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Hilfe bei Ski-Aufbauverfahren-Wust ;-)

Verfasst: 27.08.2004 12:47
von ak!ra
Hallo Leute,

ich habe folgendes Problem:

Dieses Jahr muss ich für den Leistungskurs Sport ´ne Facharbeit über das Thema "Der Carving-Ski: Revolution für die Fahrtechnik im alpinen Skilauf" schreiben.

Derzeit "hänge" ich aber bei den verschiedenen Bauweisen.... nun also folgende Frage:

Ist es richtig, dass man grundlegend zwischen Sandwichbauweise und Schalenbauweise unterscheidet?

Und dass Monocoque- und Torsionskastenbauweise eigentlich fast dasselbe sínd, nur dass bei Monocoque die obere Schale bis zur Kante runtergezogen wird und somit keine Seitenwange benötigt wird?

Und dass die Beta-Technologie von Atomic eigentlich eine abgewandelte Monocoque-Bauweise ist, nur dass jetzt eine Röhrenkonzeption auf der Grundlage von Carbonfasern in der Mitte ist?


Weiterhin hat ja jetzt fast jeder Hersteller diese Power Channels... könnte man das grundsätzlich verallgemeinern und sagen dass das alles dasselbe Prinzip ist? Und wie nennt man dieses Prinzip jetzt? Weil Beta Technologie ist zwar das marktbekannteste und war das erste seiner Art (soweit ich weiss), aber im Grunde genommen isses ja ein Markenname (Im Gegensatz zu Monocoque z.B.).

Weiterhin heisst es dass Head z.B. ein ähnliches Röhrensystem benutzt, der Rest aber auf dem Torsionskastenprinzip beruht... Sind die Power-Channels jetzt auf dem Prinzip von Monocoque oder Torsionskastenp. aufgebaut?

Sooo zur letzten Frage ;-)

Zu den verschiedenen Aufbauarten habe ich nur einheitliche Bilder von einem Snowboard gefunden ( http://www.beach-and-snow.com/snow-material.doc ).... kann ich die verwenden (ist ein Board in etwa gleich aufgebaut?) oder habt ihr bessere :)?

Vielen vielen Dank im Vorraus,

Ihr würdet mir echt weiterhelfen mit meiner Facharbeit ;-)
adiós

skibau die erste

Verfasst: 30.08.2004 21:23
von nicola
hallo chris,

hier mal die ersten infos zum skibau vorab:

Geschäumte Skis:

Injektionsverfahren:
Bei dieser Konstruktion wird zwischen Unter- und Obergurt Polyurethan-Schaum (PU-Schaum) eingespritzt, der dann aushärtet.

Verbundbauweise:
Mit der sogenannten Verbundbauweise, bei der Holzstreifen in den Schaumkern eingelegt werden, wiederum erzielt man eine höhere Steifigkeit und eine bessere Schwingungsdämpfung.

RIM- Bauweise (Reactive Injection Molding):
Ein Holzkern wird mit hochverdichtetem PU-Schaum verklebt. So wird der Ober- und Untergurt durch den Schaum mit dem Holzkern verbunden.

Die meisten Ski im niedrigen Preissegment sind geschäumt. Allerdings gibt es auch schon einige hochwertige Schaum- oder Verbundkonstruktionen mit sehr geringem Gewicht, die besonders im Tourenskibereich Verwendung finden.

Sandwichbauweise (mit Seitenwangen) - Sidewall laminated Skis:

Diese Skis bestehen aus mehreren Schichten (wie ein Sandwich oder eher wie Tramezzini :D ). Der Aufbau in Handarbeit erfolgt in einer der Skigeometrie entsprechenden Form. Man beginnt mit dem Aufbau von Unten mit dem Belag, den Kanten und einer Auflage für die Kanten. Danach wird ein Fasergelege aus Polyester, Karbon oder anderen Materialien - Untergurt - und nach Bedarf auch oft eine Aluminiumlegierung – Titanal – eingelegt. Danach folgt ein Holzkern, je nach Konstruktion auch ein Kernabschluss seitlich, Seitenwangen und oberhalb des Holzkerns wieder Fasergelege (Obergurt) und Versteifungsmaterialien. Den Abschluss bildet eine Deckfolie – Skioberfläche. Das Ganze wird in der Form fixiert und mit Epoxy-Harzen unter Hitze und Druck in einer Presse
verklebt.

