Was ist eine faire Kurssetzung?

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M.H.
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Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von M.H. » 17.03.2014 09:03

In letzter Zeit scheint es ja zu ein paar erhöht diskutierten Kurssetzungen (vor allem im Slalom) gekommen zu sein.

Mir fallen das jetzt einmal der von Kostelic gesteckte Olympiaslalom ein, der nach dem Motto "hart aber herzlich" den Zielhang schonte.

Dann natürlich der gestrige erste Slalomdurchgang. Mir ist da eigentlich nur eine Vertikale aufgefallen vor der man das Tempo geschickt rausnehmen musste. Gab's da noch andere Gemeinheiten?

Gibt es eine wirklich faire Kurssetzung geben? Und wie könnte man die definieren?
- Den Kurs so zu setzen, dass auch höhere Startnummer eine Chance haben? Klingt einmal recht gut, auch wenn das wahrscheinlich ein leichter einzuforderndes als zu verifizierendes Kriterium ist? Wäre das bei den gestrigen Pistenverhältnisen möglich gewesen?
- "Schwierigkeit" zu quantifizieren scheint mir mal gar nicht so leicht und ist wahrscheinlich auch nicht für jeden Läufer gleich. Und hier einen Mindeststandard zu definieren scheint auch schwer (Ich postuliere einmal, dass ein Kurs den ich als Nichtrennläufer bewältige sicher kein WC Niveau hat).
Ich schätz einmal dass ist ein bisschen wie die Diskussion um den optimalen Luftdruck eines Fussball (Europa mag es eher härter, Südamerika eher weicher).

Gibt es überhaupt die Möglichkeit für einen Läufer zu stecken oder kann ich nur durch Wahl Schwierigkeit technisch versiertere Läufer bevorzugen?
Sollte ein WC-Lauf einen gewissen Mindest-Schwierigkeitsgrad haben oder muss ein "würdiger" WC-Sieger ohnedies auch auf einem leichten Kurs auf einem Pimperlhang vorne sein?

P.S.:
Bin Österreicher bin was die Ergebnislisten betrifft ziemlich neutral (Mir geht's am A.... vorbei ob Felix oder Marcel gewinnt). Das Reizwort "unfair" das irgendwo im ORF kam hat mich dann zum genauer Schauen verleitet und abgesehen von der Haarnadel-Vertikalen-Kombi hab ich als Laie nicht viele Gemeinheiten entdeckt.
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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von TOM_NRW » 17.03.2014 10:44

Hi,

sehr interessante Frage.

Wenn ich mir die Kommentatoren im deutschen Fernsehen anhöre, dann denke ich oft, dass die nur nachplappern, was sie irgendwo einmal aufgeschnappt haben. Dann hört man die Phrase mit der "fairen Kurssetzung" genauso oft wie den ominösen "Innenskifehler". Ahnung haben sie eher nicht. Leider werden die Experten wie z.B. Ex-Rennläufer nur für kurze Interviews eingesetzt.

zurück zum Thema: Ganz persönlich und ohne fachlichen Background denke ich, dass die sehr guten Fahrer (Spezialisten) mit jedem Hang zurechtkommen müssen. Denke auch, je schwieriger der Hang, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Favoriten gewinnt.

So, und nun überlasse ich den Rennfahrern das Feld.

Thomas

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von Matje » 17.03.2014 12:17

Servus,

also ich wurde denken, eine faire Kurssetzung(In Bezug auf den jetzigen Frühjahrsschnee, eben auch gestern.) ist, wenn man nicht extrem aus der Falllinie steckt! Desto mehr Rippen/Wannen entstehen dann für die "hinteren" Fahrer! Natürlich sollte man auch mal die "extremen" Rhythmuswechsel, wie sie allzu gern Ante Kostelic setzt, als Rennläufer eben trainieren......
TOM_NRW hat geschrieben:Wenn ich mir die Kommentatoren im deutschen Fernsehen anhöre, dann denke ich oft, dass die nur nachplappern, was sie irgendwo einmal aufgeschnappt haben.
Habe mir das ganze gestern mehr oder weniger auf Eurosport angeschaut. Frank Wöndl, ja ehemaliger Rennläufer, gibt da eigentlich im großen und ganzen Anhörbares :wink: von sich!

