn ich den KSP weiter ins Kurvenzentrum rücke, nehme ich Gewicht vom Außenski und verlagere es auf den Innenski -- wie kann das zu einer stärkeren Durchbiegung des Außenskis führen?
Das ist doch gerade der Punkt, den ich in meinem (englischen... vielleicht ist es doch nicht 100% rübergekommen... :D ) Posting angedeutet habe. Es ist vollkommen irrelevant, auf welchem Ski die Mehrbelastung liegt (Okay, ist es nicht ganz. Aber in einer Bandbreite von ~25:75-75:35), der limitierende Parameter für die Skidurchbiegung ist der Kantwinkel. Und um diesen sichtbar zu erhöhen, benötige ich entweder extremes Kniespiel (was unpraktikabel, da für die meisten Schüler nicht replizierbar ist) oder aber Kurvenlage.
Hm. Naja, also ich glaube, dass diese Form im A-Lehrplan nicht erwünscht wäre, weil hier in allen weiteren Fahrformen doch relativ viel Wert auf die Belastung des Außenskis gelegt wird. Wenn man dem Anfänger jetzt beibringt, dass der Innenski beim Pflug stärker belastet wird, nehme ich an, dass sich die Herren in den Gremien überlegt haben, dass man das wieder abtrainieren und umlernen muß.
Der Kantwinkel mag zwar die Durchbiegung limitieren, aber zusätzlich brauchts natürlich, abhängig von der Biegelinie des Skis, auch Kraft, um dann echt durchzubiegen (bis zum Limit).

Dh., ums kurz zu machen, hier wird es, im Hinblick auf die Fahrformen im weiteren Verlauf des Lehrplans, nicht als irrelevant betrachtet, welcher Ski stärker belastet ist.
Im Grunde würde es ja dann im nächsten Schritt reichen, den Pflug einfach schneller zu fahren. Die Fliehkraft bringt die Belastung dann schon nach außen bzw. ist ja wiederum - um eine "optimale" Auslastung sicherzustellen - hier noch der Oberkörper als Ausgleichsgewicht da...
Ich sehe nicht, warum die Fliehkraft (die in gerutschten Formen ja nie sehr hoch sein wird, weil kaum Zentripetalkraft da ist) die Belastung nach außen bringen soll. Schlußendlich ist es die Entscheidung des Fahrers, welches Bein stärker belastet wird, nicht die Entscheidung der Fliehkraft, nämlich indem er die Position des KSP willkürlich wählt. Und die hat er jetzt so trainiert, dass das Innenbein stärker belastet wird. Und wenn der OK ausgleichen soll, muß er noch stärker nach Außen lehnen -- etwas, das wir ja gerade vermeiden wollten!

Aber: Welche Art des Pfluges wird denn zB. im D-Lehrplan gelehrt?
(Um ehrlich zu sein: Ich habe den Pflug bisher nur Kindern und Jugendlichen beigebracht, und das nicht allzu oft, und bin dabei einfach gefahren, ohne drüber nachzudenken und ohne mich an den LP zu klammern. Meistens funktioniert das einfach so, bei denen, dies nicht gleich schaffen, reicht meistens zu sagen, dass sie versuchen sollen, etwas stärker auf das Außenbein zu steigen (aber nicht zu sagen, WIE sie das machen müßen), was bisher immer funktioniert hat.)

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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Uwe » 28.11.2009 10:11

Moorkuh hat geschrieben:Ich verstehe nicht ganz: Wenn ich den KSP weiter ins Kurvenzentrum rücke,
Da sind wir wieder beim Problem von Bewegungsanweisungen und "technischen Vorgaben" ... wir bemängeln das "nach aussen lehnen" weil es der natürlichen Bewegung (Kurvenlage beim Radfahren, etc.) widerspricht ... und fangen schon wieder an diese "natürliche Kurvenlage" zu technisieren.

Ich habe noch keinen Radfahrer gesehen, der sich ZU weit in die Kurve lehnt; man lehnt sich intuitiv eben nur so weit rein, wie es die Fliehkräfte verlangen.

Also warum dem Skischüler sagen: "Lehn dich nach innen".

