Alpine Gefahren

Alles rund ums Tourengehen, Freeriden und Sicherheit abseits der Pisten. Siehe auch Bericht Freeriding - Sicherheit abseits der Pisten
Ausrüstungsfragen siehe z.B. Forum SICHERHEITS-Ausrüstung
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Herbert Züst
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Alpine Gefahren

Beitrag von Herbert Züst » 31.03.2008 15:39

Am 18. März habe ich von der Diavoleza aus gesehen, dass um 12.30 Uhr noch ganze Horden von 20-30 Skifahrer unangeseilt im ersten Drittel des Aufstieges zum Piz Palü waren und dies bei intensiver Sonnen Einstrahlung. Vor vielen Jahren habe bei meiner Ausbildung gelernt, dass man in dieser Jahreszeit von einer solchen Tour am Mittag zurück sein sollte. Die Ausrüstung und das Material haben sich in dieser Zeit gewaltig verbessert, die Gefahr von Lawinen und Spalten Einbrüchen, haben sich aber nicht geändert und daher sollten nach meiner Meinung diese alten Regeln, auch an einem einfachen Berg wie dem Palü unbedingt eingehalten werden. Eine Woche später mussten eine Gruppe von Franzosen bei schlechtestem Wetter und Bedingungen, mittesl 2 er Helikoptern, 14 Bergführern, und den Einsatzleuen der Polizei ganz in der Nähe aus dem Gletscher gerettet werden. Die Ursache für diese Rettungsaktion die mehrere Tausend Franken kostete, war wiederum zu spätes Aufbrechen und unangeseiltes über den Gletscher Spazieren. Solche gefährliche Rettungen sind absolut unnötig, wenn die primitivsten Regeln Des Alpinismuses eingehalten würden die da lauten: Vor dem Mittag zurück oder auf der Hütte über den Gletscher nur angeseilt in mind. einer 3-er Gruppe.

Gruss Herbert

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Beitrag von Wünne » 01.04.2008 03:41

All diejenigen, die sich ohne stattlich geprüften Bergführer in Hochalpines Gelände wagen, müssten meiner Meinung nach, mit viel höheren Summen zur Kasse gebeten werden, wenn sie noch gerettet werden können. Ähnlich sehe ich das auch bei den Leuten, die trotz Warnschildern, die Pisten verlassen und ...... (oh, wird ja bald schon hell draussen)
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Beitrag von freeriderin » 01.04.2008 09:00

..und mit welchen Summen werden staatlich geprüfte Bergführer zur Kasse gebeten, wenn sie gerettet werden müssen?
Und darf man das Anfängergelände im Skigebiet auch nur noch zusammen mit staatlich geprüftem Skilehrer verlassen?
Und verunfallte Skifahrer sollten auch mehr für die Bergung und Behandlung zahlen, wenn sie nicht lückenlos nachweisen können, dass sie sich adäquat auf den Skiurlaub vorbereitet haben?
...

Nee, Wünne - das geht auf jeden Fall zu weit und endet in endlosen Diskussionen.

Klar ist es nicht in Ordnung, wenn Leute leichtfertig die Piste verlassen oder sich in hochalpines Gelände begeben.
Da haftet übrigens auch der Skigebietsbetreiber nicht mehr - und die Leute sind "selber groß" - müssen also selbst Bergungskosten usw. zahlen. Oder haben per Alpenverein oder so eine Versicherung dafür abgeschlossen.

Herbert: Hmm....kenne den Berg und die Situation nicht aus erster Hand. Nicht gut, wenn Leute leichtfertig oder fahrlässig mit alpinen Gefahren umgehen.
Wie kommt es, dass sich das so häuft?
Am Kitz mussten in diesem Winter auch häufiger Leute geborgen werden, die sich offensichtlich ohne Ortskenntnisse an einer Talfahrt (es gibt keine offizielle Talabfahrt, auch nicht als Route oder Variante) versucht hatten :roll:

Grüße
Kati

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Beitrag von LincolnLoop » 01.04.2008 09:24

Wünne hat geschrieben:All diejenigen, die sich ohne stattlich geprüften Bergführer in Hochalpines Gelände wagen, müssten meiner Meinung nach, mit viel höheren Summen zur Kasse gebeten werden, wenn sie noch gerettet werden können. Ähnlich sehe ich das auch bei den Leuten, die trotz Warnschildern, die Pisten verlassen und ...... (oh, wird ja bald schon hell draussen)
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Beitrag von nicola » 01.04.2008 10:03

freeriderin hat geschrieben:Wie kommt es, dass sich das so häuft?
"zwei spuren im schnee, führn herab aus steiler höh"... füllte früher vico torrianis kassa und nun krankenhäuser und schlimmeres. die experten werden immer "besser" und mehr, ziehen verlockende spuren in hänge, die für ahnungslose nachahmungstäter zur falle werden können. ich sehe im nachfahren von spuren, die zur entsprechenden zeit und mit entsprechendem können und wissen ok sind, eine hauptursache von gelände unfällen. die aufklärung ist in vielen skigebieten oft dürftig (besonders dort wo wenig geländeaktivität vorhanden ist), warnschilder, die ganzjährig stehenbleiben, werden ignoriert.
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Beitrag von Martina » 01.04.2008 11:29