Auf jeden Fall hat sich Felix Neureuther über den ersten Lauf sehr aufgeregt(ARD), aber mehr in Bezug auf Chancengleichheit für die "anderen" Fahrer. Er hat auch gesagt, das es aber für den Rennausgang in eigener Person nichts zu tun hatte, war ja glaub nach denn 1.DG nur sechs Hunderstel hinter Marcel! Die anderen waren aber eben schon über 1Sek. weg!
M.H. hat geschrieben:Gibt es überhaupt die Möglichkeit für einen Läufer zu stecken oder kann ich nur durch Wahl Schwierigkeit technisch versiertere Läufer bevorzugen?
Sollte ein WC-Lauf einen gewissen Mindest-Schwierigkeitsgrad haben oder muss ein "würdiger" WC-Sieger ohnedies auch auf einem leichten Kurs auf einem Pimperlhang vorne sein?
Sicherlich ist es nicht möglich, nur für einen Läufer speziell zu stecken.... Es sei denn, man trainiert verzwickte Kombinationen bis zur Vergasung und hat dann Losglück, das der eigene Coach ausflaggen darf! Nur kann man schon als Trainer seinen Läufern entgegen kommen! War z.B. beim Nachtslalom in Schladming zu sehen, der dt. Trainer hatte speziell im Zielhang(2.DG) für Dopfer,Neureuther die Tore weit aus der Falllinie gesetzt, um deren Riesentorlauffähigkeiten zum tragen zu bringen. Die beiden waren dann glaub 3./4..

Natürlich sollte ein WC-Lauf eine gewisse Mindestschwierigkeit haben, Gefälle, Länge. Aber auch auf einem "leichten" Hang sind in vielen Fällen die bestimmenden Fahrer in ihrer Disziplin vorn. Lässt aber auch mehr Chancen für Aussenseiter zu, da die Möglichkeit zu vielen Fehlern nicht so gegeben ist!

Gruß Matthias
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TOM_NRW
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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von TOM_NRW » 17.03.2014 12:22

Eurosport ist wirklich angenehmer zu schauen, leider stimmen da sehr oft die Sendezeiten gegenüber dem EPG nicht.

Ansonsten finde ich die Aussagen von Mathe sehr gut nachvollziehbar. :zs:

Thomas

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von ingo#31 » 17.03.2014 12:45

Wir (in der Schweiz) haben das Glück, auf allen verfügbaren Sendern zusehen zu können. Die Berichterstattung auf ORF finde ich persönlich recht gut- besser als auf Eurosport oder deutsches TV) Mein Favorit ist jedoch SRF mit Hüppi und Russi, find die beiden genial! Motorsport sollte man aber nicht auf SRF ansehen, das ist grausam schlecht.

Zu der Kurssetzung: denke wenn Marcel nicht als erster gestartet wäre, dann hätte der Kurs ein anderes Layout gehabt.
Fand die Reaktion von Felix ein wenig überzogen. Er hätte einfach schneller fahren sollen, gewinnen und dann kann man sagen: der Kurs war unfair gesteckt. Es hat immer einen faden Beigeschmack, wenn man als zweiter oder dritter über den Kurs stänkert.

Allgemein scheint das aber für die WC Fahrer ein Thema zu sein. In Sochi hat der Kostelic den Marcel gebeten, den von seinem Vater gestecken Kurs, lobend zu erwähnen- was der auch promt getan hat....

Da steckt wohl viel mehr dahinter, als wir TV Zuseher erfahren.

#31

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von Matje » 17.03.2014 12:59

ingo#31 hat geschrieben:Fand die Reaktion von Felix ein wenig überzogen. Er hätte einfach schneller fahren sollen, gewinnen und dann kann man sagen: der Kurs war unfair gesteckt. Es hat immer einen faden Beigeschmack, wenn man als zweiter oder dritter über den Kurs stänkert.
ingo#31 hat geschrieben:In Sochi hat der Kostelic den Marcel gebeten, den von seinem Vater gestecken Kurs, lobend zu erwähnen- was der auch promt getan hat....
Eigenlob stinkt aber auch!
ingo#31 hat geschrieben:Zu der Kurssetzung: denke wenn Marcel nicht als erster gestartet wäre, dann hätte der Kurs ein anderes Layout gehabt.
Das zeigt schon eine gewisse Unfairness!
Matje

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von TOM_NRW » 17.03.2014 13:09

Hallo zusammen,

habe das Rennen nicht gesehen. Interessanterweise sind auch die Presse-Stimmen in Österreich nicht alle nur pro Hirscher. Hier ein paar Kommentare, die ich beim Querlesen so gefunden habe:


"Hirscher ist ein überragender Schifahrer, aber leider ein schlechter Sportsmann. Der größte Skandal ist meiner Meinung nicht mal die Kurssetzung gestern, sondern dass der ÖSV am Samstag Neureuther wegen einem angeblich nicht regelkonformen Ski disqualifizieren lassen wollte. Vielleicht war Neureuther auch deswegen so sauer gestern."

