Bispingen-Blues
Verfasst: 02.04.2009 21:53
Vorab: Uwes Einverständnis vorausgesetzt fange ich hier nochmal einen neuen Thread an, da mein erster mit 54 Beiträgen doch schon ziemlich lang geworden ist.
Hallo, da bin ich wieder und melde Vollzug: Wie meinem Skilevel zu entnehmen ist, hat sich dieser von 0 auf sensationelle 8 erhöht. Ich habe also heute, am 2. April 2009, den Selbstversuch gewagt und das erste Mal in meinem Leben auf Carving-Skiern - richtiger: überhaupt jemals auf Skiern - gestanden.
Nein, kein Tusch, keine Hurra-Rufe, aber davon später. Bleibe ich erst einmal bei den erfreulichen Nachrichten. So war die Fahrt Braunschweig-Bispingen-Braunschweig für unsere dreijährige Tochter die erste erfolgreich bestandene Premiere für eine etwas längere Autobahnstrecke und eine gute Vorübung für unseren Sommerurlaub. Meine beiden Mädels, die sich dankenswerterweise doch noch zum Mitkommen aufraffen konnten, hatten auch sehr viel Spaß beim Rodeln in Bispingen. Soweit das wirklich gute.
Da kein regulärer 4-Stunden-Anfängerkurs am Nachmittag zustande gekommen war, musste ich in den teureren Apfel beißen und habe zwei Privatstunden genommen. Eine kluge und realistische Entscheidung, wie sich zeigen sollte.
Vom Fußgänger zum Skifahrer-Darsteller
Zunächst nahm ich die bereits vorbestellte Ausrüstung in Empfang: Skihelm, Skistiefel (Atomic) in Größe 45 und Carving-Ski 2R 135 (da habe ich extra für Uwe & Co. drauf geachtet!). Ich probierte dann in den Stiefeln meine mitgebrachten Keile für die fehlenden 2 cm Beinlänge links aus und fand schließlich auch einen passenden. Den Tipp mit den gekürzten Zehennägeln habe ich übrigens auch beherzigt! Allerdings saß der linke Schuh schön saugend ohne Druckstellen, während der rechte ohne Keileinlage etwas Schlupf an der Ferse hatte. Doch ein befragter Mitarbeiter des Verleihs meinte, alles in allem sei das so noch OK. Über die Länge der Ski wunderte ich mich, denn bei Uwe hatte ich doch etwas von Bigfoot für Nullanfänger gelesen.
Fertig eingekleidet nahm mich "mein" Skilehrer in Empfang. Schon als er mich nur sah, meinte er, den Helm werde ich wohl kaum brauchen, da wir es sicher nicht auf den großen Hang schaffen würden. Ich behielt den Helm auf. Auf die Frage nach den Bigfoot für den Anfang winkte er ab: Das würden sie hier nicht machen und sei auch nicht so üblich.
Was ich in 135 Minuten Privatschulung alles (nicht) gelernt habe
Dann ging es in die Skihalle vor den Anfängerhügel. Nach einigen sporadischen Dehnübungen zeigte mir der Skilehrer, wie man die Ski befestigt. Da man Lernende nach alter Pädagogensitte dort abholt, wo man sie vermutet, lud er mich ermunternd zur ersten Übung ein: "Wir inlinern jetzt mal ein bißchen." Während er drauflosglitt, stakelte ich wie jemand hinter ihm her, der mit dem Ski ein Buschfeuer austreten will. Mit erstaunten Blicken vernahm er sodann, dass ich weder jemals Inliner noch Schlittschuh oder Rollschuh gelaufen bin und davor eigentlich auch eine Heidenangst habe. "Nicht schlimm", meinte er nicht sehr überzeugend und begann mir den Hangaufstieg im Fischgrät oder Entengang zu erklären. Nach einigen Fehlversuchen funktionierte das dann so einigermaßen, also ging es nun zur gegenteiligen "V"-Stellung: dem Schneepflug.
