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Carven und von oben kommende Skifahrer

Verfasst: 29.11.2006 19:11
von 1970
Hallo,

ein Unfall mit glücklicherweise glimpflichen Ausgang veranlaßt mich als Unbeteiligter dazu dieses Thema zu eröffnen.

Sachverhalt:

Ein Skifahrer carvt ganz normal den Hang hinunter (nicht bergauf!). Plötzlich kommt ein kleines Kind von oben und kollidiert mit dem Carver. Der Vater des Kindes herrscht den Skifahrer an, er solle aufpassen wo er hin fährt.

Nun meine Frage: Hätte sich der carvende Skifahrer durch einen Blick nach oben vergewissern müssen, daß er niemanden in die Fahrlinie fährt. Meiner Meinung nach nicht. Auch aus den FIS-Skiregeln kann ich nicht herauslesen, daß der Carver sich durch einen Blick bergauf vergewissern muß.

Gruß

Erik

Verfasst: 29.11.2006 19:36
von PK
Fast das gleiche Thema hatten wir hier schonmal ausführlich diskutiert. Ich (damals noch unter meinem vollen Usernamen) habe das hier gefragt:
viewtopic.php?t=2738&

Speziell in Deinem geschilderten Fall würde ich auch sagen:
1. hat der Vorausfahrende Vorfahrt
2. muss der Hinterherfahrende jederzeit rechtzeitig bremsen können

Im übrigen gibts hier auf der Seite ja eine "Ecke" mit den Pistenregeln, "garniert" mit Kommentaren für "uns" Carver. musst einfach mal rumstöbern, oder Uwe legt hier den direkten Link ab.

Verfasst: 29.11.2006 19:47
von extremecarver
meiner Ansicht ist das Kind falsch. Gerade auf der Backside am Snowboard kann ich gar nicht überprüfen ob jemand von oben kommt wärend ich den Schwung fahre, nur vor einleiten des Schwunges. Es gab mal eine noch deutlich umfangreichere Diskussion als die hier verlinkte zu dem Thema. In einigen Punkten gingen da die Meinungen auseinander wie die Regel zu interpretieren sei.
Der springende Punkt ist das queren der Piste bei dem man den Vorrang verliert. Sprich ich setzte einen Schwung an, carve in aus und fahre schräg über die Piste unter Beibehaltung meiner Richtung ohne weiter den Kurvenradius beizubehalten. Hier stellt sich die Frage ob queren gleich kreuzen der Piste in dem Fall ist oder nicht. Ich finde, dass solange ich nicht bergauf fahre und meinen Radius nicht aufgebe, ich im Vorrang vor von oben kommenden bin. Sollte ich deutlich länger als nötig fürs umlegen benötigen, dann quere ich die Piste und verliere mein Vorfahrtrecht.

Verfasst: 29.11.2006 19:50
von Jan O.
mich hat letztes jahr auch so ein mitvierziger auf äußerst ordinäre art und weise angegiftet, was ich mir einbilden würde so die piste runterzufahren...
er kam im schuß von hinten und ich bin normal gecarvt (nicht ma über die halbe Piste)
naja was solls, skifahren ist eben auch nix anderes als autofahren, nur die hupe fehlt :D

Verfasst: 29.11.2006 20:41
von Herbert Züst
FIS Regel hin oder her, wenn der Carver den von mir so propagierte Notstop beherrschen würde, gäbe es eine Ausweichmöglichkeit. Inwieweit ein kleines Kind für die Einhaltung der FIS Regeln verantwortlich gemacht weden kann, dürfte bei einem Unfall mit Folgen einen grösseren juristischen Streit ergeben.

Gruss Herbert

Verfasst: 29.11.2006 20:51
von Powderalert
Herbert Züst hat geschrieben:FIS Regel hin oder her, wenn der Carver den von mir so propagierte Notstop beherrschen würde, gäbe es eine Ausweichmöglichkeit. Inwieweit ein kleines Kind für die Einhaltung der FIS Regeln verantwortlich gemacht weden kann, dürfte bei einem Unfall mit Folgen einen grösseren juristischen Streit ergeben.

