Hallo,
da vieles über Nicola, Edelwiser und die Edeldays ja schon bekannt oder bei Interesse nachzulesen ist möchte ich an dieser Stelle vielleicht ein paar persönliche Eindrücke schildern.
Ein paar Worte zur Ausgangssituation:
Meine Eltern haben mich glücklicherweise schon relativ früh als Kind in den Winterurlaub zum Skifahren mitgenommen. Die ersten 2 - 3 Jahre habe ich den üblichen Kinder-Gruppenunterricht mitgemacht, danach war ich eigentlich nur noch mit meinem Papa auf eher einfachen blauen & roten Pisten unterwegs, es ging eigentlich mehr um das gemeinsame Genießen als um die Herausforderung von schwierigeren Pisten. So habe ich mir das meiste von meiner bestenfalls, naja... durchschnittlichen Technik
mehr oder weniger selbst beigebracht.
Als Kind bzw. Jugendlicher waren es in der Regel nur ein paar Skitage pro Saison und später habe ich aus verschiedenen Gründe (u.a. Uni, Familie, persönliches) eine sehr lange Pause eingelegt bis sich vor zwei Jahren eine Gelegenheit ergab und ich meine Liebe zum Skifahren wiederentdeckt habe.
Seit meiner Kindheit bzw. Jugend ist schon ein bißchen Zeit ins Land gegangen - sprich ich habe zu Hause noch Heckeinsteiger-Schuhe und "Pommes"-Latten zu stehen
- so daß ich mich u.a. hier bzgl. Technik und aktuellem Material schlau gemacht habe, und wenn man so durchs Forum streift kommt man früher oder später natürlich auf Nicola, edelwiser oder die Kunstpiste
Die Idee, die hinter den edelwisern steht - sowohl von der technischen Seite wie auch vom fahrerischen Konzept bzw. der Philosophie - ein Fahrstil und Skier, die quasi auf natürliche und einfache Bewegungen ausgelegt sind und den Spaß in den Vordergrund stellen... das war mir von Anfang an sympathisch.
Und wie der Zufall es so will hatte ich gerade zu den diesjährigen edeldays genügend Freiraum für ein verlängertes Wochenende.
Wie bereits erwähnt ist meine Technik nicht unbedingt großartig, dafür beschäftige ich mich schon seit Schulzeiten auch mit Kampfkünsten, Yoga und Qi Gong... und ich konnte daher schon im Vorfeld mit vielen Ideen und Ansätzen, die Nicola propagiert etwas anfangen... nun war ich gespannt wie sie das in ihren Unterricht einbauen wollte und wie man das beim Skifahren umsetzen konnte.
Aus meiner Sicht legt Nicola großen Wert auf eine ruhige und "entspannte" Basis - und damit meine ich ich nicht nur die die Stimmung im Kurs sondern auch den Körper (wobei natürlich das eine auch das andere beeinflußt). Man versucht unnötige Spannung im Körper abzustreifen und überflüssige Bewegungen wegzulassen indem man sich z.B. vorher ein wenig aufwärmt, dehnt und Atemübungen macht aber auch das Körperbewußtsein verstärkt und u.a. in Hände, Füße und die Mitte spürt.
Während des Fahrens versuchten wir weniger "technische" bzw. einstudierte Bewegungen zu nutzen sondern mehr den natürlichen Impulsen zu folgen und aus dem Becken zu agieren. Harmonische und "runde" Bewegungen waren das Ziel... aber auch dabei Spaß haben: wir haben uns im Schnee gewälzt und andere lustige Dinge getan, die auf andere vorbeifahrende Skifahrer möglicherweise etwas befremdlich gewirkt haben könnten
Von den beiden Workshoptagen war der erste zugegebenermaßen eher schwierig für mich:
Irgendwie war alles neu...
Ich kannte aus der Gruppe vorher niemanden, ich war zum ersten Mal im Skigebiet von Oberstdorf und kannte folglich auch die Pisten nicht, ich war zum ersten Mal auf edelwisern unterwegs - und das auch noch ohne Skistöcke
- und ich hatte nicht meine eigenen Skischuhe mit sondern vor Ort welche ausgeliehen...
und diese Leihschuhe waren die Hölle!
Mir ist eigentlich klar worauf man bei Schuhen zu achten hat aber es war ja kein Skischuhkauf sondern ich wollte sie ja nur für zwei Tage ausleihen und war beim anprobieren nicht sorgfältig genug... es waren Tecnica in MP27, und sie schienen ok (beim geraden Stehen berührten die Zehenspitzen den Schuh) aber nach 'ner halben Stunde Fahren war der Innenschuh so aufgedehnt, daß ich keinen Halt mehr hatte und ganz fürchterlich in den Schuhe gerutscht bin... also nix mit Balance, runden & harmonischen Bewegungen aus der Mitte sondern nur Krampf & Kampf um nicht hinzufliegen
Der nächste Tag war viel besser.
Schuhe umgetauscht - die nächstkleinere Schale war brutal unbequem aber ich hatte zumindest wieder Kontrolle über die Skier... und somit fing für mich der Kurs jetzt richtig an.
Ich konnte die Übungen und Prinzipien vom Vortag endlich umsetzen, das Terrain war vertrauter, das Fahren ohne Stöcke weniger ungewohnt und die edelwiser... einfach genial!
Der Swing ist ein wirklich exzellenter Allrounder, der sofort viel Vertrauen versprüht, sehr gutmütig und fehlerverzeihend ist aber gleichzeitig auch richtig schön wendig und "verspielt" ist.
Man kann mit ihm sowohl ganz entspannt und genüßlich cruisen aber genausoschön extreme Kurven fahren.
Zudem hat man mir - wahrscheinlich um meine "sanfte" Seite zu betonen - den Swing in weiß und mit Blümchen gegeben
aber es hat mich auch niemand deswegen aufgezogen... den Swing muß man einfach gernhaben, egal wie er auch aussieht
Spannend fand ich es auch Nicola als Lehrerin kennenzulernen!
Sie ist ja eine unheimliche liebe und herzliche Person - und Fahrtechnisch nicht nur über jeden Zweifel erhaben sondern quasi ein echtes Leitbild... so möchte ich auch mal fahren können (zumindest ansatzweise)!
Aber als Lehrerin ist sie wirklich etwas ganz Besonderes.
Es ist ist nicht nur so, daß sie mit den "traditionellen" Unterrichtsmethoden bricht und z.T. neue Konzepte und Ideen einbringt, es ist vor allem etwas was ich nur von einigen wenigen Meistern der Kampfkünste kenne... ein Beobachten und dann auf den jeweiligen Schüler ganz individuell eingehen. Ganz subtil und ruhig, gibt es kein richtig oder falsch, sondern sie hilft mit "kleinen" Hinweisen bzw. Vorschlägen, die aber eine große Wirkung haben, daß man seinen eigenen "Weg" findet und in diesem Fall halt beim Skifahren neue Erfahrungen macht und sie für sich nutzt.
In jeglicher Hinsicht und im wahrsten Sinne des Wortes "erfährt" man sich diese Veränderungen und alles wird nach und nach einfacher und schöner.
Das waren wirklich spannende Erfahrungen und ich hoffe, daß ich diesen Weg, den Nicola und die anderen aus der Gruppe mir aufgezeigt haben, fortsetzen kann - denn ich fühle mich bei dieser Art von Skifahren sehr wohl und ich spüre, daß es einfach zu mir paßt.