Notlösung: alternative Helmsysteme

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NeusserGletscher
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Re: Notlösung: alternative Helmsysteme

Beitrag von NeusserGletscher » 02.01.2011 09:51

Mi67 hat geschrieben:Mögliche "Vorteile" der alternativen Helmsysteme, wenn überhaupt, sind:
- weniger akustische Dämpfung (dafür aber ggf. mehr Windgeräusche)
Kannst Du auch erreichen, indem Du bei einem normalen Skihelm die Ohrppolster abnimmst (bei einigen Modellen ist das möglich). Dann ist zwar die Schutzfunktion für die Ohren weg (weswegen davon in der Anleitung abgeraten wird), aber meinen Alpina Grap fahre ich nun schon so mit dünnem Stirnband in der zweiten Saison
Mi67 hat geschrieben:- gute Durchlüftung (bei höheren Temperaturen/Sonnenschein)
Ja, und bei Schneefall gute Kühlung durch Schneeansammlung in den Zwischenräumen :D
Mi67 hat geschrieben:- meist ein geringes Gewicht
Spielt das eine Rolle, ob jetzt 250 oder 500 Gramm auf Deinem Kopf lasten"? Spätestens, wenn sich die Zwischenräume mit Schnee gefüllt haben, ist der Vorteil weg.
M.H. hat geschrieben:[....] so ein Radhelm mit seiner doch recht stark profilierten Oberfläche [...] bei einem Sturz in griffigerem Schnee verhält. Ich persönlich habe die Befürchtung, daß ich hier den Vorteil des erhöhten Schutzes gegen Schlagverletzungen mit dem Nachteil einer vermehrten Belastung der Hals-Nacken-Wirbelsäule erkaufe
Das sehe ich auch so.

Gruß

Peter
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Re: Notlösung: alternative Helmsysteme

Beitrag von Mi67 » 02.01.2011 12:01

- Akustische Dämpfung und Abnehmen der Ohrpolster bei Skihelm: eingearbeitet
- Ironie zu Schneeansammlung und Kühlung: Hinweis auf bessere Wärmefunktion des Skihelms war schon enthalten.
- Geringeres Gewicht und Schneeansammlung: falls Du die Ansammlung von Schnee in einer Sturzsituation selbst meinst: in diesem Moment ist die größte Kopfbeschleunigung bereits geschehen. Andernfalls fällt der Schnee auch wieder heraus bzw. wirkt sich weniger aus, da nicht fest mit Helm und Kopf verbunden. Wäre also eher als Dämpfungselement zu verstehen. Falls Du Schnee meinst, der sich im Laufe des Skifahrens angesammelt haben sollte: wenn es so heftig schneien sollte ... dann fällt man ohnehin meist weich. ;)
Und: ja, über die Effekte des Zusatzgewichtes sollte man sich im Klaren sein. Der Komfort steht dabei an hinterer Stelle. Nackenverspannungen durch erhöhte Kopf-Haltearbeit sind möglich - nicht lebensbedrohlich, aber zumindest lästig. Zum Glück scheint in Unfallsituationen trotz des Zusatzgewichtes der Schutz zu überwiegen - selbst wenn man sich das Risiko der Nackenverletzungen ansieht (Studienlage steht momentan bei 5:1 für Schutz:Risikoerhöhung http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/article ... ool=pubmed). Eine der größten Studien zeigt diesen typischen Trend (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18277163) und kommt z.B. auf eine Signifikanz in der Schutzwirkung vor Kopfverletzungen, aber lediglich auf einen nicht-signifikanten Positivtrend bezüglich Gesichts- und Nackenverletzungen.
- Die Befürchtung magst Du auch so mitfürchten, es beweist deren Richtigkeit allerdings noch nicht. Den Gegenbeweis anzutreten, ist natürlich ebenso unmöglich. Bei meinen "Abrollversuchen" mit Radhelm hatte ich nie ein "Hineinbeissen" erfahren.

