Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Fragen zu Kante Schleifen, Belag Wachsen, Belag ausbessern etc.
Siehe auch Bericht zur Skiservice selbst gemacht (mit Videos)
Murmeltier
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Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Murmeltier » 02.02.2020 21:03

Ich möchte den Skiservice selbst machen, für meine 'uralten' Ski und Snowboard. Ich fahre z.Zt. ca. 10x/ Jahr, werde also auch zukünftig hoffentlich 1x/Jahr den größeren "Service" machen und alle 1-3 Tage nachschleifen (?!), je nach Schnee alle 2-5 Tage wachsen (?!).

1. Kanten schleifen. Dafür fehlt mir noch komplett die Ausrüstung... und noch ein paar Antworten, die ich im Internet noch nicht gefunden habe. Offenbar brauche ich
a) Aluoxydstein: Mal heißt's, den spannt man in den Kantenschleifer (dann wäre die genaue Größe wichtig), mal, den nutze man mit der Hand. Gibt's da Vorzüge der einen oder anderen Variante?
b) Belagsseitiger Kantenschleifer - laut Video (im Forum als 'sticky' verlinkt) braucht's den ja nicht wirklich, sondern man kann sich mit Schmirgelpapier + Feile behelfen?! Andererseits klingt das arg ungenau (+- mehrere Grad?)? Habt Ihr Erfahrungen? ... Denn sonst hatte ich an einen Kombi-Kantenschleifer gedacht.
c) Kantenschleifer: Die Preise gehen ja sehr weit auseinander. Was genau ist der Vorteil der Teuren - Haltbarkeit, Präzision (ich bin halt nur Freizeitfahrer), ...? Denn auch für die günstigen von SKS finde ich auf Amazon gute Bewertungen, auch von skiservice-shop.de werden sie - wie die anderen - empfohlen... nur irgendwer mutmaßt, der Plastikwinkel werde irgendwann ungenau (aber auch teurere Hersteller nutzen oft Plastik)... oder was ist das Problem? Ansonsten hatte ich den hier den hier , den hier oder den hier den hier (z.T. auch Angebote gleich mit Aluoxydstein dabei) im Blick. [Da fürs Snowboard idR 89° und für Ski 88° empfohlen werden, habe ich Winkel ausgeschlossen... oder übersehe ich da irgendwelche großen Vorteile, außer, daß sie nicht aus Plastik sind?]
d) Feile für den Kantenschleifer - laut Skiservice-Shop.de gibt's da einfach "second cut"... oder sollte ich mich noch genauer um die Körnung kümmern?
e) Diamantfeile - ich wollte eine 400er nehmen.
f) Kantengummi - da reicht "irgendeins", oder? (Oder gibt's da wichtige Qualitätsunterschiede?)

2. Wachsen:
a) "Wachsen mit Erhitzen" (mit diesen Spezialbügeleisen) gibt ein besseres Ergebnis als bloßes Einreiben mit einem (Ski-)Wachs, richtig? [Ich habe beides, bisher aber aus Faulheit immer nur die Schnellvariante des unerhitzten Einreibens genutzt.] Oder ist das "Heißwachs" für 1x/Jahr und das Einreibwachs für zwischendurch?
b) Fürs "Wachsen mit Erhitzen" braucht's ja diese Acryl-Abziehplatten... oder geht das auch mit anderen Haushaltsutensilien? :-)
c) Im Video (als 'sticky' im Forum verlinkt) wird mit einer Kupferbürste gearbeitet - anderswo einfach nur mit einem Microfasertuch oder "irgendetwas". Ist so eine Kupferbürste wirklich wichtig oder "nett, aber nicht wirklich nötig"? Falls sinnvoll - muß das eine Spezialskibürste sein, oder reicht auch "irgendeine" Kupferbürste, wie so etwas oder die hier (sieht nach Kupfer aus, in der engl. Bildbeschreibung auch... wenngleich das deutsche Kauderwelsch da nicht ganz sicher zu sein scheint)?

