Skifahren aufem Hintertuxer Gletscher

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nicola
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Beitrag von nicola » 29.07.2006 16:51

hallo jani,
ich bin gestern in mayrhofen gewesen und habe mich mit einem bergführer der zu den top schnee- und lawinenexperten der region gehört über die situation der zillertaler gletscher unterhalten. der rückgang im heurigen sommer ist sogar im allgemeinen trend der letzten jahre richtig drastisch. was jetzt zu den hohen lufttemperaturen und den vielen sonnenstunden der letzten wochen hinzukommt, sind sehr heftige regenfälle. die schwemmen natürlich den restschnee massiv weg.

ich bin mit leuten, die rennlauf auf oberstem niveau betreiben in kontakt, ein gletschertraining in österreich ist zzt. für seriöse zwecke undenkbar. selbst in den siebziger jahren, als die gletscher noch viel bessere bedingungen boten, mussten wir sehr früh mit dem training beginnen, da ab spätestens elf uhr stangentraining nicht mehr möglich war. wenn die ersten skitouristen (sorry dazu zähle ich auch racecamp teilnehmer) mit der offiziellen ersten bergfahrt kamen, waren wir mit unserem programm schon oft fertig.

ich bin mir aber sicher, dass bei einem sommercamp neben dem skifahren noch interessante dinge möglich sind, von konditionstraining über bergwandern bis tuningkurse wird ohnehin viel angeboten. ich persönlich würde momentan des skifahrens willen aber eine skihalle dem gletscher unbedingt vorziehen.
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extremecarver
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Beitrag von extremecarver » 29.07.2006 21:41

Ist zwar etwas Offtopic - aber nur etwas.

Warum wird nicht noch viel mehr in Neuseeland / Argentinien / Bolivien trainiert. Ich spreche hier von SKI Top Teams wie A und B ÖSV Kader. Dass wir Snowboarder uns das nicht leisten können ist eh klar.

Sind es wirklich die Kosten?
Die Bedingungen sind dort ja inzwischen auch sehr gut, und es gibt genug Skigebiete, wie Coronet Peak in Quenstown die trotz genug Naturschnee den Teams auch harte Kunstschneepisten anbieten. Von Mitte Juni bis ende Oktober ist es eigentlich nie ein Problem im Süden.
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nicola
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Beitrag von nicola » 30.07.2006 14:52

extremecarver hat geschrieben:Warum wird nicht noch viel mehr in Neuseeland / Argentinien / Bolivien trainiert.
weil man mit dem wetter/schnee pech haben kann
weil der trainingsaufbau im sommer nicht nur skifahren beinhaltet
weil es anstrengend ist
weil es sauteuer ist wenn 120 personen für mehrere wochen in die südhemisphere übersiedeln
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ivan
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Beitrag von ivan » 30.07.2006 19:30

extremecarver hat geschrieben: Warum wird nicht noch viel mehr in Neuseeland / Argentinien / Bolivien trainiert... Sind es wirklich die Kosten?
man fährt nicht nur für eine woche hin und die üblichen 3 wochen im total verschiedenen milieu sind für den organismus sehr anstrengend, so dass im endergebnis mindestens ein monat zum opfer fällt.
normalerweise hat man Juli und August als die wertvollste zeit für konditraining, das konditionsbasis für die kommende lange saison darstellt.
eine grosse gruppe wie die nationalteams muss den aufenthalt langfristig planen und kann auf die aktuell herrschenden schnee- und wetterbedingungen nur begrenzt reagieren. ich erinnere mich gelesen zu haben, dass einige camps in den letzten jahren ziemlich miese waren.

der wechsel sommer - winter ist für uns natürlich. zuviel "winter" im sommer und zuviel schneetraining kann dann kontraproduktiv werden. die top-läufer sind auch menschen und sie sollten erst von Dezember bis mitte März in topform sein - was mit zuviel schneetraining bereits im sommer sehr kompliziert ist.
die kosten: einigermassen haben nur AUT und USA ihre budgets gross genug, aber auch nicht ohne limit.

ich schreibe praktisch dasselbe wie Nicola, schreibe es aber nicht ab - es ist halt so, wenigstend afaik.