Wir fuhren das seitliche Förderband am Anfängerhang hinauf und oben wurde ich dann instruiert. Mit den Füßen respektive Fersen sollte ich die Skienden nach außen drücken, Hände auf die Knie und wie ein "Z" stehen. Okay. Leider klappte das mit dem Pflug aber so gar nicht überzeugend, zumal meine Knie die Tendenz hatten, wie beim Hangaufstieg zusammentreffen zu wollen. Damit ich nicht immer wieder seitlich verlorenging, hat mein Lehrer schließlich zwei Stangen mitgenommen, an denen ich mich dann festhalten sollte. Als das dann mehr oder weniger klappte, merkte ich aber, dass es mir bei schnellerer Fahrt praktisch unmöglich wurde, den rechten Ski weiterhin schräg zur Piste zu halten. Ich sagte das ihm auch und vermutete (vermutlich zutreffend), dass der Innenschuh des rechten Stiefels sich so stark geweitet hatte, dass ich keinen "Druckpunkt" seitlich mehr fand. Gewissermaßen wie ein Lenkrad, dass viel zu viel Spiel hat. Den Skilehrer überraschte das wohl etwas und er sagte: "Aha, lass mich raten: Du bist von Beruf irgendwie ein Analytiker...". Also weiter im Programm. Immerhin war schon ein ganze Stunde vergangen, und ich bekam immer noch keinen sauberen Pflug hin. "Das ist schon rekordverdächtig", meinte er.
Mit dem nur "halben" Pflug ging es nun ans Kurvenfahren. Mittels Gewichtsverlagerung auf das kurvenabgewandte Bein sollte ich eine Reihe von Lübecker Hütchen (Verkehrsleitkegel) umfahren. Hier spielte mir mein Motorradfahren immer wieder einen dummen Streich: Da legt man sich nämlich normalerweise immer in die Kurve, nicht dagegen. Außerdem reagiert ein Ski in langsamer Fahrt eher wie ein Wasserfahrzeug, also verzögert. Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen. Meistens erledigte sich das Problem aber ohnehin durch eine abschließende unbeabsichtigte Schussfahrt, denn der Pflug funktionierte einfach nicht mehr. Diese Schussfahrten waren übrigens mit noch der spaßigste Teil des ganzen Unterfangens, wenngleich ich froh bin, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist.
Ich weiß nicht, wie viele Durchläufe ich gemacht habe, aber bei den besten Slaloms habe ich vielleicht 3-4 der 8 Hütchen umrunden können. Anfangs kam ich nicht in Schwung, ab der Mitte aber war ich schon viel zu schnell. Hier half dann nur noch die wenig elegante, aber wirkungsvolle "Backenbremse". Derweilen konsultierte mein langsam doch etwas gestresster Lehrmeister eine Kollegin und suchte daraufhin nach probaten Hilfsmitteln in der Kinderskischulkiste, um mich doch irgendwie zu einer koordinierten Kurventechnik zu führen: Erst mit bloßen Armen, dann mit farbigen Wedeln und schließlich "Badenudeln", die ich vor mich halten und zur Seite neigen sollte. All das verwirrte mich nur noch mehr.
Die letzten beiden Abfahrten endeten mit Stürzen auf halber Strecke, so dass ich dann doch signalisierte, dass nun mein Akku endgültig leer sei. Auch mein Skilehrer war augenscheinlich froh, dass die Quälerei ein Ende hatte, auch wenn er mir noch "viel Spaß weiterhin" wünschte.
Bewertung
Mein Ausflug nach Bispingen sollte meine grundsätzliche "Skitauglichkeit" erweisen. Nicht mehr, nicht weniger. Dass es bei meiner Unsportlichkeit nicht wie bei einigen Kollegen binnen zwei Stunden riesige Erfolge zeitigen würde, war mir schon klar. Dass ich aber so schlecht bin, hat mich dann doch geschockt.
Die Privatstunden waren wie gesagt schon das richtige für mich. "In einem regulären Anfängerkurs mit 8 Teilnehmern wärst du heillos untergegangen", meinte der Skilehrer. Da konnte ich ihm leider nur zustimmen. Er erzählte mir auf dem Laufband von einem seiner persönlichen Erfolgserlebnisse, bei dem er über einen ganzen Tag hin einem immer wieder in Tränen ausbrechenden 14jährigen Mädchen die Angst vor dem Skilaufen genommen habe. Das ist schön für das Kind, dachte ich, aber dies ermutigte mich nicht wirklich. Ich hatte ja gar keine Angst, nicht einen Moment lang. Aber mein Körper gehorchte mir nicht und meine Selbstbeobachtungen, woran es liegen könnte, wurden nicht beachtet. Ich glaube, er hat mich da gar nicht verstanden.