3. Falls sich's vom Kantenschleifer her machen läßt, wollte ich bei Skiservice-Shop.de bestellen - ist nicht Amazon, bietet Beratung (auch wenn ich heute bisher niemanden erreicht habe, aber der Sonntagsservice ist eh schon ausgefallen :-)), im Notfall hoffentlich auch jemand, der bei einem Produktproblem weiterhilft. Oder gibt's andere Empfehlungen?

Grundsätzlich möchte ich einfach günstige, haltbare Ware ohne Schnickschnack. Ich bin nicht der Typ, der sich das Taschenmesser mit 23 Funktionen und dem tollen Logo in den Schrank legt, nur um es zu haben. :-)

Danke für jegliche Antworten!!!!!

Murmeltier
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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Murmeltier » 02.02.2020 22:45

PS: Da ich die Frage zum Wachsen jetzt doch selbst für mich beantworten konnte, habe ich sie kleinformatiert... "durchstreichen" habe ich nicht gefunden.

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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von NeusserGletscher » 03.02.2020 08:37

Ohne dass ich Dir zu nahe treten möchte, aber Deine Frage lassen erahnen, dass Du Dich bislang nicht viel mit dem Service beschäftigt hast. Ich würde an Deiner Stelle mich einmal umhören, ob ein Skiclub in Deiner Nähe einen Kurs für Einsteiger anbietet, bei dem Du die wesentlichen Grundlagen lernen kannst. Denn ich fürchte, autodidaktisch oder mit Unterstützung durch das Forum wird das nichts.

Ansonsten fang erst einmal mit dem Wachsen an und beschränke Dich bei den Kanten darauf, die zwischen dem normalen Service regelmässig die Seitenkante nachzuschleifen, beispielsweise mit Tooltonic (Race-Feile, bei geringer Abnutzung Roto-Finish). Im Tutorial Bereich dieser Plattform hat Uwe auch ein paar hilfreiche Videos für den Einstieg verlinkt. Von der belagseitigen Kante lässt Du besser erst einmal Feile und Finger. Außer, Du möchtest nach der Bearbeitung der Seitenkante noch den Grat entfernen, dafür braucht Du aber keinen Winkel, da reicht Fingerspitzengefühl und ein Arkansas-Stein.

PS:
Murmeltier hat geschrieben:
02.02.2020 21:03
[Ich habe beides, bisher aber aus Faulheit immer nur die Schnellvariante des unerhitzten Einreibens genutzt.] O
Solche Aussagen sind es, die bei mir ein gewisses Unbehagen erzeugen :wink:
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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Murmeltier » 03.02.2020 09:37

Danke, Peter, für die freundliche Antwort! Ja, ich bin ziemlich ahnungslos. :-) ... Aber da es laut Internet kein Hexenwerk zu sein scheint und Ski und Snowboard halt wirklich alt sind (und ich sogar noch ein paar alte 'Bretter' als Versuchskaninchen vorschieben werde, sprich: wenn's nicht gleich hinhaut, bin ich bereit, die Folgen zu tragen), wollte ich mich dranwagen. Zumal ich, seit ich kein Leihmaterial mehr fahre, noch gar keinen Service habe machen lassen: Wenn ich die Bretter nicht unfahrbar mache, dürfte es eine Verbesserung geben; wenn doch unfahrbar und dann selbst ein Fachmann nichts mehr retten kann, melde ich mich demnächst zwecks Kaufempfehlungen. :-)

... oder ist das ganz falsch gedacht? Ich gebe zu, die Videos sehen alle ziemlich machbar aus... und im schlimmsten Fall fährt sich halt der Ski nicht gut, das klingt jetzt auch undramatisch?

[Und nein, ich muß nicht gleich beim ersten Mal an die belagseitige Kante ran - aber sollte ich später eh einen Kombi-Kantenschleifer haben wollen, will ich nicht vorweg ein anderes Gerät gekauft haben. Und mein Ziel ist jedenfalls, in die alten Bretter für die belagseitige Kante nicht noch später einen professionellen Skiservice zu investieren - sondern möglichst 'nur' das Material, das ich auch für spätere Bretter weiternutzen kann und das mir obendrein eine interessante Fertigkeit beschert.]

