Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

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Jean
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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von Jean » 09.03.2015 11:25

Na die anderen haben dir deine Frage ja schon ausführlich beantwortet.
Aus Erfahrung kann ich nur sagen: Klar kannst du es! Also: Am Ball bleiben!
Man braucht bloss ein Ziel, den entsprechenden Ehrgeiz, klar, die körperlichen Vorraussetzungen müssen stimmen und dann: Fahren fahren Fahren (eben auch mit einem GUTEN Skilehrer/ Ausbilder, so wie du es ja auch tust). Und dann: innerlich locker bleiben! Ich finde du bist auf dem genau richtigen Weg!

Ich selber habe vor 4 Saisons mit 23 Jahren erst so richtig mit dem Skifahren begonnen. Dann aber mit großer Passion, Training und Ehrgeiz. Jetzt in Saison 4 mit 26 Jahren mache ich meine letzte Prüfung zum DSV- Skilehrer/ Trainer A, sprich letzte Ausbildungsstufe im Skiverband und trainiere/bilde selber Skilehrer aus. Es geht also alles! :))
Und der Vater meines Partners hat mit Ende 50 auch noch seine Grundstufe gemacht ;)

Du machst es also genau richtig!

Martina
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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von Martina » 09.03.2015 11:26

Dass es Spass macht, ist schon wichtig. Aber das war nicht die Frage (und der Spass darf nicht auf Kosten der Sicherheit anderer gehen).

Was nicht vergessen werden darf: Beim Skifahren lernen kann man durchaus Fähigkeiten und Fertigkeiten heranziehen, die man aus anderen Bereichen mitbringt. Gerade im kognitiven Bereicht sind viele Menschen heute gut geschult. Aber auch koordinative und andere Fähigkeiten und trainierte Fertigkeiten für das Skifahren nutzen.

Es kommt durchaus vor, dass jemand, der in anderen Bereichen gut trainiert hat, rasch ein guter Skifahrer wird - sofern er fähig ist, dies auf die neue Situation zu übertragen.

Es kann aber auch sein, dass man sich "vertrainiert" hat im Leben. So habe ich es z.B. erlebt, dass ein Ballettänzer praktisch nicht in der Lage war, skifahren zu lernen, weil er sich gewohnt war, dass jede Situation 'körperlich' genau absehbar war. Es war ihm fast unmöglich, auf immer neue Gegebenheiten (wie z.B. unterschiedliche Steilheit) zu reagieren.

Es stimmt übrigens auch nicht, dass jeder Erwachsene Angst vor dem Stürzen hat. Ich habe immer wieder mit Erwachsnen zu tun, die sich leicht und entspannt fallen lassen, manchmal sogar viel zu oft.

latemar hat geschrieben:Puuuh. Da gibts aber wenige "gute" Skifahrer.
So ist es. Es gibt wenige gute Skifahrer. Tom hat m.E. eine gute Zusammenfassung geschrieben.
Sehr gute Skifahrer gibt es noch weniger.

Martina
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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von Martina » 09.03.2015 11:29

Jean hat geschrieben:Aus Erfahrung kann ich nur sagen: Klar kannst du es! Also: Am Ball bleiben!
Man braucht bloss ein Ziel, den entsprechenden Ehrgeiz, klar, die körperlichen Vorraussetzungen müssen stimmen und dann: Fahren fahren Fahren (...) Es geht also alles! :))
Solche Aussagen finde ich schwierig, denn meine Erfahrung zeigt leider: Es geht nicht für alle.
Die allermeisten können sehr ordentliche Skifahrer werden.

Aber es ist halt leider wirklich nicht so, dass für jeden alles geht, wenn er nur wirklich will. Solche Aussagen finde ich nicht fair gegenüber denen, die sich sehr engagiert bemühen und doch nicht über ein bestimmtes Level hinauskommen. Denn letztlich würde sich dann jeder, der nicht "total gut" wird, nur nicht genügend bemühen (übrigens nicht nur im Bereich skifahren).

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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von goodie_1401 » 09.03.2015 11:43

Also wenn ich meinen Mann betrachte... Er hat beim Foren-Matsch-Camp 2007 mit 38 im schlimmsten Sulz angefangen und ich kann sagen, dass er auf ein sehr sehr ordentliches Niveau gekommen ist.
Wenn ich die Definition von Tom_NRW hernehme - der ich zu 100% zustimme - dann fehlen noch ein paar Körnchen. Wenn es fies wird, dann geht das bei zu Lasten der Lockerheit.
Er spielt eigentlich nie mit Schwunglängen. Oder er winkt ab, wenn ich in den Tiefschnee will. Was auf ihn etwas verkrampfend wirkt ist, dass wir jetzt unseren Großen dabei haben. Den wieder einkassieren wenn er zu viel Vorsprung hat ist meine Aufgabe. :D Wobei wir uns als Skifamilie echt nochmal neu finden müssen. Ich mit Sohn voraus, er bildet das Schlusslicht.