Konkret zum Palü kann ich sagen, dass sich die Gefahren dort in den letzten (etwa 10?) Jahren verändert haben:

- Der Gletscher ist zurückgegangen. Früher war eine einzige kleine Spaltenzone zu überwinden, die zudem im Winter auch noch recht gut verschneit war.
Viele haben sich nur für diese Zone angeseilt (und für den Gipfelgrat), was ich persönlich durchaus für vertretbar halte und auch so gemacht habe.
Heute ist der Berg aber deutlich weniger tief verschneit als früher, zudem ist die Abschmelzung im Sommer grösser geworden.
Dadurch sind im Winter deutlich mehr Spalten offen, auch z.B. im oberen Bereich. Anseilen auf der ganzen Strecke (ab Gletscher) ist wohl anzuraten. Wohl auf für die Abfahrt, pfuibäh!

- Der Berg wird meines Wissens immer mehr bestiegen. Dadurch wird die Lawinengefahr deutlich geringer. Die "Autobahn" auf den Palü (also ab Diavolezza der Normalaufstieg und gleiche Abfahrt) gleicht zeitweise einer Buckelpiste, ist gut verfestigt und stabil.

- Soweit ich weiss, war es seit die Diavolezzabahn besteht (und die steht schon lang) üblich, dass Skibergsteiger mit einigermassen guter Kondition mit der ersten Bahn rauffahren, dann den Palü besteigen, und wieder abfahren. Bei guten Bedingungen ist man so durchaus um die Mittagszeit zurück.
Die "pistenartigen" Verhältnisse am Berg verführen aber wohl zu immer späteren Aufstiegen.


Meiner Meinung nach ist der Palü ein wunderschöner, prominenter Berg - aber eine Skitour dort hinauf lohnt sich kaum noch. Wie gesagt, pistenartige Verhältnisse, aber wegen der (versteckten) Spalten sollte man am Seil sein. Und skifahren am Seil ist ja ein prickelndes Erlebnis...

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Beitrag von Wünne » 01.04.2008 12:33

freeriderin hat geschrieben:..und mit welchen Summen werden staatlich geprüfte Bergführer zur Kasse gebeten, wenn sie gerettet werden müssen?
Die werden diesbezüglich wohl versichert sein, ob Privat, als Selbstständiger Bergführer, über ihren Arbeitgeber, Alpenverein, oder einer Berufsgenossenschaft, wenn es denn eine in dieser Branche gibt.
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Beitrag von LincolnLoop » 01.04.2008 12:43

Über den Alpenverein bin ich auch versichert, da brauch ich kein Bergführer zu sein...
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Beitrag von nicola » 01.04.2008 14:14

freeriderin hat geschrieben:..und mit welchen Summen werden staatlich geprüfte Bergführer zur Kasse gebeten, wenn sie gerettet werden müssen?
kosten für bergungen bei sport- und freizeitunfällen im ungesicherten alpinen gelände trägt auch für berg- und skiführer nur eine zusatzversicherung. in österreich kann man mit € 22.- als förderer der bergrettung ohne zusatzkosten geborgen werden. die meisten ski- und bergführer sind selbst ehrenamtlich im bergrettungswesen tätig, also werden sie wohl eher kulant behandelt. wenn sie mit der gruppe unterwegs sind gilt folgendes: Das Bestehen einer ausreichenden Haftpflichtversicherung hat der Antragsteller [anm. Berg- und Skiführer] durch eine Bestätigung eines für diesen Versicherungszweig im Gebiet eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraumes zugelassenen Versicherers nachzuweisen. Die Landesregierung hat unter Berücksichtigung des Berufsrisikos der Berg- und Schiführer die Mindestversicherungssumme durch Verordnung festzulegen.
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Beitrag von Marius » 01.04.2008 14:50

lieber herbert. du kannst doch nciht einfach pauschalisieren dass man am 18.3 jeden jahres bei einer gletschertour im hochalpinen gelände um 12 Uhr wieder unten sein muss.

diese faustregel hat zwar sicherlich ihre berechtigung und sollte auch bei einer planung beachtet werde, aber es ist eben nur eine vereinfachte faustregel.

ich kenne den berg nicht. vielleicht gibt es ja eine nordseitige abfahrtsroute.
wenn ich mich recht erinnere war es an dem tag wie auch die tage zuvor recht kalt. in der höhe kann man dann auch südseitige hänge recht gut aufsteigen.



ps:
ich finde auch dass alle leute die sich auf nicht gesicherten pisten oder strassen sich aufhalten schnellstmöglich alle verhaftet werden. kostet zwar auch geld, schafft aber arbeitsplätze. :roll:
pps: wer fordert dass bergführer pflicht sein soll, der sollte sich mal überlegen wie alleine der bergführer nachwuchs denn sein handwerk erlernen soll ?
jedesmal am berg einen führer für 480sFr pro 8h bezahlen ?

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