Skis die hochwertigsten Ansprüchen gerecht werden sollen werden in dieser Bauweise hergestellt, da sie die präziseste Verarbeitung gewährleistet.

Schalenbauweise (Cap):

Bei dieser Bauweise besteht der Obergurt und die Seitenwangen aus einem Stück. In diese Schale werden der Kern (Holz, Schaum oder kombiniert), die Kanten, der Untergurt und die Lauffläche eingelegt und verklebt.

Torsionskasten-Prinzip, Wickeltechnik:

Eine sehr aufwendige Bauweise ist das Torsionskasten-Prinzip: Um den Kern wird ein Fieberglasschlauch laminiert (=Torsionskasten). So befindet sich das Glasfasermaterial auch im senkrechten Bereich und macht den Ski verwindungsärmer. (Das muss sich aber nicht unbedingt positiv auswirken und da dieses Verfahren sehr arbeitsintensiv ist, verliert es momentan gegenüber der Sandwichbauweise mit Seitenwangen an Bedeutung.)

Anmerkung zu Cap und Sandwich:
Auch eine Cap-Konstruktion erfolgt strenggenommen in Sandwichbauweise, denn Sandwichbauweise bedeutet, dass zwischen den tragenden Gewebelagen ein Stützstoff vorhanden ist (Holz, Pu-Schaum etc.).
Das Gegenstück einer Cap-Konstruktion ist eine Ausführung mit Seitenwangen, wo also die Decklage nicht bis zur Kante heruntergezogen wird und stattdessen extra Seitenwangen eingelegt werden. Der englische Ausdruck Sidewall laminated ist daher viel treffender.

begriffserklärungen findest du auch im DIXI

liebe gruesse
nicola

Verfasst: 30.08.2004 21:58
von ak!ra
wow vielen vielen dank dass du dir so viel zeit nimmst :)

die meisten fragen wären damit schonmal geklärt ;-)


die einzigen fragen die jetzt noch offen stehen sind die "technischen besonderheiten" des carving skis ;-)

a) wie heisst das prinzip der bauweise, das hinter den eingebetteten röhren in den carvern steht? bei atomic nennt man das ganze ja beta-technologie, aber ich denk mal da hat jeder hersteller ne andere bezeichnung.... in anderen foren sind die begriffe "power channels" und "fibre tube" als nichjt-marken-synonyme für beta-technologie gefallen...

b) bei head hab ich erfahren, dass sie in eine normale torsionskastenbauweise diese "power channels" einführen... gilt also allgemein bei carvern mit diesen fibre tubes eine abgeänderte form von torsionskastenbauweise/monocoquebauweise, nur mit diesen röhren drinnen ;)?


wenn das noch jemand wüsste wäre ich vollends happy ;-)

und nochmal vielen vielen dank an nicola, du hast mir echt extrem weitergeholfen ;)

PS: hab mir http://www.edelwiser.com mal angesehen und find die idee ziemlich kewl ;-)

Verfasst: 31.08.2004 11:42
von nicola
ak!ra hat geschrieben:
die einzigen fragen die jetzt noch offen stehen sind die "technischen besonderheiten" des carving skis ;-)

a) wie heisst das prinzip der bauweise, das hinter den eingebetteten röhren in den carvern steht? bei atomic nennt man das ganze ja beta-technologie, aber ich denk mal da hat jeder hersteller ne andere bezeichnung.... in anderen foren sind die begriffe "power channels" und "fibre tube" als nichjt-marken-synonyme für beta-technologie gefallen...

