Schuhkauf zwei Erfahrungsberichte aus Sölden

Der Weg zum richtigen Skischuh. Siehe auch Bericht TIPPS zum Skischuhkauf (inkl. Bootfitting)
zolo
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Schuhkauf zwei Erfahrungsberichte aus Sölden

Beitrag von zolo » 21.01.2011 19:18

Hallo,


ich habe mir im letzten Urlaub zusammen mit einem Kollegen neue Skischuhe gekauft.

Wir waren bei Fiegl in Sölden, im Geschäft an der Glaislachkogelbahn. Dort wurden wir gefühlt auch sehr gut beraten. Ich kann jedem nur raten sich genau zu überlegen wofür er den Stiefel eigentlich will. Die Eierlegende-Wollmilchsau gibt es einfach nicht. Wir haben uns dann beide nach langem Ringen für einen "Kompromissschuh" entschieden.

Mein Schuh
Ziele:
1. 100% Bequem um keine Schmerzen zu haben
2. eng insbesondere an der Ferse um auch sportlich Fahren zu können
3. Auch für Abseits der Piste "geeignet"

Kollege
Ziele:
1. 100% Komfort
2. Fester Sitzt auf der Piste


Wir haben dann sehr, sehr viel anprobiert. Mein Kollege hat schließlich einen Fischer Somatec genommen, einfach weil die Grundform am besten gepasst hat und uns versichert wurde die eine Druckstelle würden sie wegbekommen. Dafür wurde dann über Nacht eine Einlegesohle gefräst. Danach ist er den Schuh jeden Tag gefahren und hat ihn abends (immer kostenlos) etwas dehnen bzw. ausfräsen lassen um ihn auf 100% Bequemlichkeit zu optimieren. Dabei wurde immer nur sehr wenig am Material gearbeitet da wir ja auch eine Woche Zeit hatten. Nach 5 Tagen passte er dann und nun ist er sehr zufrieden.

Ich habe mich nach langem hin und her für einen Strolz entschieden. Der ist natürlich sehr dick und damit nicht so sportlich, in der Ferse nicht so Fest wie ein richtiger Rennschuh und nicht so Gelände optimiert wie manch anderes Modell. Den Ausschlag gegeben hat dann aber letztlich, dass ich mir für 100-150 Euro Differenz versprochen habe nie wieder Fußprobleme zu haben und jeden Tag im Urlaub zu genießen. Von meiner Fußform (sehr schmale Ferse, halbe Schuhgröße Unterschied zwischen den Füßen) hätte ich gerade noch so die Chance gehabt zu versuchen einen anderen Schuh anzupassen (so wie mein Kollege). Sollte ich sportlich damit noch eine Grenze finden (was ich nach 5 Tagen fahren bezweifel) würde ich mir dann noch einen entsprechend speziell optimierten Schuh zulegen, so der Vorsatz. Daher der reine Komfort als Entscheidungskriterium für den Rot/Schwarzen "Freeride" Schuh von Strolz.

Thermoverformbare-Einlegesohle, Schuhanpassung auf die Leisten über Nacht... Alles kein Problem und am nächsten Tag wurde der Schuh geschäumt. 12 Stunden später konnte man fahren. Daher hatte ich 5 Tage mit dem Schuh auf der Piste und habe bis auf eine kleine Stelle am Zeh wo noch mal etwas weggeschliffen wurde im Schuh keine Probleme. Das habe ich aber erst kurz vor der Abreise gemacht, da es nur ein marginales Problem war. Bei mir waren die ersten 4 Abfahrten im Strolz echt ungewöhnt, da ich vorher sehr lose im Schuh gefahren bin um alle Druckstellen zu vermeiden. Der Schuh sitzt aber wirklich sehr gut und ich brauche bis auf ganz sportlichen Abfahrten die Schnallen nur lose festzumachen. Selbst Mittags und beim Apres-Ski vergesse ich die Schnallen aufzumachen. Die Ferse sitzt auch fester als vorher. Allerdings tendiere ich jetzt mehr zu kalten Füßen und werde wohl eines Tages eine Heizeinlage nachrüsten lassen. Ich nehme an, der Fuß wird auf der Oberseite in der Durchblutung zu stark eingeschränkt. Vielleicht gibt es da ja noch etwas nach. Der Schuh selber stört mich weder beim Carven und ist im Gelände viel weicher als mein Nordica von vorher. Im gros ein guter Kompromiss.

Fazit: Es hat sich gelohnt. Skifahren war für uns beide nie so angenehm und wir haben durch den bequemen Schuh der super passt eine gefühlt bessere Kontrolle über den Ski. Nie würden wir jetzt einen Ski-Schuh außerhalb eines Skigebietes kaufen (was wir beide in Fachgeschäften beinahe getan hätten) und auch lieber für ein paar Euro mehr in einen Laden gehen wo die Beratung und die Werkstatt stimmt. Bei den Preisen macht das IMHO den Service und die Erfahrung dort nicht wett.