Warum nicht sagen: "Steh ganz normal auf beiden Füßen" ... und er wird schon intuitiv die "nötige Kurvenlage" einnehmen, OHNE dabei das Innenbein ZU VIEL zu belasten (Ausnahmen bestätigen die Regel).
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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von LincolnLoop » 28.11.2009 11:25

Moorkuh hat geschrieben:Hm. Naja, also ich glaube, dass diese Form im A-Lehrplan nicht erwünscht wäre, weil hier in allen weiteren Fahrformen doch relativ viel Wert auf die Belastung des Außenskis gelegt wird. Wenn man dem Anfänger jetzt beibringt, dass der Innenski beim Pflug stärker belastet wird, nehme ich an, dass sich die Herren in den Gremien überlegt haben, dass man das wieder abtrainieren und umlernen muß.
Mmh... Das geht jetzt wieder in die Richtung "Innen-Außen-Diskussion", in die ich eigentlich nicht wollte. Deshalb hatte ich ja auch im Eingang zugestimmt, um das zu vermeiden... Aber konkret: Ich bringe dem Schüler in Richtung Innen/Außen gar nichts bei. Ob jetzt der eine oder andere Ski belastet wird, ist für mich ein irrelevantes Resultat, dass - wenn erwähnt - imo in dieser Phase nur Verwirrung stiftet. Für mich steht die Kurve bzw. deren Qualität an erster Stelle, danach die Optimierung für weitere Schritte. Und sollte ich denn wirklich Wert auf eine Außenskibelastung legen, so reguliere ich dies über Geschwindigkeit und Oberkörper.
(Als Zusatz: Du wirst aufgrund der komplett unterschiedlichen Rahmenbedingungen sowieso nie ein "Leitbild" finden, dass sich 1:1 durch alle Schwungformen zieht. Der "Fehler" wird in D auch gemacht übrigens. Aber wieso sollte ich - wenn ich mir irgendein Merkmal rauspicke, dass ich durch alle Schwungformen durchziehe - unbedingt die Außenskibelastung nehmen?)
Moorkuh hat geschrieben:Der Kantwinkel mag zwar die Durchbiegung limitieren, aber zusätzlich brauchts natürlich, abhängig von der Biegelinie des Skis, auch Kraft, um dann echt durchzubiegen (bis zum Limit).
Natürlich braucht es auch Druck auf dem Ski (deshalb ja auch meine Angabe einer Bandbreite). Aber: Bei den Kantwinkeln, die im Pflug gefahren werden, braucht es davon nur sehr, sehr wenig, um den Ski in dem Moment wirklich voll durchzubiegen. Insofern ist es für die Steuerwirkung des (Außen)Skis egal, ob ich diesen mit 25% oder 75% belaste, wenn er sich eh schon bei 25% voll durchbiegt.
Moorkuh hat geschrieben:Ich sehe nicht, warum die Fliehkraft (die in gerutschten Formen ja nie sehr hoch sein wird, weil kaum Zentripetalkraft da ist) die Belastung nach außen bringen soll. Schlußendlich ist es die Entscheidung des Fahrers, welches Bein stärker belastet wird, nicht die Entscheidung der Fliehkraft, nämlich indem er die Position des KSP willkürlich wählt. Und die hat er jetzt so trainiert, dass das Innenbein stärker belastet wird. Und wenn der OK ausgleichen soll, muß er noch stärker nach Außen lehnen -- etwas, das wir ja gerade vermeiden wollten!
Ich hatte ja gesagt "mit höherer Geschwindigkeit"... Gibt es bei Euch den "Racingpflug"? Relativ nahe an der Falllinie. Der Außenski "zirkelt" sozusagen und zeigt dabei teilweise auch geschnittene Resultate. Diese Art von Pflug ist gar nicht mal sooo langsam und da wirkt dann schon auch Fliehkraft.
Zum OK: Es gibt "nach außen lehnen" und "nach außen lehnen"... :wink: ... Es kommt für mich darauf an, was an erster Stelle steht. Ich skizziere mal 2 Möglichkeiten:
- Ich setze Außenskibelastung an erste Stelle. Resultat ist, dass ich (von den Gelenken her) möglichst tief ansetzend und möglichst wenig aufkante.
- Ich setze die Kurve an erste Stelle, d.h. ich möchte eine möglichst große Steuerwirkung. Das "nach außen lehnen" ist hierbei Regulierung (und erfolgt auch nur ab Hüftgelenk aufwärts). Vom Ansatz ungefähr so gemeint, wie der "Carving"-Schwung, zu dem Du ja auch ein "Hüftknick"-Standbild gepostet hast. Ich denke, niemand wird das als "Hinauslehnen" im selben Atemzug wie dasjenige beim Pflug bezeichnen.