b) bei head hab ich erfahren, dass sie in eine normale torsionskastenbauweise diese "power channels" einführen... gilt also allgemein bei carvern mit diesen fibre tubes eine abgeänderte form von torsionskastenbauweise/monocoquebauweise, nur mit diesen röhren drinnen ;)?

wenn das noch jemand wüsste wäre ich vollends happy ;-)
die technischen besonderheiten von carvingskis:

sind zur zeit noch immer sehr basic und haben viel weniger als kolportiert mit röhren, chips oder anderen technischen experimenten zu tun, das merkst du am besten, wenn du die skis der rennläufer ansiehst (jene mit denen sie ins ziel kommen, nicht die modelle die sie dann später fürs siegerfoto verwenden :D ) - die sehen fast alle sehr dünn d.h. nach simpler sandwichbauweise aus.

neben der geometrie spielen besonders die eigenschaften des flex eine ganz grosse rolle - biegelinie und -härte. natürlich muss die ganze sache auch noch mit den torsionseigenschaften abgestimmt sein und nicht zuletzt spielt auch die art der bindungsmontage und integration von platten noch eine gewisse rolle. im finish und tuning ist die bearbeitung der kanten sehr wichtig.

zur röhren- tubetechnologie hoffe ich bald auf kompetente unterstützung - wo bleiben die herren techniker, seid ihr alle noch beim baden :-? - da ich solche skis zwar schon getestet habe, aber noch nie beim aufbau zugesehen habe.

nicola

Verfasst: 31.08.2004 11:59
von Uwe
nicola hat geschrieben: ... wo bleiben die herren techniker, seid ihr alle noch beim baden :-? ...
"Unser" Ex-Völkl-Mitarbeiter ist in der Tat in Urlaub und ich hab davon keine Ahnung :(
Aber vielleicht schauen Kosti oder Dani1965 mal rein ;-)

Verfasst: 31.08.2004 13:39
von KOSTI
ak!ra hat geschrieben:a) wie heisst das prinzip der bauweise, das hinter den eingebetteten röhren in den carvern steht? bei atomic nennt man das ganze ja beta-technologie, aber ich denk mal da hat jeder hersteller ne andere bezeichnung.... in anderen foren sind die begriffe "power channels" und "fibre tube" als nichjt-marken-synonyme für beta-technologie gefallen...
mir sind nur die kunststoff/alu-röhren (power channel) bei atomics beta technologie bekannt.
ein zerschnittener hochwertiger serien-atomic sieht aus wie ein sandwich mit profiliertem cap (belag, gurte, holz, gurte, alu+deckel bis zur kante) und es sind eben zwei ca. 1cm röhren aus alu mit ca. 0,5-1mm stärke im holzkern drin.

für deine arbei reicht es wenn du das röhren-zeugs im rahmen von chip und anderem bla-bla als marketing-masche mit homöopathischem "echtem" effekt erwähnst.


soweit ich mich erinnern kann war das fibertube-konzep dieser echte monocoque-ski von kästle/benneton der aus einem stück transperentem-kunststoff mit mehreren hohlräumen bestand (nur belag und kanten einzelteile) und nach wenigen skitagen gebrbrochen ist.


incl. deinem snowboard-file und nicolas beschreibung, weißt du jetzt mehr als die meisten skihersteller :wink: dir muss nur klar sein, dass die cap-bauweise z.b. mit den unterschiedlichen kernen und verbundverfahren kombiniert werden kann.


für deine arbeit im zusammenhang mit carving sind es die themen platte und neue skigeometrie die bei denen es echten neuerungen gab.