Auf meine Frage hin, ob es denn schon mal Leute gegeben habe, die wirklich gar nicht Ski fahren lernen konnten, hielt sich mein Lehrer bedeckt. Bei unseren Flachsereien bezüglich meines exorbitanten Lerntempos (lustig war es ja irgendwie bei aller Tragik doch) kamen wir allerdings auf eine Kalkulation von rund 10.000 Euro, bis ich ein ganz passabler Skiläufer sein könnte...
Resümee
Ganz rational betrachtet sollte ich meinen pubertären Traum "Skifahren" jetzt in einen hübschen weißen Karton legen und in einer virtuellen Schneewehe begraben. Meine Frau meint das auch. Wozu sich jetzt als erwachsener Mensch noch beweisen müssen in etwas, was einem augenscheinlich so wenig entgegenkommt?
Es mag sein, dass Millionen von Menschen aller Altersklassen das Skifahren erlernt haben. Übersehen wird aber wohl auch, dass es eine gewisse Dunkelziffer von Leuten wie mir gibt, die dazu einfach nicht in der Lage sind oder sich zumindest vor enorme Hindernisse gestellt sehen. Ganz sicher gehe ich das ganze wie immer zu verkopft an, aber eine in 41 Jahren geformte Persönlichkeit kann man eben auch nicht zu solchen Anlässen in der Umkleide zurücklassen. Leute wie ich sollten Skifahren also lieber rechtzeitig als Kind durch einfaches Nachmachen erlernen, bevor ihnen ein überintellektualisierter Geist irgendwann in die Quere kommt. Meine Tochter hat da also noch eine kleine Chance, ich wahrscheinlich nicht mehr.
Selbst wenn ich mich gegen jede Vernunft dazu entscheiden sollte, weiterzumachen, stellt sich nach diesem Versuch auf Jahre oder Jahrzehnte nicht die Frage nach einem "echten" Alpenurlaub. Für meine unbeholfenen Rutschübungen bräuchte ich nicht einmal den Harz. Da reicht Bispingen...und in schneereichen Wintern sogar nur die Rodelhügel in diversen Braunschweiger Stadtparks
Meine Hochachtung und Bewunderung gehört allen, die dieses schöne Hobby pflegen können. Seit heute mehr als zuvor schon. Auf meinen Skilevel "8" bin ich aber trotzdem ein wenig stolz! Den hätte ich ohne Euer Mutmachen zum Ausprobieren schließlich nie erreicht. Dafür an alle nochmals herzlichen Dank
Andreas
Hallo, da bin ich wieder und melde Vollzug: Wie meinem Skilevel zu entnehmen ist, hat sich dieser von 0 auf sensationelle 8 erhöht. Ich habe also heute, am 2. April 2009, den Selbstversuch gewagt und das erste Mal in meinem Leben auf Carving-Skiern - richtiger: überhaupt jemals auf Skiern - gestanden.
Nein, kein Tusch, keine Hurra-Rufe, aber davon später. Bleibe ich erst einmal bei den erfreulichen Nachrichten. So war die Fahrt Braunschweig-Bispingen-Braunschweig für unsere dreijährige Tochter die erste erfolgreich bestandene Premiere für eine etwas längere Autobahnstrecke und eine gute Vorübung für unseren Sommerurlaub. Meine beiden Mädels, die sich dankenswerterweise doch noch zum Mitkommen aufraffen konnten, hatten auch sehr viel Spaß beim Rodeln in Bispingen. Soweit das wirklich gute.
Da kein regulärer 4-Stunden-Anfängerkurs am Nachmittag zustande gekommen war, musste ich in den teureren Apfel beißen und habe zwei Privatstunden genommen. Eine kluge und realistische Entscheidung, wie sich zeigen sollte.
Vom Fußgänger zum Skifahrer-Darsteller
Zunächst nahm ich die bereits vorbestellte Ausrüstung in Empfang: Skihelm, Skistiefel (Atomic) in Größe 45 und Carving-Ski 2R 135 (da habe ich extra für Uwe & Co. drauf geachtet!). Ich probierte dann in den Stiefeln meine mitgebrachten Keile für die fehlenden 2 cm Beinlänge links aus und fand schließlich auch einen passenden. Den Tipp mit den gekürzten Zehennägeln habe ich übrigens auch beherzigt! Allerdings saß der linke Schuh schön saugend ohne Druckstellen, während der rechte ohne Keileinlage etwas Schlupf an der Ferse hatte. Doch ein befragter Mitarbeiter des Verleihs meinte, alles in allem sei das so noch OK. Über die Länge der Ski wunderte ich mich, denn bei Uwe hatte ich doch etwas von Bigfoot für Nullanfänger gelesen.