"ein schweinerei von pircher. da steckt er einen kurs für seinen liebling und lässt die anderen ab start nr. 4 keine faire chance. noch schlimmer ist es. das er damit fahrer wie matt und raich verarscht. ich hoffe dieser trainer wird entlassen"

"Das ist schon wieder so richtig typisch Österreichisch. Wenns nicht der Ante Kostelic richtet müssen wir es selbst machen für den arroganten Jungen."

"Auch einige andere Läufer schüttelten im Ziel verständnislos den Kopf."

"Teamkollege Hannes Reichelt sah es daheim vor dem Fernseher etwas anders.Via "Facebook" fragte er: "Wie kann man bei den Pistenverhältnissen so einen Slalom setzen? Das ist keine Werbung für unseren Sport!"



Ingo´s abschließende Aussage finde ich interessant. @Ingo: In welche Richtung denkst Du da?

PR-technisch wäre es für Felix wohl sinnvoller gewesen den Frosch zu schlucken und einfach weiter Gas zu geben. Der Ärger über den 1. Lauf hat ihn wohl ziemlich blockiert.

LG Thomas

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von peda » 17.03.2014 13:29

M.H. hat geschrieben:Gab's da noch andere Gemeinheiten?
Schlüsselstellen die man von beiden Seiten fahren kann, jedoch der letzte Schwung sehr, sehr eng wird
M.H. hat geschrieben:- Den Kurs so zu setzen, dass auch höhere Startnummer eine Chance haben? Klingt einmal recht gut, auch wenn das wahrscheinlich ein leichter einzuforderndes als zu verifizierendes Kriterium ist? Wäre das bei den gestrigen Pistenverhältnisen möglich gewesen?
Es wäre zumindest möglich gewesen so zu stecken, dass man bei einer guten Fahrt nur 5 bis 7 Zehntel verliert und nicht jenseits der 2 Sekunden
M.H. hat geschrieben:Gibt es überhaupt die Möglichkeit für einen Läufer zu stecken oder kann ich nur durch Wahl Schwierigkeit technisch versiertere Läufer bevorzugen?
Man kann natürlich Schlüsselstelle die normalerweise nie gesteckt werden vorab trainieren

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von moni.ski » 17.03.2014 16:56

ingo#31 hat geschrieben: Zu der Kurssetzung: denke wenn Marcel nicht als erster gestartet wäre, dann hätte der Kurs ein anderes Layout gehabt.
Fand die Reaktion von Felix ein wenig überzogen. Er hätte einfach schneller fahren sollen, gewinnen und dann kann man sagen: der Kurs war unfair gesteckt. Es hat immer einen faden Beigeschmack, wenn man als zweiter oder dritter über den Kurs stänkert.

#31

er hat vor dem Rennen schon über den Kurs gestänkert... und wenn man sich das Rennen angeschaut hat muss man ihm deutlich Recht geben....

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Re: Was ist eine faire Kurssetzung?

Beitrag von peda » 17.03.2014 17:33

ingo#31 hat geschrieben:Zu der Kurssetzung: denke wenn Marcel nicht als erster gestartet wäre, dann hätte der Kurs ein anderes Layout gehabt.
:zs:

Man sollte halt einfach an die Pistenverhältnisse angepasst stecken - bei sehr weichem Schnee (wie z.B. gestern) sollte man z.B. nicht zu stark aus der Richtung setzen, auch vor Übergängen in Flachstücke sollte man bei weichem Schnee starke Richtungswechsel vermeiden - diese Liste ließe sich natürlich nahezu beliebig lang fortsetzen aber generell sollte ein Kurs so gesetzt sein, dass man auch mit höheren Startnummern noch halbwegs realistische Chancen hat.

Hier geht es aber nicht nur im den Slalom - vor allem im Riesentorlauf verhält es sich oft ähnlich:
  • wenn ein amerikanischer Trainer setzt haben wir vor Übergangen ins Flache meist mittlere Torabstände - d.h. alle anderen müssen driften nur Ted (und manchmal Bode) schaffen es dort zu carven und das Tempo mitzunehmen
  • wenn ein kanadischer Trainer setzt haben wir meist sehr lange Torabstände um den Speed-Spezialisten und Gleitern entgegen zu kommen
  • wenn ein österreichischer Trainer setzt haben wir meist sehr enge Torabstände, damit Ted auch driften muss und Marcel mithalten kann
Unabhängig davon sind das aber alles großartige Rennläufer und über eine gesamte Saison gerechnet gleicht sich das meist wieder aus, wodurch am Ende doch meistens der beste Skifahrer der Saison die Kristallkugel bekommt.

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