Verfasst: 31.08.2004 14:07
von ak!ra
Vielen vielen dank an alle hilfsbereiten :-) !!!

echt super, sollten eigentlich alle fragen geklärt sein ;-)

nochmal ein großes dankeschön an euch :)

werd eure informationen gleich mal verarbeiten ;-)

byebye und DANKE


chris

Verfasst: 31.08.2004 14:39
von nicola
ak!ra hat geschrieben:wow vielen vielen dank dass du dir so viel zeit nimmst :)
weisst du chris, so ganz mutter theresa bin ich auch wieder nicht. :wink: ich habe deine frage zum anlass genommen, die unterschiedlichen skibauweisen für das DIXI aufzubereiten - coming up soon, sobald die grafiken aufbereitet sind...

also auch mein dank zurueck und alles gute fuer deine arbeit!

nicola

Verfasst: 31.08.2004 16:04
von ak!ra
nicola hat geschrieben: so ganz mutter theresa bin ich auch wieder nicht.
.... aber fast :)


DIXI is übrigens auch ne enorme hilfe bei meiner arbeit, gerade bei kurzen und knackigen definitionen ;-)

wird also viel gequotet von diesen seiten hier und DIXI ...


byebye

chris

Konstruktionen

Verfasst: 01.09.2004 00:46
von ivan
Noch zur Ergänzung:
1. es gibt nicht nur die reinen Konstruktionstypen, sondern auch Mischkonstruktionen. Dynastar baut seit einigen Jahren eine Kombination von Sandwich mit klassischen Seitenwangen (in der Mitte und hinten) und Cap (vorne), wodurch man auf weichere, biegsamere und tolerantere Schaufel (Schwungansatz) und auf Stabilität und Griffigkeit im Schwungverlauf zielt (oder wenigstens argumentiert die Firma so). Rossignol hat fast schon traditionell die Dualtec-Konstruktion, die eigentlich eine andere Art Kombination von beiden ist/war: eine niedrige Seitenwange und Cap drauf. Aktuell im Dualtec II wird die Seitenwange verschiedenartig modifiziert. Auch bei Elan werden die Seitenwangen modifiziert.
2. bei der Sandwichbauweise (SW) sitzt bei Hochleistungski eine Titanalschicht auch oberhalb des Skikernes
3. die Torsionskasten-Ski (als erster Dynamic) waren immer sehr torsionssteif und daher auch sehr eisgriffig, auf der anderen Seite nicht so flexibel, also traditionell die Slalomski, dagegen RS-Ski waren (fast) immer Sandwich-Ski. Neulich können auch Sandwichski äusserst torsionssteif sein und das ist auch ein Grund für die jetzige Überlegenheit von SW, natürlich neben dem Aufwand und den Kosten. Auch können die SW-Ski einfacher modifiziert bzw. individualisiert werden je nach Bedarf (Profil des Kernes, Schichten u.ä.)
4. es gibt die echte Cap-Bauweise, bei der die Schale eine tragende Schicht darstellt, und eine „kosmetische“ Schale, die einfach nur alles, was drin im Ski steckt, verdeckt
5. Beta-Konstruktion ist eigentlich eine kommerzielle Bezeichnung, die „power channels“ (auch ein Label von Atomic) sind Bestandteil davon. Bei Dynamic „air channels“. “Fibre Tube” war die Bezeichnung noch bei Kastle-Skis Ende der 90er (noch vor der Übernahme durch Benetton), mit 2 bzw. 3 „Tubes-Röhren“. Die Ski waren zu teuer zu produzieren und Kastle (oder schon Benetton?) hat sie nach ca. 2 Jahren aufgegeben. Das Prinzip war nicht neu, auch die LL-Ski von Germina hatten dieses Konstruktionsprinzip. Ein Mann in Tschechien hat solche sogar in den 60ern gebaut (unter dem Namen „Clear“), es fehlte aber damals an Möglichkeiten, sie international patentieren zu lassen.
6. Nicola ist keine Mutter Theresa. Sie (Nicola) ist VIEL jünger, hübscher und kann eindeutig viel besser ski fahren.