Wozu eine Platte?

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Peter_b
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Wozu eine Platte?

Beitrag von Peter_b » 02.12.2017 06:51

Ich finde auch nach Forumssuche keine Antwort darauf, was eine Platte mit dem Ski macht. Sie macht ihn wohl steifer gegen Durchbiegen, hebt den Schuh höher über den Grund, lässt Bindungen wahrscheinlich einfacher montieren und auf einer Schiene verschieben. Beim steiferen Ski frage ich mich, wenn das vorteilhaft ist, warum wird der Ski dann nicht gleich so gebaut? Was bringt es wenn der Schuh höher ist?
Ich frage, weil ich über das Forum den Look Pivot als sicherste Bindung empfohlen bekommen habe und der nicht auf die Platte eines Laser SL Stöckli passt, den ich haben möchte. Jetzt wird der Ski ohne Platte bestellt, und ich frage mich natürlich was das mit dem Ski und dessen Handling macht.
In diesem Zusammenhang auch das durchbiegen des Ski. Ich dachte immer das ist vorteilhaft oder gilt das nur für die geraden, untaillierten 20cm längeren Ski als Körpergröße, der 70s und 80s?

Danke schon mal für eure Erklärungen, bin neugierig auf die Antworten.
Zuletzt geändert von Peter_b am 02.12.2017 07:04, insgesamt 1-mal geändert.

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NeusserGletscher
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von NeusserGletscher » 02.12.2017 07:03

Platten werden heute überwiegend im Rennsport verwendet. Sie sind oft zweigeteilt, um den Flex des Skis nicht zu beeinflussen. Mit einer Platte vermindert man bei extremen Schräglagen die Gefahr eines Boot-Out. Außerdem wird die Bindung fest mit der Platte verschraubt und erlaubt so einen direkteren Kontakt zum Ski als bei den schwabbeligen Systembindungen, bei denen die Anpassung an die Sohlenlänge durch Verschieben erfolgt. Bei Systembindungen ist zudem die Wahl der Bindung auf wenige Modelle beschränkt. Bei freier Montage mit oder ohne Platte kannst Du die für Dich passende Bindung frei wählen. Wobei viele Fachhändler heute kaum noch sich passende Bohrlehren in die Werkstatt legen und das Wissen um eine wirkliche Bindungsmontage immer mehr in Vergessenheit gerät. Womit wir wieder beim Thema Rationalisierung auf Kosten der Qualität wären.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von ingo#31 » 02.12.2017 10:26

Peter_b hat geschrieben:
02.12.2017 06:51
Ich frage, weil ich über das Forum den Look Pivot als sicherste Bindung empfohlen bekommen habe und der nicht auf die Platte eines Laser SL Stöckli passt, den ich haben möchte.
Das stimmt so nicht. Für den SL kannst du problemlos die LOOK SPX Rockerflex Bindung mit der R21 Platte verwenden. Kann es ganz sicher behaupten, weil ich selber auf meinem Blizzard SRC genau diese Kombination verwende. Zudem habe ich in der Vergangenheit sehr viel Stöckli gefahren, mit unterschiedlichsten Bindungen/ Platten usw. Für den Laser SL würde ich trotzdem die Kombi von Stöckli selbst empfehlen: Stöckli WC FIS Platte mit Salomon LAB Bindung. Alles andere kann auch funktionieren, muss es aber nicht.

Allgemein macht eine Platte einen Ski praktisch in allen Bereichen besser, der Charakter bleibt grundsätzlich erhalten. Bei wenig Skifahrerischer Technik, kann es sogar kontraproduktiv sein, eine Platte zu verwenden. Die Ski sind mit Platten deutlich aggressiver und möchten präziser geführt werden.

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elypsis
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von elypsis » 02.12.2017 12:54

Peter_b hat geschrieben:
02.12.2017 06:51
Ich frage, weil ich über das Forum den Look Pivot als sicherste Bindung empfohlen bekommen habe und der nicht auf die Platte eines Laser SL Stöckli passt, den ich haben möchte. Jetzt wird der Ski ohne Platte bestellt, und ich frage mich natürlich was das mit dem Ski und dessen Handling macht.
Den Laser SL kannst du ohne Platte und Bindung auch ungebohrt ordern. Damit bist du in der Wahl von Bindung und Platte komplett frei. Es braucht jedoch jemanden, der für dich bohrt und montiert. Und selbstverständlich kannst du diesen Ski auch ohne Platte fahren, Stöckli bietet das auch so in der Variante "Comfort" an.

