Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Fragen zu Kante Schleifen, Belag Wachsen, Belag ausbessern etc.
Siehe auch Bericht zur Skiservice selbst gemacht (mit Videos)
Benutzeravatar
NeusserGletscher
Beiträge: 2102
Registriert: 30.01.2008 15:59
Vorname: Peter
Ski: ein paar zu viel
Ski-Level: 042
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Dorf an einem Bach

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von NeusserGletscher » 31.05.2018 22:44

nicokopf hat geschrieben:
31.05.2018 21:29
In diesem Video auch eine interessante Aussage, dass selbst bei fabrikneuen Ski bis zu 5mm in den Belag geschliffen wird.
Noch interessanter finde ich die Frage, ob es einen Unterschied macht, wenn ich mit 0.5° insgesamt 7 mm breit abhänge oder mit 1,75° in der Kantenbreite von 2 mm. Beide Varianten bewirken nämlich, dass man die Außenkante um das selbe Maß gegenüber dem Belag zurücksetzt.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

Benutzeravatar
nicokopf
Beiträge: 220
Registriert: 08.08.2010 18:17
Vorname: Nico

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von nicokopf » 02.06.2018 13:29

Ich behaupte jetzt mal ganz frech, dass sich der negative Einfluss beim „in den Belag schleifen“ bei einem Winkel von 0,5° doch eigentlich in Grenzen halten müsste? ich weiß jetzt nicht genau wie tief denn beispielsweise bei einer feinen Struktur in den Belag geschnitten wird aber wenn nicht mal die Struktur vollständig bis zum „Grund“ abgetragen wird, dann können doch die Auswirkungen auf das Fahrverhalten nicht so groß sein. Vorallem wenn anscheinend neue Ski teilweise schon so ausgeliefert werden.

Benutzeravatar
NeusserGletscher
Beiträge: 2102
Registriert: 30.01.2008 15:59
Vorname: Peter
Ski: ein paar zu viel
Ski-Level: 042
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Dorf an einem Bach

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von NeusserGletscher » 02.06.2018 21:34

Letztendlich kommt es nach meinem derzeitigen Kennnisstand darauf an, wie weit die Kante beim Abhängen gegenüber dem Belag zurückgesetzt wird. Und da kann ich auch mit 0.5° so lange in den Belag schleifen, bis ich die gleiche Wirkung erziele wie mit 2° in Kantenbreite geschliffen. Damit wäre auch die Frage nach dem Nachschleifen beantwortet. Man kann natürlich mehrmals im gleichen Winkel nachschleifen, verliert aber in der Theorie jedesmal etwas Aggressivität, weil man die Kante mit jedem Schleifen etwas mehr gegenüber dem Belag zurücksetzt.

Dass auch bei neuen Ski beim belagseitigen Schleifen derartig weit wie in dem Video vom MBAS behauptet in den Belag geschlffen wird, ist mir noch nicht aufgefallen. Handwerklich wäre so was auch Murks und technisch nicht erforderlich, weil die Ski in der Regel nur mit einer sehr feinen Struktur ausgeliefert werden. Bei den Servicestationen kann ich mir dagegen durchaus vorstellen, dass sie so versuchen, ihren Pfusch zu kaschieren. Wenn man mal so einen Ski hat, hilft nur noch planschleifen.

Sobald man die Ski zum ersten Service gibt und eine mittlere oder grobe Struktur schleifen lässt und Wert auf einen guten Kantegriff legt, muss man halt darauf bestehen, dass die Struktur nach innen versetzt wird, wie man auch auf diesem Video von Toko bei 1:20 gut erkennen kann. Das ist übrigens unabhängig davon, ob man die Kante später selbst abhängt oder vom Automaten abhängen lässt. Hat man die Belagsstruktur erst in der Kante, muss man viel zu viel Material abnehmen, um die Kante wieder glatt zu bekommen. Und dies geht nur durch größere Winkel oder indem man weiter in den Belag reinschleift, was aber unterm Strich in beiden Fällen der Kante die Aggressivität nimmt. Dann spielt noch der Druck beim Schleifen eine Rolle. Denn wenn dabei der Belag gestaucht wird, wird er anschließend leicht über der Kante stehen, wenn er wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt.