Fertig eingekleidet nahm mich "mein" Skilehrer in Empfang. Schon als er mich nur sah, meinte er, den Helm werde ich wohl kaum brauchen, da wir es sicher nicht auf den großen Hang schaffen würden. Ich behielt den Helm auf. Auf die Frage nach den Bigfoot für den Anfang winkte er ab: Das würden sie hier nicht machen und sei auch nicht so üblich.
Was ich in 135 Minuten Privatschulung alles (nicht) gelernt habe
Dann ging es in die Skihalle vor den Anfängerhügel. Nach einigen sporadischen Dehnübungen zeigte mir der Skilehrer, wie man die Ski befestigt. Da man Lernende nach alter Pädagogensitte dort abholt, wo man sie vermutet, lud er mich ermunternd zur ersten Übung ein: "Wir inlinern jetzt mal ein bißchen." Während er drauflosglitt, stakelte ich wie jemand hinter ihm her, der mit dem Ski ein Buschfeuer austreten will. Mit erstaunten Blicken vernahm er sodann, dass ich weder jemals Inliner noch Schlittschuh oder Rollschuh gelaufen bin und davor eigentlich auch eine Heidenangst habe. "Nicht schlimm", meinte er nicht sehr überzeugend und begann mir den Hangaufstieg im Fischgrät oder Entengang zu erklären. Nach einigen Fehlversuchen funktionierte das dann so einigermaßen, also ging es nun zur gegenteiligen "V"-Stellung: dem Schneepflug.
Wir fuhren das seitliche Förderband am Anfängerhang hinauf und oben wurde ich dann instruiert. Mit den Füßen respektive Fersen sollte ich die Skienden nach außen drücken, Hände auf die Knie und wie ein "Z" stehen. Okay. Leider klappte das mit dem Pflug aber so gar nicht überzeugend, zumal meine Knie die Tendenz hatten, wie beim Hangaufstieg zusammentreffen zu wollen. Damit ich nicht immer wieder seitlich verlorenging, hat mein Lehrer schließlich zwei Stangen mitgenommen, an denen ich mich dann festhalten sollte. Als das dann mehr oder weniger klappte, merkte ich aber, dass es mir bei schnellerer Fahrt praktisch unmöglich wurde, den rechten Ski weiterhin schräg zur Piste zu halten. Ich sagte das ihm auch und vermutete (vermutlich zutreffend), dass der Innenschuh des rechten Stiefels sich so stark geweitet hatte, dass ich keinen "Druckpunkt" seitlich mehr fand. Gewissermaßen wie ein Lenkrad, dass viel zu viel Spiel hat. Den Skilehrer überraschte das wohl etwas und er sagte: "Aha, lass mich raten: Du bist von Beruf irgendwie ein Analytiker...". Also weiter im Programm. Immerhin war schon ein ganze Stunde vergangen, und ich bekam immer noch keinen sauberen Pflug hin. "Das ist schon rekordverdächtig", meinte er.
Mit dem nur "halben" Pflug ging es nun ans Kurvenfahren. Mittels Gewichtsverlagerung auf das kurvenabgewandte Bein sollte ich eine Reihe von Lübecker Hütchen (Verkehrsleitkegel) umfahren. Hier spielte mir mein Motorradfahren immer wieder einen dummen Streich: Da legt man sich nämlich normalerweise immer in die Kurve, nicht dagegen. Außerdem reagiert ein Ski in langsamer Fahrt eher wie ein Wasserfahrzeug, also verzögert. Daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen. Meistens erledigte sich das Problem aber ohnehin durch eine abschließende unbeabsichtigte Schussfahrt, denn der Pflug funktionierte einfach nicht mehr. Diese Schussfahrten waren übrigens mit noch der spaßigste Teil des ganzen Unterfangens, wenngleich ich froh bin, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist.
Ich weiß nicht, wie viele Durchläufe ich gemacht habe, aber bei den besten Slaloms habe ich vielleicht 3-4 der 8 Hütchen umrunden können. Anfangs kam ich nicht in Schwung, ab der Mitte aber war ich schon viel zu schnell. Hier half dann nur noch die wenig elegante, aber wirkungsvolle "Backenbremse". Derweilen konsultierte mein langsam doch etwas gestresster Lehrmeister eine Kollegin und suchte daraufhin nach probaten Hilfsmitteln in der Kinderskischulkiste, um mich doch irgendwie zu einer koordinierten Kurventechnik zu führen: Erst mit bloßen Armen, dann mit farbigen Wedeln und schließlich "Badenudeln", die ich vor mich halten und zur Seite neigen sollte. All das verwirrte mich nur noch mehr.