Ne skitechnische Augenweide wird er nicht mehr. Aber das sind für mich auch meist die kleinen kompakten Fahrer. Die langen Kerls sehen in meinen Augen häufig etwas ungelenk aus. :oops:

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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von NeusserGletscher » 09.03.2015 12:24

goodie_1401 hat geschrieben:Die langen Kerls sehen in meinen Augen häufig etwas ungelenk aus. :oops:
Wie bitte :evil: :evil: :wink:
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von TOM_NRW » 09.03.2015 13:13

Danke, endlich eine Ausrede, wenn eine Videoaufnahme mal wieder blöd aussieht.

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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von extremecarver » 09.03.2015 13:25

Also ich hab vor glaub ich 3 Jahren einen Ü70 jährigen in der Privatries am Schneeberg getroffen, der meinte erst seit gut 20 Jahren skizufahren und berzugsteigen. Die Bedingungen an dem Tag waren sogar recht schwer da es weniger als erwartet aufgefirnt hat. Seiner Aussage hat er erst mit der Pension so richtig angefangen, seitdem aber halt 4-5 Tage die Woche wenns Schnee hat. Klar Ausnahme - aber möglich.


Für mich muss ein sehr guter Skifahrer alle Pisten und Skirouten bei genug Schnee relativ flüssig fahren können - solange es die Lawinengefahr erlaubt. Offpiste >35° nehmen wir bei Eis mal raus - das bleibt was für Experten.


Sprich Pallavicini Rinne am Glockner - nein, dass bleibt was für Alpinisten mit sehr sehr gutem Skikönnen (erst recht weil die Jahr für Jahr schwerer wird dank Klimawandel). Aber Canale Holzer, oder andere mittelschwere Steilabfahrten sollten sehr wohl im Repertoire jedes sehr sehr guten Skifahrers sein bei guten Bedingungen (und das nicht mit Guide der einen irgendwie runterbringt sondern auf einge Faust). Und das Niveau kann man (aber man kanns kaum erzwingen) auch als jemand erlernen der erst mit 40-50 Jahren skifahren beginnt ohne davor Leistungssport ausgeübt zu haben.


Und Stil oder wies ausschaut hat für mich rein gar nichts mit gutem Skifahren zu tun. Wie sicher bzw effektiv man wo runterkommt ist das einzige was zählt. Weil Fehlansichten wie effektives Skifahren ausszuschauen hat - gabs Jahrzehntelang schon genug und die haben zig Skifahrern den Spaß gekostet.
Viel eher als guter Stil, gehört für mich zum Experten Skifahrer halt auch Alpinismus dazu. Sprich mal einen 2er ohne Seil mit Skischuhen runterzuklettern, gehen mit Steigeisen, Seiltechnik, Lawinenkunde/LVS Bedienung usw.


Eine Freundin von mir schaut vom Stil her echt schlecht aus, hat aber kein Problem sicher die meisten Steilwandabfahrten hier im Osten Österreichs sicher runterzukommen, fährt halt auch max 1-2 tage pro Jahr in Skigebieten, und ist sonst nur am Tourengehen. Das dafür viel und oft. Dabei hat sie erst mit Anfang 30 angefangen mit Tourengehen - und ihre gesamt Skierfahrung davor waren Schulskiwochen. Ihr können kam quasi Zwangsweise da sie halt oft von einem Freund da und dort runtergebracht wurde und halt quasi gezwungen war entweder alleine wo eine Skitour zu gehen - oder halt mit dem Freund das was der für den Tag gehen wollte (beide arbeiten nicht im Winter und sind daher halt etwa 100 Tage pro Jahr auf Skitouren unterwegs - daher habens halt auch top Kondi und spulen meist 2-4000HM pro Skitourentag ab). Grad dank Rockerski ist für viele der Einstieg viel leichter geworden. Für mich ist dass ein höheres Niveau als das was doch viele - insbesondere ältere - Skilehrer drauf haben.


Am wichtigsten ist - halt immer mit guten bis sehr guten Skifahrern unterwegs zu sein. Nur wenn man richtige Vorbilder hat - und das dauerhaft - wird man richtig weiterkommen (Alternative halt viel (Privat-)Skikurse).