Offensichtlich ist dieses Basiswissen nicht in allen Servicestationen vorhanden oder man wählt bewusst den bequemeren Weg, um mehr Masse auf Kosten der Qualität zu produzieren.

Ich habe mir mal meine Winkel angeschaut. Der Toko ist so konstruiert, dass es damit gar nicht möglich ist, mehr als 2 mm in den Belag zu schleifen (bei 2 mm Kantenbreite). Ein italienischer Murkswinkel hat dagegen überhaupt keine Begrenzung, hier könnte man theoretisch bis zur Skimitte lustig weiter schleifen. Beim Vollautomaten hängt es von der eingestellten Druckkurve ab.

@Peter (Tysk): ich bin mir nicht ganz sicher, aber momentan gehe ich davon aus, dass für den Kantengriff das Maß 'h' entscheidend ist, um den man die Kante gegenüber dem Belag zurücksetzt. Wenn man wie beschrieben dabei immer gleich vorgeht und mit gleichem Druck und der Anzahl von Schleifgängen die Kante abhängt, dann schleift man die Kante immer in der gleichen Breite. Dann ist der Winkel proportional zum Maß 'h'. Beim Abhängen per Hand käme ich gar nicht auf die Idee, bewusst in den Belag zu schleifen, weil man sich damit die Feilen zusetzt.

Ich nehme daher an, dass zwischen Bild 1 und 2 kaum ein Unterschied feststellbar ist. Ausser, dass bei Bild 1 der resultierende Kantenwinkel ein klein wenig spitzer ist als bei 2.

@all: Hat schon mal jemand in Natura solche Ski gesehen, bei denen die Belagsstruktur gegenüber der Kante zurückgesetzt ist? Oder ist das eine so seltene Dienstleistung, die nur für den Rennsport oder auf Nachfrage angeboten wird?
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

Benutzeravatar
extremecarver
Beiträge: 3541
Registriert: 12.01.2005 15:10
Vorname: Felix
Ski: Raxski Snowrider Powderequipment Swoard Wildschnee
Ski-Level: 999
Skitage pro Saison: 30
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von extremecarver » 07.06.2018 09:42

Panzerfeile - bzw halt einfach eine recht grobe 300mm Kantenfeile nehmen - und dann damit solange schleifen bis der Belag weggehobelt ist und man 0° hat - von da weg kann man nun abhängen.

Recht viel Arbeit - je breiter der Ski desto übler, würde ich nur am Slalomski empfehlen - aber mir kommt kein Slalom Ski mehr zum Maschinenservice. Dafür kann man dann recht oft belagsseitig nachschleifen bis der Belag in den Weg kommt.
Und nach Maschinenservice passt oft einfach gar nichts - bzw ab und an quasi unmöglich dann selber nachzuschleifen belagsseitig zu schleifen da die Maschine halt den Winkel einhält - aber beim Belag kaum was wegschleift - ergo mit normaler Feile nachher hat man mehr Winkel.

AM GS ist mir das aber egal - da reichen mir 1° eh locker - bzw kann man ja mal kurz einfach nur im Bindungsbereich mit der Panzerfeile mal arbeiten um nur dort einen kleineren Winkel hinzubekommen.


Früher gabs ja oft Service mit Bandschleifer - dass war mir zig mal lieber wie die ganzen Vollautomaten heutzutage die IMHO großteils Schrott produzieren.


