Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

LVS-Geräte, Lawinenrucksäcke und sonstige Sicherheitsausrüstung
Der Daus
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Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Der Daus » 11.01.2013 02:54

Servus!

Wie der Titel schon vermuten lässt bin ich (und vielleicht auch andere) auf der Suche nach einem Rucksacksystem mit Notfallgriff, wie sie von ABS, R.A.S. oder BCA angeboten werden. Nun gibt es die ja in den verschiedensten Ausführungen, von 10L über 15, 18, 22, 30 bis hin zum Arztkoffer. Ebenso auch in verschiedenen Größen.

Nehmen wir mal als Beispiel einen 20L-Rucksack. Kommt mir für gelegentliches Freeriden doch etwas viel vor, oder? Was spricht für, was gegen kleine, bzw. etwas voluminösere Rucksäcke? Vielleicht sollte ich dazu sagen dass ich meistens mit einem oder zwei Freunden in den Berg gehe, bisher ohne großartiges Campieren usw.

Freue mich auf Anregungen....

DD
Hier kommt normalerweise ein schlauer Spruch hin, was?

Dani67
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Dani67 » 11.01.2013 08:46

Guten Morgen Daus

Ich habe mich nach dehm ich in den letzen Jahren einen ABS Rucksack an gewissen Tagen gemietet habe dieses Jahr für den Mammut Rocker R.A.S. mit 18L entschieden. Es ist ein recht kleiner Rucksack und vorallem bei mir ein sehr bequem anliegendes Teil. Im Rucksack haben neben Schaufel, Sonde, kleine Apotheke auch Trinkflasche, was zu Essen und Pullover Platz. Ich denke auch die PRO Shell Jacke würde noch rein gehen, dann ist aber fertig. Aus meiner Sicht absolut genügen Platz wenn Du nicht campieren willst.

Wir hatten dieses Jahr bei uns leider bereits etliche Leute welche den Lawinenrucksack aktiv testen mussten und zum Glück ist alles immer glimpflich abgelaufen. Die Systeme von ABS wie auch Mammut erwiesen sich als sehr gute Helfer.

Von der Sicherheit her bringen diese Rucksäcke am meisten wenn man seine persönliche Sicherheitslimite durch das System nicht neu ansetzt - also man sollte sich nicht unsterblich fühlen mit diesen Rucksäcken. Wenns dann mit der Lawine über eine Felswand rausgeht nützt es dann nichts............

Viel Spass im Powder wünscht Dani

skiingman
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von skiingman » 11.01.2013 09:31

Dani67 hat geschrieben:Wenns dann mit der Lawine über eine Felswand rausgeht nützt es dann nichts...
Das halte ich für eine nicht ungefährliche Meinung. Man darf m.E. nicht vergessen, dass es auch mit Airbag nach wie vor Verschüttungen gibt. Zu denken mit Rucksack sei alles safe, wenn man nicht gerade mit was kollidiert oder halt abstürzt, ist m.E. schon eine ganz erhebliche Verschiebung der Sicherheitslimits oder des Sicherheitsbewusstsein.

Beste Grüße
Markus

Dani67
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Dani67 » 11.01.2013 09:35

@ Markus, Dein Zitieren hat meine Aussage aus meiner Sicht verändert..... habe ich doch klar geschrieben, dass man seine persönliche Sicherheitslimite nicht verschieben sollte......

Th3oran
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Th3oran » 11.01.2013 09:43

Zumal die mir bisher einzig bekannte unabhaengige Studie zur Wirksamkeit der ABS Rucksaecke (am SLF in Davos), genau diesselbige nicht belegen konnte. Nur weil das Mantra der Sicherheitserhoehung durch den ABS Rucksack oft genug heruntergebetet wurde, wird es noch lange nicht wahr...

Noch zur Groessenfrage: 20 Liter sollten aus meiner Sicht auch reichen, aber bei ABS hat man ja die Moeglichkeit verschiedene "Rucksaecke" an die Basis zu machen. Da ist man also zumindest in einem gewissen Rahmen variabel. Bei R.A.S wiederum kannst du die ganze Einheit von Rucksack zu Rucksack umziehen. Ist also keine Entscheidung fuer die Ewigkeit.
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Martina » 11.01.2013 10:05

Wegen der Grösse (völlig unabhängig vom Lawinenausrüstung): Ich habe gerne einen Rucksack um 20l, weil ich da beim Aufstieg neben der Ausrüstung auch die Jacke bequem unterbringen kann.
Wichtig finde ich vor allem, die Rucksäcke anzuprobieren und einen zu finden, der sehr gut zur eigenen Anatomie passt. Moderne, gut durchdachte Rucksäcke kann man sehr gut "flach machen", sodass ein etwas grösserer Rucksack auch nicht sehr aufträgt oder beim Fahren herumschlackert.

Wenn man aber nicht aufsteigt, dann kann es wahrscheinlich auch ein kleineres Modell sein. Ich denke, dass meist die Schaufel das Format beschränkt.

(Ich habe selber sogar ein 30l-Rucksack, weil das grad mein Ski-WE-Rucksack ist und da auch die Skischuhe drin Platz haben bei der Anfahrt).

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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Dani67 » 11.01.2013 10:06

Ich kenne diese Studie nicht, ich kenne auch die vielen theoretischen Abhandlungen nicht gut.

Meine Kenntnisse beziehen sich auf mein Skigebiet, man kann natürlich immer sagen der hätte auch ohne Systemrucksack überlebt, ich könnte einige Beispiele nennen bei welchen ich nahe am Geschehen war, also ich muss mich nicht über die Zeitung informieren. Ich beschränke mich auf eines, einheimischer Bergführer kahm in Lawine und donnerte ca. 800Höhenmeter den Hang runter, eines der beiden Luftkissen des ABS Systems riss es ihm sogar weg, das andere Kissen schaute am Schluss aus dehm Schnee und man konnte den Verunglückten innert Minutenfrist bergen. Hier erlaube ich mir zu sagen, der Airbag hat geholfen, ob er das Leben gerettet hat kann man natürlich nicht sagen, evtl. wärs ja auch ohne gegangen

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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von M.H. » 11.01.2013 11:00

Th3oran hat geschrieben:Zumal die mir bisher einzig bekannte unabhaengige Studie zur Wirksamkeit der ABS Rucksaecke (am SLF in Davos), genau diesselbige nicht belegen konnte.
Das lese ich jetzt nicht so ganz aus dem Test des SLF heraus: Feldversuche mit Lawinen-Notfallgeräten Winter 2010/11
Wobei ich als Entscheidungskriterium nicht alleine die mittlere Verschüttungstiefe, sondern auch die Beschleunigungsmessungen am Kopf (etwas weiter hinten in der Studie) heranziehen würde.
Dani67 hat geschrieben:Hier erlaube ich mir zu sagen, der Airbag hat geholfen, ob er das Leben gerettet hat kann man natürlich nicht sagen, evtl. wärs ja auch ohne gegangen
Zumindestens die Bergung dürfte durch die Sichtbarkeit des Luftkissens wesentlich beschleunigt worden sein und dieser Umstand soll ja nicht so unwesentlich für die Überlebenschancen sein.
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von Th3oran » 11.01.2013 11:26

Ich haette mich vielleicht exakter ausdruecken sollen: Die vollmundigen Versprechungen der Hersteller der Verhinderung einer Vollverschuettung wurde durch die Studie eben nicht belegt. Hier wird mMn eine Sicherheit suggeriert, die es in der Praxis offensichtlich nicht gibt. Ueber die statistische Auswertung der Messreihen, insbesondere der bootstrap Simulationen koennte man noch lange diskutieren.

Ich wollte nicht sagen, dass die Systeme voellig wirkungslos sind. Mir ging es eigentlich nur darum nochmals Danis Aussage zu betonen, dass ein Airbagsystem, gerade weil es eine Vollverschuettung sowie andere Risiken eben nicht zuverlaessig ausschliesst, keine Entschuldigung fuer das Eingehen hoeherer Risiken sein sollte.
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Re: Lawinenrucksack - Entscheidungskriterien

Beitrag von M.H. » 11.01.2013 11:56

Die Statistik leidet m.E. stark unter der geringen Anzahl der Testsamples (wobei diese aufgrund des notwendigen Aufwands für diese Tests durchaus nachvollziehbar ist). Was mir aber bei den zusammengefaßten Daten auffällt ist, daß die günstigste Verschüttungstiefe der Atemwege (ohne Auftriebshilfe) über der durchschnittlichen (mit Auftriebshilfe) und daß die ungünstigste (mit Auftriebssystem) noch immer geringer ist die durchschnittliche (ohne Auftriebshilfe). Das klingt für mich so als ob jedes der Dummies (mit Auftriebshilfe) näher der Oberfläche war als die Dummies ohne Auftrieb). Schaut für mich nach mehr Sicherheit mit als ohne aus.

Klar ist damit nicht all das abgedeckt was die Hersteller suggerieren (vor allem den Umstand daß ich um gefunden zu werden erst auch gesucht werden muß wird man in keinem Prospekt finden ;)), aber mir scheint's ein kräftiges Indiz dafür zu sein, daß man mit Auftriebshilfe leichter gefunden wird und auch leichter geborgen wird und somit wahrscheinlich weniger lang unter dem Schnee ist.

Aber bei leichtsinnigem Verhalten kann natürlich auch diese Technik dich nicht raushauen (beim Auto haben ja auch ABS und ESP ihre Grenzen, meist sind die zwar höher als die des Fahrers aber die Physik hat noch keiner bezwungen). Aber darüber kann man wahrscheinlich noch länger diskutieren als über die statistische Signifikanz der Studie.
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Verschoben von Sicherheit-Pistenregeln nach SICHERHEITS-Ausrüstung am 19.11.2016 22:19 durch Uwe

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