Die neue Ski-Ästhetik

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TOM_NRW
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von TOM_NRW » 15.02.2016 08:27

Einfacher oder schwerer, aus dieser Diskussion möchte ich mich raushalten. Bin selber einige Jahre ausschließlich geboarded, aber nun schon wieder etliche Jahre nur auf Ski unterwegs.

Eines fällt mir auf jeden Fall seit ein paar Jahren auf: Die Anzahl der Boarder nimmt dramatisch ab und die Anzahl der Boarder, die nicht nur die Piste runterrutschen, sondern kontrollierte, vielleicht sogar geschnittene Bögen fahren, ist genauso klein wie bei den Skifahrern.

Scheinbar gibt es auch bei den Boardern die Tendenz sich keinen externen Input zu holen und auf einem "ich komme den Berg irgendwie runter Niveau" zu verbleiben.

Thomas

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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von Udo-Aschaffenburg » 15.02.2016 09:17

Die "WELT" hat's mittlerweile auch gemerkt...:

http://www.welt.de/print/wams/reise/art ... itten.html

U.
[i] A bisserl was gehd ollaweil. [/i]

latemar
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von latemar » 15.02.2016 09:21

TOM_NRW hat geschrieben:
Scheinbar gibt es auch bei den Boardern die Tendenz sich keinen externen Input zu holen und auf einem "ich komme den Berg irgendwie runter Niveau" zu verbleiben.

Thomas
Daran ist ja auch nichts schlechtes. Ganz im Gegenteil. Vorausgesetzt man schätzt seine Möglichkeiten richtig ein.

Skifahren ist für mich Genuss mit Sport in schöner Landschaft zusammen mit meinen liebsten Menschen.
Daher finde ich den Artikel ganz gut (auch wenn ich die wortwahl nicht immer passend finde), allerdings stört mich, dass Carven mit Geschwindigkeit gleich gesetzt wird, denn das ist sicher nicht der Fall.

Für mich stellt sich oft eine ganz andere Frage:
Absolut ungeeignetes Material. Warum immer sportlicher, agressiver, wenn man doch nur einfach Skifahren will?


Gruß!
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von elypsis » 15.02.2016 10:34

TOM_NRW hat geschrieben:Eines fällt mir auf jeden Fall seit ein paar Jahren auf: Die Anzahl der Boarder nimmt dramatisch ab und die Anzahl der Boarder, die nicht nur die Piste runterrutschen, sondern kontrollierte, vielleicht sogar geschnittene Bögen fahren, ist genauso klein wie bei den Skifahrern.
Das kann ich so nicht bestätigen. Vielmehr fällt (zumindest) hier auf, dass Boarder gerne eher in Gruppen unterwegs sind und das in bestimmten Revieren stattfindet. So ist die Parsenn eher Boarder-frei, dafür gibt es auf dem Jakobshorn Pisten und Hütten, die von Skifahrern eher gemieden werden.

Wie gut das Gros der Boarder unterwegs ist, kann ich nicht beurteilen, ich selbst habe es nie ernsthaft probiert. Auffällig ist jedoch, dass durchaus auch viele Ältere im Bereich 60 plus auf Boards unterwegs sind. So saß aber bspw. vor ein paar Tagen ein 90-jähriger Skifahrer mit mir im Lift. Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, ob und seit wann er bekennender Ski-Ästhet ist! :wink:
TOM_NRW hat geschrieben:Scheinbar gibt es auch bei den Boardern die Tendenz sich keinen externen Input zu holen und auf einem "ich komme den Berg irgendwie runter Niveau" zu verbleiben.
Hier sehe ich keinen relevanten Unterschied zu den Skifahrern. Aber insgesamt stelle ich fest, dass in dieser Saison das Schüleraufkommen bei den Davoser Skischulen insgesamt sehr deutlich nachgelassen hat.
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von Zwigges » 15.02.2016 10:35

Hallo zusammen,

Aufpassen: Laut WELT-Artikel ist dieser Stil verpflichtend - wer´s nicht kann fliegt von der Piste.... :D

latemar
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von latemar » 15.02.2016 11:18

Vieles was uns da die Österreicher lt. Welt verkaufen wollen verstehe ich nicht.
So wie das beschreiben mit dem Carven fährt man doch schon ewig nicht mehr, zumindest da nicht wo ich Privatstunden nehme.


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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von NeusserGletscher » 15.02.2016 12:25

Martina hat geschrieben:... der Gleichgewichtssinn mit zunehmendem Alter eher schlechter wird.
Durch gezieltes Training habe ich meinen Gleichgewichtssinn in den letzten Jahren enorm verbessert. Sicherlich werde ich damit nicht mehr über ein Hochseil balancieren. Aber zum Skifahren reicht es.

Ansonsten habe ich trotz der Lektüre der beiden Artikel noch immer nicht verstanden, worin im Kern nun die neue Skitechnik bestehen soll. Vielleicht kann mir jemand, der es verstanden hat, noch mal erläutern.

Die zugrundeligende Behauptung, in den Schulen würde hauptsächlich Carven gelehrt bzw. die meisten Skifahrer würden carven, deckt sich schon nicht mit meinen Beobachtungen. Den Anteil der Carver würde ich, situationsbedingt, vielleicht zwischen 10% und 20% sehen. Extreme Verdrehungen des Oberkörpers gehören doch schon der Vergangenheit an, seit dem mit den taillierten Ski keine Vorspannung mehr aufgebaut werden muss. So was findet sich heute nur noch beim Kurzschwung, der wiederum nicht in den Anfängerbereich gehört. Und eine hüftbreite Skistellung finde ich natürlicher als eine geschlossene.