@Uwe: Du hast schon recht. Aber es gibt ja verschiedene Ebenen: Das Diskutieren über den Pflug auf recht "tiefer" Ebene, die daraus resultierende Fahrweise und die "abgespeckte Verbalattacke", die dann beim Schüler ankommt. Die Diskussion hier ist ja nicht das, was dann auch für den Schüler gedacht ist, sondern sozusagen für die "lernfähige Demonstration". D.h. ich muss Schwerpunkte auf bestimmte Bewegungen legen, die dann vom Schüler gesehen werden - eben damit die Chance besteht, dass er allein durch Sehen lernt und ich eben am Hang nicht soviel labern muss... :wink:
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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Moorkuh » 28.11.2009 11:33

Uwe hat geschrieben:Ich habe noch keinen Radfahrer gesehen, der sich ZU weit in die Kurve lehnt; man lehnt sich intuitiv eben nur so weit rein, wie es die Fliehkräfte verlangen.
Aber da übersiehst du einen wesentlichen Unterschied, der zwischen (Motor-)radfahren und Skifahren besteht: Beim Radfahren hat man (meistens) genug Reibung zwischen Boden und Reifen (aufgrund des Gummis) und es geht darum, eine Position zu finden, bei der man weder nach Innen noch nach Außen kippt (unter der Prämisse, dass der Reifen nicht wegzurutschen beginnt!).
Beim Skifahren hingegen darf man einerseits nicht nach Außen oder Innen kippen, andererseits aber soll ein Wegrutschen durch erhöhten Kantwinkel verhindert werden (siehe deine illustrative Animation zum Hüftknick). Ein Radfahrer hat nichts davon, wenn sein Rad einen größeren "Aufkantwinkel" hat, ein Skifahrer sehr wohl.
Warum nicht sagen: "Steh ganz normal auf beiden Füßen" ... und er wird schon intuitiv die "nötige Kurvenlage" einnehmen, OHNE dabei das Innenbein ZU VIEL zu belasten (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Weil er dann -- und ich muß das vielleicht noch einmal zur Klarheit wiederholen, dass das jetzt nicht meine Meinung ist, sondern ich vermute, dass das die Argumentation war, die zum A-Lehrplan in dieser Form geführt hat! -- nie einen Hüftknick aufbaut, den er in ausnahmslos jeder weiteren Fahrform haben soll. Das wird eben unter dem metaphorischen roten Faden verstanden, der im A-LP erwähnt wird.

Wie gesagt: Ich habs eh nie genau so unterrichtet. Das hier ist halt die offizielle Version.

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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von LincolnLoop » 28.11.2009 11:38

Moorkuh hat geschrieben:Aber: Welche Art des Pfluges wird denn zB. im D-Lehrplan gelehrt?
Um ehrlich zu sein, gibt es in D für den Pflug kein wirkliches "Technikleitbild" bzw. gibt es verschiedene Arten.
- Pflugkurven über Verschiebung des Beckens, d.h. relativ Carving-nahe mit Regulierung über den Kantwinkel. Je "fortgeschrittener" der Fahrer, umso mehr wird - aufgrund der weiterführenden Relevanz - auf Außenskimehrbelastung Wert gelegt. In diesem Fall allerdings wirklich nur über Oberkörperausgleich, nicht über Kniespiel.
- Pflugkurven über Beinedrehen, d.h. relativ nahe an Eurem Pflug dran, allerdings wirklich nur über Kniespiel, d.h. für eine Außenskimehrbelastung muss man im Oberkörper gar nicht so stark ausgleichen bzw. ist es hier auch "Ziel", den Oberkörper wirklich taloffen zu lassen (nicht so neutral wie bei Euch) und nur aus den Beinen/Füßen zu drehen. Für den Unterricht meiner Meinung nach unbrauchbar und nur als ausbilder-/skilehreraufgeilendes Quälmittel gedacht (hab ich natürlich so jetzt offiziell nicht gesagt :D :wink: ). Den Pflug finde ich ganz sinnig, um Kurzschwungmechanismen bewusst zu trainieren, allerdings wie gesagt für Schüler (und wenn man ehrlich ist bis in den oberen Skilehrerbereich) quasi kaum/schwer vollständig umsetzbar.
- Grundsätzlich würde ich noch betonen, dass der Pflug ja nur eine Übergangslösung ist und sich auch ein bisschen an der weiteren Vorgehensweise orientieren sollte. Wenn ich beispielsweise eine sportlich-koordinativ gute Gruppe habe, bei der ich "parallel" werde, indem ich die Geschwindigkeit erhöhe und den Pflug peu à peu "Zusammenlaufen" lasse, werde ich gut daran tun, schon von Haus aus einen schnellere Pflug zu benutzen, der eher über Kurvenlage arbeitet. Im Umkehrschluss könnte ich aber auch später über Umsteigeschwingen an das parallele Fahren herangehen, dann bietet sich vielleicht eher eine außenski-/beindrehorientierte Fahrweise im Pflug an. Außerdem gibt es ja noch Lehrwege, die komplett ohne Pflug auskommen, da sollte man nicht vergessen, wenn man wirklich versucht, ein "Pflug-Leitbild" aufzustellen.
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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Moorkuh » 28.11.2009 12:37