Wie sich dieser Ski fahrtechnisch durch andere Platten und Bindungen verändert, kann man der Webseite entnehmen:
http://www.stoeckli.ch/chde/ski/ski/rac ... 1-41010319

Grundsätzlich verändert die Platte den Charaker eines Skis sehr deutlich, denn damit erhöht sich sein Flex entscheidend. Somit stehst du auf einer FIS-Platte am stabilsten, was dir ein Maximum an Steuerpräzision, also Stabilität, Kontrolle und Rückmeldung verschafft. Diesen Vorteil kannst du aber nur umsetzen, wenn du die Technik und die Kraft dafür hast. Zudem solltest du mit RD Schuhen fahren, denn alle anderen Skistiefel bauen eine viel zu hohe Impedanz zwischen deinem Fuß und dem Ski auf.

Damit ist die Variante, eine Bindung ohne Platte auf einem Ski zu montieren, das andere Extrem, aber fahrtechisch gesehen eben die komfortabelste.
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von ingo#31 » 02.12.2017 15:55

elypsis hat geschrieben:
02.12.2017 12:54
Grundsätzlich verändert die Platte den Charaker eines Skis sehr deutlich, denn damit erhöht sich sein Flex entscheidend.
In diesem Punkt bin ich nicht ganz deiner Meinung. Es ist entscheidend was für eine Platte verwendet wird. Da die meisten hochwertigen Race Plates gleitend auf dem Ski montiert werden, haben sie einen sehr geringen Einfluss auf die Härte des Flex. Was jedoch entscheidend anders wird ist die Torsion im Bereich vor, unter, und hinter der Platte. Es ist ja im Sinne der Hersteller, dass der Ski eine homogene Biegelinie beibehält und man trotzdem- oder wegen der Platte- deutlich mehr Druck auf die Kante bringt. Und das bei identischem Input vom Fahrer. So zumindest empinde ich das Ganze. Wenn man auf DEMSELBEN Ski Model verschiedene Bindungen und Platten ausprobiert, ist der Unterschied am deutlichsten. Ich komme z.B. mit der Marker Piston Plate nicht so gut zurecht, woran das genau liegt, kann ich nur vermuten. Grundsätzlich mag ich keine Systeme bei denen eine durchgehende Platte verwendet wird. Vielleicht haben sie tatsächlich einen Einfluss auf das gesamte Ski/Platte/ Bindung System, das mir einfach nicht taugt. Oder ich fahr dafür nicht gut genug, kann sein.
Fakt ist, an meinen SRC habe ich sowohl die Marker Plastik original Bindung gefahren und dann auf Look R21 (Dynastar) Platte mit der SPX Rockerflex Bindung gewechselt und der Unterschied ist eigentlich nur der, den ich weiter oben beschrieben habe. Sprich: der Ski ist aggressiver, die Kanten beissen entschieden heftiger, man muss präziser drauf stehen und die Tendenz zum Verschneiden ist ausgeprägter. Dass der gesamt Flex härter wurde, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, der Ski fährt bei gleichem Kraftaufwand engere Bögen als zuvor. Wie gesagt, das bezieht sich auf die original Marker Bindung die serienmässig auf dem Ski verbaut ist. Meine Erklärung dazu, mit der Marker "verhärtet, verspannt" der Ski unterhalb der Bindung sobald der Skischuh drin steckt. Ich denke das hat einen Enfluss auf die Biegelinie, welches zu dem Beschriebenen führt.

Ob das alles so seine Richtigkeit hat, weiss ich nicht, es sind aber meine praktischen Erfahrungen.

OT: hat sich etwas wegen dem gebi1 Test Termin in Davos was getan? Und wenn nicht, könnten wir ja trotzdem ein kleines Treffen in die Wege leiten, oder?

Gruss ingo

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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von gebi1 » 02.12.2017 16:35

Peter_b hat geschrieben:
02.12.2017 06:51
Ich frage, weil ich über das Forum den Look Pivot als sicherste Bindung empfohlen bekommen habe und der nicht auf die Platte eines Laser SL Stöckli passt, den ich haben möchte. Jetzt wird der Ski ohne Platte bestellt, und ich frage mich natürlich was das mit dem Ski und dessen Handling macht.
Es wäre schlau gewesen bei der Frage nach der "sichersten" Bindung auch anzugeben auf welchen Ski sie soll.

Ganz ohne Standerhöhung würde ich einen solch schmalen Ski nicht fahren wollen. Boot-Out wird - zumindest bei schwierigen, resp weichen Schneeverhältnissen - Tatsache.

Auf der sicheren Seite bist du mit den Stöckli Empfehlungen. Von Look könntest du die nehmen http://www.look-bindings.com/fr-ch/prod ... white-icon. Der Vorderbacken ist der selbe wie bei der Pivot. Salomons Rennbindung https://www.salomon.com/schw/product/x1 ... cle=367248 beide Produkte gibt's in verschiedenen Ausführungen. Mit den Platten kenne ich mich nicht mehr aus.