Bei vielen Skifahrern hapert es darüber hinaus nicht an der Ästhetik, sondern an einer an Material, Gelände und Wetter angepassten Skitechnik. Sobald sich die äußeren Bedinungungen vom Idealzustand entfernen sind Skifahrer, die eine Kurve hauptsächlich übers Heck rutschen, mit ihrer Technik am Anschlag. Da nutzt es auch nichts, wenn sie demnächst eleganter rutschen.

Neue Modetrends nutzen vor allem den Trendsettern. Ein Lehrplan mit 514 Seiten hört sich für mich auch nicht nach einfachem Skifahren an. Irgendwie keimt in mir der Verdacht, der neue Trend soll vor allem den Skischulen wieder mehr Kunden bringen. Wenn das am Ende dazu führt, dass diese sicherer Skifahren, soll es mir recht sein. Wenn ich Unterricht nehme, dann erwarte ich, dass an einer auf mich abgestimmten Technik gearbeitet wird. Und nicht nach Lehrplan, Schema-F oder weils gerade Mode ist bzw. mir als Modetrend verkauft wird.
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von Martina » 15.02.2016 12:48

Da spielt eben die Begriffsunschärfe eine sehr grosse Rolle:

Was ist denn nun "Carvingtechnik"?
"Carven" ist klar: geschnittene Schwünge.
Aber unter "Carvingtechnik" versteht nicht jeder das Gleiche. Geht es rein um eine Technik, um geschnittene Schwünge zu fahren oder generell um Technik, die sich zum fahren mit stärker taillierten Ski eignet?


Im Welt-Artikel steht:
"Kurz gesagt, schaffen wir die übertriebenen, gekünstelten Bewegungen ab – keine Extrempositionen mit dem Oberkörper mehr, keine starken Vertikalbewegungen"
Tja - von wann ist dieser Artikel?
Tatsache ist: Mit Aufkommen der Carvingski mitte der 90er Jahre hat man fast überall gemerkt, dass man mit diesen sehr viel einfacher skifahren kann - nämlich eben ohne übertriebene, gekünstelte Bewegungen, ohne ausgeprägte Vertikalbewegungen.
So geht seither fast überall Skiunterricht: Ohne überriebene, gekünstelte Bewegungen, ohne starke Vertikalbewegungen.

Nur in Österreich wurde noch "taloffen", "Gegendrehen", "Oberkörper nach aussen kippen", "hochentlasten" etc. gelehrt.
Wir haben hier im Forum sehr, sehr viele Diskussionen darüber geführt. Meine Beobachtung in dieser Zeit war: Die Jungs und Mädels in Österreich können durchaus sehr gut skifahren. Es ist ihnen auch klar, dass man oben beschriebene Bewegungen so nicht braucht. Aber im Leitbild des Verbandes und in Kursen und Prüfungen wurde es eben gefordert.

Was hier jetzt als neue Erfindung gegenüber dem Carven beschrieben wird, ist das normale Skifahren mit stärker taillierten Ski, Technik, mit der man auch carven kann, aber nicht muss. Fast überall in der Skiwelt. Ausser eben in Österreich.

Dieser Beitrag mag alles etwas übertrieben beschreiben, aber der Artikel ist tatsächlich einigermassen lächerlich für mein dafürhalten.

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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von NeusserGletscher » 15.02.2016 13:11

Danke für Deine Erläuterungen, mit den Hintergrundinfos wird mir so einiges klar. Der Welt-Artikel ist nicht nur in Teilen lächerlich sondern auch sachlich falsch. Was da der "Carving-Technik" zugeschrieben wird wie Hochbewegung, extreme Verdrehungen und taloffene Fahrweise hat mit Carven überhaupt nichts zu tun. Man kann auch carven, in dem man sich mit dem ganzen Körper in die Kurve lehnt. Und selbst mit Hüftknick würde ich eine extreme Verdrehungen als Fehlerbild ansehen. Hochentlastung ist wiederum Bestandteil einer sauberen Skitechnik und wird, ausser beim Carven, künftig auch weiterhin benötigt. Denn eine saubere Tiefentlastung werden die meisten 1-Woche pro Jahr Fahrer noch weniger hinbekommen. Und ohne Entlastung der Skienden läuft es wieder auf die übliche Heckrutscherei hinaus.

Kurzum, das übliche Marketing-Geblubber von Leuten die keine Ahnung von dem haben, worüber sie da gerade schreiben.
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Re: Die neue Ski-Ästhetik

Beitrag von Willi1957 » 15.02.2016 15:08

Das was hier der Österreichische Skiverband als Schulungsinhalte definiert, ist nach meiner Meinung nach wirklich neu bzw. zumindest ungewöhnlich. Mit dem "Natürliches Skifahren" stellt er zum ersten Mal als Lernziel nicht ein bestimmtes allgemeines Leitbild (Idealbild) einer Technik in den Vordergrund, sondern den einzelnen Skifahrer, mit all seinen Stärken, Schwächen und Handicaps sehr unterschiedlicher Art. Auf diese soll wohl im Unterricht stark eingegangen werden. Das Ergebnis eines erfolgreichen Unterrichts sieht dann pro Teilnehmer wohl sehr unterschiedlich aus, individuell eben und „natürlich“.
Servus,
Wilhelm

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