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ivan
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der sommerskilauf ist praktisch tot

Beitrag von ivan » 30.07.2006 20:05

das, was Nicola schreibt, deckt sich 100% mit meinen beobachtungen und erfahrungen und mit dem, was ich seit einiger zeit überall sage oder schreibe.
nach dem katastrofalen heissen sommer 2003, dem günstigen kühlen 2004 und durchschnittlichen 2005 ist halt rezidiv von 2003 eingetroffen.

ich habe sowohl 2004 als auch 2005 die saison ende juli abgeschlossen, als ich aber heuer im späten frühjahr alle verhältnisse analysierte, war mir ganz klar, dass diesmal Juli geschweige August keinen sinn haben - und das obwohl damals noch ein kalter Juni und Juli versprochen wurden.

es gibt eine gewisse, von mehreren faktoren abhängige temperaturgrenze, wo der schnee einfach gar nicht zufriert, bzw. nur so wenig, dass er den fahrer nicht mehr trägt und sinnvolles training nicht erlaubt, auch wenn mit dem skidoo ab 5 uhr morgens gefahren würde. die grenze wird nun offensichtlich zu oft erreicht. die nötige höhe steigt und steigt - zZ scheint die bei mindestens 3300m liegen, oder sogar mehr. da ist es besser, sommer zu geniessen und kondi zu trainieren.

es würde mich interessieren, wie lange noch verschiedene veranstalter ihre traditionellen trainingcamps ausschreiben würden...
wie zB Nindl oder Sturm: "Im Trainingszentrum Hintertux kann bei besten Bedingungen und eigener, abgesperrter Piste trainiert werden." (jede woche 09.07 - 19.08.)

nicht dass ein sommercamp unsinn wäre - wie N. schreibt - aber man sollte nicht den eindruck erwecken, es ginge um vollwertige "schneearbeit" und mit unrealistischen versprechen die potentiellen teilnehmer bewerben.

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extremecarver
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Beitrag von extremecarver » 30.07.2006 23:14

Macht Sinn
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Re: der sommerskilauf ist praktisch tot

Beitrag von nicola » 31.07.2006 02:19

ivan hat geschrieben:es würde mich interessieren, wie lange noch verschiedene veranstalter ihre traditionellen trainingcamps ausschreiben würden...
[...]
man sollte nicht den eindruck erwecken, es ginge um vollwertige "schneearbeit" und mit unrealistischen versprechen die potentiellen teilnehmer bewerben.
und ich finde es wichtig, dass jemand das so direkt sagt wie ivan!
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Beitrag von Suldenfan1 » 31.07.2006 08:50

habe gestern mit bekannten in südtrol telefoniert. auf dem stilfser joch haben sogar schon die ersten zwei oder gar drei hotels wieder geschlossen. es geht dort definitv nichts mehr.
im schnalstal, ohnehin nur liftbetrieb bis 12.00 uhr wird daran gedacht vorübergehend ganz zu schliessen.

marius

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Beitrag von ivan » 31.07.2006 14:05

Suldenfan1 hat geschrieben:habe gestern mit bekannten in südtrol telefoniert. auf dem stilfser joch haben sogar schon die ersten zwei oder gar drei hotels wieder geschlossen. es geht dort definitv nichts mehr.
im schnalstal, ohnehin nur liftbetrieb bis 12.00 uhr wird daran gedacht vorübergehend ganz zu schliessen.
wenn´s auf dem Stilfserjoch (pisten bis 3450 m) so aussieht, ist es wirklich schlimm.
auch weil die gletscher in diesem teil der Alpen (Passo Stelvio, Val Senales, Kaunertal, Pitztal, vllt. auch Sölden) im winter relativ wenig schnee bekommen hatten. + die temperaturen + die regenfälle...

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"Sommer" Skifahren in Bolivien...

Beitrag von Bernd » 15.08.2006 16:44

Extremcarver fragte, warum nicht mehr Nationalteams in Bolivien usw. trainieren.
Neben den Argumenten von Nicola und Ivan gilt auch folgendes zu beachten.
Die Infrastruktur (angefangen von der ärztlichen Vorsorge bis hin zu Hotels mit Fitnessraum usw. ist nciht wirklich gut. Während in Europa diese als perfekt beschrieben werden kann, ist es in den o.g. Ländern eher etwas rudimentär.

Zum Thema Wetter, Schneemangel gibts eigenlich dort nicht. Problematisch wirds jedoch bei Schlechtwetter. Denn Schlechtwetter in Patagonien z.B. bedeutet nicht Schneeschauer und Nebel, sondern Sturm und extreme Kälte und das durchaus dann mal ein paar Wochen. Während man dan in Europa mit relativ geringem Aufwand ausweichen kann (auch zu anderen Trainingsarten), sitzt man dort fest und verschwendet kostbare Zeit.

Aber unter uns, das Skifahren dort ist einfach extremst. Ich kann nur jedem guten Fahrer empfehlen einmal in Patagonien oder auch Kamchatka oder so zu fahren - ich schwöre euch, ihr werdet noch lange daran zurückdenken - und das mit einem freudigem Lächeln..
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