Ich hatte mal ein Raceboard mit im Neuzustand verzogenem Kern - wenn das auflag war der Belag sicher 3-4mm in der Luft auf hartem Boden. Auf Ziehwegen fast unfahrbar - auf der Kante schön Grip. Nach 2x Maschinenservice wars dann plan. In dem Fall war Maschinenservice wirklich angebracht.
schnell, riskant, vielseitig bergab
http://openMTBmap.org & www.VeloMap.org

Benutzeravatar
ingo#31
Beiträge: 1222
Registriert: 30.03.2010 18:47
Vorname: ingo
Ski: Stöckli Laser CX, Dobermann SLR, Navigator 85ti

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von ingo#31 » 07.06.2018 21:15

NeusserGletscher hat geschrieben:
02.06.2018 21:34

@all: Hat schon mal jemand in Natura solche Ski gesehen, bei denen die Belagsstruktur gegenüber der Kante zurückgesetzt ist? Oder ist das eine so seltene Dienstleistung, die nur für den Rennsport oder auf Nachfrage angeboten wird?
http://abload.de/image.php?img=p1110125c3snh.jpg

Benutzeravatar
NeusserGletscher
Beiträge: 2102
Registriert: 30.01.2008 15:59
Vorname: Peter
Ski: ein paar zu viel
Ski-Level: 042
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Dorf an einem Bach

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von NeusserGletscher » 08.06.2018 07:53

Hallo Ingo,

vielen Dank für das Bild. Kannst Du noch näheres zur Bearbeitung sagen? Wurde die Struktur auf einem Vollautomaten geschliffen oder mit einer Strukturwalze? Wie wurde der Belag noch bearbeitet?

Gruß

Peter
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

Benutzeravatar
elypsis
Beiträge: 1947
Registriert: 01.02.2013 08:50
Vorname: Volker
Ski: Stöckli Laser FIS SL + Elan Amphibio 14 Ti
Wohnort: Davos/Rotterdam

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von elypsis » 08.06.2018 09:06

Hier ist noch ein Foto, das eine gegenüber der Kante zurückgesetzte Struktur zeigt:

[IMG]https://www2.pic-upload.de/thumb/354472 ... li_fis.jpg[/IMG]


Das Foto zeigt die Struktur meines Stöckli FIS SL.


Wie ich dir vor ein paar Tagen per PN geschrieben hatte, werden disese Strukturen mit den schmalen Steinen gesetzt, wie du sie in dem von mir verlinkten Brochure zur Wintersteiger Race NC sehen kannst. Maschinen dieser Art sind Halbautomaten und können nur einen Ski richten. Schon deswegen sind sie nicht mit den typischen Vollautomaten vergleichbar, die man ansonsten beim Skiservice sieht.

Apropos Rennservice - auch unsere Consumer SLs (ELan & Stöckli) haben diese Strukturen! :wink:
My EGO.
My way.

andy-9
Beiträge: 4
Registriert: 18.11.2018 22:34

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von andy-9 » 18.11.2018 23:13

Ich lese jetzt schon einige Zeit mit und habe mich jetzt auch registriert, weil einzelne Fragen bleiben.
Weil ich mir im letzten Winter einen neuen Ski zugelegt habe, interessiert mich der Service auch immer mehr. Gewachst hab ich schon öfter. Jetzt beschäftige ich mich mit der Kante.

Zu meinen Fragen:
1. Was ist der belagseitige Kantenwinkel eig. im Auslieferungszustand? Sinn würde mMn. machen, wenn die Kante einfach plan ist. Weil der Hersteller so dem Kunden keinen Winkel aufzwingen würde und dieser eben dann nach Wunsch geschliffen werden kann. Hintergrund: Ich habe jetzt versucht zu prüfen welchen Winkel mein Ski überhaupt hat. Ich habe zwar kein Haarlineal zur Hand gehabt, aber ich habe beim besten Willen keine abgehängt Kante erkennen können. Deswegen denke ich, dass ich den Ski einfach im "Auslieferungszustand" verkauft bekommen habe?!

2. Geht es bei der von der Kante zurückgesetzten Belagsstruktur wirklich nur darum die Kante zu schonen? Wenn nicht zurücksetzt wird, wird dann wirklich in die Kante geschnitten? Dann wären ja alle Ski-Services die eben nicht zurücksetzen kontraproduktiv ...

