Letztendlich kommt es nach meinem derzeitigen Kennnisstand darauf an, wie weit die Kante beim Abhängen gegenüber dem Belag zurückgesetzt wird. Und da kann ich auch mit 0.5° so lange in den Belag schleifen, bis ich die gleiche Wirkung erziele wie mit 2° in Kantenbreite geschliffen. Damit wäre auch die Frage nach dem Nachschleifen beantwortet. Man kann natürlich mehrmals im gleichen Winkel nachschleifen, verliert aber in der Theorie jedesmal etwas Aggressivität, weil man die Kante mit jedem Schleifen etwas mehr gegenüber dem Belag zurücksetzt.
Dass auch bei neuen Ski beim belagseitigen Schleifen derartig weit wie in dem
Video vom MBAS behauptet in den Belag geschlffen wird, ist mir noch nicht aufgefallen. Handwerklich wäre so was auch Murks und technisch nicht erforderlich, weil die Ski in der Regel nur mit einer sehr feinen Struktur ausgeliefert werden. Bei den Servicestationen kann ich mir dagegen durchaus vorstellen, dass sie so versuchen, ihren Pfusch zu kaschieren. Wenn man mal so einen Ski hat, hilft nur noch planschleifen.
Sobald man die Ski zum ersten Service gibt und eine mittlere oder grobe Struktur schleifen lässt und Wert auf einen guten Kantegriff legt, muss man halt darauf bestehen, dass die Struktur nach innen versetzt wird, wie man auch auf diesem
Video von Toko bei 1:20 gut erkennen kann. Das ist übrigens unabhängig davon, ob man die Kante später selbst abhängt oder vom Automaten abhängen lässt. Hat man die Belagsstruktur erst in der Kante, muss man viel zu viel Material abnehmen, um die Kante wieder glatt zu bekommen. Und dies geht nur durch größere Winkel oder indem man weiter in den Belag reinschleift, was aber unterm Strich in beiden Fällen der Kante die Aggressivität nimmt. Dann spielt noch der Druck beim Schleifen eine Rolle. Denn wenn dabei der Belag gestaucht wird, wird er anschließend leicht über der Kante stehen, wenn er wieder in seine Ausgangsposition zurückkehrt.
Offensichtlich ist dieses Basiswissen nicht in allen Servicestationen vorhanden oder man wählt bewusst den bequemeren Weg, um mehr Masse auf Kosten der Qualität zu produzieren.
Ich habe mir mal meine Winkel angeschaut. Der Toko ist so konstruiert, dass es damit gar nicht möglich ist, mehr als 2 mm in den Belag zu schleifen (bei 2 mm Kantenbreite). Ein italienischer Murkswinkel hat dagegen überhaupt keine Begrenzung, hier könnte man theoretisch bis zur Skimitte lustig weiter schleifen. Beim Vollautomaten hängt es von der eingestellten Druckkurve ab.
@Peter (Tysk): ich bin mir nicht ganz sicher, aber momentan gehe ich davon aus, dass für den Kantengriff das Maß 'h' entscheidend ist, um den man die Kante gegenüber dem Belag zurücksetzt. Wenn man wie beschrieben dabei immer gleich vorgeht und mit gleichem Druck und der Anzahl von Schleifgängen die Kante abhängt, dann schleift man die Kante immer in der gleichen Breite. Dann ist der Winkel proportional zum Maß 'h'. Beim Abhängen per Hand käme ich gar nicht auf die Idee, bewusst in den Belag zu schleifen, weil man sich damit die Feilen zusetzt.
Ich nehme daher an, dass zwischen Bild 1 und 2 kaum ein Unterschied feststellbar ist. Ausser, dass bei Bild 1 der resultierende Kantenwinkel ein klein wenig spitzer ist als bei 2.
@all: Hat schon mal jemand in Natura solche Ski gesehen, bei denen die Belagsstruktur gegenüber der Kante zurückgesetzt ist? Oder ist das eine so seltene Dienstleistung, die nur für den Rennsport oder auf Nachfrage angeboten wird?