Die letzten beiden Abfahrten endeten mit Stürzen auf halber Strecke, so dass ich dann doch signalisierte, dass nun mein Akku endgültig leer sei. Auch mein Skilehrer war augenscheinlich froh, dass die Quälerei ein Ende hatte, auch wenn er mir noch "viel Spaß weiterhin" wünschte.
Bewertung
Mein Ausflug nach Bispingen sollte meine grundsätzliche "Skitauglichkeit" erweisen. Nicht mehr, nicht weniger. Dass es bei meiner Unsportlichkeit nicht wie bei einigen Kollegen binnen zwei Stunden riesige Erfolge zeitigen würde, war mir schon klar. Dass ich aber so schlecht bin, hat mich dann doch geschockt.
Die Privatstunden waren wie gesagt schon das richtige für mich. "In einem regulären Anfängerkurs mit 8 Teilnehmern wärst du heillos untergegangen", meinte der Skilehrer. Da konnte ich ihm leider nur zustimmen. Er erzählte mir auf dem Laufband von einem seiner persönlichen Erfolgserlebnisse, bei dem er über einen ganzen Tag hin einem immer wieder in Tränen ausbrechenden 14jährigen Mädchen die Angst vor dem Skilaufen genommen habe. Das ist schön für das Kind, dachte ich, aber dies ermutigte mich nicht wirklich. Ich hatte ja gar keine Angst, nicht einen Moment lang. Aber mein Körper gehorchte mir nicht und meine Selbstbeobachtungen, woran es liegen könnte, wurden nicht beachtet. Ich glaube, er hat mich da gar nicht verstanden.
Auf meine Frage hin, ob es denn schon mal Leute gegeben habe, die wirklich gar nicht Ski fahren lernen konnten, hielt sich mein Lehrer bedeckt. Bei unseren Flachsereien bezüglich meines exorbitanten Lerntempos (lustig war es ja irgendwie bei aller Tragik doch) kamen wir allerdings auf eine Kalkulation von rund 10.000 Euro, bis ich ein ganz passabler Skiläufer sein könnte...
Resümee
Ganz rational betrachtet sollte ich meinen pubertären Traum "Skifahren" jetzt in einen hübschen weißen Karton legen und in einer virtuellen Schneewehe begraben. Meine Frau meint das auch. Wozu sich jetzt als erwachsener Mensch noch beweisen müssen in etwas, was einem augenscheinlich so wenig entgegenkommt?
Es mag sein, dass Millionen von Menschen aller Altersklassen das Skifahren erlernt haben. Übersehen wird aber wohl auch, dass es eine gewisse Dunkelziffer von Leuten wie mir gibt, die dazu einfach nicht in der Lage sind oder sich zumindest vor enorme Hindernisse gestellt sehen. Ganz sicher gehe ich das ganze wie immer zu verkopft an, aber eine in 41 Jahren geformte Persönlichkeit kann man eben auch nicht zu solchen Anlässen in der Umkleide zurücklassen. Leute wie ich sollten Skifahren also lieber rechtzeitig als Kind durch einfaches Nachmachen erlernen, bevor ihnen ein überintellektualisierter Geist irgendwann in die Quere kommt. Meine Tochter hat da also noch eine kleine Chance, ich wahrscheinlich nicht mehr.
Selbst wenn ich mich gegen jede Vernunft dazu entscheiden sollte, weiterzumachen, stellt sich nach diesem Versuch auf Jahre oder Jahrzehnte nicht die Frage nach einem "echten" Alpenurlaub. Für meine unbeholfenen Rutschübungen bräuchte ich nicht einmal den Harz. Da reicht Bispingen...und in schneereichen Wintern sogar nur die Rodelhügel in diversen Braunschweiger Stadtparks
Meine Hochachtung und Bewunderung gehört allen, die dieses schöne Hobby pflegen können. Seit heute mehr als zuvor schon. Auf meinen Skilevel "8" bin ich aber trotzdem ein wenig stolz! Den hätte ich ohne Euer Mutmachen zum Ausprobieren schließlich nie erreicht. Dafür an alle nochmals herzlichen Dank
Andreas