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Re: Notlösung: alternative Helmsysteme

Beitrag von urs » 02.01.2011 12:47

in der schweiz beträgt die helmtragquote bei skifahrerInnen 75% und snowboarderInnen gar 79% (quelle bfu). vor diesem hintergrund über velohelme als alternative nachzudenken, erachte ich als obsolet. abgesehen davon sehe ich noch folgende nachteile/offene fragen:

- ein skihelm sollte auch vor durchschlag (ästen, spitze steine) schützen, während ein radhelm (ua. aus comfort-gründen) nicht dafür ausgelegt ist.
- der angenommene vorteil einer besseren durchlüftung ist für mich nicht zwingend gegeben. beim (sportlichen) radfahren produziert der körper mehr wärme, die abgeführt werden muss. beim skifahren kann durch die luftströmung partiell eine grössere abkühlung entstehen, als wenn ich ohne mütze fahre. ohne unterziehmütze würde ich so einen helm eh nie anziehen.
- wie du schreibst, ist ein radhelm auf schutz durch deformation ausgelegt. nach einem ordentlichen sturz sollte er ausgewechselt werden. da die meisten von uns wohl öfter beim ski- als beim radfahren stürzen, kann das ganz schön ins geld gehen. oder noch schlimmer, ich spare am falschen ort und wiege mich bei der nächsten radtour in falscher sicherheit. beides gerät zu einem schuss hinten raus.

unabhängig von einer diskussion über sinn- und unsinn von skihelmen halte ich ratschäge ä la "tipps und tricks" im bereich der sicherheit für gefährlich, zumal sie einer wissenschaftlichen basis entbehren.

gruss urs

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Re: Notlösung: alternative Helmsysteme

Beitrag von Mi67 » 02.01.2011 13:16

Bitte das Anfangsposting lesen: ich schlage nirgends einen Radhelm als Alternative für einen Skihelm vor. Dies läge mir mehr als fern. Wer die Alternative hat, soll nicht nachdenken, sondern definitiv den Skihelm nehmen. Ich kann nicht müde werden, dies unentwegt auch selbst wieder zu betonen.

Auch in allen anderen Sachfragen sind wir völlig einer Meinung. Nur: der Ratschlag, auch bei nicht-Verfügbarkeit eines Skihelms, zumindest eine restliche Schutzwirkung durch Verwendung anderer Helmsysteme zu nutzen, kann per se eigentlich kaum gefährlich sein, es sei denn diese Helme hätten gar keine Schutzwirkung oder gar ein höheres Gefährdungspotential, als die gleiche Fahrt ohne Helm. Gefährlich wäre es, wenn mein Beitrag dazu ermuntern würde, auf die Anschaffung eines Skihelms zu verzichten. Gefährlich könnte auch die Risikokompensation, d.h. eine bewusst oder unbewusst riskantere Fahrweise aufgrung eines glaubensbedingten Unverletzbarkeitsgefühls sein. Dies waren meine eigenen Bedenken beim Schreiben des Eingangspostings, die auch in entsprechenden Formulierungen ihren Ausdruck finden.

Da ich auch dann noch eine zweite Meinung zu meinem Beitrag hören wollte, bevor ich ihn einstelle, hatte ich ihn Uwe geschickt mit der Bitte, den Beitrag auf seine Sinnhaftigkeit hin zu bewerten bzw. gegebenenfalls auch von dem Posting abzuraten. Der Beitrag wurde entsprechend erst nach positiver Antwort von Uwe eingestellt.

PS: Oder mal ganz plakativ: nimm mal einfach an, Du wärst ohne Kopfschutz unterwegs und seiest in der Lage, bei einem Skiunfall die Zeit eine Zehntelsekunde vor dem Aufprall die Zeit anzuhalten. Würdest Du die kommenden Sekunden samt ihrer möglichen Folgen lieber weiterhin ohne Kopfschutz erleben wollen, oder würdest Du Dir jetzt wenigstens irgendetwas auf den Kopf wünschen, auch wenn es kein ausgewiesener Skihelm sein könne?

Dir und mir ist klar, dass der Kardinalfehler dann eine Woche vor dem Skiunfall gemacht wurde, da eben kein Skihelm angepasst, gekauft und dann auch getragen wurde. Dieser Punkt sollte allen klar sein und bleiben.

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