Die Pivot Bindungen machen aus meiner Sicht vor allem auf Parksski oder Freerideski Sinn. Dort ist eine minimale Standerhöhung wichtig, sie gibt ein direkteres Fahrgefühl. Zudem wird der Ski nicht Torsionssteifer und das Flexmuster bleibt erhalten. Was ich auf Rails und Obstacles nicht brauchen kann, ist ein bocksteifer Ski. Boot-Out ist auch kein Thema, da auch die Parksski in den letzten Jahren immer breiter wurden.

Gruss
Martin

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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von elypsis » 04.12.2017 12:37

ingo#31 hat geschrieben:
02.12.2017 15:55
Dass der gesamt Flex härter wurde, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, der Ski fährt bei gleichem Kraftaufwand engere Bögen als zuvor.
Die engeren Bögen fährst du alleine schon deswegen, da sich der "natürliche" Radius des Skis beim Aufkanten proportinal zum Aufkantwinkel verringert. Diesen Radius zu halten, ist hernach eine Frage, wie konstant du den Druck auf der Kante aufrecht erhalten kannst. Sicherlich spielt dabei das Verhältnis von Flex und Torrsion des Skis eine Rolle, aber auch die Platte und die Bindung. So macht bspw. keine Plastikbindung auf einer Race Plate Sinn, denn der Großsteil der Steuerimpulse wird bereits von den Bindungsbacken geschluckt bzw. zeitverzögert. Damit erklärt sich eigentlich auch, warum die stabilen FIS-Platten/Bindungen einen Ski deutlich direkter und agressiver machen und damit eben seinen ursprünglichen Charakter verändern.

In diesem Zusammenhang finde ich die unterschiedlichen Konzepte von Atomic und Stöckli spannend. Der S9 FIS SL hat einen mega weichen Flex, gepaart mit einer super steifen Torrsion. Wenn du diesen im Shop flext, denkst du, du hast einen Jugendski in der Hand. Dafür ist aber seine Crystal Race Base durchgängig. Im direkten Vergleich flext der Laser FIS SL deutich härter und seine STO WC Platte ist zweiteilig.

___

OT - Bist du nach wie vor auf ein Wochenende fixiert?
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von latemar » 04.12.2017 13:38

Interessant Diskussion.
elypsis hat geschrieben:
04.12.2017 12:37
In diesem Zusammenhang finde ich die unterschiedlichen Konzepte von Atomic und Stöckli spannend. Der S9 FIS SL hat einen mega weichen Flex, gepaart mit einer super steifen Torrsion. Wenn du diesen im Shop flext, denkst du, du hast einen Jugendski in der Hand. Dafür ist aber seine Crystal Race Base durchgängig. Im direkten Vergleich flext der Laser FIS SL deutich härter und seine STO WC Platte ist zweiteilig.
Finde ich ja spannend. Ich bevorzuge unbedingt Ski mit weichem Flex. Leider gab es kaum mehr Ski, die so gebaut waren. Nordica war ja vor 10-15 jahren auch weicher im Flex.
Wie ist das beim X9?


Gruß!
der Joe
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von elypsis » 04.12.2017 14:10

latemar hat geschrieben:
04.12.2017 13:38
Wie ist das beim X9?
Das kann ich dir nicht sagen. Wir haben nur den Redster FIS SL W 2016/17 stehen, dem der S9 FIS bis aufs Deckblatt 1:1 gleicht. Der Consumer S9 ist ein ganz anderer Ski.
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Re: Wozu eine Platte?

Beitrag von ingo#31 » 04.12.2017 18:38

elypsis hat geschrieben:
04.12.2017 12:37
Die engeren Bögen fährst du alleine schon deswegen, da sich der "natürliche" Radius des Skis beim Aufkanten proportinal zum Aufkantwinkel verringert. Diesen Radius zu halten, ist hernach eine Frage, wie konstant du den Druck auf der Kante aufrecht erhalten kannst.
Das ist mir schon klar, ich meinte aber den direkten Vergleich SRC mit Marker und SRC mit R21 Platte und SPX Bindung. Ich bin der Meinung, dass eben wegen der gleitenden R21 Platte der Ski leichter- und bei DEMSELBEN Druck- einfacher und weiter durchflext und deswegen enger fährt. Ich finds auf alle Fälle geil :-D !

Ja, WE wäre schon gut für mich. Unter der Woche ist es mir schier unmöglich frei zu nehmen.

@ latemar
Ich bevorzuge auch eher das Skimodel mit dem softeren Flex. Deswegen ja der Wechsel vom Dobermann SLR zum Blizzard SRC. Mir ist es wichtig, dass die Torsionssteifigkeit dabei aber hoch ist. Bei den Consumer Stöckli SL ist die Schaufel vom Flex und Torsion, extrem labberig weich. Viel zu weich, wie ich finde.

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