Philip

HerrVorragend
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Re: Schuhkauf zwei Erfahrungsberichte aus Sölden

Beitrag von HerrVorragend » 22.01.2011 09:34

thx.

Habe eine Anregung für das Forum :

Eine Liste von Bootfittern/Schuhgeschäften .
Wirklich nur die, wo eine persönliche Erfahrung vorliegt.
Vllt noch mit 2-3 Sätzen dazu,... Kernkompetenz o.ä..


Gruß Roman

Joerl
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Re: Schuhkauf zwei Erfahrungsberichte aus Sölden

Beitrag von Joerl » 22.01.2011 10:02

Das ist eine gute Idee. Ergänzent evtl. noch den Ansprechpartner im Geschäft. Könnte ja sein, dass der beste Skischuhschuster das Geschäft verlässt und somit das Wissen verloren ist.
Gruß, Johannes

chilloutski
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Re: Schuhkauf zwei Erfahrungsberichte aus Sölden

Beitrag von chilloutski » 09.03.2017 01:27

Auf der Suche nach einem Bootfitter in Sölden bin ich auf diesen schönen Artikel gestoßen, den ich gerne ergänze möchte. Mein alter Skischuh (Salomon Falcon CS) war zwar noch nicht komplett in die Jahre gekommen, aber in den 7 Jahren (und etwa 70 Skitagen) war ich nie ganz zufrieden damit. Ich habe den Schuh daheim im Sauerland gekauft (wurde auch thermo-angepasst und mit Einlegesohle aufgerüstet), war aber scheinbar schlecht beraten, da er ganze 2 Nummern (also sogar 3 Schuhgrößen) zu groß war. Dies macht sich spätestens ab Mittag bemerkbar, wenn der Fuß im Schuh zu schwimmen beginnt.

Nun war der Plan, mal eine Beratung beim "Profi" im Skigebiet zu beanspruchen. Wir waren letzte Woche vor Ort in Sölden und ich bin einfach mal bei Fiegl vorbei nachdem der Schuh Mittags wieder den Halt vermissen ließ. Nachdem ich obigen Erfahrungsbericht gelesen hatte, war ich der festen Absicht dort einen Fischer Vacuum oder einen Strolz zu erwerben. Der Preis wäre mir fast egal, Hauptsache die Ferse sitzt und der Schuh drückt nicht. Ich hatte direkt Glück, dass der Verkäufer Zeit für mich hatte und brauchte erst gar keinen Termin vereinbaren.

Erst wurde der Fuß vermessen und dann ging es los mit der Anprobe diverser Modelle und Flexe von Nordica, Tecnica und Salomon. Auf meine Frage, warum kein Fischer dabei war, sagte der Verkäufer, dass die nicht so gut zu meinem Fuß passen würden, aber ich könne gerne probieren. Und Recht hatte er. Meine Frage, ob ich ungewöhnliche Füße habe, verneinte er mit dem Hinweis, dass nur der Vorderfuß einen etwas breiteren Zehenbereich benötigt.

Lange Rede kurzer Sinn: Es ist der Nordica Speedmachine 120 geworden. Interessanterweise war dieser auch das erste Modell, welches er aus dem Regal gezaubert hat. Vermutlich auch das erste Modell, das in 30 Skijahren richtig passt. Die Zehen stoßen an, wenn ich aufrecht stehe, nicht aber in Fahrposition bei Schienbeindruck. Die Ferse sitzt richtig fest auch ohne dass ich die Schnallen zuknallen muss. Was für mich Anfangs schon sehr ungewohnt war, ist das Gefühl, das der Fuß komplett eng umschlossen im Schuh steckt. Dies aber ohne Druck- oder Scheuerstellen. Auch musste bis zum Ende der Skiwoche nichts nachgearbeitet werden. Ich habe dem Schuh noch eine maßgefertigte Sohle gegönnt. Diese wurde über Nacht gefertigt, nachdem hierfür der Fuß nochmals auf einem Scanner mit Luftkissen 3D vermessen und zusätzlich noch eine Ganganalyse gemacht wurde. Am nächsten Morgen konnte ich den Schuh incl. Sohle dann abholen. Vorher kam er aber noch in den Backofen zur Thermoanpassung. Dazu wurden an den Füßen mögliche Druckstellen mit Filz abgeklebt und dann ging es samt Zehenkappe in den "gebackenen" Schuh zum anpassen und abkühlen (Zeitaufwand ca. 30 Minuten). Und schon war es vollbracht.

Preislich alles im Rahmen. Auf den Schuh gab es 20%, somit 320 Euro zzgl. Sohle für 120 Euro. Insgesamt eine sehr professionelle gute Beratung ohne Zeit- oder Verkaufsdruck. Klare Empfehlung für den Kauf vor Ort im Skigebiet.

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