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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von NeusserGletscher » 03.02.2020 13:33

Murmeltier hat geschrieben:
03.02.2020 09:37
Aber da es laut Internet kein Hexenwerk zu sein scheint...
Im Internet steht viel Unsinn drin. Die meisten Werbevideos, bei denen beispielsweise der Einsatz der Winkel zur Bearbeitung der belagseitigen Kante demonstriert werden soll, sind komplett irreführend. Weil sie den entscheidenden Schritt, die Anpassung der Struktur an den Ski, was für eine korrekte Arbeitsweise zwingend erforderlich ist, verschweigen. Ebenso wie den Umstand, dass man die Shops, welche einem die Struktur fachgerecht aufbringen, wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen darf. Wenns Dich interessiert, ich hatte dazu mal einen eigenen Thread aufgemacht.

Seitenkante und Wachsen sind dagegen fast schon trivial. Da kannst Du nicht viel verkehrt machen, außer, wenn Du einen Grat stehen lässt, dann wird das Brett schnell für Normalcarver unfahrbar.

Beim Bügeleisen würde ich nicht sparen, die mit der dicken Platte halten einfach die Temperatur besser. Bei den Winkel würde ich mit Tooltonic beginnen, solange Du die Kante nicht von Grund auf präparieren sondern lediglich nachschleifen möchtest, ist das mehr als ausreichend. Im Internet gibt es verschiedene Sets mit Roto-Finish Diamanten und Race-Feile, die sind deutlich günstiger als im Einzelkauf.

Ansonsten gibt es hier schon einige Threads mit der Frage nach der Grundausstattung, in denen das ausführlich behandelt wurde.

Du solltest halt nicht zu billig kaufen, denn wer billig kauft, kauft zweimal.
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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Uwe » 03.02.2020 13:44

@Murmeltier ... hast du dir meine Videos (unter Equipment / Skiservice) angesehen? Das sollte zum Einstieg helfen.
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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Murmeltier » 03.02.2020 14:31

Danke gleich nochmals!

Ja, die Videos und die Ausführungen zur Belagstruktur hatte ich angeschaut. (Danke übrigens - das sind für mich im Internet mit die besten Videos bzw. ein ganz unvergleichlich anschaulicher Faden zum Thema!!)

Mein Hauptthema ist daher wirklich: Vor- oder Nachteil eines Winkels gegenüber einem anderen Kantenschleifer (einschl. eines Kombischleifers)? Außer daß ich bei Winkeln halt nicht zwischen 88 und 89° wechseln kann (nicht gut)... sind die präziser, langlebiger oder warum sind die so "hip"??
[Hm, von Tooltonic finde ich übrigens beim Skishop.de z.B. gar nichts. Aber ich glaube, das ist eh eine Qualität, die über meine Ansprüche etwas hinausgeht: Ich bin ja nur ahnungsloser Gelegenheitsfahrer und merke gewisse Unterschiede der Kanten nicht bzw. nehme sie in Kauf. Nach der vielgezeigten Nagelprobe wären meine Skis sogar jetzt noch scharfkantig, auch wenn das gelogen ist.]

Und genau, mir geht's in erster Linie um das seitige Schleifen... obwohl ich halt nicht ausschließen möchte, mich auch mal an die Belagseite zu trauen (s.o.); und dazu möchte ich ggf. nur 1x kaufen.
Aber ich gebe zu: Weil NeusserGletscher betont, daß man eh nicht so mal eben eine dafür taugliche Werkstatt findet, und weil meine Bretter so alt sind und weil ich am liebsten bis Freitag Mitternacht einen Fortschritt haben möchte und bis dahin nicht mehr in den Fachhandel komme und weil ich einfach anspruchslos bin :-)... tja, darum hatte ich das Thema "Struktur bis zum Rand oder nicht" erstmal hintangestellt. Zumal ich keine Ahnung habe, ob oder wie die Bretter von ihren Vorbesitzern gepflegt wurden = ob sie schon durch diverse Maschinen gewandert sind.