LincolnLoop hat geschrieben:Mmh... Das geht jetzt wieder in die Richtung "Innen-Außen-Diskussion", in die ich eigentlich nicht wollte. Deshalb hatte ich ja auch im Eingang zugestimmt, um das zu vermeiden... Aber konkret: Ich bringe dem Schüler in Richtung Innen/Außen gar nichts bei.
Ach, man kann das schon auch diskutieren ;)
Ich brings den Schülern, die es sofort können, auch nicht beim Pflug bei.
Für mich steht die Kurve bzw. deren Qualität an erster Stelle, danach die Optimierung für weitere Schritte. Und sollte ich denn wirklich Wert auf eine Außenskibelastung legen, so reguliere ich dies über Geschwindigkeit und Oberkörper.
Wobei ich ehrlich gesagt den Begriff "Qualität einer Kurve" etwas schwammig finde. Was ist das? Wie bestimme ich die?
Regulierung über Geschwindigkeit und OK ist ja auch genau das, was im A-Pflug die Idee ist (vor allem Letzteres).
Aber wieso sollte ich - wenn ich mir irgendein Merkmal rauspicke, dass ich durch alle Schwungformen durchziehe - unbedingt die Außenskibelastung nehmen?
Es ist ja nicht nur die Außenskibelastung. Ich glaube, man hat versucht, möglichst viele Mechanismen durchzuziehen -- Hüftwinkel, Außenskibelastung, Hochentlastung, annäherndes A-Fahrverhalten (Achsenparallelität), ...
Wie gesagt, das ist weder meine Erfindung, noch stimme ich allem, was im LP steht, zu 100% zu.
Moorkuh hat geschrieben:Ich sehe nicht, warum die Fliehkraft (die in gerutschten Formen ja nie sehr hoch sein wird, weil kaum Zentripetalkraft da ist) die Belastung nach außen bringen soll. (...)
Ich hatte ja gesagt "mit höherer Geschwindigkeit"... Gibt es bei Euch den "Racingpflug"?
Ich habe der erhöhten Geschwindigkeit nicht widersprochen.

"Rennpflug" gibts als Übung, klar. Alles gibts. ;)
Im Lehrplan kommts aber nicht explizit vor. Allerdings eher nicht für Anfänger.
Zum OK: Es gibt "nach außen lehnen" und "nach außen lehnen"... :wink: ... Es kommt für mich darauf an, was an erster Stelle steht. Ich skizziere mal 2 Möglichkeiten:
- Ich setze Außenskibelastung an erste Stelle. Resultat ist, dass ich (von den Gelenken her) möglichst tief ansetzend und möglichst wenig aufkante.
- Ich setze die Kurve an erste Stelle, d.h. ich möchte eine möglichst große Steuerwirkung. Das "nach außen lehnen" ist hierbei Regulierung (und erfolgt auch nur ab Hüftgelenk aufwärts). Vom Ansatz ungefähr so gemeint, wie der "Carving"-Schwung, zu dem Du ja auch ein "Hüftknick"-Standbild gepostet hast. Ich denke, niemand wird das als "Hinauslehnen" im selben Atemzug wie dasjenige beim Pflug bezeichnen.
Wie gesagt, im Lehrplan steht auch nichts von "OK nach Außen lehnen", sondern von "Belastungswechsel zum und Aufkanten des Außenski durch Beugen des Knie- und Sprunggelenks". Und ich sehe auch keinen großen Unterschied zwischen dem Hüftknick beim Carven und dem "Hinauslehnen" im Pflug. Das ganze System ist halt im Pflug, wegen der geringeren Zentrifugalkraft, nach Außen gedreht. Und wenn man die Bilder anschaut, geht das ja auch vom Becken aus.