Gruss Herbert
Soll man nun permanent notstoppen,nur damit der,den man nicht sieht,einem nicht von hinten reinrauscht? :roll:

Verfasst: 29.11.2006 20:53
von Gert
Eine aus rechtlicher Sicht interessante Situation:
Einerseits wäre der von hinten kommende schnellere Fahrer verpflichtet dem vor ihm fahrenden Vorrang zu gewähren, andererseits stellt sich die Frage, ob ein weiter Carvingschwung nicht schon einem Kreuzen der Piste gleichkommt - in diesem Fall hätte der von hinten kommende Fahrer Vorrang. Dazu kommt die Frage, ob ich bei kleinen Kinder die Kenntnis der FIS Regeln vorraussetzen darf - ähnlich wie der Vertrausensgrundsatz im Straßenverkehr.
Auf alle Fälle ist so ein Fall eine interessante Sache für Zivil- und Strafrichter, und eine Goldgrube für Anwälte.....

Verfasst: 29.11.2006 20:53
von 1970
Hallo,

der Notstop war leider bei diesem Zusammenstoß nicht mehr möglich, es war unmittelbar nach der Schwungauslösung in der Nähe des Pistenrands.

Gruß

Erik

Verfasst: 29.11.2006 21:12
von Uwe
1970 hat geschrieben:Nun meine Frage: Hätte sich der carvende Skifahrer durch einen Blick nach oben vergewissern müssen, daß er niemanden in die Fahrlinie fährt.
JA!
PK hat geschrieben: Im übrigen gibts hier auf der Seite ja eine "Ecke" mit den Pistenregeln, "garniert" mit Kommentaren für "uns" Carver. musst einfach mal rumstöbern, oder Uwe legt hier den direkten Link ab.
Die Seite hab ich - wegen Altersschwäche - vom Netz genommen, zumal die Original FIS-Regeln überall zu finden sind. Hier im Original:
http://www.fis-ski.com/data/document/10 ... regeln.pdf
(Am Ende ist deutsch)
Und dort der Kommentar zu Regel 5:
Die Entwicklung von Carvingskis und Snowboards erlaubt es deren Benützern, ihre Schwünge und Kurven auch hangaufwärts auszuführen. Sie bewegen sich damit entgegen dem allgemein hangabwärts fliessenden Verkehr und sind entsprechend verpflichtet, sich rechtzeitig auch nach oben zu vergewissern, dass sie das ohne Gefahr für sich und andere tun können.
... egal, ob front- oder backside.

In den von dir geschilderten Fall haben also BEIDE "Schuld", wobei die Schuld beim Kind - anhängig vom Alter - vermindert sein kann.

Verfasst: 29.11.2006 21:14
von Martina
Man kann sich in diesem Fall auch überlegen, ob ein Kind, das nicht rasch bremsen kann und nicht in der Lage ist, die Piste einigermassen zu überblicken, schon alleine fahren darf (d.h. ohne jemandem hinterherzufahren).

Natürlich habe ich den Fall hier nicht gesehen, ein Einzelfall ist so natürlich nicht zu beurteilen (wer kreuzte wessen Weg in welchem Moment, wer hätte die Übersicht wahren sollen?).

Aber man braucht, um alleine auf der Piste unterwegs zu sein, nicht nur ein gewisses fahrtechnisches Niveau, sondern auch eine bestimmte "Reife", was Übersicht und Geschwindigkeitseinschätzung angeht und überhaupt zur Beurteilung der gesamten Situation.
Das ist wie im Strassenverkehr: ein zweijähriges Kind kann z.B. oft noch nicht unterscheiden, ob ein Auto fährt oder steht, wenn es dieses von vorne sieht.