Roto-Finish und Race File sagen mir übrigens noch nichts - ich hätte einfach (s.o.) eine 2nd-Cut-Feile und eine 400er (oder evtl 300er) Diamantfeile genommen, reicht das nicht? Ich brauche keine besonders schnellen oder besonders gut kantenden Ski, nur normale Freizeitqualität. Der Rest ist Spaß, etwas Sparsamkeit und, klar, Bequemlichkeit (weil ich sonst die Ski per Rad quer durch die Gegend transportieren würde, am besten noch wochentags mit in die Arbeit nehmen, um sie nach Feierabend irgendwo abzugeben, danke, das reicht mir wochenends, wenn ich in die Berge fahre).

PS: Danke, wie gesagt, ich habe ein (Skiwachs-)Bügeleisen und entsprechendes Wachs (ausrangiert geschenkt bekommen).

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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Uwe » 03.02.2020 15:28

Murmeltier hat geschrieben:
03.02.2020 14:31
Mein Hauptthema ist daher wirklich: Vor- oder Nachteil eines Winkels gegenüber einem anderen Kantenschleifer (einschl. eines Kombischleifers)? Außer daß ich bei Winkeln halt nicht zwischen 88 und 89° wechseln kann (nicht gut)... sind die präziser, langlebiger oder warum sind die so "hip"??
Einfach, weil's einfacher ist! Verstellen wirst du den Winkel eh nicht (zumindest ich nicht), weil du sonst immer wieder viel zu viel Kante abtragen musst. Ich fahre seit Jahren mit dem Winkel, und - oute mich - nutze auch keine Diamantfeile. Für uns Freizeitfahrer reicht das ;-)
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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von Murmeltier » 03.02.2020 19:18

Uwe, zu Deinem Video - das Abhängen "nur" mit Tape o.ä. um die Feile ist ausreichend "präzise" für einen Gelegenheitsfahrer, ja? Ich möchte halt nur nicht (wenn ich's denn eines Tages anfange) dadurch einen völlig verkantenden Ski haben??

Und danke wegen der Winkelantwort. Wie gesagt, ich fahre auch Snowboard, da ist leider 89° der klassische 0815-Winkel, auf den die Bretter erstmal geschliffen sind. Und zwei Winkel kosten einfach mehr als ein einfacher, aber anständiger Vario-Schleifer. :-(

Nanu, eine 400er Diamantfeile, so hatte ich's bisher verstanden, soll doch nicht polieren, sondern v.a. helfen, daß das Schleifen länger hält (weil eine glattere Kante weniger Angriffsfläche für neue Macken bietet)? Ist das unnötig?

Denn mein bisheriger Plan war halt:
- Aluoxydstein
- Feile mit Vario-Schleifer [oder wirklich 2 Winkel??? ich bin immer noch hin- und hergerissen, die simplen Winkel sind schon auch verlockend, wenn man dann jede x-beliebige Feile nehmen kann...]
- Diamantfeile
- Kantengummi

... dann noch Kerzen und Abziehstahlklinge für größere Kratzer... und gut is'?!

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Re: Skiservice selbst machen - stimmt das so?

Beitrag von NeusserGletscher » 03.02.2020 20:43

Fixe Winkel sind oft einfach besser in der Handhabung. Ich nutze Fixwinkel zu Hause in der Werkstatt, im Urlaub reicht mir Tooltonic. Wenn Du viel Material abtragen musst, was beispielsweise der Fall ist, wenn Serviceleute aus dem Rennsport die fabrikneue Kante erst man auf die gewünschte Breite bringen wollen, ist ein Festwinkel die erste Wahl. Manche Festwinkel sind aber so leicht, dass sie kaum Vorteile bieten. Wenn Du einen Festwinkel kaufen möchtest, dann solltest Du eine schwere Variante nehmen, die liegt einfach besser in der Hand, haben eine vernünftige Klemmung für die Feile und lassen sich besser führen.

Beispiele:

HWK Worldcup halter

HK World Cup Winkel

Race Cat 4 Kantenschleifer

An die Winkel, welche die Profis benutzen, kommt man als normaler Nutzer leider kaum heran. Das sind oft Einzelstücke, welche nach den Angaben der Serviceleute gefertigt wurden.
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