Gerade sehe ich dein weiteres Posting. Da gibt es Parallelen zu A: Dieser Pflug ist wohl auch eher dafür da, werdende Skilehrer zu quälen. So, wie es in den Videos demonstriert wurde, kann ja gar kein Anfänger fahren. Außerdem sieht der Lehrplan ja sogar einen pfluglosen Lehrweg vor (peinlicherweise der "rockige" Weg genannt... no comment) für koordinativ gute Schüler, der mit Shortcarvern bestritten wird.

Die OK-gesteuerte Belastung des Außenbeins kann aber meiner Meinung nach nur über Beugen von Knie- und Sprunggelenken erfolgen, wenn man nicht den OK bzw. die Wirbelsäule verbiegen will (also den OK ab dem Becken als starr ansieht). Wie sonst sollte man da vorgehen können, rein physikalisch?

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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Martina » 28.11.2009 13:49

Ich find´s echt den Wahnsinn, dass diese Diskussion nach wie vor geführt werden muss.

Meiner Meinung nach muss das Gewicht bei Pflugkurven überhaupt nicht verlagert werden. Und wenn man es unbedingt verlagern will - dann doch nicht mit so einem blödsinnigen Oberkörperaussenverknickung. Dabei schiebt doch praktisch jeder Anfänger das Becken nach innen - und hat somit mehr Belastung auf dem Innenski.
(weil er ausgleicht - was an sich perfekt ist, damit das Gleichgewicht erhalten bleibt)

Aber wirklich:es braucht keine Belastungsänderung. Es reicht vollkommen, wenn der äussere Ski etwas aufgekantet wird (und wie man das bewirkt, dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten). Im Zweifel, wenn man meint, der Anfänger kann den Ski nicht gleich der Kante nachlaufen lassen, dann kann er ihn mittels Fersen/Beindrehung etwas "herumdrücken".

Ich denke, ein Knackpunkt ist, dass die Österreicher auf dem Fahren mit Hüftknick beharren. Dieses Oberkörperknicken hat damit herzliche wenig zu tun. Der Hüftknick ist ja eine Ausgleichsbewegung, die das Gleichgewicht bei höherem Aufkantwinkel erhalten soll.
Sollte man im Pflug eine Ausgleichsbewegung machen, die einen höhren Kantwinkel ermöglich, so wäre die winzig klein (weil man sonst sofort stehenbleibt) -ausser man macht gleich einen Pflug im extrem steilen.
Der "Pflugknick" ist eine reine "Kunstbewegung", die wohl ein bisschen so aussehen soll wie das "Skifahren später". Funktion hat sie keine bzw. nur erfundene.

Geht man aber auch beim Parallelschwung vom reinen Hüftknick fahren weg akzeptiert also das Fahren über Lage als gleichwertig, dann kommt man, wenn mans "runterdividiert" auf einen ganz anderen Pflug.

Die armen Anfänger, die so einem Blödsinn lernen müssen... ich fass es immer wieder nicht!

Das Ausmass des ganzen Schlamassels sieht man m.E. an Moorkus Ausführungen, wie er es selbst macht: "die Bewegung ist ja nicht so gross", "schwieriger als Buckelpiste", "ich selber fahre es so und so" - all das zeigt mir, dass er an sich merkt, was sinnvoll wäre und was funktioniert, aber eine Kunstform aufgedrückt kriegt und die Rechtfertigungen dafür lernen musste.

@Schneefrau: du hast völlig recht

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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von beate » 28.11.2009 14:10

Ich habe mich bewußt rausgehalten.
Es wird mir für immer unverständlich sein, warum eine Bewegung für einen Schwung, so verkompliziert werden kann.
Einzig einleuchtende Erklärung für mich:
Für den Unterricht meiner Meinung nach unbrauchbar und nur als ausbilder-/skilehreraufgeilendes Quälmittel
Dieser Pflug ist wohl auch eher dafür da, werdende Skilehrer zu quälen. So, wie es in den Videos demonstriert wurde, kann ja gar kein Anfänger fahren.