3. Gerade im Bezug zu Frage 1. Wie würdet ihr vorgehen, wenn ich verschiedene belagseitige Winkel testen will. Beim Service plan schleifen lassen und Struktur schneiden lassen und dann Kante selbst machen? Ich würde es dann so machen, dass ich die Kante nur "anschleife", damit ich nicht bis zum Übergang zum Belag komme, damit ich öfters mit verschiedenen Winkel nachschleifen kann, ohne deutlich in den Belag reinzuschleifen.

Benutzeravatar
NeusserGletscher
Beiträge: 2102
Registriert: 30.01.2008 15:59
Vorname: Peter
Ski: ein paar zu viel
Ski-Level: 042
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Dorf an einem Bach

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von NeusserGletscher » 19.11.2018 06:13

Willkommen im Forum, Andy.

1) Auslieferzustand: je nach Hersteller und Skityp. FIS-SKi ggf. 0°, ansonsten in der Regel zwischen 0.5° und 1.x°
Hier kannst Du sehen, welche Struktur Stöcklich ab Werk bei seinen FIS Ski verwendet (Foto von Elypsis).

2) 0.5° bedeutet, die Kante ist an der äußersten Spitze gegenüber dem Belag um 20 µm zurückgesetzt. Mittlere bis grobe Strukturen sind deutlich tiefer => Wird eine mittlere bis grobe Struktur in die Kante geschnitten, dann muss der Service die belagseitige Kante stärker abhängen, um die Spuren vom Strukturschliff wieder heraus zu polieren

Hier im Forum gibt es einen Test mit verschiedenen belagseitigen Winkeln. Soweit ich mich erinnere kam dabei heraus, dass WInkeländerungen am belagseitigen Winkel im Bereich von 0.5° sich deutlicher im Fahrverhalten ausgewirkt haben als beispielsweise bei der Seitenkante eine Änderung von 88° auf 87°.

3) Exakt. Die Schwierigkeit wird darin bestehen, einen Shop zu finden, der sich die Zeit nimmt, extra eine Struktur in der für Deinen Ski benötigen Breite zu programmieren. Dafür brauchst Du erstens jemanden mit dem nötigen technischen Verständnis, der zweitens auch die nötige Begeisterung mitbringt.

Zum händischen Bearbeitung gehört etwas Erfahrung. Mehr als 2x mit leichtem Druck muss man nicht über die Kante gehen (wie gesagt, man nimmt nur im µm - Bereich Material ab). Wichtig ist auch, die Kante am Ende zu entgraten. Und leider taugen auch nicht alle Winkelhalter gleich gut.

Zu allen Arbeitsschritten findet Du im Internet auch entsprechende Videos.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

andy-9
Beiträge: 4
Registriert: 18.11.2018 22:34

Re: Kantenfrage: Instandhaltung der belagsseitigen Kante

Beitrag von andy-9 » 19.11.2018 09:03

1. Sieht man denn den Winkel, wenn man z.B. ein Haarlineal quer über den Belag legt? Oder sind diese ca. 1°so gering, dass diese mit dem bloßen Auge gar nicht erkennbar sind?
Weil ich kein Haarlineal zur Hand hatte, habe ich mal die Längsseite meiner Feile verwendet ... ich konnte aber beim besten willen keinen Winkel erkennen. Aber du schreibst ja schon bei 2., dass sich da ganze im µm bewegt - es ist wahrscheinlich einfach nicht zu erkennen.
Gibt es denn eine verlässliche Möglichkeit den belagseitigen Winkel zu überprüfen?

2. Das heißt beim Struktur schneiden wird tatsächlich in die Kante geschnitten. Dann versteh ich aber nicht, wieso das zurücksetzen von der Kante nicht der allgemeine Standard ist ... wahrscheinlich wieder zu viel Aufwand.

3. Ich würde halt gern etwas experimentieren, um den Einfluss auch selbst zu fühlen. Aber so wie ich das bis jetzt hier gelesen habe, ist das auch hier im Forum das allgemeine Vorgehen, die Kanten selbst abzuhängen.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag