Neulich im Fachgeschäft

[Commander57]

Als passionierter Schnäppchenjäger lungerte ich mal wieder in einem Sportgeschäft herum und beobachtete folgendes Verkaufsgespräch: Potentieller Käufer:" Entspricht die Größe 285 einer 42?"
Verkäufer: "Da muss ich erst nachschauen, aber nehmen Sie den Stiefel, bei dem Hersteller fallen die Größen kleiner aus." Potentieller Käufer zieht den Stiefel an und schliesst die Schnallen locker. Verkäufer:"Und?" Potentieller Käufer:"Passt!" Verkäufer:"Wir haben die Stiefel auch drastisch reduziert, wenn erst der Schnee kommt, werden sie wieder teurer!" Frau des potentiellen Käufers:"Was bedeutet eigentlich dieses Thermo Comfort?" Verkäufer:"Sie ziehen den Schuh abends für 30 Minuten an und er passt sich optimal an ihre Fussform an und behält dies auch bei!" Verkäufer verschwindet im Geschäft. Ich frage den potentiellen Käufer wie lange er schon fährt? Antwort: Seit 2 Jahren (10 Skitage). OKEEEEE! Die Frau des potentiellen Käufers wird misstrauisch. Wieso? Ich sage na ja, das Angebot ist preislich schon interessant, aber wenn sich herausstellt, das der Stiefel nicht passt und angepasst werden muss, wird es teuer. Wohin der Urlaub denn geht? Nach Norwegen, OKEEE, dann wird es richtig teuer. Der Verkäufer erscheint wieder und bringt ein Stiefelbag mit, der wäre in diesem Superpreis mit enthalten. Der potentielle Käufer mutiert zum Käufer, zahlt und verlässt mit Frau und breitem Grinsen das "Fachgeschäft".

Gruß aus dem hohen Norden

Frank, der auf Schnee wartet.

[bats2612]

Super !!!
Immer wieder schön von solchen perfekt gesschulten Wintersportfachverkäufern zu hören.
Hoffentlich hat sich das Skifahren für den Käufer nicht nach ein paar Stunden in ein Schreckenserlebniss gewandelt!
Aber hey....es geht doch nach Norwegen !!! Da hat er sicher die nötigen Groschen sich dort von einen anderen Fachberater ein Neues Schnäppchen andrehen zu lassen ! Ein Schuhbag hat er ja schon mal !!!

[Commander57]

fullquote des direkt vorangegangenen Beitrages gelöscht

Na, wenn er erstmal da ist, muss er seine mitgebrachten Lebensmittel und den Schnaps verkaufen, dann hat er genug Kohle. Dieses Land ist einfach nur teuer

[TOM_NRW]

Anpassen wird wohl keine Lösung sein. Der Schuh ist tendenziell 2 Nummern zu groß und das kann man mit Anpassen auch nicht wirklich ändern. Entweder fährt der Kunde damit (sehr viele Skifahrer sind mit zu großen Skischuhen unterwegs) oder er landet sehr schnell in irgendeiner Verkaufsplattform.

Der Verkäufer hat eigentlich alles richtig gemacht. Er ist da um zu verkaufen und um Umsatz zu generieren. Da der Kunde eindeutige Kaufsignale gesetzt hat, hat er den Abschluss durch Zugabe eines weiteren Artikels abgeschlossen und der Shop ist einen Ladenhüter los. Perfekt gelaufen für den Shop. Man kann jetzt laut schreien und ausführen, dass der Verkäufer den Kunden hätte besser beraten müssen. Scheinbar wollte dieser aber keine Beratung sondern nur das Schnäppchen und das hat er bekommen.

Ich unterscheide immer zwischen einem Berater und einem Verkäufer. Wer einen Berater will darf aber nicht in die großen Sportketten gehen und bei einem Berater (Fachhandel, Bootfitter) wird der Schuh auch tendenziell teurer.

Vergleichbare Situation wie dort im Laden haben wir hier doch auch schon sehr oft erlebt. Da gibt es Anfragen ob ein Ski oder ein Schuh passend ist und die wenigsten lassen sich wirklich beraten. Auch wenn Kunden selber von sich behaupten sich nicht von Angebotspreise und ausgewiesenen Prozenten beeinflussen zu lassen, so macht es die Masse der Kunden doch. Oder warum glaubt ihr, dass fast alle Shops immer diese dusseligen Schilder "Sale" oder "%" groß plakatieren.

JM2C

Thomas

[elypsis]

Der Verkäufer hat eigentlich alles richtig gemacht.

Grüezi us Davos

[Commander57]

Ich unterscheide immer zwischen einem Berater und einem Verkäufer. Wer einen Berater will darf aber nicht in die großen Sportketten gehen und bei einem Berater (Fachhandel, Bootfitter) wird der Schuh auch tendenziell teurer.

Im Sinne von BWL und VWL gebe ich Dir uneingeschränkt recht, aber auch bei großen Ketten sollte IMHO die Kundenbeziehung nicht an der Ausgangstür enden. Ich erkenne aus deinen Beiträgen deine Affinität zum Handel, aber dazu gehören halt Verkäufer und Kunde. Der Verkäufer hat kurzfristig seine Aufgabe erfüllt, wenn der Schuh passt; schön. Wenn nicht, wurde dem Kunden der Urlaub versaut und er ist unzufrieden. Ob er dann die Dienst des Verkäufers noch einmal in Anspruch nimmt stelle ich mal in Frage.

Gruß

Frank

[TOM_NRW]

Hi Frank,

Du hast natürlich Recht und ich bin auch immer angefressen, wenn ich solche Gespräche mitbekomme. Mein erster Kommentar sollte nur mal vor Augen führen, was der Kunde scheinbar will. Und in diesem Zusammenhang hat der "Verkäufer" alles richtig gemacht. Beim Kunden ist leider allzuoft "geiz ist geil" angesagt. Da würde eine ausführliche Beratung inkl. Analyse der Fussform, des Fahrkönnens ... nur Verwirrung stiften.

PS: Hch bin selber überhaupt nicht affin was den Handel in Deutschland angeht. Wenn es irgendwie geht (Skischuhe gehören nicht dazu) informiere ich mich vorab durch Internet oder Fachzeitschriften und kaufe dann Online.

LG Thomas

[Commander57]

Hallo Tom,

"Geiz ist geil" ist wirklich eine Pest für den (Fach)Handel und die Kunden. Ich denke aber, ich bin als Kunde lieber im Geschäft "verwirrt" als später im Urlaub.

PS: Handelsaffinität. Du hast doch mal so eine schöne Diplomarbeit geschrieben. Ging es da nicht um den Handel. Das war die Basis für meinen Schluss.

Gruß

Frank

[Uwe]

Und da machen wir uns immer so viel Arbeit mit der Beratung
Wie man sieht, geht es auch einfacher.

... und spätestens, wenn er in Norwegen seine LANGLAUFSKI anzieht, wird er merken, dass die Beratung doch nicht sooo tolle war

[TOM_NRW]

Richtig: Die gibt es auch immer noch bei Amazon zu kaufen ) War im Fachbereich Marketing & Handel, damals aber schon kontrovers. Thema: "Auswirkung der Ansiedlung von Factory Outlet Centern auf den stationären Handel - eine kritische Analyse".

Kontrovers dahingehend, dass der Handel in Deutschland seinerzeit versucht hat diese neue Vertriebsform mittels der Politik zu bekämpfen. Ich bin aber damals schon zum Schluss gekommen, dass Kaufkraftströme nicht an den Landesgrenzen abreissen und letztendlich hatte ich damals schon Recht. Zum Beispiel das geplante Outletcenter in Krefeld (Designer Outlet Krefeld DOZ) steht heute in Roermond, wenige Kilometer hinter der Grenze und ist eines der erfolgreichsten Center in ganz Europa. Auf dem Parkplatz sieht man vorwiegend deutsche Autokennzeichen. Desweiteren hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass der Handel über Produktdiversifikation, Sortimentsgestaltung und Beratung einen großen Vorteil gegenüber dieser Vertriebsform hat. Er muss sie nur wahrnehmen.

War gestern Abend kurz in Düsseldorf beim Karstadt. Das Auftreten und die Kompetenz der dortigen Verkäufer ist so unterirdisch, da werde ich geradezu gezwungen bei Amazon zu bestellen.

LG Thomas