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Re: Neues lehrplan frage

Beitrag von Schneefrau » 28.11.2009 15:13

Moorkuh hat geschrieben: @Schneefrau:
Es gibt Anfängermethoden ohne Hinauslehnen des OK, aber nicht im A-Lehrplan. Mir ist auch keine Bekannt, die ohne Beckenrotation nach Innen auskommt, was man offenbar in A vermeiden will, weil es in jeder anderen Schwungform höchst unerwünscht ist.
Man ist im A-Lehrplan der Meinung, dass der Pflug einen "organischen" Übergang erlaubt, eben weil man der Meinung ist, dass das Hinauslehnen im Pflug dasselbe ist wie der Hüftknick in fortgeschritteneren Fahrformen. Allerdings kommt, bedingt durch höhere Geschwindigkeit, wesentlich mehr Zentrifugalkraft zustande, um den Ski durchzubiegen, und das ist eigentlich Voraussetzung für die Nutzung der carving-Eigenschaften eines modernen Skis. Dh. in Wahrheit propagiert man so einen Carvingschwung ohne ausreichende Zentrifugalkraft, um wirklich zu Carven, wenn man so will ;)
heiß das (etwas ot), dass der A-Lehrplan auch das carven nach wie vor ausschließlich mit hüftknick lehrt?

ich fahre (carve) inzwischen sowohl mit hüftknick als auch das über lage - wobei in gemäßigten und normalen hängen letzeres z.B, als wesentlich knieschonender empfinde... und somit immer häufiger so unterwegs bin :wink: aber in der praxis wechsle ich das je nach gusto und gelände. vll. vergleichbar mit dem wechsel von hoch- und tiefentlastung o.ä. spielarten.

sieht der A-Lehrplan solche spielarten (z.B. fahren über lage) vor - oder ist das dann abhängig vom einzelnen skilehrer, ob man dies bei ihm lernen kann?
Ich verstehe nicht, was du mit "bleibt der OK mittig" meinst -- was ich beschrieben habe ist, was im Lehrplan steht und was in dem Video demonstriert wird.
weiter unten schreibst du schon, dass der OK wohl dabei doch etwas nach außen geht (ab der Hüfte aufwärts). meine frage ging in richtung der ersten:

wenn ich meinen außenski im pflug aufkanten will (vielleicht auch noch belasten), krieg ich das imho entweder hin,
- wenn dabei der ok nach außen gebeugt/ geknickt wird (das was später mal der hüftknick werden soll), oder
- sich der ok - mit der hüfte (?) - in die künftige fahrtrichtiung dreht, aber von schwerpunkt eher in der mitte über dem pflug /aufrecht bleibt
aber ich frag mich grad: ist denn das dann noch knie beugen - oder nicht schon eher knie beugen und eindrehen ??? :o und geht schon in richtung des videos von martina???

aber ich glaube schon langsam verstanden zu haben, worum es euch geht,
bin nur etwas verwundert, dass A wohl ausschließlich am hüftknick fetshält.
Du erwähnst Motorradfahrer -- die haben keine Kanten, bei ihnen würde also Hinauslehnen nichts bringen, ein Hüftknick kann da keinen Kantwinkel erhöhen ;)
ich hatte das nur erwähnt, weil besagter 53jährige anfänger schon jahrzehnte motorrad fuhr. ihm kam das nach außen lehnen des ok völlig unnatürlich vor. er hat mit mir am anfang immer wieder diskutiert ...(so lange er noch kräfte hatte und bis sein "eigenversuch" im wald endete :wink: )

aber für solche diskussionen und anderweitige experimente bin ich viel zu unerfahren, ich habe immer vermieden, freundInnen das Ski fahren beibringen zu wollen oder sollen ...

außerdem war mir der hang zu lang (3km), und steil ("dunkelblau") und voll, der anfänger zu unerfahren - und nicht mehr ganz jung ... ich habe jedenfalls keine andere sichere möglichkeit gesehen, ihn langsam und kontrolliert vom berg zu kriegen, als auf die "alte weise" ihm mal vorwärts mal rückwärts die pflugbögen vorzufahren ... er hat anfangs oft genug die backenbremse gewählt -( der reflex des sich auf die fersen stellens? - und dann sind di ski unkontrolliert unter ihm hinweg gefahren). mit der predigt: "druck auf den außenski, oberkörper nach außen über den außenski" ging es unten immer besser und flüssiger... :)

übrigens hatte ich danach knieschmerzen - und dachte nur: die armen anfänger :o :evil:
Ute

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