Meine Frau hat auch erst mit 29 angefangen skizufahren, und kommt jetzt nach 3 Jahren alle Pisten problemlos und zügig runter - auch bei schlechten Bedingungen. Beim freeriden gehts halt erst so langsam los - aber 5000-6000HM Freeride pro Tag auf eher einfachen Hängen sind jetzt gut drinnen (nix steiler als 40° - weil da blockiert sie mit Höhenangst noch) - am Krippenstein hatte sie letztes Wochenende viel Spaß auf den Standardrouten und es hatte gut 30cm Pulver, teils auch mehr (Und die Aussage vom ihrem Guide, dass wenn man am Krippenstein überall runterkommt, überall in der Welt beim freeriden runterkommt haben sie gut motiviert). Laut skiline Auswertungen sind wir meist bei den Top 1-5% was die Höhenmeter betrifft pro Tag (gestern etwa 15.000HM am Katschberg - bei Traumbedingungen), und Bergerfahrung hatte sie überhaupt keine. Bis dahin sportmäßig nur 2x die Woche Hip Hop. Aber dass es mal wie selbstverständlich ausschaut im schweren Gelände - das wirds bei ihr glaube ich nicht mehr werden. Da sind einfach zu viele Barrieren im Kopf.


BTW - Skispringen. Im USI-Wien kann man etwa Skisprungkurse belegen. 60m Schanze ist das normale für sportliche Anfänger ohne Angst am zweiten oder dritten Tag. Und die Teilnehmer sind eigentlich alle nie vorher Skispringen gewesen! Dafür brauchts neben etwas Sportlichkeit, etwas skifahren können, eigentlich nur ordentlich Mut.
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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von Pancho.Ski » 09.03.2015 14:22

So, waikiki83, jetzt weißt Du was zu tun ist...

:D :D

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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von Poldy » 09.03.2015 18:30

obwohl es eher gar nichts mit dem Thema zu tun hat, eine Bemerkung zu Felix extremecarver :

Es ist ganz und gar nicht egal, "wies auschaut". Einen wirklichen Könner erkennt man daran, dass leicht aussieht, was eigentlich schwer ( nämlich steil, vereist usw...) ist.

Und die Frau mit dem schlechten Stil, die kommt ganz bestimmt wirklich die allermeisten steilen Sachen leicht herunter - sie muss sich nur die Ski ab- und die Steigeisen anschnallen, oder ?..


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Re: Hat man als "spätlernender" überhaupt eine Chance?

Beitrag von extremecarver » 09.03.2015 19:59

Naja - so schlimm schauts auch nicht aus. Aber beim vorfahren würde man die als Skiführer definitiv in keine Freeridekönnergruppe einordnen. Aber die hat halt ihren Stil mit dem sie einfache wie schwere Sachen runterfährt.

Und es gab auch schon Freeride Pros (Board wie Ski) wo man sich immer gewundert hat wie die wo runterkommen... Ist eigentlich erst in den letzten 10-15 Jahren, wo es am wichtigsten ist dass es auf Pics und Videos gut ausschaut viel seltener geworden dass da jemand komplett individuellen Stil fährt..

Klar - dass geht meist nur bis zu einem gewissen Punkt, aber selbst im Weltcup gibts immer mal wieder Fahrstile von Leuten die aus der Reihe tanzen (etwa Armhaltung bei Kentaro Minagawa, oder die "Gummibeine" von Akira Sasaki, bzw wäre ein Bode Miller mit seinem Stil der Beschleunigung aus der Rücklage sicher in AT nie weit rauf gekommen weil man ihn so normiert hätt dass er den Spaß verloren hätte.)

Oder ein Marco Siffredi - der hat Jahrelang Steilwandfahren am Snowboard, bzw Snowboardalpinismus geprägt - sein Stil ist aber alles andere als sauber - dabei ist er aber am Mount Everest so abgefahren als wärs ein Run in Chamonix. Klar - konnte man erkennen dass er sehr gut fährt, aber wennst den so beim fahren beobachtet hast - wäre dir nie eingefallen dass keiner damals steilere/alpinere Sachen gefahren ist.


Oder ein Xavier Duret am Monoski, Der ist jede Buckelpiste Straightline runter - berührt hat den Schnee primär sein Skiende - daher auch folgendes Bild wo man denkt - das ist ein Sturz - aber nein - das war halt einfach sein Stil (erkennt man gut an der Spur): http://www.duretskis.com/Team-Xavier_Duret.html
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